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Dazu gehören zum Beispiel die biologischen Grundlagen von Aggressivität, Angst, Freude oder Trauer, aber auch Grundlagen der Lernfähigkeit, des Sexualverhaltens und des Schmerzempfindens. Das Zusammenspiel von biologischen Prozessen und psychischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Suchterkrankungen, ist ebenso von Bedeutung.
Psychobiologie – Menschenbild, Grundannahmen & zentrales Modell
Die Grundannahmen in der Psychobiologie sind, dass körperliche bzw. biologische Prozesse zunächst die Grundlagen des psychischen Geschehens darstellen. Die physiologischen Mechanismen umfassen dabei neuronale, hormonelle und biochemische Strukturen. Daher wird die Psychobiologie auch als ein interdisziplinäres Zusammenspiel verschiedener Wissenschaftsrichtungen verstanden.
Interdisziplinär bedeutet hierbei, dass unterschiedliche Disziplinen (wie z. B. die Biologie, Medizin, Psychologie etc.) in der Forschung zusammenarbeiten.
Folgende Wissenschaftsrichtungen sind ein wichtiger Teil der Psychobiologie:
- Neurobiologie
- Physiologie
- Verhaltensbiologie
- Evolutionsforschung
- Genetik
- Molekularbiologie
- Ethnologie
Vielleicht fällt dir bei der Aufzählung auf, dass sich die Psychobiologie also – wie ihr Name schon verrät – vor allem mit den biologischen Grundlagen vom Verhalten und Erleben des Menschen auseinandersetzt. Dabei lautet ihr Menschenbild wie folgt:
- Der Mensch ist ein aktiver biologischer Organismus, dessen Verhalten fortpflanzungs- und erhaltungsrelevante adaptive Funktionen hat.
Das zentrale Modell der Psychobiologie knüpft an dieses Menschenbild an und lautet demnach:
- Die menschliche Biologie bestimmt das Verhalten.
Psychobiologie – Paradigma Psychologie
In der Psychologie gibt es fünf Hauptströmungen bzw. Paradigmen, die versuchen, menschliches Handeln zu erklären. Die Psychobiologie ist dabei eines der Paradigmen in der Psychologie. Die anderen sind:
der Behaviorismus
der Kognitivismus
Die Entstehung der Psychobiologie
Bereits zur Zeit der Gründung der Psychologie als Wissenschaft spielte die Psychobiologie eine zentrale Rolle.Sie hat ihren Ursprung im Lehrbuch "Grundzüge der Physiologischen Psychologie" von Wilhelm Wundt, welches 1874 veröffentlicht wurde. Allerdings war und ist Deutschland auf dem Gebiet der Psychobiologie kein Vorreiter.
In der anglo-amerikanischen Psychologie werden ungefähr 20 Prozent der wissenschaftlichen Aufsätze aus dem neurowissenschaftlichen Bereich von biologischen Psycholog*innen publiziert. In den deutschsprachigen Ländern sind es weitaus weniger.
Das liegt vor allem daran, dass im deutschen Sprachraum der Forschungszweig in den Jahren 1933–1945 fast völlig zerstört wurde und sich seitdem noch nicht ausreichend erholt hat. Zwar wird heutzutage wieder mehr auf diesem Gebiet geforscht, doch der anglo-amerikanische Forschungsstand konnte noch nicht ganz aufgeholt werden.
Trotzdem ist in Deutschland das Ansehen der Psychobiologie ist insgesamt wieder gestiegen. Besonders wichtig wurde sie zum Beispiel für die Eindämmung von Suchtkrankheiten. Auch das Umdenken im Gesundheitswesen hat zum Wiederaufleben der wissenschaftlichen Psychologie beigetragen. Mittlerweile wünschen sich immer mehr Ärzte und Ärztinnen sowie Patienten und Patientinnen ein ganzheitliches Konzept für Körper und Psyche.
Wenn Du mehr über die Psychologie als Wissenschaft oder die Geschichte der Psychologie erfahren möchtest, findest du hierzu weitere interessante Artikel auf StudySmarter.
