In diesem Artikel wirst du erfahren, welche Macht der Euro innerhalb der EU hat und wie es zum Euro eigentlich gekommen ist. Da du dich wahrscheinlich schon bis zu diesem Kapitel durchgeklickt hast und bereits weißt, wie die Geldpolitik innerhalb der Europäischen Zentralbank (EZB) ist, wirst du perfekt vorbereitet sein, wenn es um dieses Thema geht.
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Der Euro – Geschichte
Wir fangen erst einmal bei der Geschichte des Euros an. Wie alt ist eigentlich die Idee bezüglich einer gemeinsamen europäischen Währung? Man kann sagen, dass mit der Idee eine Europäische Union zu bilden, auch die Idee einer gemeinsamen Währung aufkam.
1957 wurde aus der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), welche aus sechs Ländern bestand, die Europäische Union.
Nach Unterzeichnung der Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Atomgemeinschaft 1957 in Rom, setzten sich die Gründer ein gemeinsames Ziel. Dieses Ziel war die Erschaffung eines gemeinsamen Binnenmarktes, um so den Handel innerhalb Europas zu fördern. So entstand wenig später die Idee einer gemeinsamen Währung.
Ein europäischer Binnenmarkt mit einer gemeinsamen, einheitlichen Währung sollte entstehen. Ende der 1980er-Jahre war es dann so weit und die Pläne für eine Wirtschafts- und Währungsunion wurden konkreter.
Eingeleitet wurde dieser Umschwung 1979 durch die Gründung eines Europäischen Währungssystems. Dieses Währungssystem organisierte die währungspolitische Zusammenarbeit der EU-Staaten. Dabei war das Ziel dieser Überlegungen, mit den USA und Japan auf wirtschaftlicher Ebene konkurrieren zu können. Nicht nur die Wirtschaft sollte wachsen, sondern auch die europäische Integration sollte so beschleunigt werden.
Eines der wichtigsten Ereignisse ist hier die Unterzeichnung des Maastricht-Vertrages. Dieser führte zur Bildung der Europäischen Union, in welcher die Regierungen der Mitgliedstaaten zusammenarbeiten und füreinander einstehen. Alle Mitgliedsstaaten arbeiten beispielsweise in den Bereichen der Innenpolitik, Recht und Verteidigung eng miteinander zusammen.
Der Maastricht-Vertrag wurde von den Mitgliedsstaaten am 7. Februar 1992 in Maastricht (Niederlande) unterzeichnet. Dieser Vertrag ist ein Jahr später am 1. November 1993 in Kraft getreten. Die Gründung der Europäischen Union wurde mit diesem Vertrag besiegelt. Im Vertrag festgelegt wurden die Regeln der EU sowie Pflichten und Rechte der Mitgliedsstaaten.
Die europäische Wirtschafts- und Währungsunion wurde somit 1992 in Maastricht (Niederlande) gegründet. Diese wurde in drei Stafetten umgesetzt:
- Unbeschränkter Kapitalverkehr (zwischen EU-Mitgliedstaaten)
- Rechtliche und strukturelle Rahmenbedingungen
- Euroeinführung
Damit der bevorstehende Währungsumstieg reibungslos funktionierte, wurde bereits 1988 die Europäische Zentralbank (EZB) gegründet, die fortan für die gemeinsame Geld und Währungspolitik verantwortlich war.
Nachdem alle Schwierigkeiten behoben worden waren, wurde am 1. Januar 1999 der Euro zunächst als Buchgeld eingeführt. Genau drei Jahre später, also am 1. Januar 2002, wurden Euro-Banknoten und Münzen in zwölf Mitgliedstaaten der EU eingeführt.
Abbildung 2: Zeitstrahl der Geschichte des Euros
Wieso heißt der Euro eigentlich Euro?
Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten. Im Dezember 1995 hat der Europäische Rat in Madrid die neue Währung auf den Namen "Euro" getauft. Dabei kann man das Wort "Euro" in allen Sprachen innerhalb Europas leicht aussprechen. Außerdem soll es als Symbol für den Zusammenhalt aller Europäer*innen stehen.
