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Das Laborexperiment stellt einen ausgewählten Ausschnitt aus der Natur dar, der für sich allein und gesondert betrachtet wird. Der Rest der Umwelt außerhalb des Experiments wird als Umgebung bezeichnet. Zwischen dem System (dem ausgewählten Ausschnitt) und der Umwelt befindet sich die Systemgrenze.
Definieren kann man ein Laborexperiment also so:
Ein Laborexperiment untersucht kausale Zusammenhänge. Es beobachtet, wie sich das System durch Einwirkungen von der Umwelt außerhalb des Systems verändert.
Laborexperimente - Wichtige Faktoren
Für ein Laborexperiment gelten die drei Kerngütekriterien der Validität, Objektivität und Reliabilität. Abbildung 1 gibt Dir einen ersten Überblick über diese Gütekriterien.
Abbildung 1: Übersicht der wichtigsten Faktoren für ein Laborexperiment
Validität von Laborexperimenten
Mit der Validität drückt man die Gültigkeit einer Messung aus. Eine Messung verfügt über eine hohe Validität, wenn tatsächlich das gemessen wird, was gemessen werden soll. Das bedeutet, dass etwa unnötige Fragen, die mit dem zu untersuchenden Thema nicht zu tun haben, bei Seite gelassen werden. Vereinfacht zeigt Dir dieses Beispiel, was damit gemeint ist:
Möchte man herausfinden, wie wichtig Menschen ihre Haustiere sind, dann sollten bei einer Befragung auch Fragen zu ihren Haustieren gestellt werden und nicht zu ihrer Meinung zu Kindererziehung.
Die Validität legt besonderen Wert auf den Inhalt und die Subjektivität eines Experiments.
Es gibt mehrere Arten von Validität, die bei Laborexperimenten eine Rolle spielen. Im folgenden Abschnitt lernst Du die wichtigsten Arten kennen. Bei Experimenten finden die interne und externe Validität am meisten Beachtung.
Interne Validität
Die interne Validität beschäftigt sich mit dem, was innerhalb der Messung die Validität beeinflussen kann. Dabei werden Störvariablen identifiziert und bewertet. Ein Beispiel für interne Validität findet sich um Schulalltag:
Von einer hohen internen Validität spricht man, wenn Schüler*innen im Unterricht oder während einer Prüfung nicht durch andere Mitschüler*innen abgelenkt werden. Findet neben einem Klassenzimmer, in dem eine Mathe-Arbeit geschrieben wird, zum Beispiel Musikunterricht statt und die Musik lenkt die Schüler*innen ab, liegt eine niedrige interne Validität vor.
Störvariablen sind Einflüsse, die die Datenerhebung beeinflussen. Sie werden nicht in die Beobachtung aufgenommen, beeinflussen aber dennoch die Messung. Zum Beispiel ist das Ablenken anderer Versuchspersonen während einer Befragung eine Störvariable.
Externe Validität
Die externe Validität beschäftigt sich damit, ob die Ergebnisse eines Versuchs auch bei der Untersuchung anderer Personen oder unter anderen Umständen zu treffen. Ergebnisse haben also auch in der Realität eine universelle Gültigkeit. Ein Beispiel wären hierbei Produkttests:
Proband*innen sollen während eines Versuchs einen Küchenmixer bewerten. Fällt die Bewertung des Mixers nicht nur während dieses Versuchs, sondern auch bei der Anwendung zu Hause und im Alltag gleich aus, dann liegt eine externe Validität vor.
Du möchtest noch einmal die Begriffe zum Thema "Psychologische Forschung" wiederholen? Dann kannst Du gern die dazugehörige Erklärung lesen!
Weitere Faktoren der Validität
Im Folgenden geht es vor allem um die Übertragbarkeit als Faktor. Das heißt, dass Ergebnisse auch unabhängig von einer bestimmten Dauer oder bestimmten Situationen gültig sein sollten. Hier findest Du weitere Faktoren der Validität:
Faktoren der Validität | Erklärung |
Zeitlicher Faktor / zeitliche Übertragbarkeit |
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Populationsfaktor / Übertragbarkeit auf Population |
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Situationsfaktor / situationsabhängige Übertragbarkeit |
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Objektivität
Bei der Objektivität geht es darum, dass Mess- und Untersuchungsergebnisse unabhängig von individuellen Rahmenbedingungen sein müssen. Bei Untersuchungen muss eine objektive Beurteilung, ohne den Einfluss von Vorwissen und Vorurteilen, getroffen werden. Die Objektivität kann in zwei Arten unterteilt werden: interindividuell oder intraindividuell.
