Implikaturen

Implikaturen sind ein zentraler Begriff in der Pragmatik, der Lehre von der Sprachverwendung und ihrer Bedeutung in Kontexten. Sie erklären, wie wir über das wörtlich Gesagte hinaus Bedeutungen ableiten, indem wir auf gemeinsames Wissen, Kontext und die Absichten des Sprechers zurückgreifen. Halte fest: Implikaturen ermöglichen es uns, zwischen den Zeilen zu lesen und so die volle Bandbreite menschlicher Kommunikation zu erfassen.

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    Was sind Implikaturen?

    Implikaturen sind ein faszinierendes Phänomen der Sprachwissenschaft, insbesondere im Bereich der Pragmatik. Sie ermöglichen es, zwischen den Zeilen zu lesen und die unausgesprochenen, aber intendierten Bedeutungen in der Kommunikation zu erfassen. Dieses Konzept hilft dir, die subtilen Nuancen und Tiefen der menschlichen Sprache besser zu verstehen.

    Implikatur Definition

    Implikaturen bezeichnen das, was in einer Äußerung implizit mitgemeint, aber nicht explizit ausgedrückt wird. Sie gehen über die wörtliche Bedeutung der Worte hinaus und liefern zusätzliche Informationen basierend auf dem Kontext und den Erwartungen des Zuhörers oder Lesers.

    Wenn jemand sagt: „Kannst du das Fenster schließen?“, ist die wörtliche Frage, ob die Person fähig ist, das Fenster zu schließen. Die Implikatur jedoch ist eine höfliche Aufforderung, das Fenster tatsächlich zu schließen.

    Implikatur Pragmatik

    Die Pragmatik befasst sich mit den Aspekten der Bedeutung, die nicht direkt durch Wörter und Sätze vermittelt werden, sondern durch die Art und Weise, wie wir Sprache verwenden. Implikaturen sind hier ein zentrales Thema, weil sie zeigen, wie Bedeutung über den bloßen Wortlaut hinaus generiert wird. Dies geschieht durch den Kontext, die Intention des Sprechers, und die Beziehungen zwischen den Gesprächspartnern.Implikaturen können durch verschiedene Prinzipien erzeugt werden. Eines dieser Prinzipien ist das Kooperationsprinzip, welches besagt, dass Sprecher und Hörer im Gespräch zusammenarbeiten, um eine effektive Kommunikation sicherzustellen. Dies schließt vier Maximen ein: die Maxime der Qualität (Sei wahrhaftig.), die Maxime der Quantität (Sei so informativ wie nötig.), die Maxime der Relation (Sei relevant.) und die Maxime der Modalität (Sei klar und ordentlich.)

    Die Maximen nach Grice spielen eine wichtige Rolle bei der Erzeugung und Interpretation von Implikaturen.

    Präsupposition und Implikatur Unterschied

    Obwohl sowohl Präsuppositionen als auch Implikaturen unausgesprochene Elemente der Bedeutung in der Kommunikation darstellen, unterscheiden sie sich grundlegend in ihrer Funktion und ihrem Wesen.

    Präsuppositionen sind Annahmen, die vom Sprecher als bekannt oder gegeben vorausgesetzt werden, damit die Äußerung sinnvoll ist. Sie bleiben auch dann erhalten, wenn die Äußerung negiert wird.

    Betrachte die Aussage: „Johns Bruder hat gestern das Auto repariert.“ Die Präsupposition ist, dass John einen Bruder hat. Wenn man die Aussage negiert („Johns Bruder hat gestern das Auto nicht repariert.“), bleibt die Annahme, dass John einen Bruder hat, bestehen.

    Andererseits fordern Implikaturen eine aktive Interpretation vom Zuhörer oder Leser, um die implizite Bedeutung zu erkennen, die über den wortwörtlichen Inhalt hinausgeht. Dies bedeutet, dass Implikaturen annulliert werden können, ohne die Kohärenz oder Wahrheit der ursprünglichen Aussage zu verändern. Zum Beispiel, wenn zur vorherigen Frage über das Schließen des Fensters hinzugefügt wird: „Ich frage nur aus Neugier.“, annulliert dies die Implikaturen der Aufforderung.

