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Definition: Was ist Plastische Verformung?
Plastische Verformung bezeichnet eine irreversible Veränderung in der Form eines Materials, hervorgerufen durch äußere Kräfte, die über die Elastizitäts- und Streckgrenze des Materials hinausgehen. Wenn diese Kräfte weggenommen werden, behält das Material seine deformierte Form bei und kehrt nicht in seinen ursprünglichen Zustand zurück.
Im Gegensatz zur elastischen Verformung, bei der sich ein Material nach dem Wegnehmen der äußeren Kraft wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückbewegt, ist die plastische Verformung dauerhaft und unumkehrbar. Dies hängt vom spezifischen Werkstoff und teilweise auch von der Temperatur ab.
Praktische Beispiele für Plastische Verformung
Im Alltag trifft man häufig auf verschiedene Beispiele für plastische Verformung. Dazu gehören das Biegen von Metallstäben, das Ziehen von Drähten, das Pressen von Formen und viele andere Anwendungen, bei denen Materialien dauerhaft deformiert werden. Ein Beispiel ist die Schmiedekunst, bei der Metall durch Hammerschläge dauerhaft verformt wird.
Stell dir eine Aluminiumfolie vor. Wenn du die Folie zusammendrückst, wird sie verknittern und diese Verformung ist plastisch, denn sie kann nicht mehr in ihren ursprünglichen Zustand zurückkehren. Ebenso zeigt ein alter Drahtkleiderbügel plastische Verformung, wenn er über seine Elastizitätsgrenze hinaus verformt wird - er behält seine neue Form bei, auch wenn die verformende Kraft weggenommen wird.
Plastische Verformung und Technische Mechanik: Zusammenhang
In der Technischen Mechanik ist die plastische Verformung ein wesentliches Konzept, weil sie sich auf das Verhalten von Strukturen und Materialien unter Belastung auswirkt. Sie ist besonders relevant in Bereichen wie dem Maschinen- und Brückenbau, wo Bauteile äußeren Lasten ausgesetzt sind, die eine dauerhafte Verformung verursachen könnten.
Die Änderung innerhalb des Verformungszustandes eines Materials kann mit Hilfe einer Spannungs-Dehnungs-Kurve dargestellt werden. Esta zeigt die mechanische Antwort eines Materials auf die aufgebrachte Belastung. Dabei wird die plastische Verformung durch den Abschnitt der Kurve nach Überschreiten der Streckgrenze repräsentiert.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Plastizität ein Materialverhalten ist, das genutzt wird, um bestimmte Merkmale in vielen industriellen Anwendungen zu erreichen. Zum Beispiel werden Metalle in der Automobil- und Luftfahrtindustrie häufig plastisch verformt, um bestimmte Formen und Strukturen zu erreichen, die anders schwer zu erreichen wären. Abhängig von den Anforderungen kann das Material dann durch Härten, Tempern oder andere Methoden verändert werden, um die gewünschten mechanischen Eigenschaften zu erreichen.
Plastische Verformung von Metall
Metalle sind für ihre Haltbarkeit und ihre Fähigkeit, große Mengen an Dehnung zu widerstehen bevor sie plastisch verformt werden, bekannt. Die plastische Verformung von Metallen erfolgt in der Regel durch Prozesse, die hohe Kräfte und Drücke nutzen, um das Material über seine elastische Grenze hinaus zu verformen.
Im Prozess der plastischen Verformung von Metallen spielen sogenannte Dislokationen, also Versetzungen im Kristallgitter des Metalls, eine zentrale Rolle. Plastische Deformationen entstehen dann, wenn diese Versetzungen sich um eine Achse rotieren oder entlang einer Gleitebene verschieben und so das Kristallgitter des Materials verändern.
Im Wesentlichen gibt es zwei Mechanismen, durch die plastische Verformung in Metallen hervorgerufen werden kann:
- Über das Gleiten der Kristallbausteine: Hier bewegen sich die Atome im Kristallgitter entlang einer bevorzugten Gleitebene. Dies ist der häufigste Mechanismus der plastischen Verformung.
