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Bei Laborbedingungen handelt es sich um Situationen, die in einer künstlichen Umgebung stattfinden, um störende Einflüsse zu verhindern, die das Experiment beeinflussen könnten. Dabei sorgen standardisierte Voraussetzungen dafür, dass alle Versuchspersonen die gleichen Bedingungen innerhalb des Experiments erfahren.
Die Analyse psychologischer Experimente
Für eine Analyse eines psychologischen Experiments müssen einige Vorkenntnisse über den Aufbau, Vorgehen sowie Kriterien der Experimente bekannt sein.
Ein psychologisches Experiment ist die Beobachtung von zuvor geplanten Versuchssituationen unter der Einhaltung wissenschaftlicher Standards. Dabei werden verschiedene Variablen verändert, um die Auswirkungen auf die Versuchspersonen zu untersuchen. Es wird versucht, störende Einflüsse von außerhalb zu verhindern.
Bei der Analyse eines psychologischen Experiments wird das Untersuchungsdesign betrachtet. Ein Untersuchungsdesign ist der finale Aufbau eines Experiments. Dieser wird analysiert und durch verschiedene Fragen genau untersucht:
- Was sollte untersucht werden?
- Wie war das Experiment aufgebaut?
- War das Experiment ein Feldversuch oder fand es im Labor statt?
- Wer führte das Experiment durch?
- Wie viele und welche Menschen nahmen teil?
- Wann fand das Experiment statt?
- Auf welcher Fragestellung basierte das Experiment?
- Was war die unabhängige Variable des Experiments?
- Was war die abhängige Variable des Experiments?
- Gab es eine Experimental- und eine Kontrollgruppe?
Was die verschiedenen Begriffe bedeuten und welchen Einfluss sie auf die psychologischen Experimente haben, erfährst du im weiteren Verlauf des Textes.
Bei der Analyse eines Experiments ist es wichtig zu beachten, dass nicht immer alle Aspekte ausgewertet werden können. Zum Beispiel ist es in der Regel nicht möglich herauszufinden, ob die Wissenschaftler*innen tatsächlich nach ihrem Versuchsaufbau vorgegangen sind und ob alle wichtigen Aspekte kontrolliert wurden. Auch die Objektivität bei der Auswertung der Ergebnisse lässt sich nachträglich nicht feststellen. Aus diesem Grund müssen Experimente immer wieder wiederholt werden, um sie auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen.
Soziale Experimente
Soziale Experimente sind eine Art psychologischer oder soziologischer Forschung, die dazu dient, die Reaktionen von Menschen auf bestimmte Situationen oder Ereignisse zu untersuchen. Des Weiteren werden soziale Experimente oft dazu verwendet, Elemente von aggressivem Verhaltensweisen und sozialen oder gesellschaftlichen Vorurteilen zu betrachten. Dabei müssen folgende Kriterien erfüllt werden:
- Das Experiment untersucht einen bestimmten sozialen Ansatz.
- Die Hauptinformationsquelle ist der Standpunkt und das Wissen der Teilnehmer*innen des Experiments.
- Um ein soziales Experiment durchzuführen, teilen Wissenschaftler*innen die Teilnehmer*innen meist in zwei Gruppen auf – aktive Teilnehmer*innen (Personen, die bei bestimmten Ereignissen aktiv beteiligt sind) und Befragte (Personen, die auf das Verhalten der aktiven Teilnehmer*innen reagieren).
- Während des gesamten Experiments werden die Teilnehmer*innen beobachtet.
Voraussetzungen für psychologische Experimente
Um ein Experiment durchzuführen, das wissenschaftlichen Standards entspricht, müssen vier Aspekte beachtet werden. Dazu gehören die Reliabilität, die Kontrolle, die Planmäßigkeit und die objektive Auswertung.
Reliabilität
Die Reliabilität bezeichnet die Zuverlässigkeit und Reproduzierbarkeit eines Experiments. Darunter versteht man, dass das Experiment bei einer Wiederholung erneut das gleiche Ergebnis liefert, auch wenn es an einem anderen Ort, mit anderen Personen und anderen Wissenschaftler*innen durchgeführt wird.