Der Begriff der Psychobiologie wurde erstmals von dem US-amerikanischen Psychologen Knight Dunlap in seinem Buch "An Outline of Psychobiology" von 1914 verwendet. Er gründete die Fachzeitschrift "Psychobiology". Im Vorwort dieser Zeitschrift schrieb Dunlap, dass die Zeitschrift Forschungsergebnisse präsentieren wird, "die die Verbindung von mentalen und physiologischen Funktionen betreffen".
Aus der Psychobiologie hat sich daraus ein Teilgebiet entwickelt, der heute als Psychophysiologie bezeichnet wird.
Zum Thema Psychobiologie gehören die Begriffe und Thematiken Adaptives Verhalten, Verhaltensgenetik, Evolutionäre Anpassung, Bindungsverhalten und Vergleichende Verhaltensforschung. StudySmarter bietet dir zu jedem Thema jeweils einen weiteren Artikel zur Vertiefung deines Wissens!
Psychobiologie – Vertreter
Die wichtigsten Vertreter*innen der Psychobiologie sind:
der Zoologe Konrad Lorenz
der Zoologe und Ethnologe Nikolaas Tinbergen
der Evolutionsbiologe John Maynard Smith
der Psychologe und Physiologe Wilhelm Wundt
der Psychologe Knight Dunlap
der Kinderpsychiater John Bowlby
Sie forschten im 20. Jahrhundert zu verschiedenen Schwerpunkten und Untersuchungsgegenständen in der Psychobiologie.
Konrad Lorenz und Nikolaas Tinbergen sind die Begründer der vergleichenden Verhaltensforschung, einem wichtigen Teilgebiet innerhalb der Psychobiologie. John Maynard Smith forschte und publizierte vor allem auf dem Gebiet der evolutionären Spieltheorie, einem mathematisch geprägten Bereich der Evolutionsbiologie.
Mehr zur vergleichenden Verhaltensforschung findest du im entsprechenden Artikel auf StudySmarter!
Wilhelm Wundt gründete das erste Institut für experimentelle Psychologie und gilt als Begründer der Psychologie als eigenständige Wissenschaft. Er interessierte sich beispielsweise für die Psychophysiologie der Emotionen und ist somit ein wichtiger Bestandteil der Psychobiologie und Psychologie.
Knight Dunlap gründete das "Journal of Psychology" und war zudem Präsident der "American Psychological Association" (APA). In seinen Forschungen konzentrierte er sich auf die experimentelle Psychologie.
John Bowlby ist bekannt für sein Interesse an der kindlichen Entwicklung und für seine Pionierarbeit in der Bindungstheorie bzw. im Bindungsverhalten.
Die APA ist ein großer nordamerikanischer Fachverband für Psychologie, eine wissenschaftliche Gesellschaft und eine berufliche Interessenvertretung. Die APA beschreibt ihre Aufgabe darin, die Gewinnung, Verbreitung und Anwendung psychologischer Erkenntnisse zu fördern, um der Gesellschaft einen Mehrwert zu bieten.
Untersuchungsgegenstände der Psychobiologie
Die Psychobiologie lässt sich in sechs Bereiche mit unterschiedlichen Schwerpunkten und verschiedenen Herangehensweisen unterteilen. Diese Teilbereiche lassen sich allerdings nicht vollkommen voneinander abgrenzen, da es oftmals zu Überschneidungen kommt:
Unterkategorie | Herangehensweise |
Physiologische Psychologie |
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Psychopharmakologie |
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Neuropsychologie |
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Psychophysiologie |
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Kognitive Neurowissenschaft |
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Vergleichende Psychologie |
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Forschung und Methodik der Psychobiologie – Beispiele
Früher basierten die meisten Erkenntnisse der Psychobiologie lediglich auf Beobachtungen, denn es gab lange kein geeignetes Werkzeug für die Erforschung eines lebenden Gehirns. Jedoch konnte man schon damals ein paar wichtige Erkenntnisse festhalten:
Es konnte schon früh festgestellt werden, dass die linke Gehirnhälfte für die rechte Körperhälfte zuständig ist und umgekehrt. Es wurde beispielsweise beobachtet, dass bei einer Verletzung des Gehirns auf der einen Seite, jeweils die andere Hälfte des Körpers unter Lähmungserscheinungen oder Taubheitsgefühlen litt.