    Arten von Implikaturen

    Implikaturen sind ein zentrales Element in der menschlichen Kommunikation, das hilft, unausgesprochene Bedeutungen und Absichten zu verstehen. Es gibt verschiedene Arten von Implikaturen, die auf unterschiedlichen Mechanismen und Konventionen basieren. In diesem Abschnitt werden wir uns zwei Haupttypen anschauen: konversationelle und konventionelle Implikaturen.

    Konversationelle Implikatur

    Konversationelle Implikaturen entstehen im Kontext einer Unterhaltung, wo der Sprecher auf gemeinsame Wissensbestände, Annähmen oder das sogenannte Kooperationsprinzip zurückgreift. Diese Art von Implikatur basiert darauf, dass der Sprecher und der Hörer zusammenarbeiten, um eine erfolgreiche Kommunikation zu gewährleisten. Sie sind nicht fest im sprachlichen Ausdruck verankert, sondern entstehen durch den Gebrauch der Sprache in einem spezifischen Kontext.

    Zum Beispiel könnte in einer Unterhaltung über ein überfülltes Restaurant die Bemerkung „Es gibt hier keinen Platz“ durch den Kontext die Implikatur enthalten, dass man ein anderes Restaurant suchen sollte, ohne dass dies direkt ausgesprochen wird.

    Konversationelle Implikaturen können oft durch die Anwendung von Grices Maximen analysiert werden, insbesondere die der Quantität, Qualität, Relevanz und Art und Weise.

    Konventionelle Implikatur

    Im Gegensatz zu konversationellen Implikaturen sind konventionelle Implikaturen direkt mit bestimmten Wörtern oder Ausdrücken verbunden und hängen nicht vom spezifischen Kontext der Äußerung ab. Sie sind im sprachlichen Ausdruck selbst enthalten und vermitteln Bedeutungen, die über die wörtliche Bedeutung der Worte hinausgehen, unabhängig von den besonderen Umständen der Äußerung.

    Ein klassisches Beispiel für eine konventionelle Implikatur ist der Gebrauch des Wortes „aber“ in einem Satz wie „Er ist reich, aber unglücklich.“ Hier impliziert das Wort „aber“ einen Kontrast oder eine Gegensätzlichkeit zwischen den beiden Teilsätzen, die über die bloße Aneinanderreihung von Informationen hinausgeht.

    Ein tiefgehendes Verständnis von Implikaturen ermöglicht es, die subtile Dynamik zwischen expliziter Sprache und impliziten Bedeutungen zu erfassen. Das Wissen um die Unterschiede und Anwendungsbereiche von konversationellen und konventionellen Implikaturen ist essenziell, um die Nuancen und Tiefen der menschlichen Kommunikation vollständig zu verstehen und zu interpretieren. Besonders in der Literatur, in der Werbung oder in politischen Reden spielen diese Unterscheidungen eine große Rolle, indem sie Mehrdeutigkeiten und Indirektheiten kunstvoll einsetzen.

    Grice und die Theorie der Implikaturen

    Die Theorie der Implikaturen, entwickelt von dem Philosophen H. P. Grice, spielt eine zentrale Rolle für das Verständnis der menschlichen Kommunikation. Grice beschäftigt sich mit den Feinheiten, wie Menschen Bedeutungen in Gesprächen vermitteln - oft über das hinausgehend, was wörtlich gesagt wird. Seine Theorie beleuchtet, wie der implizite Teil der Kommunikation funktioniert und welchen Regeln er folgt.

    Grice Implikatur

    Die Grice Implikatur bezieht sich auf die Art und Weise, wie Informationen in einem Gespräch übermittelt werden, ohne sie direkt zu erwähnen. Sie entsteht auf der Basis des Kooperationsprinzips und vier damit verbundenen Konversationsmaximen: Relevanz, Quantität, Qualität und Art und Weise. Diese Prinzipien und Maximen helfen Sprecherinnen und Sprechern sowie Zuhörerinnen und Zuhörern, über die expliziten Inhalte hinaus zu kommunizieren und zu verstehen.