- Über das Klettern der Kristallbausteine: Dieser Mechanismus tritt auf, wenn sich Atome aus ihrer Position bewegen und Lücken (sogenannte Leerstellen) im Kristallgitter hinterlassen. Dieser Prozess kommt vor allem bei höheren Temperaturen vor.
In welchen Phasen läuft die Plastische Verformung ab?
Im Allgemeinen kann die plastische Verformung von Metallen in drei Phasen eingeteilt werden:
Phase | Beschreibung |
Elastische Phase | In dieser Phase lässt sich das Material unter Einwirkung einer bestimmten Kraft verformen, kehrt aber nach Entlastung wieder in seinen Ausgangszustand zurück. Hier ist Hooke'sches Gesetz anwendbar, das da lautet: \( \sigma = E \cdot \varepsilon \), wobei \( \sigma \) die Spannung, \( E \) der Elastizitätsmodul und \( \varepsilon \) die Dehnung ist. |
Yield Point Phenomenon (Streckgrenzen-Phänomen) | Nach der elastischen Phase folgt dieses Phänomen, bei der das Material dauerhaft (plastisch) verformt wird. Diese plastische Deformation tritt auf, wenn die angewandte Spannung die Streckgrenze \( \sigma_s \) des Materials übersteigt. |
Plastische Phase | Hierbei handelt es sich um die Phase, in der das Material irreversibel verformt wird. Wird die Belastung in dieser Phase entfernt, bleibt das Material in seiner verformten Gestalt. |
Anwendungsbeispiele für Plastische Verformung in Metallen
Plastische Verformung ist ein grundlegender Prozess in der Metallverarbeitung und -herstellung. Anwendungen für plastische Verformung in Metallen reichen von der Herstellung von Automobilteilen und Flugzeugteilen bis hin zu Gebäuden und Brücken. Hier sind einige typische Beispiele:
- Automobilindustrie: In der Automobilindustrie wird Plastische Verformung verwendet, um die einzelnen Teile eines Autos zu formen. Diese reichen von Karosserieteilen bis hin zu den kleinsten Schrauben und Muttern.
- Flugzeugbau: Ähnlich wie in der Automobilindustrie werden auch im Flugzeugbau zahlreiche Teile durch plastische Verformung hergestellt.
- Schmuckherstellung: Auch in der Schmuckherstellung wird Plastische Verformung genutzt, um aus Edelmetallen die gewünschten Kreationen zu formen.
Ein klassisches Beispiel für plastische Verformung in der Metallbearbeitung ist das Schmieden. Beim Schmieden wird ein Stück Metall erhitzt und dann durch Hammerschläge in die gewünschte Form gebracht. Ein anderes Beispiel ist das Walzen von Stahlblechen, bei dem ein großes Stück Stahl durch starke Walzenrollen gepresst wird, um die gewünschte Plattendicke zu erreichen.
Zusätzlich zur Herstellung verschiedener Produkte können Metalle durch plastische Verformung auch in ihren mechanischen Eigenschaften verändert werden. So kann beispielsweise durch Kaltverformung, d.h. plastische Verformung bei Raumtemperatur, die Härte und Festigkeit eines Metalls erhöht werden. Dieser Prozess, der auch als Kaltumformung bekannt ist, kann bei vielen Metallen wie Stahl, Aluminium, Kupfer, Titan und anderen angewendet werden.
Plastische Verformung berechnen
Die Berechnung einer plastischen Verformung beinhaltet in der Regel Methoden zur Bestimmung der Belastung (Spannung) und Dehnung eines Materials. Mit speziellen Modellen wie dem Prandtl-Reuß-Modell oder der Finite-Elemente-Methode kann man dann die plastische Verformung berechnen.
In der Theorie der Plastizität wird festgestellt, dass eine plastische Verformung dann eintritt, wenn Spannungen im Material die sogenannte Fließgrenze überschreiten. Diese Fließgrenze ist stark materialabhängig und gibt die Spannung an, oberhalb derer das Material zu fließen beginnt und sich also plastisch verformt.
