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Ebenso wie die anderen politischen Formen ist der Liberalismus ein System der Werte, Normen und Denkweisen. Was genau der Liberalismus ist, welche Merkmale er aufweist, welche Ziele er verfolgt und wer die wichtigsten Vertreter waren, erfährst Du in diesem Artikel.
Liberalismus einfach erklärt
Grundsätzlich ist der Liberalismus eine politische Bewegung und ein Grundsatz, der auf dem Ziel beruht, Freiheit für jeden Einzelnen zu gewährleisten. Dies soll zu Glück, einem harmonischen Zusammenleben und Erfolg in der gesamten Gesellschaft führen.
Liberal kommt vom lateinischen Wort "liber" und bedeutet so viel wie "frei".
Der Liberalismus stattet jedes Individuum nicht nur mit politischen Freiheiten wie Meinungs-, Bildungs-, Rede- oder Pressefreiheit aus, sondern verfolgt auch das Ziel, persönliche Interessen und Ziele möglichst frei und einfach gestaltbar zu machen.
Außerdem ist der Liberalismus die Grundlage für das Konzept der Gleichheit aller vor dem Gesetz. Das heißt, dass jeder Einzelne das Recht auf soziale und politische Gleichbehandlung hat. Alle müssen dieselben Chancen genießen können, unabhängig von jeglichen persönlichen Faktoren des Individuums wie Geschlecht, Alter oder Herkunft. Dieser sogenannte Gleichheitsgrundsatz ist nicht nur die Basis für den Liberalismus, sondern auch für die Demokratie, die mit dem Liberalismus eng in Verbindung steht und auf ihm aufbaut.
Im Gegensatz zum Liberalismus steht der Totalitarismus. Hier haben sich die Individuen innerhalb eines Staates dem politischen Willen zu unterwerfen. Individuelle Bedürfnisse und Meinungen werden nicht akzeptiert.
Merkmale des Liberalismus
Der Liberalismus hat mehrere Merkmale, wodurch er sich von ähnlich gerichteten Orientierungen wie dem Neoliberalismus unterscheidet. Hier findest Du eine Übersicht aller Merkmale, sodass Du den Liberalismus ab jetzt nicht mehr vergisst!
Die Unterschiede zwischen Neoliberalismus und Liberalismus findest Du in dem Artikel zum Neoliberalismus!
- Individualismus
- Minimierung der Staatsgewalt
- Beschränkung des politischen Einflusses auf die Wirtschaft
- Forderung nach absoluter Chancengleichheit
- Demokratie
- Ablehnung gegen Staatsgläubigkeit
Im Liberalismus soll sich jede Person frei entfalten können, solange sie dabei nicht die Rechte anderer einschränkt. Damit wird zugleich der sogenannte Kollektivismus abgelehnt und der Individualismus gelebt.
Im Individualismus stehen die Wünsche des Individuums über den Bedürfnissen der Gesellschaft. Die Freiheit des Individuums steht damit im Vordergrund.
Die Idee des Kollektivismus fordert dagegen, dass jede/r Einzelne seine persönlichen Bedürfnisse dem Kollektiv unterordnen muss. So gibt es im Kollektivismus zum Beispiel kein Privateigentum, sondern alles gehört der Gemeinschaft.
Der Einfluss des Staates beschränkt sich auf Gesetze, die die Freiheit der anderen schützen sollen. Der oben beschriebene Individualismus geht also Hand in Hand mit dem zweiten Merkmal des Liberalismus, der Minimierung der Staatsgewalt.
Eine Gruppe Schüler*innen demonstriert vor dem Rathaus gegen die Entscheidung des Stadtrats, das ÖPNV-Ticket für Schüler*innen nicht mehr zu bezuschussen. Die Demonstration wurde ordnungsgemäß angemeldet und wird von der Polizei begleitet.
Der Oberbürgermeister möchte die Schülerversammlung von der Polizei auflösen lassen, weil er nicht möchte, dass zu viele Menschen von dem betreffenden Stadtratsbeschluss erfahren. Die Polizei darf dies aber nur, wenn von der Schülergruppe eine Gefahr ausgeht. Solange die Demonstrant*innen keine Menschen verletzen oder Sachen beschädigen, haben sie die Freiheit, zu demonstrieren, auch wenn das der Politik nicht gefällt.
