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Maslowsche Bedürfnispyramide – Definition
Die Bedürfnispyramide beschreibt den Zusammenhang zwischen Bedürfnissen und Motivation. Nach Maslow lassen sich verschiedene Bedürfnisarten unterscheiden. Diese sind hierarchisch in einer Pyramide angeordnet. Ganz unten sind die Bedürfnisse, welche am dringendsten befriedigt werden müssen.
Die Voraussetzung, dass man nach einem höheren Bedürfnis strebt, ist die Befriedigung des niedrigeren Bedürfnisses. So strebt der Mensch erst nach Sicherheit in der eigenen Wohnung, wenn er satt und nicht mehr durstig ist, also seine physiologischen Grundbedürfnisse erfüllt sind. Einem Menschen, der nichts zu Essen und Trinken hat, verlangt noch nicht nach Wertschätzung, sondern er möchte in erster Linie sein Überleben sichern.
Der Mensch arbeitet immer dafür, das nächste Bedürfnis zu befriedigen. Dieses bestimmt dann die Arbeitsmotivation.
Die Bedürfnisse der Maslowschen Bedürfnispyramide lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Es gibt zum einen die Defizitbedürfnisse, also physiologische Bedürfnisse wie Sicherheit und soziale Wertschätzung, und zum anderen die Wachstumsbedürfnisse, die sogenannte Selbstverwirklichung.
Defizitbedürfnisse
Defizitbedürfnisse sind die grundlegendsten Bedürfnisse des Menschen.
Die Defizitbedürfnisse können nur gestillt werden, wenn der Mensch genug von diesem Gut bekommt.
Ein grundlegendes Defizitbedürfnis ist der Hunger. Wenn du genug gegessen hast, bist du satt und dein Hunger ist gestillt. Du wirst nicht ewig weiter für Nahrung arbeiten, sondern strebst nun danach ein anderes Bedürfnis zu erfüllen.
Physiologische Bedürfnisse
Physiologische Bedürfnisse stellen die grundlegendsten Bedürfnisse dar. Diese werden zum elementaren Überleben benötigt.
Nahrung, Getränke, Schlaf
Im Management spielen die physiologischen Bedürfnisse keine große Rolle, da sie heutzutage in Deutschland fast immer durch Jobs und dem daraus resultierenden Lohn oder der Grundsicherung gedeckt sind. Kann ein Mensch nicht seine grundlegenden Bedürfnisse befriedigen, nimmt er die Arbeit erst gar nicht auf.
Sicherheitsbedürfnisse
Sobald die physiologischen Bedürfnisse befriedigt sind, strebt der Mensch nach Sicherheit. Ein Individuum bevorzugt das Bekannte und möchte dadurch Planungssicherheit haben. Menschen sind motivierter, wenn sie wissen, dass sie morgen noch ein Dach über dem Kopf haben.
Eine eigene Wohnung, regelmäßiges Einkommen, Stabilität und Ordnung
Die Sicherheitsbedürfnisse werden in Deutschland auch fast immer gedeckt. Löhne sollten immer regelmäßig gezahlt werden und der Mindestlohn soll für ein sicheres und lebenswürdiges Dasein sorgen.
Soziale Bedürfnisse
Sind die ersten beiden Bedürfnisse ausreichend befriedigt, verlangt ein Mensch die Befriedigung der sozialen Bedürfnisse. Menschen sind in der Regel keine Einzelgänger und sehnen sich nach sozialen Gruppen und sozialen Beziehungen.
- Ein/eine Partner*in
- Freunde
- die Familie
- sozialer Austausch
Die sozialen Bedürfnisse machen sich viele Unternehmen zunutze. Statt monotonen Einzelarbeiten werden vermehrt Arbeiten im Team absolviert. Mithilfe von Events, Ausflügen oder Weihnachtsfeiern, sollen die sozialen Bedürfnisse bei der Arbeit befriedigt werden. Dies sorgt bei vielen Mitarbeiter*innen für mehr Motivation.