Zur Berechnung von plastischen Verformungen ist es wichtig, das Konzept der Spannung zu verstehen:
- Normalspannung: Sie wirkt senkrecht zur Fläche und führt zu einer Längenänderung des Materials. Die Normalspannung berechnet sich über den Quotienten aus Kraft und Querschnittsfläche \( \sigma = \frac{F}{A} \).
- Schubspannung: Sie wirkt parallel zur Fläche und führt zu einer Verformung des Winkels. Die Schubspannung berechnet sich mit der Formel \( \tau = \frac{F}{A} \).
Die Berechnung der Dehnung beruht auf der Betrachtung von Längenänderungen:
- Normale Dehnung: Sie beschreibt eine Längenänderung in Richtung der lastauslösenden Kraft und ergibt sich aus der Formel: \( \varepsilon = \frac{\Delta l}{l_0} \).
- Schubdehnung: Sie gibt die Änderung eines Winkels an, wenn ein Körper durch Schubkräfte verformt wird. Mathematisch kann sie als Verhältnis von Wegänderung und Höhe definiert werden: \( \gamma = \frac{\Delta a}{h} \).
Weitere wichtige Werte in diesem Zusammenhang sind die Streck- und Fließgrenzen, der E-Modul und das Hooke'sche Gesetz. Ihre Kenntnis hilft, die plastische Verformung richtig zu berechnen.
Anwendung von Berechnungen: Plastische Verformung in der Praxis
In der Praxis werden Berechnungen zur plastischen Verformung angewandt, um das Materialverhalten unter Belastung vorherzusagen und gegebenenfalls den Herstellungsprozess anzupassen. Dadurch kann etwa die Haltbarkeit und Sicherheit von Bauteilen wesentlich verbessert werden.
Betrachtet man beispielsweise den Bau von Stahlkonstruktionen, so muss vor der Verarbeitung des Stahls sichergestellt werden, dass er den einwirkenden Kräften standhält. Daher werden Berechnungen zur plastischen Verformung durchgeführt, um entsprechende Sicherheitsreserven zu bestimmen. In Datenblättern von Stahlanbietern sind oft bereits Werte wie die Zugfestigkeit und die Streckgrenze aufgeführt, die für solche Berechnungen genutzt werden können.
Als Beispiel kann man einen Balken betrachten, der einer gleichmäßig verteilten Last unterliegt. Die Biegespannung in dem Balken errechnet sich dabei nach dem Biegegesetz zu \( \sigma = \frac{My}{I} \) mit dem Biegemoment M, dem Abstand y zur neutralen Faser und dem Flächenträgheitsmoment I. Überschreitet diese Spannung die Streckgrenze des Materials, beginnt der Balken in diesem Bereich plastisch zu verformen.
In der Berechnung von plastischen Verformungen kommen auch komplexe numerische Methoden zur Anwendung, beispielsweise die Finite-Elemente-Methode (FEM). Dabei wird das zu berechnende Bauteil in eine Vielzahl von kleinen Elementen zerlegt, für die einzeln Vereinfachungen wie die Annahme linearer Zusammenhänge gelten. Die Gesamtlösung setzt sich dann aus den Lösungen der Einzelelemente zusammen. So können auch komplexeste Strukturen und Belastungszustände analysiert werden.
Plastische Verformung in fortgeschrittener Technischer Mechanik
Auf fortgeschrittenem Niveau der Technischen Mechanik betrachten wir die plastische Verformung von komplexen Strukturen und nicht mehr nur von vereinfachten eindimensionalen Elementen. Häufig müssen wir uns mit räumlichen Belastungszuständen oder mit Materialien auseinandersetzen, die nicht-linear-elastisches oder anisotropes Verhalten aufweisen.
Für solche komplexen Randbedingungen ist es oft nicht mehr ausreichend, mit einfachen Spannungs- und Dehnungsgesetzen zu arbeiten. Stattdessen kommen erweiterte Konzepte zum Einsatz, die nicht-lineare Verformungs- und Versagensmechanismen in Materialien abdecken. Hierbei spielt das Konzept der Plastizität eine herausragende Rolle.