Auch im Bereich der Wirtschaft soll die politische Macht möglichst beschränkt sein. Im Liberalismus gilt der ökonomische Grundsatz, dass sich der Markt über den Preis selbst reguliert. Die Aufgabe der Politik besteht hier allein darin, die für eine funktionierende Wirtschaft erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen.
Liberalismus bedeutet auch absolute Chancengleichheit für alle. Das bedeutet, jede*r soll dieselben beruflichen, sozialen und politischen Chancen in einer Nation erhalten. Geschlecht, Herkunft und finanzielle Möglichkeiten dürfen keine Rolle spielen.
Aufgrund all dieser Merkmale ist die Staatsform in einer liberalen Gesellschaft die Demokratie. Hier können individuelle Freiheiten garantiert werden und der Staat wird in seiner Macht beschränkt. Denn in einem demokratischen System gilt der Grundsatz: "Alle Macht geht vom Volke aus".
In einer Demokratie wird auch die Staatsgläubigkeit abgelehnt.
Staatsgläubigkeit bedeutet, dass die Bürger*innen in allen Bereichen, sozial, wirtschaftlich und ökologisch davon überzeugt sind, dass der Staat allein Probleme bewältigen kann.
Der Begriff "Staatsgläubigkeit" wird auch Etatismus genannt und kommt vom französischen Wort "État", zu Deutsch "Staat". Etatismus findet sich vorwiegend in totalitären Staaten.
Ziele des Liberalismus
Das Ziel des Liberalismus ist grundsätzlich die individuelle Entfaltung der Persönlichkeit und Freiheit jedes/r Einzelnen, sodass der/diejenige tun und lassen kann, was er/sie will, solange er/sie die eigenständig für sich getroffene Entscheidungen für richtig empfindet.
Ein wesentlicher Aspekt des Liberalismus ist auch die Grenze der erhofften individuellen Freiheit. Die eigene Freiheit endet nämlich dort, wo sie die Freiheit eines anderen einschränkt.
Dieser Grundsatz nach Immanuel Kant soll die Eigenverantwortung des Einzelnen fördern und eine Grenze setzen, um Sicherheit und Wohlergehen aller in einer Gesellschaft zu gewährleisten. Der kategorische Imperativ, einer der bekanntesten Grundsätze Immanuel Kants, lautet wie folgt:
Handle nach der Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
Der kategorische Imperativ zielt somit direkt auf eine liberale Gesellschaft ab, die es mithilfe dieser Theorie jeder Person ermöglichen soll, nach ihren eigenen Werten ihr Leben zu gestalten und dabei auf ihr Glück und Können abzuzielen. Aus dieser Eigenverantwortung entsteht letztendlich auch die Pflicht, Fürsorge für alle zu gewährleisten, indem diese ebenfalls ihre Freiheiten und Rechte ausüben können.
Außerdem verlangt der Liberalismus Gleichheit aller vor dem Gesetz und die grundlegende Meinungs-, Rede- und Pressefreiheit. Gleichheit und Freiheit hängen hier insofern zusammen, als sie sich gegenseitig tragende Säulen des Liberalismus, der Demokratie und deren politischen Ausprägung sind. Damit eine Person vor dem Gesetz gleich steht und von ihren Rechten profitieren kann, muss diese Person ihre grundlegenden Freiheiten besitzen. Dafür setzt sich der Liberalismus ein.
Da der Liberalismus die Macht des Staates so weit wie möglich begrenzen will, gilt ein Ausgleich von politischer und individueller Entscheidungsfreiheit und allgemeinem Einfluss - so, wie es in einer Demokratie üblich ist.
Liberalismus in der Wirtschaft
In der Wirtschaft bedeutet der Liberalismus, dass sich der in einer Nation wirkende Markt ohne staatlichen Einfluss selbst regeln soll (freie Marktwirtschaft). Das heißt konkret, dass der Staat und die Politik den Markt durch Begünstigung oder Vernachlässigung nicht steuern kann. Das kommt nämlich häufig beim Gegenteil des Liberalismus, dem Totalitarismus, vor. Totalitäre Staaten haben oft die Planwirtschaft als Wirtschaftsform.
Begünstigung oder Vernachlässigung sind Merkmale der sozialen Planwirtschaft. Anders als beim Liberalismus wird hier vom Staat in die Wirtschaft aktiv eingegriffen und sogar gesteuert.