Die Rahmenbedingungen des Experiments müssen dabei natürlich auch bei einem neuen Versuch eingehalten werden. Durch die Vorgabe der Reliabilität wird versucht, Zufallsergebnisse und Störfaktoren, die das Ergebnis verfälschen könnten, auszuschließen.
Planmäßigkeit
Ein psychologisches Experiment darf nicht auf Zufallsbeobachtungen basieren. Stattdessen müssen Wissenschaftler*innen die Durchführung eines Experiments genau planen und die Vorgänge systematisch beobachten.
Kontrolle
Wissenschaftler*innen müssen während ihres Experiments durchgehend die Kontrolle über die Vorgänge behalten. Nur so können mögliche Störfaktoren bemerkt und eliminiert werden.
Die objektive Auswertung
Nach der Durchführung eines Experiments müssen die gewonnenen Erkenntnisse statistisch ausgewertet werden. Dabei spielt die Objektivität der Wissenschaftler*innen eine große Rolle. Bei der Auswertung müssen die Ergebnisse objektiv zusammengefasst werden und dürfen nicht von subjektiven Eindrücken oder eigenen Meinungen beeinflusst werden.
Die folgende Tabelle bietet dir einen kleinen Überblick über die Voraussetzungen für psychologische Experimente:
Voraussetzungen | Bedeutung |
Reliabilität | Vorgehensweisen produzieren bei Messwiederholungen die gleichen Ergebnisse. |
Planmäßigkeit | Genaue Vorbereitung auf das Experiment, keine Zufallsbeobachtungen |
Kontrolle | Überwachung des Experiments zur Vermeidung von beeinflussenden Störfaktoren |
Objektive Auswertung | Unabhängigkeit der Forschenden während des gesamten Forschungsprozesses und der Auswertung der Ergebnisse |
Das Beispiel veranschaulicht Dir den Inhalt der Tabelle noch einmal ganz genau:
Ein psychologisches Experiment, das all diese Voraussetzungen erfüllt, ist unter anderem der Marshmallow-Test von Walter Mischel. Dabei wurde versucht, die Impulskontrolle und den Belohnungsaufschub bei vierjährigen Kindern zu untersuchen.
Dafür wurde den Kindern mitgeteilt, dass sie von der Versuchsleitung ein Marshmallow bekommen würden, wenn sie eine Glocke läuten und die Versuchsleitung somit zurück in den Raum rufen. Wenn sie jedoch warten, bis die Versuchsleitung selbst zurückkehrt, würden sie sogar zwei Marshmallows erhalten. Dieser Zeitraum betrug etwa 15 Minuten.
Diese Vorgehensweise wurde präzise dokumentiert und unter Laborbedingungen durchgeführt, um die Planmäßigkeit zu erreichen. Auch in der Zeitspanne, in der sich die Versuchsleiter*innen außerhalb des Versuchsraums befanden, behielten sie stets die Kontrolle über alle Vorgänge. Dadurch kommt die wichtige Voraussetzung der Reliabilität zustande. Bis heute wurde dieser Versuch mehrfach reproduziert, unter anderem mit Tieren als "Versuchspersonen".
Das Ergebnis dieses Experiments lautete, dass die Kinder in der Regel etwa sechs bis zehn Minuten warteten, bevor sie die Glocke läuteten. Dieses Ergebnis wurde durch statistische Auswertungen erlangt, sodass objektiv eine Streuung um diese Mittelwerte festgestellt werden konnte. Nach diesem Experiment erfolgten noch zahlreiche Nachuntersuchungen durch Walter Mischel.
Die abhängigen und unabhängigen Variablen psychologischer Experimente
Bei wissenschaftlichen Experimenten spricht man in der Regel von der Untersuchung von abhängigen und unabhängigen Variablen.
In einem psychologischen Experiment stellen die Variablen unterschiedlich starke Merkmalsausprägungen dar. Beispiele für Variablen können Intelligenz, Alter oder verschiedene Persönlichkeitsmerkmale von Menschen sein, aber auch Aspekte wie Geräusche oder Verhalten.
In einem Experiment wird immer eine abhängige und eine unabhängige Variable beobachtet. Die abhängige Variable wird daraufhin untersucht, ob sie von der unabhängigen Variable beeinflusst wird. Durch diese Abhängigkeit kommen auch die Namen der Variablen zustande.