Heute können Wissenschaftler*innen in der Psychobiologie einzelne Botschaften von Neuronen entschlüsseln und analysieren. Dazu wird das Gehirn chemisch, elektrisch oder magnetisch stimuliert und die Auswirkungen beobachtet. Man bedient sich dafür mehrerer Methoden:
- Untersuchungen und Behandlungen an Menschen
- Tierversuche
- Nicht-invasive Untersuchungsmethoden
Mikroskopische Methoden
Zur Untersuchung des Aufbaus und der Funktionen des Nervensystems gibt es in der biologischen Psychologie mehrere mikroskopische Methoden:
- die Lichtmikroskopie
- die Elektronenmikroskopie
- die Fluoreszenzmikroskopie
- die Zwei-Photonen-Mikroskopie
Mithilfe der Lichtmikroskopie kann man in vielen Fällen synaptische Systeme oder Membranstrukturen sichtbar machen. Bei der Fluoreszenzmikroskopie werden dem Gewebe, das betrachtet werden soll, Chemikalien zugeführt, die sich an einzelne Moleküle der Nervenzelle binden können. Diese Chemikalien strahlen ein Licht aus, das mit Hilfe von ultraviolettem Licht sichtbar wird. Dadurch leuchten die entsprechenden Gewebe und einzelne Gewebestrukturen können leicht unterschieden werden. Die Zwei-Photonen-Mikroskopie macht es möglich, einzelne biochemische Abläufe in einer Zelle erkennbar zu machen. Auf dem folgenden Bild siehst du ein Fluoreszenzmikroskop im Gebrauch:
Färbemethoden
Färbemethoden dienen dazu, das Mikroskopieren zu erleichtern, in dem Gewebe oder Zellen sichtbar gemacht werden. Sie werden verwendet, damit dann die einzelnen Elemente des Nervensystems nach dem Einfärben voneinander abgegrenzt werden können. Die wichtigsten Färbemethoden sind die Golgi-Färbung und die Nissl-Färbung.
- Golgi-Färbung: Mit der Golgi-Färbung kann eine Zelle durch das Anfärben mit bestimmten Silbersalzen in ihrer Gesamtheit sichtbar werden.
- Nissl-Färbung: Die Nissl-Färbung hilft dabei, den Durchmesser eines Zellkörpers oder die genaue Menge der Nervenzellen zu bestimmen, weil sie meistens nur den Zellkörper färben kann.
Bildgebende Verfahren
In der Psychobiologie finden auch bildgebende Verfahren Verwendung, also solche Verfahren, die am Ende ein Bild produzieren. Die wichtigsten Verfahren sind die Magnetoenzephalographie (MEG), die Elektroenzephalografie (EEG) und die Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT). Diese Verfahren ermöglichen es, Bilder von verschiedenen Bereichen des Gehirns zu machen, ohne den Körper dafür verletzen zu müssen.
Forschungsziele Psychobiologie
Das Verhalten und mentale Prozesse im Hirn werden in der Biopsychologie in Form eines adaptiven Prozesses erforscht. Damit ist ein Zustand der stetigen Weiterentwicklung gemeint. Verschiedene psychobiologische Aspekte bzw. Faktoren sind Teil der Forschungen:
Phylogenetische Faktoren
Ontogenetische Faktoren
Epigenetische Faktoren
Phylogenetische Faktoren
Die Phylogenetik erforscht die Verwandtschaftsgrade zwischen verschiedenen Spezies in der Geschichte der Welt, indem Ähnlichkeiten der DNA untersucht werden. Mit der Phylogenetik kann man erkennen, welche Spezies gemeinsame Vorfahren haben. Man erfährt außerdem, ab wann sie sich voneinander unterscheiden. Die Erforschung der phylogenetischen Stammbäume war also ein notwendiges Werkzeug, um den Verlauf der Evolution zu erklären.