Die DDR zum Beispiel war eine soziale Planwirtschaft. Die Regierung der DDR steuerte die gesamte Ökonomie und stellte sie über die freie Individualität des Einzelnen, indem sie den Wettbewerb abschaffte und die Unternehmen und deren Produktion steuerte. Das führte dazu, dass der Markt nicht mehr durch Angebot und Nachfrage geregelt wurde, die Produktvielfalt für die Konsument*innen stark eingeschränkt war und Innovationen nur verzögert vorankamen. Denn der Bedarf war aufgrund fehlender Konkurrenz gering.
Begünstigt wird hier der Staat und das, was ihm zugutekommt. Gleichzeitig werden Unternehmen vernachlässigt, indem sie auf die Entscheidungen des Staates angewiesen sind. Dementsprechend kommt der/die Endkonsument*in zu kurz, da sie unter einer eingeschränkten Verfügbarkeit von Produkten leiden.
Ob der wirtschaftliche Liberalismus auch ideal funktioniert, ist häufig eine zur Diskussion anregende Frage. Beispielsweise befindet sich der umstrittene Lobbyismus in der "Grauzone" des politischen Einflusses auf die Wirtschaft.
Der Lobbyismus beschreibt den politischen Einfluss durch Unternehmen und andere Kollektive mit selbem Interesse. Diese versuchen mithilfe von persönlichem Austausch Einfluss auf Parteivertreter*innen zu nehmen und so ihre wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Diese Lobbys können verschiedene Interessengruppen sein, insbesondere Wirtschaftsverbände, Umweltschutzorganisationen oder Gewerkschaften.
Der Lobbyismus steht stark in der Kritik, da er mithilfe von finanzieller Beeinflussung versucht, eigene Interessen durchzusetzen und Korruption fördert. Da Lobbyismus meist ohne Transparenz nach außen betrieben wird, wird er oft als unseriös angesehen.
Auch in Deutschland sind die Idee und Verfechtung des Liberalismus durchaus vertreten. Viele politisch aktive Parteien bezeichnen sich als "liberal" und versuchen weitgehend dieses Konzept umzusetzen. Außerdem spielt der Liberalismus in der Marktwirtschaft eine wichtige Rolle.
Zentrale Merkmale der liberalen Marktwirtschaft sind:
- offener Markt: jeder kann das kaufen und verkaufen, was er möchte
- freie Preisbildung durch Angebot und Nachfrage
- freie Berufswahl
- individuelle Freiheitsrechte wie die Vertragsfreiheit: jedes Unternehmen kann frei entscheiden, mit wem es Verträge abschließen möchte
- Gewerbefreiheit: Entscheidungen über Produktion, Distribution und Investitionen liegen beim Unternehmen oder Besitzer, nicht beim Staat
Gleichzeitig hat in Deutschland seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs aber auch die soziale Absicherung der Bürger*innen durch den Staat an Bedeutung gewonnen. Daher kommt es immer wieder auch zu staatlichen Eingriffen in den Markt. Diese Wirtschaftsform wird als soziale Marktwirtschaft bezeichnet.
Ein Beispiel für die Differenzierung zwischen einem liberalen und sozialen Faktor in Deutschland sind die einem Unternehmen zugewiesenen Befugnisse. Beispielsweise ist das Privateigentum an Produktionsgütern eines Unternehmens ein liberales Element, während Arbeitsgesetze als soziales Element gelten. Unternehmen können frei entscheiden, wer eingestellt werden soll und wer nicht, da es sich bei dem/der Arbeitnehmer*in in dem Fall um ein Teil der Produktion handelt. Die Arbeitsgesetze schränken diese Freiheit jedoch ein. So kann ein Unternehmen eine Angestellte nicht kündigen, wenn sie schwanger ist und in den Mutterschutz geht.
Wie bereits angedeutet trifft man häufig auf die Zusammensetzung von sozialen und liberalen Elementen. Der Begriff "sozial-liberal" spiegelt diese Verbindung wider, indem die Grundideen des Sozialismus und des Liberalismus miteinander vereint werden.
Wenn sich eine liberale und eine sozialdemokratische Partei zu einer Koalition zusammenschließen, spricht man von einer sozialliberalen Regierung.
Geschichte des Liberalismus
Erstmals entstand die Idee des Liberalismus während der englischen Revolutionen im 17. Jahrhundert und entwickelte sich im 18. und 19. Jahrhundert überall in Europa weiter.