Die unabhängige Variable wird in einem psychologischen Experiment von den Wissenschaftler*innen beeinflusst, um einen Zusammenhang mit der abhängigen Variable zu überprüfen. Ein Beispiel hierfür kann Temperatur sein, die verändert wird, um das Befinden der Menschen beim Experiment zu überprüfen.
Die abhängige Variable bezeichnet den Aspekt, der von den Wissenschaftler*innen untersucht wird. Es wird hier beobachtet, ob dieser Faktor von der unabhängigen Variable beeinflusst wird und ob die unabhängige und die abhängige Variable miteinander in Zusammenhang stehen. Ein Beispiel für eine abhängige Variable kann die Stimmung der Menschen sein, die sich durch eine Veränderung der Temperatur ebenfalls verändern kann.
Psychologische Experimente – Beispiele
Die abhängige Variable kommt durch eine oder mehrere unabhängige Variablen zustande. Die abhängige Variable ist eine Reaktion auf die unabhängige Variable. Das folgende Beispiel zeigt dir noch einmal deutlich, was mit "unabhängige und abhängige Variable" gemeint ist und wie sich diese beiden Variablen beeinflussen:
Das Eiswasser-Experiment fand 2003 statt und verdeutlicht den Zusammenhang zwischen Schmerz und sozialer Unterstützung.
In diesem Experiment mussten Studierende ihre Hand für etwa drei Minuten im Eiswasser halten und dabei alle 20 Sekunden die Intensität des Schmerzes angeben. Dieser Vorgang wurde sowohl allein mit der Versuchsperson durchgeführt, als auch mit einem/einer Freund*in oder einer tröstenden fremden Person.
Die unabhängige Variable ist in diesem Versuch der soziale Kontakt. Dieser Faktor wurde im Experiment verändert. Dabei wurden die Unterschiede bei der abhängigen Variable betrachtet.
Die abhängige Variable stellt hierbei den Schmerz dar. Dieser verändert sich nach dem subjektiven Empfinden der Versuchsteilnehmer*innen, je nachdem, welche unabhängige Variable vorliegt.
Das Ergebnis dieses Experiments lautete, dass die Studierenden weniger Schmerzen empfanden, wenn sie von einer anderen Person begleitet wurden, als wenn sie allein waren. Dementsprechend besteht ein Zusammenhang zwischen der abhängigen und der unabhängigen Variable.
Das Ergebnis eines psychologischen Experiments kann auch zum Vorschein bringen, dass die beiden Variablen nicht miteinander in Verbindung stehen. In diesem Fall muss im Experiment darauf untersucht werden, ob sogenannte Störfaktoren die Beobachtungen beeinflusst haben.
Beispielsweise kann eine Depression des Menschen dazu führen, dass die Temperatur keinen Einfluss auf die Stimmung erwirken kann. Um entsprechende Störfaktoren auszuschließen, wird in der Regel mit Experimental- und Kontrollgruppe gearbeitet.
Aspekte der Durchführung psychologischer Experimente
Die Durchführung von psychologischen Experimenten beinhaltet viele verschiedene Herausforderungen. Zudem müssen zahlreiche Vorgaben beachtet werden.
Bildung einer Hypothese
Zu Beginn eines psychologischen Experiments wird eine Hypothese aufgestellt. Dazu werden Annahmen der Wissenschaftler*innen in Aussagen umgewandelt, die auf bereits bekannten Kenntnissen und Erfahrungen beruhen. Wenn eine Hypothese erst einmal aufgestellt ist, wird sie in der Regel während des Experiments nicht mehr verändert, wie zum Beispiel:
Die Temperatur innerhalb eines Raumes beeinflusst die Stimmung einer Person.
Experimental- und Kontrollgruppe
Normalerweise bestehen Experimente aus einer Experimental- und einer Kontrollgruppe. Die Teilnehmer*innen werden dabei zufällig aus einer Gruppe von Menschen ausgewählt und erhalten dieselben Informationen über den Verlauf des Experiments.
In der Experimentalgruppe eines psychologischen Experiments wird die unabhängige Variable schließlich manipuliert, also systematisch verändert.
In der Kontrollgruppe wird dagegen kein Einfluss auf die unabhängige Variable genommen. Wenn sich die Ergebnisse der Experimentalgruppe von den Ergebnissen der Kontrollgruppe unterscheiden, wird dies auf die unabhängige Variable zurückgeführt, solange Störfaktoren ausgeschlossen werden können.
