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Was passiert, wenn es viele Nachfrager gibt, aber nur wenige Anbieter? Beim Mobilfunk in Deutschland ist dies der Fall. Im Jahr 2021 betrug die Anzahl der Mobilfunkanschlüsse circa 161 Millionen. Fast jeder hat einen Mobilfunkvertrag, doch den Markt teilen sich nur drei Anbieter: Vodafone, Telefonica Germany und T-Mobile.
Was genau dieses Beispiel mit dem Begriff Oligopol zu tun hat und vieles mehr, erfährst Du in diesem Artikel.
Oligopol – Definition
Oligopol (zusammengesetzt aus dem altgriechischen oligoi und pōlein übersetzt in wenige und handeln) ist ein weiteres mikroökonomisches Marktmodell. Es stellt die Form zwischen Monopol und Polypol dar und bezeichnet eine Marktform mit wenigen Marktteilnehmern.
Einfach erklärt ist das Oligopol ein Marktmodell, bei dem es entweder wenige Anbieter und viele Nachfrager gibt oder wenig Nachfrager und viele Anbieter. Die erste Variante wird auch als Angebotsoligopol bezeichnet, während das Ungleichgewicht zugunsten der Nachfrager auch als Nachfrageoligopol klassifiziert wird.
Unter den drei Marktmodellen kommt das Oligopol, im Vergleich zu Polypol und Monopol, am häufigsten auf dem Markt vor. Charakteristisch für das Oligopol ist, dass die Marktmacht auf wenige Anbieter verteilt ist. Dies erfordert eine hohe Reaktionsverbundenheit, denn die Anbieter müssen gleichzeitig die Reaktion der Nachfrager und die ihrer Konkurrenz im Blick haben. Eine mögliche Preissenkung in einem Unternehmen führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Preisreaktion bei den Wettbewerbern und kann zusätzlich die Nachfrager beeinflussen, für die das natürlich vorteilhaft ist. Das mögliche Senken eines Preises zieht nicht nur die Aufmerksamkeit der Nachfrager nach sich, es verändert auch die Nachfragekurve der Wettbewerber, denn sie haben jetzt weniger Kunden.
Hast Du in Deiner Stadt die Preisänderungen an den Tankstellen beobachtet? Fängt eine Tankstelle an, ihre Preise anzupassen, so ziehen meist die anderen Tankstellen nach. Erhöht werden darf nur einmal täglich um 12:00 Uhr. Danach darf nur noch gesenkt werden.
Es kann bei einem Oligopol auf dem Markt durchaus kompliziert werden. Abhängig davon, wie viele bzw. wenige Anbieter tatsächlich auf dem Markt sind, entsteht zwischen ihnen eine Art Interaktion. Was passiert, wenn ein Anbieter seine Preise senkt?
Ziehen die anderen Anbieter mit und senken auch ihre Preise? Doch wenn alle Anbieter ihre Preise senken, verlieren alle. Wäre es nicht besser, sich abzusprechen und die Preise hochzuhalten? Wer ist der größte Anbieter und kann den gesamten Markt für sich gewinnen? Die strategisch richtige Entscheidung zu treffen, ist also besonders wichtig. Die Spieltheorie untersucht genau diese Fälle.
Mehr zu diesem Thema findest Du im Artikel über die Spieltheorie.
Jede Anpassung bzw. Veränderung von Produkt, Menge oder Preis kann also unterschiedliche Auswirkungen haben. Vereinfacht gesagt, können daraus zwei Szenarien entstehen: Die Unternehmen führen gegenseitig so lange einen Preiskampf, bis eines der beiden aufgibt und aus dem Markt ausscheidet oder sie einigen sich auf einen Preis, den beide für fair halten und teilen sich somit den gesamten Markt. Eine solche Preisabsprache ist jedoch per Gesetz verboten, damit kein künstlich hoher Preis entsteht und es weiterhin einen freien Wettbewerb gibt.
Denke an dieser Stelle an das Beispiel von oben. Was würde nur passieren, wenn sich die Tankstellen absprechen und für einen Liter Superbenzin 4,50 € verlangen würden. Es gäbe keine Alternative, außer das Auto stehenzulassen und zu hoffen, dass die Preise fallen.