Zahlreiche liberale Bürgerbewegungen verfolgten das Ziel, das bestehende politische System von der absoluten Kontrolle des Staates und der Kirche zu befreien und die Freiheit und Selbstbestimmung des Individuums zu erlangen. In seiner reinen Form ist der Liberalismus stark vom Kapitalismus geprägt und wurde zum Durchbrechen monarchischer Strukturen verwendet. Mit dem Ziel, soziale Gerechtigkeit zu implementieren, entstanden demokratische Systeme, die anschließend Merkmale des Liberalismus aufwiesen.
Der Liberalismus war und ist nicht nur eine politische, sondern auch eine philosophische Orientierung. Einer der bekanntesten Philosophen unserer Zeit, Immanuel Kant, beschäftigte sich schon früh mit den Wurzeln, aus denen der Liberalismus besteht.
Der zur Aufklärung lebende Philosoph Immanuel Kant verfocht mit zahlreichen Werken den Grundgedanken des Liberalismus. Der weltbekannte Spruch "Sapere aude! - Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen", spiegelt die Aufforderung an den Einzelnen wider, unabhängig, rational und selbstbestimmt zu handeln und sich diese Freiheit zu eigen zu machen.
Liberalismus – Weiterentwicklungen des klassischen Liberalismus
Im Laufe der Jahrzehnte hat sich der Liberalismus immer weiterentwickelt, nicht nur in seiner klassischen Ursprungsform, sondern auch in unterschiedliche Versionen.
Hier findest Du eine kurze Übersicht dieser Liberalismus-Unterarten:
Der Neoliberalismus beschäftigt sich deutlich mehr mit der Wirtschaft und kehrt sozialen und allgemein gesellschaftlichen Problemen immer mehr den Rücken, was der klassische Liberalismus bekanntlich nicht tut. Der klassische Liberalismus beschäftigt sich fokussiert mit der Herstellung sozialen Friedens durch individuelle Freiheit.
Wenn du mehr zum Neoliberalismus erfahren möchtest, schau' Dir gerne unseren Artikel dazu an!
Der soziale (Links-) Liberalismus verbindet, wie der Name schon sagt, den klassischen Liberalismus mit linken Ansichten. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Linksliberalismus sich stark für die größtmögliche politische, ökonomische und individuelle Freiheit einsetzt.
Nach dem Grundsatz des Wirtschaftsliberalismus sind der freie Handel, Wettbewerb und Privateigentum grundlegend für das gesellschaftliche Wohl. Der Staat soll hier nur minimal in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen, zum Beispiel, indem er die Schulbildung ermöglicht. Nur so können für die Wirtschaft notwendige Fachkräfte ausgebildet werden.
Nach dem egalitären Liberalismus gilt, dass jeder Mensch ungeachtet seiner Herkunft, Religion, Geschlecht, Alter oder Wohlstand dieselben Grundrechte besitzen soll. Diese Theorie entstammt John Rawl, einem der einflussreichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts.
Im Rahmen des politischen (Verfassungs-) Liberalismus wurde von John Locke das Recht auf Freiheit, Eigentum und Leben festgesetzt. Diese Art des Liberalismus führte zur Einschränkung der Staatsgewalt und begünstigte die individuelle Freiheit.Der politische Liberalismus bezeichnet lediglich den Liberalismus, der im politischen Geschehen verwendet wird. Nach John Rawls (siehe unten) ist das Ziel, die Freiheit jedes Menschen zu gewährleisten, nur damit zu erreichen, die Staatsgewalt einzuschränken. Zum Beispiel soll der Staat nur verfassungsrechtliche Rahmenbedingungen wie Grundrechte erschaffen, um eine freie Gesellschaft zu gestalten.
Vertreter des Liberalismus
Der Liberalismus hat viele Anhänger über die Jahrzehnte gewonnen, die ihn zu dem gemacht haben, was er heute ist - von John Locke, dem Urvater des Liberalismus, bis hin zum Ökonom Jean-Baptiste Say.
John Locke
John Locke gilt nicht nur mit historischen Figuren wie Isaac Newton als Hauptvertreter des britischen Empirismus, sondern auch als Urvater des Liberalismus.
Als Aufklärer befasste er sich hauptsächlich mit philosophischen Fragen, die er anhand von Ideen und Theorien auf seine Weise versuchte, zu beantworten. Aus seiner "Gesellschafts- und Staatstheorie" bildeten sich die Grundbausteine für den Liberalismus.