Folgendes Beispiel hilft dir beim Verständnis:
Die Temperatur im Raum der Experimentalgruppe wird von 20 Grad auf 28 Grad erhöht. Bei der Kontrollgruppe wird die Temperatur unter denselben Bedingungen nicht verändert. Schließlich wird die abhängige Variable aus beiden Gruppen gemessen — in diesem Fall das Verhalten und die Stimmung der am Experiment teilnehmenden Menschen.
Laborversuch oder Feldversuch
Ein psychologisches Experiment kann als Labor- oder Feldversuch durchgeführt werden. Während ein Laborversuch in einem Labor beziehungsweise einem speziellen Untersuchungsraum stattfindet, werden Feldversuche in der natürlichen Umgebung der Versuchsteilnehmer*innen durchgeführt.
In der Regel ist den Versuchsteilnehmern*innen in einem Feldversuch nicht bekannt, dass sie an einem Experiment teilnehmen, sodass ihr Verhalten nicht durch dieses Wissen beeinflusst werden kann. Im Gegensatz zu einem Laborversuch kann hier jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass ungeplante Störfaktoren die Ergebnisse verfälschen.
Aus diesem Grund wird ein Feldversuch häufig eingesetzt, um Ergebnisse aus einem Laborversuch unter natürlichen Voraussetzungen in der Realität zu überprüfen.
Labor- und Feldversuch im Vergleich
Je nach Art des Versuchs gibt es verschiedene Vor- und Nachteile.
Laborversuch | Feldversuch |
- nicht ohne Weiteres auf reale Situationen anwendbar (interne Validität) | + gültig für reale Situationen (externe Validität) |
- Teilnehmende stellen nicht immer die Gesamtpopulation dar (Selektionseffekt) | + repräsentativ für eine Gesamtpopulation, insofern eine bestimmte Population untersucht werden soll |
- Beeinflussung des Verhaltens von Versuchspersonen durch Wissen über die Beobachtung | + kein Wissen über die Teilnahme an einem Versuch (niedrige Reaktivität) |
+ einfacheres Messen von Variablen | + Versuchspersonen benötigen keine Vorerfahrungen. |
+ leichte Wiederholbarkeit durch klar strukturierte Versuchsdesigns | - Hürden aufgrund von Bürokratie (z. B. Datenschutz) |
+ Störvariablen können leicht entdeckt und ausgeschaltet werden. | - Störvariablen können auftreten, die das Experiment beeinflussen. |
+ geringe Kosten | - kostenintensiv |
Die beiden Beispiele stellen Labor- und Feldversuche noch einmal gegenüber. Dieses Beispiel zeigt Dir einen Laborversuch genauer auf:
Du möchtest einen Laborversuch durchführen und versuchst, in Erfahrung zu bringen, welchen Einfluss Hunde auf das Wohlbefinden von Menschen haben. Dazu lädst du Versuchsteilnehmer*innen ein, in einem Untersuchungsraum eine anstrengende Aufgabe zu absolvieren. Zuvor und danach werden die Personen zu ihrer Stimmung und ihren Emotionen befragt.
In diesem Laborversuch löst eine Versuchsgruppe die Aufgabe ohne Anwesenheit eines Hundes, während die andere Gruppe den Hund während der Aufgabe streicheln kann. Die Variablen werden also verändert und Störvariablen von außen ausgeschlossen.
Das nächste Beispiel stellt einen Feldversuch dar:
Du möchtest einen Feldversuch durchführen und versuchst, in Erfahrung zu bringen, wie viel Prozent der Menschen ehrlich sind und gefundene Gegenstände abgeben. Aus diesem Grund platzierst du einen Geldbeutel an einer offensichtlichen Stelle und beobachtest im Geheimen, was geschieht. Alle Vorgänge werden dabei dokumentiert.
Dabei muss jedoch darauf geachtet werden, dass die Versuchsreihe nicht nur an einem Ort stattfindet, an dem tendenziell häufiger ein gefundener Gegenstand abgegeben wird. Um einen guten Durchschnitt der Gesamtpopulation zu erhalten, muss möglichst versucht werden, mit verschiedenen Gegebenheiten zu arbeiten.