Arten der Objektivität | Erklärung |
Interindividuelle Objektivität |
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Intraindividuelle Objektivität |
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Hohe interindividuelle Objektivität bedeutet, dass mehrere Forscher*innen auf das gleiche Ergebnis kommen. Bei niedriger interindividuellen Objektivität kommen nur wenige der beteiligten Forscher*innen zu dem gleichen Ergebnis.
- Bei der niedrigen intraindividuellen Objektivität, reicht es aus, wenn einer der Beteiligten aufgrund von negativen emotionalen Einflüssen auf andere Ergebnisse kommt.
- Bei der hohen intraindividuellen Objektivität genügt es, dass alle Beteiligten auf das gleiche Ergebnis, unabhängig von persönlichen Empfindungen, kommen.
Reliabilität
Reliabilität ist ein Gütekriterium, das die Zuverlässigkeit von Messungen statistisch erhebt. Ein statistischer Messwert gilt dann als reliabel, wenn eine besonders hohe Messgenauigkeit von Messinstrumenten oder Ergebnissen vorliegt. Das bedeutet: Eine Messung ist verlässlich, wenn sie unter den gleichen Bedingungen (Ort, Messzeitpunkt, Situation, Messinstrument) zum gleichen Ergebnis kommt. Das folgende Beispiel veranschaulicht dies:
An einer Grundschule sollen die Schulleistungen von Zweitklässler*innen gemessen werden. Diese Messung wird stets durch standardisierte Tests und immer im letzten Monat des Schuljahres durchgeführt. Dadurch verfügen alle Beteiligten über den gleichen Bildungsstand. Die Bedingungen sind also die gleichen, womit eine hohe Reliabilität besteht.
Mehr zu den gerade vorgestellten Gütekriterien findest Du hier: "Gütekriterien Psychologie". Viel Spaß beim Lesen und Lernen!
Laborexperimente - Vorteile und Nachteile
Sind Laborexperimente immer die beste Wahl, um verschiedene Fragestellungen zu untersuchen? Um das zu beurteilen, lernst Du im Folgenden die Vor- und Nachteile von Laborexperimenten kennen.
Vorteile von Laborexperimenten | Nachteile von Laborexperimenten |
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Die Abbildung 2 gibt Dir noch einmal einen Überblick über die Vor- und Nachteile.
Abbildung 2: Vergleich Laborexperiment und Feldexperiment
Laborexperimente in der Psychologie – Ein Beispiel
Ein typisches Beispiel für ein Laborexperiment in der Psychologie ist das 1960 durchgeführte Milgram Experiment. Hier wurde die Bereitschaft zum Gehorsam gegenüber Autorität untersucht. Dieses Experiment wurde an der Yale University von Stanley Milgram durchgeführt.
Aufbau des Experiments
Die Versuchspersonen sollten folgende Kriterien erfüllen: männlich, zwischen 20 und 50 Jahre alt und keine Schüler oder Studenten.
Die Probanden wurden von Milgram für das Experiment in vier Gruppen und drei Alterskategorien eingeteilt. Im folgenden Abschnitt lernst Du den Aufbau des Experiments genauer kennen.
- Der Versuchsaufbau bestand aus dem Probanden, der die Rolle eines "Lehrers" übernahm und aus einem "Schüler".
- Der Schüler war ein 47 Jahre alter Mann.
- Am Anfang des Experiments wurde der Schüler für den Probanden sichtbar an ein Gerät, das dem Schüler Stromschläge verpassen konnte, angebunden.
- Nun sollte der Proband als Lehrer dem Schüler 30 Wortpaare beibringen, die anschließend abgefragt wurden.
Durchführung des Experiments
Bei einer falschen Antwort sollte der Lehrer durch einen Knopfdruck dem Schüler zur Bestrafung einen Stromschlag verpassen. Den Teilnehmern war jedoch nicht klar, dass der Schüler über das Experiment Bescheid wusste und keine wirklichen Stromschläge erhielt. Die weitere Durchführung lief folgendermaßen ab:
- Die Stromschläge wurden in 30 Stufen geteilt. Dabei wurde die Stärke zwischen 15 Volt und 450 Volt unterschieden.