Wertschätzung / Individualbedürfnisse
Nachdem die sozialen Bedürfnisse befriedigt sind, strebt eine Person nach Wertschätzung. Die letzte Stufe der Defizitbedürfnisse ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich, daher spricht man auch von Individualbedürfnissen. Fast alle Menschen streben aber danach, für ihre Arbeit geschätzt zu werden und dadurch ihr Selbstbewusstsein zu stärken.
- Anerkennung
- Geltung
- Ansehen
In einem Unternehmen kann ein einfaches Lob oder ein Hervorheben von besonderer Leistung dafür sorgen, dass sich die Mitarbeiter*innen wertgeschätzt fühlen. Auch durch Beförderungen oder Bonuszahlungen für besonders gute Leistungen erhalten Angestellte das Gefühl, dass ihre Arbeit anerkannt wird.
Wachstumsbedürfnisse (Selbstverwirklichung)
Die Wachstumsbedürfnisse kann man mit der letzten Stufe auf der Pyramide, der Selbstverwirklichung, gleichstellen. Die Wachstumsbedürfnisse lassen sich niemals komplett befriedigen, da ein Mensch niemals komplette Selbstverwirklichung erreicht.
Es wird erst nach Selbstverwirklichung verlangt, wenn alle Defizitbedürfnisse komplett befriedigt wurden. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, welche sich in der Selbstverwirklichungsstufe befinden, weisen die höchste Motivation auf.
Menschen, welche bei der Arbeit nach Selbstverwirklichung streben, sind eine große Herausforderung für das Management. Möglichkeiten dazu wären, die Arbeit um kreative Anteile zu erweitern oder die Mitarbeiter*innen einen eigenen Entscheidungsraum zu geben, in welchem sie ihre persönlichen Ideen verwirklichen können.
Maslowsche Bedürfnispyramide – Weiterentwicklung
Maslow erweiterte die Bedürfnispyramide 1970 um drei weitere Stufen. Über den Defizitbedürfnissen sieht Maslow nun die kognitiven (z. B. Lernen) und die ästhetischen (z. B. Schönheit) Bedürfnisse. Auf die höchste Stufe folgt nun die Transzendenz, also die Suche nach Gott. Diese Erweiterungen sind aber für die Wirtschaftslehre nicht weiter relevant.
Maslowsche Bedürfnispyramide – Ideen anderer Wissenschaftler
Heutzutage gibt es mehrere Erweiterungen oder Abwandlungen der Maslowschen Bedürfnispyramide, wie z. B. die ERG-Theorie nach Alderfer oder die Theorie der erlernten Motivation nach McClelland.
Alderfer reduzierte die Bedürfnispyramide von Maslow auf drei Stufen. Bei ihm gibt es nur noch die Grundbedürfnisse, die sozialen Bedürfnisse und die Entfaltungsbedürfnisse. Ein wesentlicher Unterschied in der Theorie von Alderfer ist es, dass auch höhere Stufen schon früher befriedigt werden können. Wird aber eine niedrigere Stufe langfristig nicht befriedigt, führt dies zu Frustration.
Auf der Grundlage der Theorie von Maslow entwickelte der US-Amerikaner David McClelland sein Modell der erlernten Motivation. McClelland verwarf die Idee der Pyramide und dachte sich, dass jeder Mensch eine andere Persönlichkeit hat und von verschiedenen Faktoren motiviert wird. So definiert er drei zentrale Bedürfnisse:
- Machtbedürfnis
- Leistungsbedürfnis
- Anschlussbedürfnis
Menschen, die nach dem Machtbedürfnis streben, wollen vor allem die Macht über ihre Mitmenschen gewinnen und Entscheidungen treffen. Machtmenschen sind im wesentlichen Politiker und Manager in Unternehmen.
Menschen, die nach dem Leistungsbedürfnis streben, wollen immer gute Leistungen bringen wollen. Sie wollen immer eine gute Arbeit abliefern und schlechte Ergebnisse können sie demotivieren. Leistungsmenschen können beispielsweise Künstler oder Programmierer sein.
Menschen mit einem Anschlussbedürfnis sehnen sich nach der Anerkennung einer sozialen Gruppe. Sie wollen anderen Menschen helfen und arbeiten gerne mit anderen Menschen zusammen. Oft engagieren sie sich in sozialen Projekten oder sind Mitglieder in Vereinen. Berufe für Menschen mit dem Anschlussbedürfnis können die Arbeit als Grundschullehrer oder Krankenpfleger sein.