Eine zusätzliche Gefahr besteht darin, dass andere Faktoren als das eigene Gefühl für Ehrlichkeit Einfluss auf den Versuch ausüben. Wenn sich eine Versuchsperson zum Beispiel durch andere Personen beobachtet fühlt, kann dies dazu führen, dass der Geldbeutel abgegeben wird, obwohl er andernfalls mitgenommen worden wäre.
Dokumentation
Über den Verlauf des Experiments müssen genaue Aufzeichnungen erfolgen. Alle Schritte müssen protokolliert werden. Dazu gehören die Hypothesenbildung, die Auswahl der teilnehmenden Menschen, der geplante Aufbau, die Durchführung und die Auswertung der Daten. Dokumentiert werden müssen auch aufgetretene Abweichungen und Störfälle. Dieser Vorgang ermöglicht und verbessert die Reproduzierbarkeit der Experimente.
Einwilligung und Information
Bei vielen Experimenten kann den Menschen zuvor nicht mitgeteilt werden, worum es in dem Versuch geht, da dies die Testergebnisse beeinflussen würde. Dennoch ist es wichtig, zuvor die Einwilligung der Personen schriftlich festzuhalten und den Versuchsteilnehmern*innen den Datenschutz zu versichern. Nach der Durchführung des Experiments müssen die Menschen zudem sofort über den tatsächlichen Sinn und Zweck des Versuchs informiert werden.
Bekannte psychologische Experimente
Im Laufe der Zeit wurden unzählige Experimente durchgeführt. Einige erlangten dabei vor allem durch ihre ethisch fragwürdigen Vorgehensweisen große Bekanntheit, andere wiederum durch ihre interessanten Ergebnisse.
Einfache psychologische Experimente
Zu einem der einfachen psychologischen Experimente gehört das Konformitätsexperiment von Asch. Dieses Experiment wurde 1951 vom Psychologen Solomon Asch durchgeführt und veröffentlicht. Das Ziel des Experimentes war, zu beobachten, wie der Gruppenzwang eine einzelne Person dahingehend beeinflusst, dass diese eine offensichtlich falsche Annahme als richtig einschätzt.
Der Aufbau des Konformitätsexperiments von Asch
Die Versuchsperson saß mit anderen Personen, von denen behauptet wurde, sie seien ebenfalls Teilnehmende des Experiments, an einem langen Tisch. Alle sollten nun beantworten, welche von drei unterschiedlich langen Linien auf einer Karte identisch mit einer dargestellten Referenzlinie sei. Die Linien unterschieden sich dabei deutlich, sodass die richtige Antwort sehr einfach zu erkennen war.
Die Personen, die mit der Versuchsperson in einem Raum waren, sollten nun in sechs Durchläufen das richtige Ergebnis nennen, während in den restlichen zwölf Durchgängen das falsche Ergebnis genannt werden sollte.
Das Ergebnis des Konformitätsexperiments von Asch
In 37 Prozent der Fälle passte sich die Versuchsperson an die Meinung der Gruppe an und nannte ebenfalls ein falsches Ergebnis. Nur ein Viertel aller Versuchsteilnehmer*innen blieb bei der eigenen Meinung und nannte das richtige Ergebnis.
In einer Kontrollgruppe, in der die anderen Personen keine falschen Ergebnisse nennen mussten, sondern sich selbst für das richtige Ergebnis entscheiden konnten, machten nur unter einem Prozent der Versuchsteilnehmer*innen Fehler.
In weiteren Versuchen dieser Art wurde schließlich deutlich, dass sich die Teilnehmenden mit steigender Gruppengröße immer mehr an die Meinung der anderen anpassen. Wenn jedoch ein/e Vertraute*r die eigene Meinung äußert, die von der Gruppenmeinung abweicht, steht auch die Versuchsperson zu ihrer eigenen Einschätzung.
Die Kritik des Konformitätsexperiments von Asch
Die Kritik bei diesem Experiment bezieht sich vor allem auf die Motivation der Teilnehmenden. Es wird von einigen Kritiker*innen davon ausgegangen, dass die Teilnehmenden ein Desinteresse aufwiesen und dementsprechend auch keine Diskussion über das Thema aufkommen lassen wollten. Es bestand demnach für die Versuchspersonen kein Bedürfnis nach einer tatsächlichen Auseinandersetzung mit den Ergebnissen.