- Die gespielte Reaktion des Schülers änderte sich je nach der Stärke des gegebenen Stromstoßes.
- Bis Stufe 17 reagierte der Schüler gar nicht oder kaum.
- Ab Stufe 18 begann der Schüler qualvoll zu schreien.
- Ab Stufe 20 bat der Schüler mit Nachdruck darum, dass das Experiment beendet werden solle.
- Auf Stufe 21 (315 Volt) wollte der Schüler keine Antwort mehr geben.
- Auf Stufe 22 (330 Volt) schrie er noch einmal laut auf.
- Danach kam es zu keiner Reaktion mehr.
- Die weitere Bestrafung fand von da an bei jedem Verweigern der Antworten in einem 10-Sekunden-Rhythmus statt.
- Der Versuchsleiter sollte den Probanden mit vier standardisierten Sätzen davon überzeugen, den Versuch fortzusetzen: "Bitte fahren Sie fort!", "Das Experiment erfordert, dass Sie weitermachen!", "Sie müssen unbedingt weitermachen!", "Sie haben keine Wahl, sie müssen weitermachen!"
- Es gab zwei Möglichkeiten, nach denen das Experiment beendet wurde: 1. Wenn sich der Proband dreimal, auch nach Aufforderung, weigerte, den Anordnungen Folge zu leisten. 2. Wenn der Proband dem Schüler dreimal den höchsten Stromschlag gab.
- Das Milgram-Experiment wurde mit vier unterschiedliche Variablen durchgeführt.
Diese vier Variablen waren jeweils:
- Schüler und Proband befanden sich in unterschiedlichen Räumen und der Proband konnte den Schüler weder sehen noch hören.
- Schüler und Proband befanden sich in unterschiedlichen Räumen und der Proband konnte den Schüler hören.
- Schüler und Proband befanden sich im selben Raum.
- Auch in diesem Fall hielten sich Schüler und Proband gemeinsam im selben Raum auf. Dem Schüler wurde aber nur dann ein Stromstoß verpasst, wenn er seine Hand dafür auf einer Schockplatte ablegte. Ab 150 Volt weigerte sich der Schüler, dies zu tun und der Versuchsleiter forderte den Probanden auf, die Hand des Schülers auf die Schockplatte zu legen.
Im Folgenden findest Du eine Tabelle, die den Ablauf der einzelnen Versuchsaufbauten erklärt. Jeder Versuch führte zu verschiedenen Ergebnissen.
Variable | Ergebnis |
| 65 % der Probanden hörten auf die Befehle des Versuchsleiters und gaben Stromstöße bis zur höchsten Stufe. |
| 63,5 % der Probanden gehorchten den Befehlen des Versuchsleiters und gaben Stromstöße bis zur höchsten Stufe. |
| 40 % der Probanden hörten auf die Befehle des Versuchsleiters und gaben Stromstöße bis zur höchsten Stufe. |
| 30 % der Probanden gehorchten den Befehlen des Versuchsleiters und gaben Stromstöße bis zur höchsten Stufe. |
Auch der Versuchsleiter wurde im Laufe späterer Experimente gewechselt.
Das folgende Bild zeigt Dir noch einmal anschaulich, wie das Experiment in Versuchsaufbau 1 aussah.
Abbildung 3: Darstellung von Experiment 1
Ergebnis des Experiments
Das Experiment, das den Einfluss von Autorität untersuchen sollte, zeigte auf, dass sich die meisten Probanden stark durch die Aufforderung einer Autoritätsperson beeinflussen ließen, selbst wenn ihr Handeln dabei einer anderen Person Schaden zufügte.
Dieses Experiment stellt vom Grundprinzip ein typisches Laborexperiment dar. Es findet in einer abgekapselten und kontrollierbaren Umwelt statt. Das bedeutet, dass eine hohe Objektivität vorliegt. Außerdem kann der Einfluss verschiedener Variablen auf das Messergebnis beobachtet werden. Das Experiment verfügt also ebenfalls über eine hohe Reliabilität.
Kritik am Milgram-Experiment kam vor allem aufgrund folgender Punkte auf:
- Mangelnde Repräsentativität:Da die Probanden nicht zufällig ausgewählt wurden, ließe das Ergebnis keine Schlüsse auf die gesamte amerikanische Bevölkerung zu.