Oligopol – Formen
In Bezug auf das Oligopol können verschiedene Formen differenziert werden. Die häufigste Marktform in der Wirtschaft ist das Angebotsoligopol. Deutlich seltener ist das Nachfrageoligopol. Auch in Deutschland gibt es einige Oligopole, wie das Angebotsoligopol auf dem Mobilfunkmarkt, dem Energiemarkt, dem Ölmarkt oder dem Automarkt.
Welche Formen es genau gibt und wo sie auftreten, wirst Du im nächsten Abschnitt erfahren.
Angebotsoligopol – Beispiel
Treffen auf dem Markt wenige Anbieter auf viele Nachfrager, wird dies als Angebotsoligopol bezeichnet.
Ein Angebotsoligopol ist etwa der Mineralölmarkt. Du kennst sicher einige Tankstellen in Deiner Stadt. Dabei gehören viele davon großen Konzernen, wie BP mit Aral, ExxonMobil mit Esso, ConocoPhilips mit Jet, Shell und Total.
In Deutschland gibt es rund 14.700 Tankstellen, wovon sich circa 65 % der Tankstellen die fünf oben genannten Konzerne teilen. Darunter befindet sich etwa der Marktführer Aral mit 23 % des Marktvolumens und 17 % aller Standorte. Gefolgt wird Aral von Shell. Dagegen umfasst Jet 11 %, Esso und Total etwa 8 %.
Nachfrageoligopol (Oligopson) – Beispiel
Treffen auf dem Markt viele Anbieter auf wenige Nachfrager, bezeichnet das ein Nachfrageoligopol. Dies ist auch als Oligopson bekannt.
Als Beispiel für ein Nachfrageoligopol bieten sich Milchbauern und Molkereien an. Es gibt viele Milchbauern, also viele Anbieter, doch nur wenige Molkereien, also Nachfrager.
In Deutschland gibt es rund 56.000 Beitriebe mit Milchkuhhaltung. Diese bieten ihre Kuhmilch zur Weiterverarbeitung an. Die Anzahl an Milchkuh-Anbietern ist groß, aber die Anzahl an Milchkuh-Nachfragern ist gering. Die Anzahl an Molkereibetrieben liegt bei 214. Deutscher Marktführer der Molkereien ist die DMK GmbH mit einem Umsatz von 5,6 Milliarden Euro im Jahr 2020.
Duopol – Beispiel
Teilen sich genau zwei Anbieter den gesamten Markt, wird dies als Duopol bezeichnet.
Die Unternehmen Airbus und Boeing sind die einzigen Hersteller von Großraum-Flugzeugen im Passagierverkehr. Sie stehen im ständigen Wettbewerb zueinander. Wer die besseren Flugzeuge baut, erhält die Aufträge der Airlines. Der Umsatz des europäischen Konzerns Airbus betrug im Jahr 2021 rund 52,9 Milliarden Euro und lag damit knapp hinter dem US-amerikanischen Unternehmen Boeing mit etwa 56,3 Milliarden Euro.
Zweiseitiges Oligopol – Beispiel
Treffen auf dem Markt wenige Anbieter auf wenige Nachfrager, bezeichnet das ein zweiseitiges Oligopol. Es ist auch unter "bilaterales Oligopol" bekannt.
Hat ein Markt wenige Anbieter und wenige Nachfrager, ist also auf beiden Seiten gleich, heißt das zweiseitiges Oligopol. Ein Beispiel für ein bilaterales Oligopol in Deutschland sind Reedereien und der dazugehörige Schiffbau.
Hast Du schon einmal von Aida Reisen gehört? Aida ist eine deutsche Reederei, die Reisen mit dem Schiff anbietet. Die Kreuzfahrtschiffe werden von der Mayer Werft gebaut, deren neuestes Projekt die Aida Helios Klasse ist - ein Schiff mit circa 2.600 Kabinen. Die Baukosten belaufen sich auf vermutlich einer Milliarde Euro.
Für Verbraucher haben die Formen des Oligopols keine negativen Konsequenzen. Zwar gibt es beim Angebotsoligopol nur wenige Anbieter, sodass eine Auswahl auf wenige Möglichkeiten beschränkt ist, aber wirkliche Nachteile entstehen dadurch in der Regel nicht. Bei den Beispielen des Mobilfunkmarktes oder der Tankstellen kann der Verbraucher trotz weniger Anbieter weiterhin abwägen, welches Angebot er annimmt.