Maslowsche Bedürfnispyramide – Kritik
Es gibt einige zentrale Kritikpunkte an dieser Theorie. So stützt Maslow seine Theorie nur auf persönliche Beobachtungen und hat sie nie im großen Stil empirisch testen lassen. Demzufolge konnte er seine Behauptungen nicht auf Studien stützen. Er betrachtete nur Individuen, wie Abraham Lincoln oder Albert Einstein. Menschen aus niedrigeren sozialen Schichten und Frauen waren in seinen Beobachtungen stark unterrepräsentiert.
Die strikte Hierarchie trifft auch nicht auf alle Menschen zu. Es gibt beispielsweise Personen, welche zuerst beruflichen Erfolg und Selbstverwirklichung erreichen wollen und für die sozialen Kontakte eher zweitrangig sind. Menschen, welche kurz vor dem Verhungern sind, zeigen trotzdem noch Kreativität und versuchen sich selbst zu verwirklichen. In schwierigen Lagen halten Menschen auch oft zusammen, wodurch erst das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung befriedigt wird. Anschließend werden zusammen in den Gruppen die Grundbedürfnisse erfüllt.
Die Pyramide funktioniert nur in der westlichen Kultur, bei der Individualismus und Selbstverwirklichung im Vordergrund stehen. In Kulturen, bei denen die Gemeinschaft im Vordergrund steht, ist Selbstverwirklichung unwichtig.
Trotz all der Kritikpunkte stellt die Bedürfnispyramide die Bedürfnisse und die daraus entstehende Motivation gut dar.
Maslowsche Bedürfnispyramide – Pro und Contra
Pro | Kontra |
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Maslowsche Bedürfnispyramide - Das Wichtigste
- Maslows Bedürfnispyramide ist hierarchisch angeordnet.
- Zuerst kommen die Defizitbedürfnisse (physiologische Bedürfnisse, Sicherheit, soziale Wertschätzung) und dann die Wachstumsbedürfnisse (Selbstverwirklichung).
- Es müssen zuerst immer die niedrigeren Bedürfnisse auf der Bedürfnispyramide befriedigt werden, um nach den nächst höheren Bedürfnissen zu streben.
- Es gibt mehrere Erweiterungen oder Abwandlungen der Maslowschen Bedürfnispyramide, wie z. B. die ERG-Theorie nach Alderfer oder die Theorie der erlernten Motivation nach McClelland.
- Kritikpunkte sind die nicht ausreichende empirische Grundlage des Modells, die strikte Hierarchie und die nicht auf alle Kulturkreise zugeschnittenen Bedürfnisse.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Maslowsche Bedürfnispyramide
Wie ist die Bedürfnispyramide nach Maslow aufgebaut?
Die Bedürfnispyramide ist hierarchisch in einer Pyramidenform aufgebaut. Unten stehen die Defizitbedürfnisse, die zuerst erfüllt werden müssen. Ganz oben steht die Selbstverwirklichung, die ein Wachstumsbedürfnis darstellt.
Was ist die Maslowsche Bedürfnispyramide?
Die Maslowsche Bedürfnispyramide ist eine der bekanntesten Motivationstheorien in der Betriebswirtschaftslehre und in der Psychologie. Es ist eines der wichtigsten psychologischen Modelle, das in der Betriebswirtschaftslehre angewendet wird.
Was zählt Maslow zu den Defizitbedürfnissen?
Die Defizitbedürfnisse sind:
- Physiologische Bedürfnisse
- Sicherheitsbedürfnisse
- Soziale Bedürfnisse
- Wertschätzung / Individualbedürfnisse
Sind nach Maslow alle Bedürfnisse gleich wichtig?
Nein, es müssen immer zuerst die grundlegenden Bedürfnisse erfüllt werden, damit ein Mensch nach dem nächst höheren Bedürfnis strebt. Somit sind die niedrigeren Bedürfnisse, wie die physiologischen Bedürfnisse, wichtiger.
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