Phylogenetische Faktoren sind von großer Bedeutung, denn das Verhalten des Menschen ist stark von den evolutionären Errungenschaften seiner Vorfahren geprägt. Das Verhalten der Vorfahren war ein entscheidender Faktor, der das Überleben des Menschen ermöglichte.
Ontogenetische Faktoren
Die Ontogenese beschreibt die Entwicklung eines Organismus ab dem Zustand eines Embryos. Es werden dabei alle Phasen des Lebens beleuchtet. Die menschliche Fähigkeit, bestimmte Verhaltensweisen zu entwickeln, beginnt bereits im Fötenstatus. Sie bleibt durch die Interaktionen mit dem Umfeld auch lebenslang erhalten.
Epigenetische Faktoren
Die Epigenetik beschäftigt sich damit, wie externe Umwelteinflüsse die Genexpression beeinflussen. Man nimmt an, dass es bestimmte Lebensphasen gibt, in denen mehr Veränderungen der Neuronen bzw. Gehirnzellen passieren. Das hat wiederum Konsequenzen auf das Verhalten oder Lernen.
Der Begriff Genexpression stammt aus der Biologie und bezeichnet den Vorgang, bei dem die genetische Information zum Ausdruck kommt und in Erscheinung tritt. Neuronen sind elektrische erregbare Zellen, die Informationen aufnehmen, verarbeiten und weitergeben.
Psychobiologie - Das Wichtigste
- Die Psychobiologie untersucht das Zusammenspiel vom Gehirn und dem Verhalten. Dazu gehören zum Beispiel die biologischen Grundlagen von verschiedenen Gemütsbewegungen, aber auch die Grundlagen der Lernfähigkeit, des Sexualverhaltens und des Schmerzempfindens.
- Man geht in der Psychobiologie davon aus, dass diese körperlichen bzw. biologischen Prozesse die Grundlagen des psychischen Geschehens darstellen.
- Die Psychobiologie lässt sich in folgende sechs Bereiche unterteilen:
- physiologische Psychologie
- Psychopharmakologie
- Neuropsychologie
- Psychophysiologie
- kognitive Neurowissenschaft
- Vergleichende Psychologie
- Heute können Wissenschaftler*innen in der Psychobiologie einzelne Botschaften von Neuronen entschlüsseln und analysieren. Hierzu wird das Gehirn chemisch, elektrisch oder magnetisch stimuliert, um anschließend die Auswirkungen beobachten zu können. Dazu gibt es mikroskopische Methoden, Färbemethoden und bildgebende Verfahren.
Nachweise
- Abb. 1 - 1: Ein aufrechtes Fluoreszenzmikroskop by Masur (https://pl.wikipedia.org/wiki/Wikipedysta:Masur) licensed under GNU Free Documentation License (https://www.gnu.org/licenses/fdl-1.3.html)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Psychobiologie
Was bedeutet psychobiologisch?
Psychobiologisch bedeutet, den Zusammenhang zwischen Gehirn und Verhalten betreffend.
Was kennzeichnet die Psychobiologie?
Folgende Annahme kennzeichnet die Psychobiologie: Dass die biologischen Prozesse die Grundlagen des psychischen Geschehens darstellen. Die physiologischen Mechanismen umfassen dabei neuronale, hormonelle und biochemische Strukturen. Die Psychobiologie kann man daher als ein interdisziplinäres Zusammenspiel verschiedener Wissenschaftsrichtungen bezeichnen.
Was ist allgemeine und biologische Psychologie?
Die allgemeine Psychologie ist die Beschäftigung mit den Phänomenen des menschlichen Erlebens und Verhaltens. Die biologische Psychologie ist ein Teilgebiet davon und zieht zur Erklärung jener Phänomene physiologische Prozesse heran.
Was kennzeichnet die Allgemeine Psychologie und die Biopsychologie?
Die Herangehensweise kennzeichnet die allgemeine Psychologie und die Biopsychologie: Sie nutzen naturwissenschaftliche und experimentelle Methoden.
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