Wie wurde der Wechselkurs festgelegt?
Bereits 1998 gab es Verhandlungen bezüglich der Ermittlung der Umrechnungskurse. Dafür trafen sich die Minister der Mitgliedstaaten, die Zentralbankpräsidenten, die Europäische Kommission und das Europäische Währungsinstitut, um so die Umrechnungskurse in drei Schritten festzulegen:
- Wechselkursbestimmung zwischen den EU-Währungen und dem US-Dollar
- Wechselkursberechnung der offiziellen Europäischen Währungseinheit und dem US-Dollar
- Wechselkursberechnung der Europäischen Währungseinheit und den Währungen, die an der Euro-Währung teilnehmen
Wenn du jetzt noch nicht ganz durchgeblickt hast, kein Problem! In der Tabelle werden nun die jeweiligen Schritte ausführlich erklärt:
Schritt 1 | Schritt 2 | Schritt 3 |
- Zuerst wurde der Wechselkurs einer einzigen Währung zum US-Dollar aufgeschrieben. So wurde beispielsweise der Wechselkurs der deutschen Mark zum US-Dollar als Maßstab genommen.
- Aus diesem Ergebnis wurden dann die Wechselkurse der 11 anderen Währungen des Euroraums umgerechnet, indem der Wechselkurs der einzelnen Länder zum USD mit dem D-Mark/US-Dollar Wechselkurs multipliziert wurde (also der als erstes festgelegte Wechselkurs aus Punkt 1)
- Beispiel: Der Wechselkurs der Deutschen Mark zum US-Dollar lag damals bei 1,71. Diesen Wechselkurs nahm man als Grundstein und bestimmte die Wechselkurse der anderen Länder wie folgt: Man nahm also den DM/USD Wechselkurs und multiplizierte diesen beispielsweise mit dem Wechselkurs des Französischen Franc hinsichtlich des USD. Dieser Wechselkurs (FRF/USD) lag bei 5,74. Somit muss man nur noch multiplizieren (1,71 * 5,74) und man bekommt zunächst 9,82.
| - Die in Schritt 1 gewonnenen Werte wurden dann an die Europäische Kommission weitergeleitet
- Diese Werte wurden dann zur Berechnung der Wechselkurse der entstehenden Europäischen Währungseinheit weiterverwendet.
- Der Wechselkurs der Europäischen Währungseinheit ergab sich aus der Addition der US-Dollar-Gegenwerte der in Schritt 1 berechneten Werte.
| - In Schritt 3 wurden alle Wechselkurse wie folgt zusammengetragen:
- Die offizielle Europäische Währungseinheit wurde durch die in Schritt 1 berechneten Werte zum US-Dollar, mit den nicht gerundeten 2 Werten aus Schritt 2 berechnet
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Die Euro-Einführung – Ein Meilenstein
Du hast nun ein wenig über die Geschichte einer gemeinsamen europäischen Währung gelernt. Doch wieso genau ist die Einführung des Euros ein Meilenstein für ein vereintes Europa?
Schauen wir uns doch mal die wirtschaftlichen Folgen nach der Einführung des Euros an.
Der Euro – Vor- und Nachteile
Betrachten wir Vor- und Nachteile des Euros, wird uns schnell auffallen, dass die Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten eine kritische Sicht auf den Euro haben. Doch woher kommen diese kritischen Stimmen?
Vorteile | Nachteile |
- Die Industrie spart Geld, da Umtausch- und Absicherungskosten eingespart werden. Dadurch sparen allein deutsche Unternehmen mehrere Milliarden Euro jährlich ein.
- Wechselgebühren fallen auch für Privatleute weg. So brauchst du beispielsweise im Urlaub nicht mehr umständlich Geld zu wechseln.
- Der Preisvergleich zwischen EU-Mitgliedstaaten ist überschaubarer geworden.
| - Schulden in Krisenländern werden von allen Steuerzahlern in der EU übernommen.