Unethische und umstrittene psychologische Experimente
Zu einem der umstrittensten psychologischen Experimente gehört das Milgram Experiment. Dieses Experiment wurde 1961 vom Psychologen Stanley Milgram entwickelt und durchgeführt. Das Ziel dieses sozialpsychologischen Experimentes war es, herauszufinden, ob Anweisungen von Autoritätspersonen auch dann ausgeführt werden, wenn sie im Widerspruch zum eigenen Gewissen der Versuchspersonen stehen. Damit sollten die Autoritätshörigkeit und der Gehorsam der Deutschen im Nationalsozialismus untersucht werden.
Der Aufbau des Milgram Experiments
Den Versuchsteilnehmer*innen des Milgram Experiments wurde vermittelt, dass sie an einem Lernexperiment teilnehmen würden. Sie sollten dort eine "Lehrkraft" verkörpern und einem/einer "Schüler*in" bei Fehlern nach Anweisung eines "Versuchsleiters" bzw. einer "Versuchsleiterin" per Tastendruck elektrische Schläge versetzen. Die Intensität der Stromschläge wurde dabei nach jedem Fehler um 15 Volt erhöht. Der/die "Versuchsleiter*in" und der/die "Schüler*in" waren jedoch Schauspieler*innen, die die Reaktionen auf die vermeintlichen Stromschläge nur spielten. Das war den Versuchsteilnehmenden jedoch unbekannt.
Im Laufe des Experiments spielte der/die "Schüler*in" starke Schmerzen vor und bat darum, losgebunden zu werden. Ab 330 Volt reagierten die Schauspieler*innen nicht mehr und spielten eine Bewusstlosigkeit beziehungsweise den Tod vor. Wenn den Teilnehmenden Zweifel kam, wurden sie von dem "Versuchsleiter" bzw. der "Versuchsleiterin" dazu aufgefordert, weiterzumachen.
Das Ergebnis des Milgram Experiments
Im Milgram Experiment wurde festgestellt, dass 40 Prozent der Teilnehmenden trotz geäußerter Zweifel bis zur maximalen Stromstufe von 450 Volt gingen. Wenn sich der/die "Schüler*in" in einem anderen Raum befand und von den Teilnehmenden nur gehört wurde, stieg die Zahl sogar auf 62,5 Prozent an.
Damit konnte nachgewiesen werden, dass ein Großteil der Versuchspersonen ihr Verhalten stark nach den Vorgaben einer Autoritätsperson richten, auch wenn dies gegen ihre eigenen Prinzipien verstößt.
Milgram Experiment – unabhängige Variable
Beim Milgram-Experiments stellten die Anweisungen des Versuchsleiters und die Reaktionen des Schülers die unabhängigen Variablen dar. Die unabhängige Variable ist also der Impuls, der vom Versuchsleiter erzeugt wurde, um dann die Reaktion bei der Teilnehmer (abhängige Variable) zu untersuchen.
Die Kritik des Milgram Experiments
Die größte Kritik am Milgram-Experiment bezieht sich auf die unethische Herangehensweise. Milgram wird vorgeworfen, die Teilnehmenden an seinem Versuch in ein Dilemma gebracht zu haben, das zu psychischen und traumatischen Folgen führen kann und geführt hat.
Neben der ethischen Kritik über die schädlichen Auswirkungen, die die Versuchspersonen durch das Experiment zu erleiden hatten, werden dem Milgram-Experiment auch methodische Fehler vorgeworfen. Da keine zufällige Fallauswahl erfolgt war, wird dem Experiment vorgeworfen, nicht repräsentativ für eine gesamte Bevölkerungsgruppe zu sein.
Außerdem soll der Einsatz von Schauspieler*innen zu einer unechten Situation geführt haben, die nicht auf echte Situationen übertragen werden kann. Ein weiterer Kritikpunkt ist der sogenannte Hawthorne-Effekt. Dabei wird davon ausgegangen, dass die bewusste Teilnahme an einem Versuch dazu führt, dass sich die Teilnehmenden anders verhalten als im echten Leben.