- Fehlende Realitätsnähe:Da es sich nicht um einen echten Lehrer, sondern lediglich um einen Versuchsleiter, handelte, wird angezweifelt, wie überzeugend die Situation tatsächlich dargestellt wurde.
- Beeinflussung der Probanden:Das Bewusstsein, an einem Test teilzunehmen, beeinflusse die Einstellung der Probanden. Ebenso hätten die Erwartung des Versuchsleiters eventuell unbewusst Einfluss auf das Verhalten der Teilnehmer.
Laborexperimente in der Marktforschung
Laborexperimente in der Marktforschung bestehen meist aus Fragebögen oder verschiedenen Tests. In letzteren wird den Proband*innen meist ein Produkt vorgelegt. Anschließend wird ihre Reaktion darauf getestet.
Das kann für die Proband*innen bewusst ablaufen, beispielsweise bei Geschmackstests:
Bei der Durchführung eines Geschmackstests von Kaugummi erfolgt die Bewertung des Geschmacks anhand einer Skala.
Es kann aber auch unbewusst getestet werden, wie zum Beispiel bei Beobachtungen:
Proband*innen bekommen ein Video vorgespielt und ihre Reaktion darauf wird (ohne, dass die Proband*innen dies mitbekommen) beobachtet und dann anhand von Gestik und Mimik ausgewertet und beurteilt.
Laborexperimente in der Marktforschung dienen vor allem dazu, zu untersuchen, welche Produkte bei Kund*innen beliebt sind oder nicht gut ankommen. Außerdem helfen Fragebögen und Tests, um herauszufinden, was an bereits bestehenden Produkten verbessert werden kann.
Primärforschung
Die Primärforschung (auch primäre Marktforschung genannt) ist eine empirische Forschungsmethode, die genutzt wird, um Daten zu erfassen, die bisher noch nicht erhoben wurden. Es wird also eine Forschungsfrage formuliert, die dann durch neu gewonnenen Daten beantwortet werden soll. Dies dient in der Marktforschung vor allem dazu, um aktuelle und zukünftige Markttendenzen zu erkennen. Ein Beispiel hierfür findet sich bei der Erforschung von Kauftendenzen bei neuen Technologien:
Kommt eine neue Technologie auf den Markt, beispielsweise Virtual Reality Brillen, so lässt sich das Kaufverhalten noch nicht genau voraussagen, da zu diesem neuen Produkt noch keine Befragungen durchgeführt wurden. Möchte man also diese Kauftendenz der Bevölkerung durchführen, müssen neue Daten erfasst werden, die sich zum Beispiel mit dem Interesse der Bevölkerung an Virtual Reality Brillen auseinandersetzt.
Laborexperimente - Das Wichtigste
- Ein Laborexperiment ist eine vom Menschen erstellte Versuchsanordnung.
- Im Gegensatz zu einem Feldexperiment, kann in das Experiment eingreifen werden.
- Für ein Laborexperiment gelten die drei Kerngütekriterien Validität, Objektivität und Reliabilität.
- Ein sehr bekanntes Beispiel für ein Laborexperiment ist das Milgram Experiment aus den 1960ern.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Laborexperimente
Was macht ein Laborexperiment aus?
Ein Laborexperiment macht aus, dass es in einem kontrollierbaren Umfeld stattfindet. Außerdem gelten bei einem Laborexperiment die drei Kerngütekriterien Validität, Objektivität und Reliabilität.
Was ist Laborforschung?
Die Laborforschung ist die Durchführung einer Befragung, einer Beobachtung oder eines Experiments.
Was ist ein echtes Experiment?
Ein echtes Experiment ist ein Experiment mit einer zufälligen Zuordnung von Versuchspersonen zu den Experimental- und Kontrollgruppen. Versuchsobjekte werden nicht nach vorhandenen Eigenschaften ausgewählt.
Wie funktioniert ein psychologisches Experiment?
Ein psychologisches Experiment funktioniert, indem ein*e Teilnehmer*in freiwillig aufgrund einer psychologischen Instruktion bestimmte Aufgaben erfüllen soll. Das kann beispielsweise unter künstlichen Bedingungen in einem Labor stattfinden. Im Gegensatz bildet bei naturwissenschaftlichen Experimenten meistens ein Objekt den Forschungsgegenstand.
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