- Eine starke nationale Währung würde die Industrie regelrecht zwingen, produktiver und innovativer zu wirtschaften, um Produkte zu erstellen, welche für Nachbarländer attraktiv wären.
- Krisenländer wären ohne den Euro besser dran, da ein Verbleib in der Währungsunion mit immer weiteren Steuer-Milliarden verbunden wäre.
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Der Euro – Länder
Mit dem Euro kann man in insgesamt 19 EU-Ländern bezahlen. Doch auch nicht zu der EU gehörende Länder haben den Euro als nationale Währung. Dies ist jedoch nur möglich, wenn die Finanzen dieser Länder von der EZB kontrolliert werden.
In dieser Tabelle siehst du nun genau, welche Länder den Euro als Nationale Währung haben:
EU-Mitgliedsstaaten | Nicht EU-Mitgliedsstaaten |
Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Portugal, Griechenland, Niederlande, Irland, Österreich, Belgien, Litauen, Finnland, Slowenien, Estland, Lettland, Luxemburg, Slowakei, Zypern, Malta. | Andorra, San Marino, Vatikanstaat, Montenegro, Kosovo. |
Abbildung 3: Der Euro als nationale Währung
Kann man mit dem Euro in anderen europäischen Ländern zahlen?
Wie oben in der Grafik zu sehen ist, gibt es neben den EU Mitgliedstaaten, welche den Euro als Währung haben, auch weitere Mitgliedstaaten, welche eine eigene Währung verwenden. In diesen Ländern gibt es folgende nationale Währungen:
- Dänemark = Dänische Kronen
- Polen = Zloty
- Schweden = Schwedische Kronen
- Kroatien = Kroatische Kuna
- Rumänien = Rumänischer Leu
- Tschechische Republik = Tschechische Kronen
- Bulgarien = Lew
Werden innerhalb der EU Zahlungen in Euro getätigt, fallen keine erhöhten Gebühren an. Was natürlich an Gebühren anfallen kann, ist die elektronische Verarbeitung der Transaktion.
Eine kleine Familie möchte in den Winterferien einen Urlaub in Dänemark machen. Als sie kurz vor der Abfahrt sind, fällt ihnen auf, dass dieser EU-Mitgliedstaat eine andere Währung hat, nämlich Dänische Kronen. Demzufolge haben sie auf größere Bargeldbeträge verzichtet und wollen so viel wie möglich mit der EC-Karte zahlen. Das durchgehende Zahlen mit der EC-Karte erwies sich jedoch als großer Fehler, da jedes Mal, wenn eine Zahlung getätigt wird, eine minimale Gebühr für die elektronische Verarbeitung anfällt.
Als die Familie das zweite Mal nach Dänemark fährt, haben sie sich besser informiert und sind zu dem Entschluss gekommen, Bargeld mitzunehmen, denn innerhalb des Euroraums wird dieser akzeptiert. Außerdem haben sie an einem Bankautomat einmalig einen höheren Betrag abgehoben, denn den gewählten Betrag bekommen sie genau so in der jeweiligen Währung ausgezahlt (Dänische Kronen).
Der Euro - Das Wichtigste auf einen Blick
- Der Euro gilt als Währung der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion
- Finanzen werden von der Europäischen Zentralbank (EZB) gesteuert
- Am 1. Januar 1999 wurde der Euro erstmals als Buchgeld und am 1. Januar 2002 letztendlich als Bargeld eingesetzt.
- Im Jahre 1957 wurde aus der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), welche sechs Länder umfasste, die Europäische Union.
- Ziel der Europäischen Union = eine gemeinsame Währung
- 1988 wurde die Europäische Zentralbank gegründet
- Die europäische Wirtschafts- und Währungsunion wurde 1992 in Maastricht (Niederlande) gegründet
- Mit dem Euro kann man in insgesamt 19 EU-Ländern bezahlen
- Es gibt auch EU Mitgliedstaaten, welche den Euro nicht als nationale Währung haben
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Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.
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