John Lockes Hauptwerk zur politischen Philosophie "Two Treatises of Government" wurde 1683 veröffentlicht und enthält zwei Abhandlungen über die Regierung.
Zunächst greift er im ersten Teil die Theorie einer auf Gottes Gnade beruhenden Alleinherrschaft an.
Obwohl Locke nicht der erste mit der Idee der Gewaltenteilung war, befasst er sich im zweiten Teil des Buches mit der Grundlage einer freiheitlich, liberal gesinnten Demokratie. In dem liberalistischen politischen Teil formulierte er als einer der ersten Personen die moderne Theorie, in der Gewaltenteilung als grundlegendes Ordnungs- und Strukturprinzip verwendet wird.
In dieser Theorie setzt er sich, anders als jeder andere zu seiner Zeit, für die Implementierung eines Staates ein, der nicht nur den Schutz der Bevölkerung gewährleistet, sondern auch die individuelle Freiheit durch Grundrechte sichert. Dieser implementierte Staat hat zudem die Verpflichtung, mit Zustimmung und im Interesse der Bevölkerung Gesetze zu erlassen. Sollte dem nicht so sein, dürfen und sollen sich die Bürger*innen dem Staat widersetzen.
Das erinnert nicht nur an den Liberalismus, sondern auch die Demokratie, oder?
Adam Smith
Adam Smith ist wahrscheinlich der herausragendste und einflussreichste liberale Vertreter seiner Zeit. Auch wenn seine Aussagen und Werke bis heute für Diskussion sorgen, ist der Vater der Wirtschaftswissenschaft und Gründer des politischen Liberalismus eine Ikone seines Feldes.
1723 geboren und 1790 gestorben, gilt der liberale Engländer als Ebenbild der Widersprüche. In vielen seiner Werke hinterlässt er den/die Leser*in stutzig, da er sich häufig paradox äußert und Spielraum für Interpretation lässt.
Sein Lebenswerk "Wohlstand der Nationen" (1776) hatte und hat immer noch großen Einfluss auf die Idee der klassischen Nationalökonomie. Das Buch wird sogar mit anderen Weltliteraturen wie "Das Kapital" von Karl Marx oder der Bibel aufgrund seiner wissenschaftlichen Wirkung und Bedeutung gleichgestellt.
Für Adam Smith gilt der wirtschaftliche Grundsatz: Menschliche Arbeit ist der Ursprung des Wohlstandes. Als klassischer Ökonom widmet sich Smith den Fragen und den Lösungen der maximalen Produktivität und des Funktionierens einer nationalen Wirtschaft. Als Vater der modernen, liberalen Wirtschaftspolitik gilt er deswegen, weil er zwar die Wirtschaft maximieren wollte, dabei jedoch das Ziel verfolgte, dass die Entfaltung jedes Individuums nur mit dem Heraushalten des Staates komplett geschehen kann. Das würde wiederum zu einer allgemein besseren Arbeitsmoral und Produktivität führen.
Stecknadel-Beispiel: Idee der Arbeitsteilung nach Adam Smith
Für die Herstellung einer Stecknadel werden von Adam Smith 18 Arbeitsschritte bis zur endgültigen Vollendung nachgewiesen. Daraus schließt er, dass, wenn in der Produktion jeder Arbeitsschritt von je einem*r Arbeiter*in spezialisiert werden würde, würde die Produktion und das damit einhergehende Output um ein Vielfaches maximiert werden.
John Stuart Mill
Eine wichtige Person des Liberalismus und dessen Entwicklung ist John Stuart Mill (1806-1873). Grundsätzlich beschrieb Mill die Gesellschaft als gemeinschaftliches Zusammenspiel, das mithilfe der Grundfaktoren des Liberalismus, Freiheit des Individuums und soziale Gleichheit, den Erfolg und das Glück dieser Gesellschaft ausmacht.
Wir betrachten als das größte soziale Problem, das es zu lösen gelte, die Frage, wie man die größtmögliche individuelle Freiheit mit dem gemeinsamen Besitz der Ressourcen dieses Globus und der gleichen Teilhabe an den Früchten der Arbeitsteilung vereinigen könnte.“ (Mill, 1859)
Jean-Baptiste Say
Der 1767 geborene Jean-Baptiste Say gilt als Verbreiter und stolzer Verfechter von Adam Smiths liberaler Ideologie in Frankreich. Seine Überlegungen zu Smiths Theorien spiegeln sich in seinem Lebenswerk, dem sogenannten "Sayschen Theorem", das sich mit dem kausalen Zusammenhang zwischen Angebot und Nachfrage in der Wirtschaft beschäftigt, wider.