    Kooperationsprinzip: Ein unausgesprochener Vertrag zwischen Sprecher und Hörer, der besagt, dass beide Parteien zur Effektivität der Kommunikation beitragen, indem sie ihre Beiträge so informativ, wahr, relevant und klar wie nötig gestalten.

    Die vier Maximen nach Grice sind:

    • Quantität: Die Information soll so informativ wie nötig und nicht informativer als nötig sein.
    • Qualität: Spreche die Wahrheit und vermeide Aussagen, für die du keine Evidenzen hast.
    • Relevanz: Bleibe relevant und schweife nicht vom Thema ab.
    • Art und Weise: Vermeide Unklarheiten und Mehrdeutigkeiten. Sei kurz und ordne deine Aussagen logisch.

    Ein Beispiel für eine Grice Implikatur ist die Äußerung „Es ist hier sehr kalt“, die in einem bestimmten Kontext die Aufforderung „Kannst du das Fenster schließen?“ implizieren kann, ohne dass dies direkt ausgesagt wird. Der Sprecher verlässt sich dabei auf die Kooperationsbereitschaft des Hörers, die indirekte Aufforderung zu verstehen und entsprechend zu handeln.

    Was interessant ist: Implikaturen können annulliert werden, ohne dass die Aussage ihre Wahrheit oder Relevanz verliert. Wenn der Sprecher nachträglich klarstellt, dass keine Handlung erforderlich ist, bleibt die ursprüngliche Aussage „Es ist hier sehr kalt“ wahr.

    Tiefgehender betrachtet, eröffnet die Theorie der Implikaturen ein Fenster zum Verständnis der menschlichen Psychologie und der komplexen Dynamik zwischen Sprachverwendung und sozialer Interaktion. Es zeigt, wie Sprache weit über ihre wörtliche Bedeutung hinausgeht und wie die Interpretation von Aussagen stark vom Kontext, den sozialen Normen und den Erwartungen der Beteiligten beeinflusst wird.

    Beispiele für Implikaturen im Alltag

    Implikaturen begegnen uns täglich in verschiedensten Kommunikationsformen. Sie ermöglichen es uns, über die wörtliche Bedeutung hinaus Bedeutungen zu verstehen und die zwischenmenschliche Kommunikation zu verfeinern. Im Folgenden werden wir uns ansehen, wie Implikaturen im Alltag verstanden und angewendet werden.

    Verstehen von Implikaturen in der Kommunikation

    Das Verstehen von Implikaturen in der Kommunikation erfordert ein gewisses Maß an sozialer und kultureller Kenntnis. Es geht darum, die unausgesprochenen, aber intendierten Botschaften zu entschlüsseln, die über den wörtlichen Inhalt der Worte hinausgehen. Diese Fähigkeit verbessert das Verständnis in Gesprächen und trägt zur Klarheit der Kommunikation bei.

    Ein alltägliches Beispiel könnte eine Situation sein, in der jemand sagt: „Hast du gesehen, wie viel Uhr es ist?“, wenn eine Party spät in die Nacht geht. Wörtlich genommen, könnte dies als eine einfache Frage nach der Zeit interpretiert werden. Die Implikatur hier könnte jedoch sein, dass es vielleicht Zeit ist zu gehen, ohne dies direkt zu sagen.

    Es ist hilfreich, auf den Kontext zu achten, um Implikaturen richtig zu verstehen. Nicht nur die Worte selbst, sondern auch die Situation und die Beziehung zwischen den Kommunizierenden spielen eine große Rolle.

    Anwendung von Implikaturen in Texten

    In schriftlichen Texten werden Implikaturen oft genutzt, um Bedeutungen zu vermitteln, die über das Geschriebene hinausweisen. Dichter, Autoren und Werbetreibende verwenden Implikaturen, um ihre Botschaften subtil und wirkungsvoll zu übermitteln. Dabei spielt die Wahl der Worte, der Satzbau und das Gesamtkonzept des Textes eine entscheidende Rolle.

