Vollbeschäftigung

Die Vollbeschäftigung ist, neben der Preisniveaustabilität, dem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht und dem Wirtschaftswachstum, eines der vier wirtschaftspolitischen Ziele des magischen Vierecks. Dabei soll erreicht werden, dass die Arbeitslosenquote unterhalb von 2 % liegt. Wieso genau die Grenze bei 2 % liegt, wie die Vollbeschäftigung gemessen wird und wann diese zuletzt in Deutschland erreicht wurde, erfährst Du in diesem Artikel.

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    Vollbeschäftigung in der Wirtschaft: Definition

    Aus volkswirtschaftlicher Sicht bezeichnet die Vollbeschäftigung eine wirtschaftliche Situation, bei der alle Produktionsfaktoren ausgelastet sind.

    Meist ist mit der Vollbeschäftigung jedoch die Auslastung des Faktors Arbeit gemeint. Dieses Ziel gilt als erreicht, wenn die Zahl der offenen Stellen mit der Zahl der Erwerbslosen übereinstimmt. In der Praxis sieht dies jedoch anders aus. Damit das Ziel der Vollbeschäftigung in der Praxis als erreicht gilt, muss die Arbeitslosenquote unterhalb von 2 % liegen.

    In der Theorie heißt dies also, dass jeder Erwerbslose eine Stelle finden könnte. Dadurch kann es so wirken, als ob die Vollbeschäftigung erst bei einer Arbeitslosenquote von 0 % als erreicht gilt. Die 2 % Grenze wurde daher eingeführt, da davon ausgegangen wird, dass immer eine bestimme Menge an Arbeitnehmern gerade den Arbeitsplatz wechseln.

    Im Fantasieland "StudyWorld" sind viele Arbeitnehmer unzufrieden mit ihrem Arbeitsplatz. Allein im Januar entscheiden sich daher 80.000 Bewohner, ihren Arbeitsplatz zu wechseln. Dadurch steigt die Arbeitslosenquote von 0,5 % auf 1 %.

    Das Ziel der Vollbeschäftigung gilt im Land jedoch als erreicht, da die Hälfte der Arbeitslosen derzeit aufgrund vom Arbeitsplatzwechsel als erwerbslos gilt. Die restlichen Erwerbslosen suchen derzeit noch nach einer Stelle, wobei es so viele Stellen wie Erwerbslose gibt.

    Die Vollbeschäftigung ist innerhalb des magischen Vierecks im Stabilitätsgesetz verankert.

    Du möchtest mehr über das magische Viereck und dessen gesetzliche Verankerung lernen? Dann schau Dir die Erklärung dazu an: "magisches Viereck"

    Die Vollbeschäftigung und die Arbeitslosenquote

    Wie Du bereits gelesen hast, wird die Vollbeschäftigung in der Praxis anhand der Arbeitslosenquote gemessen. Um dies nachvollziehen zu können, ist es nötig, dass Du weißt, wie die Arbeitslosenquote errechnet wird.

    Die Formel der Arbeitslosenquote sieht wie folgt aus:

    Arbeitslosenquote=Anzahl der registrierten ArbeitslosenAnzahl der Erwerbstätigen + Anzahl der Arbeitslosen·100

    Die Stadt Xenjang möchte die Arbeitslosenquote für das Jahr 2021 errechnen. In dem Jahr gab es 200.000 Erwerbstätige und 450 Arbeitslose. Die Werte werden also nun in die Formel eingesetzt:

    450200.000+450·100=0,224

    Da das Ergebnis bereits mit 100 multipliziert wurde, steht das Ergebnis in Prozent. Somit hatte die Stadt Xenjang im Jahre 2021 eine Arbeitslosenquote von 0,224 %. Damit wurde das Ziel der Vollbeschäftigung erreicht.

    Arten der Arbeitslosigkeit

    Insgesamt gibt es 5 Arten von Arbeitslosigkeit. Diese sind die friktionelle, die saisonale, die strukturelle, die konjunkturelle Arbeitslosigkeit und die Sockelarbeitslosigkeit.

    Die friktionelle Arbeitslosigkeit beschreibt einen Zustand, bei dem eine Person nach einem neuen Arbeitsplatz sucht. Die Person befindet sich folglich auf Arbeitssuche und dies beansprucht ihre Zeit.

    Herr Müller ist bei der Firma Weller angestellt und unzufrieden. Daher kündigt er und befindet sich nun auf der Suche nach einem neuen Job. Dafür investiert er Zeit, um auf dem Arbeitsmarkt eine für ihn geeignete Stelle zu finden.

    Die saisonale Arbeitslosigkeit beschreibt den Zustand, bei dem ein Job nur in einer bestimmten Jahreszeit ausführbar ist.

    Frau Maier ist Dachdeckerin und daher den ganzen Sommer auf Baustellen unterwegs, um die Dächer der Häuser fertig zustellen. Im Winter gilt Frau Maier jedoch als saisonal arbeitslos, da sie nicht auf den vereisten oder verschneiten Dächern arbeiten kann.

    Zur strukturellen Arbeitslosigkeit werden Personen, welche aufgrund von strukturellen, firmeninternen Veränderungen gekündigt wurden, gezählt.

    Frau Haya und Herr Mersch arbeiteten beide bei einem Automobilhersteller in der Produktion. Die Firma entschied sich jedoch, die Tätigkeiten der beiden durch einen kostengünstigeren Roboter zu ersetzen. Da das Unternehmen keine anderen freien Stellen für die beiden hatte, wurden diese gekündigt.