Das Saysche Theorem ist Grundlage der angebotsorientierten Wirtschaft und hat das Ziel des stetigen Marktgleichgewichts. Im Gegensatz zu Vertretern der nachfrageorientierten Wirtschaft lehnt das Theorem die Existenz einer Notenbank ab, da diese Erwerbslosigkeit und Überproduktion herbeiführen würde.
Das Theorem wurde aus diesem Grund von historische Größen wie Karl Marx und John Maynard Keynes häufig kritisiert.
Aufbauend auf Smiths Theorien wurde Say zu einem anerkannten Ökonomen und einem der wichtigsten Vertreter des wirtschaftlichen Liberalismus, der auch als Lehrender später Einfluss auf seine Schüler*innen hatte.
Auch in seinem Lebenswerk "Traité d’économie politique", worin er die Grundprinzipien der wirtschaftlichen und politischen Ökonomie darstellt, spiegelt sich seine Begeisterung für den Liberalismus und Adam Smith wider, über den er schreibt:
Smiths Werk ist nicht mehr als eine ungeordnete Ansammlung der gesundesten Prinzipien der politischen Ökonomie, gestützt durch einleuchtende Beispiele und merkwürdige statistische Begriffe, gemischt mit belehrenden Erläuterungen; aber es ist keine vollständige Abhandlung weder des einen noch des anderen: Sein Buch ist ein riesiges Chaos richtiger Ideen, bunt durcheinander gemischt mit positiver Erkenntnis."
Liberalismus – Key takeaways
- Im Liberalismus sollen grundsätzlich alle Menschen frei handeln dürfen, ohne Einfluss oder Einschränkung des Staates. Dazu zählen politische Faktoren wie Meinungs- oder Pressefreiheit, aber auch generell die Entfaltung der Interessen, Persönlichkeit und Ziele jedes Einzelnen.
- Wirtschaftlich lässt sich der Liberalismus so erklären, dass sich die Marktwirtschaft mit seinen Teilnehmer*innen selbst regeln soll, ohne jegliches Eingreifen des Staates.
- Der Liberalismus ist eine der drei wichtigsten und meistverbreiteten politischen Grundrichtungen:
- Konservativismus
- Liberalismus
- Sozialismus
Entstanden ist der Liberalismus im 17. Jahrhundert während der englischen Revolutionen und wurde in den darauffolgenden Jahrhunderten in Europa weiter konkretisiert, unter anderem in Unterarten wie den Neoliberalismus oder den Laissez-Faire-Liberalismus.
Wichtige Vertreter des Liberalismus sind:
- John Locke
- Adam Smith
- John Stuart Mill
- Jean-Baptiste Say
- Das Gegenteil zu einer klassischen vom Liberalismus geprägten Marktwirtschaft ist die sozialistische Planwirtschaft.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Liberalismus
Was versteht man unter dem Begriff Liberalismus?
Der Liberalismus ist eine politische Bewegung und ein Grundsatz, der auf dem Ziel beruht, Freiheit für jeden Einzelnen zu gewährleisten. Dies soll zu Glück, einem harmonischen Zusammenleben und Erfolg in der gesamten Gesellschaft führen.
Was ist das Gegenteil von Liberalismus?
Im Gegensatz zum Liberalismus steht der Totalitarismus. Hier haben sich die Individuen innerhalb eines Staates dem politischen Willen zu unterwerfen. Individuelle Bedürfnisse und Meinungen werden nicht akzeptiert.
Was ist eine liberale Wirtschaftspolitik?
Eine liberale Wirtschaftspolitik zeichnet sich dadurch aus, dass sich die Marktwirtschaft mit seinen Teilnehmer*innen selbst regelt, ohne jegliches Eingreifen des Staates.
Was bedeutet sozial-liberal?
In einer Marktwirtschaft trifft man häufig auf die Zusammensetzung von sozialen und liberalen Elementen. Der Begriff "sozial-liberal" spiegelt diese Verbindung wider, indem die Grundideen des Sozialismus und des Liberalismus miteinander vereint werden.
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