    Nimm an, eine Werbung sagt: „Fühlen Sie sich wie neu geboren.“ Dies könnte wörtlich verstanden werden, impliziert aber möglicherweise auch, dass man mit dem beworbenen Produkt eine tiefgreifende Veränderung oder Verbesserung seiner Lebensqualität erleben wird, ohne dies explizit zu erwähnen.

    Eine tiefergehende Betrachtung zeigt, dass Implikaturen in Texten nicht nur semantische Tiefen eröffnen, sondern auch zur ästhetischen und emotionalen Wirkung beitragen. Die Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen, eröffnet ein breiteres Spektrum an Interpretationen und erlaubt es den Lesenden, eine persönlichere Verbindung zum Text aufzubauen. In literarischen Werken führen Implikaturen oft zu Mehrdeutigkeiten, die Anlass zu verschiedenen Interpretationen geben und die Werke für Diskussionen und Analysen öffnen.

    Implikaturen - Das Wichtigste

    • Implikaturen sind implizite Bedeutungen in der Kommunikation, die über die wörtliche Aussage hinausgehen und im Bereich der Pragmatik erforscht werden.
    • Die Definition von Implikatur umfasst das, was mit einer Äußerung mitgemeint ist, aber nicht explizit ausgedrückt wird.
    • Konversationelle Implikaturen entstehen durch den Gebrauch von Sprache in bestimmten Kontexten und sind an das Kooperationsprinzip und Grices Maximen gebunden.
    • Konventionelle Implikaturen sind direkt mit bestimmten Wörtern oder Ausdrücken verbunden und nicht kontextabhängig.
    • Der Unterschied zwischen Präsupposition und Implikatur liegt darin, dass Präsuppositionen Annahmen sind, die auch bei Negation bestehen bleiben, während Implikaturen annulliert werden können.
    • Grice Implikaturen beruhen auf dem Kooperationsprinzip und den Maximen der Quantität, Qualität, Relevanz und Modalität im Rahmen der Gesprächsführung.
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    Häufig gestellte Fragen zum Thema Implikaturen
    Was sind Implikaturen in der Linguistik?
    Implikaturen sind unausgesprochene, doch vom Sprecher intendierte Bedeutungen hinter dem Gesagten, die der Hörer aus dem Kontext und Wissen um Konversationsprinzipien erschließt. Sie ergänzen die wörtliche Bedeutung um zusätzliche Informationen, ohne direkt ausgesprochen zu werden.
    Wie erkennt man Implikaturen in einem Text?
    Implikaturen erkennst du, indem du auf nicht wörtlich gemeinte Aussagen achtest, die zwischen den Zeilen gelesen werden müssen. Sie ergeben sich aus dem Kontext und dem, was nicht gesagt, aber vorausgesetzt oder angedeutet wird.
    Welche Rolle spielen Implikaturen in der Kommunikation?
    Implikaturen ermöglichen es Dir, die zwischen den Zeilen versteckte Bedeutung einer Aussage zu erfassen. Sie tragen wesentlich zur Effizienz und Präzision der zwischenmenschlichen Kommunikation bei, indem sie unausgesprochene Informationen vermitteln und so das Verständnis erweitern.
    Welche Arten von Implikaturen gibt es?
    In der Linguistik unterscheidet man hauptsächlich zwei Arten von Implikaturen: konventionelle und konversationelle. Konventionelle Implikaturen sind Teil der Bedeutung eines Ausdrucks und ändern sich nicht mit dem Kontext, wohingegen konversationelle Implikaturen aus dem Kontext und den Grundsätzen der kooperativen Konversation entstehen.
    Wie wirken sich Implikaturen auf die Interpretation von literarischen Texten aus?
    Implikaturen beeinflussen die Interpretation von literarischen Texten, indem sie dem Leser ermöglichen, zwischen den Zeilen zu lesen und tiefere, nicht explizit ausgedrückte Bedeutungen zu erschließen. Sie erweitern somit das Verständnis und die Mehrdeutigkeit von Texten.
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