Der Begriff Plastizität beschreibt die Fähigkeit von Materialien, sich zu deformieren, ohne zu brechen oder zu versagen. Hierbei wird zwischen der plastischen und der elastischen Deformation unterschieden, wobei die elastische Deformation eine reversible und die plastische Deformation eine irreversible Formänderung darstellt.
Sowohl bei der Finite-Elemente-Methode(FEM) als auch bei der Analyse von Versagensmechanismen wird der plastische Bereich des Spannungs-Dehnungs-Diagrammes betrachtet. Mit fortschrittlicheren Computersimulationen können Spannungsverteilungen und Deformationsbilder erzeugt werden, die deutlich komplexere Verformungsbilder darstellen als eine eindimensionale Kraft auf einen Stab. Die Berechnung der plastischen Deformation von dreidimensionalen Bauteilen oder kompletten Strukturen ist hierbei allerdings wesentlich aufwendiger als die von eindimensionalen Elementen.
Die Festkörpermechanik, ein Teilbereich der Technischen Mechanik, behandelt Materialien im plastischen Bereich genauer. Neben der Berechnung von Spannungen und Dehnungen in Materialien unter verschiedenen Belastungstypen stellen die Untersuchungen von Versagensmechanismen einen wichtigen Fokus dar. Bei einer zu hohen Belastung kann es im Material zu einem Riss oder Bruch kommen, was als Materialversagen bezeichnet wird. Die Kenntnis der plastischen Eigenschaften von Materialien hilft dabei, diese Versagensmechanismen besser zu verstehen und die Materialauswahl und Bauteilkonstruktion zu verbessern.
Weitere Anwendungsbereiche von Plastischer Verformung
Abseits der technischen Mechanik spielt die plastische Verformung eine Rolle in einer Vielzahl von Wissenschafts- und Ingenieurbereichen, wie z.B. Geowissenschaften, Materialwissenschaft oder Medizin.
In der Erdwissenschaft erlauben die mechanischen Eigenschaften von Gesteinen und Erdboden detaillierte Vorhersagen über das Verhalten bei natürlichen Phänomenen, wie Erdbeben oder Hangrutschungen. Es ist wichtig festzustellen, wie Materialien auf Kräfte reagieren, die im Laufe der Zeit auf sie wirken. Das Studium der plastischen Deformation von Gesteinsmaterialien trägt dazu bei, die Geologie unseres Planeten besser zu verstehen.
Kleiner Exkurs in die Materialwissenschaft: Hier ist das Verstehen der physikalischen Prozesse, die während einer plastischen Verformung ablaufen, von großer Bedeutung. So kann das Verhalten von Materialien unter unterschiedlichen Belastungen und Umgebungsbedingungen besser vorhergesagt werden. Insbesondere für Materialien, die in industriellen Prozessen hohe Belastungen ausgesetzt sind, ist dies von Bedeutung.
Als Beispiel kann der Vorgang des Schmiedens dienen, der auf die plastische Verformung abzielt. Durch Aufbringen von Druck bei erhöhter Temperatur verändert das Material dauerhaft seine Form. Diese Veränderung ist irreversibel, was für die Herstellung von Produkten mit spezifischen Formen und Eigenschaften genutzt wird.
Fesselnd ist auch der Bereich der Medizin: In der Biomechanik zum Beispiel spielen Deformationsstudien bei biologischen Materialien, wie Knochen oder Gewebe, eine entscheidende Rolle. So können beispielsweise die Auswirkungen von Verletzungen auf das Materialverhalten untersucht werden.
Plastische Verformung - Das Wichtigste
- Definition von Plastischer Verformung
- Dislokationen als zentraler Prozess in der Plastischen Verformung von Metallen
- Zwei Mechanismen der Plastischen Verformung: Gleiten und Klettern der Kristallbausteine
- Drei Phasen der Plastischen Verformung: Elastische Phase, Yield Point Phenomenon und Plastische Phase
- Anwendungsbereiche der Plastischen Verformung: Automobilindustrie, Flugzeugbau und Schmuckherstellung
- Methoden zur Berechnung von Plastischen Verformungen wie das Prandtl-Reuß-Modell oder die Finite-Elemente-Methode
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