Psychologische Experimente zum Nachmachen
Einige kleine psychologische Experimente kannst du auch selbstständig zu Hause durchführen. Dabei wird deutlich, wie schnell sich das menschliche Gehirn verwirren lässt und spannende Illusionen erzeugt.
Die Aristotelische Täuschung
Dieses psychologische Experiment erhielt seinen Namen, da bereits Aristoteles das Phänomen erwähnte. Dafür benötigst du als Werkzeug nur einen Stift und, wenn möglich, eine weitere Person.
- Zuerst musst du deinen Zeige- und deinen Mittelfinger überkreuzen, sodass zwischen deinen Fingerspitzen ein wenig Platz bleibt.
- Dort bewegst du oder dein*e Versuchspartner*in deinen Stift schließlich hin und her, während deine Augen geschlossen sind.
Es wird sich schließlich für dich so anfühlen, als würden zwei verschiedene Stifte deine Finger berühren. Da der Stift die beiden Außenseiten deiner Finger berührt, versucht dein Gehirn, eine Erklärung für diese unübliche Situation zu finden, indem es sich zwei Stifte vorstellt.
Die Pinocchio-Illusion
Um das Experiment der Pinocchio-Illusion durchführen zu können, benötigst du eine*n Versuchspartner*in.
- Zuerst setzt ihr euch hintereinander auf zwei Stühle, sodass ihr beide in dieselbe Richtung schaut.
- Die hintere Person berührt nun die Nase der vorderen Person mit der Fingerspitze.
- Mit der anderen Hand berührt die hintere Person nun auch ihre eigene Nase mit der Fingerspitze. Dabei müssen die Augen geschlossen bleiben.
- Nun benötigt ihr einen kurzen Moment Geduld. Die hintere Person kann zusätzlich mit beiden Fingern über die Nasen streichen, um den Prozess zu beschleunigen.
Für die hintere Person wird das Gefühl entstehen, dass die Nase sehr viel länger ist als gewohnt. Aus diesem Grund wird dieser Versuch auch als Pinocchio-Illusion betitelt. Das Gehirn hält die gleiche Berührung an zwei verschiedenen Orten für sehr unwahrscheinlich und erschafft deshalb die Illusion, dass es sich um denselben Körperteil handeln muss.
Analysen psychologischer Experimente - Das Wichtigste
- Das psychologische Experiment gehört zu den Hauptforschungsmethoden innerhalb der Psychologie.
- Psychologische Experimente finden immer geplant statt, werden durchgehend durch Forscher*innen kontrolliert, sind reproduzierbar und werden objektiv ausgewertet.
- Die unabhängige Variable eines Experiments wird beeinflusst, um einen Zusammenhang mit der abhängigen Variable zu überprüfen.
- Die abhängige Variable eines Experiments bezeichnet den Aspekt, der von den Wissenschaftler*innen darauf untersucht wird, ob ein Zusammenhang mit der unabhängigen Variable besteht.
- Bekannte psychologische Experimente:
- Einfache psychologische Experimente: Konformitätsexperiment von Asch
- Unethische und umstrittene psychologische Experimente: Milgram Experiment
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Psychologische Experimente
Was wollte Milgram durch sein Experiment herausfinden?
Das Ziel des Experimentes war es, herauszufinden, ob Anweisungen von Autoritätspersonen auch dann ausgeführt werden, wenn sie im Widerspruch zum eigenen Gewissen der Versuchspersonen stehen.
Was kennzeichnet das Experiment als Forschungsmethode in der Psychologie?
Das Experiment in der Psychologie zeichnet sich vor allem durch vier Eigenschaften aus. Es lässt sich zuverlässig wiederholen und produziert dabei immer wieder dasselbe Ergebnis. Dabei wird es immer genau geplant durchgeführt und bleibt immer unter der Kontrolle der Forscher*innen. Außerdem wird das Experiment objektiv und ohne subjektive Einschätzungen ausgewertet.
Was ist ein sozialpsychologisches Experiment?
Sozialpsychologische Experimente untersuchen Gedanken, Gefühle und Verhalten von Menschen, die durch andere Menschen oder Personengruppen beeinflusst werden.
Wer hat das Milgram Experiment durchgeführt?
Das Milgram-Experiment fand 1961 statt und wurde vom Psychologen Stanley Milgram entwickelt und durchgeführt.
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