    Zudem gibt es ländliche Regionen, in welchen es nicht viele Arbeitsmöglichkeiten gibt. So hat etwa eine ausgelernte Person in einem Dorf weniger Berufsmöglichkeiten als in der Stadt oder gar in einer Großstadt. Jedoch ist Pendeln meist mit hohen Kosten verbunden und ein Umzug kommt auch nicht immer infrage. Auch diese Erwerbslosen, welche in strukturschwachen Regionen leben, fallen unter die strukturelle Erwerbslosigkeit.

    Der Sockelarbeitslosigkeit werden Personen zugeordnet, welche als freiwillig erwerbslos gelten.

    Herr Rieba gilt seit 10 Jahren als arbeitslos. Bevor Herr Rieba erwerbslos wurde, arbeitete er im Vorstand einer großen Aktiengesellschaft und sparte somit viel Geld an. Da Herr Rieba mit diesem Geld voraussichtlich bis an sein Lebensende auskommen wird, entschied er sich vorzeitig aus der Arbeitswelt auszusteigen und keine neue Stelle zu suchen.

    Die fünfte und somit letzte Art der Erwerbslosigkeit ist die konjunkturelle Arbeitslosigkeit. Diese Art der Arbeitslosigkeit basiert auf Konjunkturschwankungen.

    Konjunkturelle Schwankungen beschreiben die Fluktuation im Prozess der wirtschaftlichen Entwicklung.

    Du möchtest mehr über Konjunkturphasen erfahren? Dann schau Dir doch diesen Artikel an: "Konjunktur".

    Durch die Covid-19 Pandemie verloren viele Arbeitnehmer*innen ihren Job. Durch den konjunkturellen Abschwung, welchen die Wirtschaft erlebte, zählen die nun erwerbslosen Personen als konjunkturell arbeitslos.

    Vollbeschäftigung in Deutschland

    Die Vollbeschäftigung wurde in Deutschland zuletzt zur Zeit des Wirtschaftswunders, welches in den 1950er-Jahren begann, erreicht. Nachdem die deutsche Wirtschaft am Ende des Zweiten Weltkriegs am Abgrund stand, änderte sich dies ab den 50er-Jahren. Der Lebensstandard der Bevölkerung stieg und die Arbeitslosenquote lag unterhalb von 2 %.

    Du interessierst Dich auch für Geschichte? Dann schau Dir doch den Artikel "Wirtschaftswunder" an!

    Mit dem Ende des Wirtschaftswunders durch die globale Ölkrise im Jahre 1973 endete auch die Vollbeschäftigung in Deutschland. Diese wurde seither nicht mehr erreicht. Es kann jedoch gesagt werden, dass Deutschland sich über die letzten Jahre hinweg der Vollbeschäftigung wieder nähert. Mit einer Arbeitslosenquote von 5,9 % im Jahr 2020, 5,2 % im Jahr 2021 und voraussichtlich 5,2 % im Jahr 2022 scheint es, als würde Deutschland sich der Vollbeschäftigung wieder nähern.

    Um die Vollbeschäftigung zu erreichen, können innerhalb der Beschäftigungspolitik verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. Zum einen gibt es die angebotsorientierte Beschäftigungspolitik, bei welcher Arbeitsplätze unter anderem durch eine Verbesserung der Investitionstätigkeiten eines Unternehmens geschaffen werden, und zum anderen die nachfrageorientierte Beschäftigungspolitik.

    Bei der nachfrageorientierten Beschäftigungspolitik kann der Staat Beschäftigungsprogramme mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in die Wege leiten und eine Steigerung der Nachfrage, wodurch sich die Arbeitsplätze langfristig erhöhen werden, bewirken. Diese Beschäftigungsprogramme können etwa Umschulungen sein. Eine Erhöhung der Nachfrage geschieht allerdings durch stärkeres intervenieren des Staates, wie durch eine steuerliche Entlastung der privaten Haushalte.


    Nachweise

    1. Wirtschaftundschule.de. Vollbeschäftigung. (10.08.2022)
    2. Bpb.de. Vollbeschäftigung. (10.08.2022)
    3. Lernhelfer.de. Vollbeschäftigung. (10.08.2022)
    4. Statista.de. Arbeitslosenquote in Deutschland im Jahresdurchschnitt von 2005 bis 2022. (10.08.2022)
    5. Bpb.de. Beschäftigungspolitik. (10.08.2022)
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Vollbeschäftigung

    Was versteht man unter Vollbeschäftigung?

    Von Vollbeschäftigung ist die Rede, wenn entweder die Arbeitslosenquote unterhalb von 2 % liegt oder wenn die Zahl der Arbeitslosen kleiner oder gleich der Zahl der offenen Arbeitsstellen ist.

    Ist Vollbeschäftigung möglich?

    Vollbeschäftigung ist möglich, wenn die Arbeitslosenquote unterhalb von 2 % liegt. Der Staat kann zusätzlich durch die Beschäftigungspolitik intervenieren, um den Beschäftigungsgrad zu erhöhen.

    Ab wie viel Prozent ist Vollbeschäftigung?

    Ab einer Arbeitslosenquote kleiner/gleich 2 % wird von Vollbeschäftigung gesprochen.

    Wann ist das Ziel der Vollbeschäftigung erreicht?

    Wenn die Arbeitslosenquote 2 % erreicht oder wenn die Zahl der Arbeitslosen kleiner/gleich der Anzahl der offenen Arbeitsstellen ist.

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