Preisbildung im Oligopol – Diagramm
Doch wie genau funktioniert die Preisbildung im Oligopol? Du weißt bereits, dass es meist wenige Anbieter gibt. Sie haben also eine hohe Marktmacht, da die wenigen Anbieter sich den Markt teilen. Daher können sie durch ihre Preise oder Mengen, den Markt stark beeinflussen. Das kennzeichnet auch die Preisbildung.
Dadurch, dass es nur wenige Anbieter gibt, fällt den Wettbewerbern jede Veränderung umso schneller auf. Wie bereits oben angeschnitten, können die Oligopolisten sich einen Preiskampf liefern. Durch eine besonders aggressive Preisstrategie wird versucht, den Gegner komplett aus dem Markt zu verdrängen. Dies bezeichnet man auch als Verdrängungswettbewerb bzw. ruinöse Konkurrenz.
Hat ein Marktteilnehmer die größte Macht, indem er den Großteil des Marktes einnimmt, wird er auch als Preisführer anerkannt. Denn nur wenn der Preisführer seine Preise ändert, ändern die anderen Marktteilnehmer auch ihre Preise. Dieses Phänomen nennt man Preisführerschaft und ist angelehnt an die Preisimitation. Hierbei wird die Preisbildung der Konkurrenz nachgeahmt.
Eine weitere Möglichkeit sind Preisabsprachen. Dadurch können sich die Oligopolisten den Markt unter sich aufteilen und einen Preis vereinbaren. Damit es jedoch wirklich fair für alle Marktteilnehmer abläuft, sind Preisabsprachen gesetzlich verboten.
Sind die Anbieter ähnlich stark, kann es aus Angst vor Verlusten dazu kommen, dass niemand seine Preise ändert. Die Preise bleiben also konstant. Dabei spricht man von einer Preisstarrheit.
Oligopol – Das Wichtigste
- Oligopol ist ein Marktmodell und stellt eine Form zwischen Monopol und Polypol dar
- Es bezeichnet eine Marktform mit wenigen Marktteilnehmern
- Auf dem Markt treffen entweder wenige Anbieter auf viele Nachfrager oder wenig Nachfrager auf viele Anbieter
- Der gesamte Markt ist meist unter wenigen großen Anbietern aufgeteilt
- Das Oligopol kann verschiedene Formen aufweisen:
- das Angebotsoligopol
- das Nachfrageoligopol
- das Duopol
- das zweiseitige Oligopol
- Das Angebotsoligopol liegt vor, wenn wenige Anbieter vielen Nachfragern gegenüberstehen
- Das Nachfrageoligopol ist gegeben, wenn viele Anbieter wenigen Nachfragern gegenüberstehen
- Das zweiseitigeOligopol bezeichnet eine Form, bei der wenige Anbieter auf wenige Nachfrager treffen
- Beim Duopol teilen sich genau zwei Anbieter den Markt
- Der Preis bei einem Oligopol ist relativ stabil und bildet sich durch Verdrängungswettbewerb, Preisführerschaft, Preisimitation oder Preisstarrheit
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Oligopol
Was ist ein Oligopol?
Das Oligopol ist eine Marktform, bei der entweder wenige Anbieter auf viele Nachfrager oder viele Anbieter auf wenige Nachfrager treffen.
Was ist der Unterschied zwischen Monopol und Oligopol?
Bei einem Monopol gibt es nur einen Anbieter, wohingegen es bei einem Oligopol wenige Anbieter gibt.
Was ist ein zweiseitiges Oligopol?
Bei einem zweiseitigen Oligopol stehen wenige Anbieter wenigen Nachfragern gegenüber. Beide Seiten sind also gleich. Ein zweiseitiges Oligopol wird auch als bilaterales Oligopol bezeichnet.
Was ist ein Angebotsoligopol – Beispiel?
Ein Angebotsoligopol liegt vor, wenn wenige Anbieter auf viele Nachfrager treffen. Ein Beispiele hierfür ist in Deutschland der Mobilfunkmarkt, der sich unter der Telekom, Vodafone und Telefonica aufteilt.
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