Subsidiarität

In diesem Artikel dreht sich alles um das wichtige Prinzip der Subsidiarität, welches eine bedeutende Rolle in verschiedenen Lebensbereichen, insbesondere im Jura-Unterricht und der Rechtsprechung, spielt. Du erfährst alles Wissenswerte über die Definition und Bedeutung der Subsidiarität im Sozialrecht, die Anwendung des Prinzips in der sozialen Arbeit und die Unterscheidung zwischen formeller und materieller Subsidiarität. 

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Springe zu einem wichtigen Kapitel

    Des Weiteren wird näher auf die Rolle der Subsidiarität im juristischen Kontext eingegangen, insbesondere bei der Verfassungsbeschwerde und im deutschen sowie europäischen Recht. Abschließend werden praktische Beispiele aus dem Alltag, wie die Anwendung der Subsidiarität in Bildung und Erziehung oder der politischen Entscheidungsfindung, beleuchtet.

    Subsidiarität einfach erklärt

    Das Prinzip der Subsidiarität ist ein grundlegendes Prinzip des Sozialrechts und vieler anderer Bereiche. Es besagt, dass größere und übergeordnete Organisationen oder Institutionen nur dann aktiv werden sollen, wenn kleinere, untergeordnete Einheiten nicht in der Lage sind, bestimmte Probleme oder Aufgaben selbständig zu lösen. Dadurch soll die Eigenverantwortung und Selbstorganisation auf den jeweiligen Ebenen gestärkt werden.

    Subsidiarität Definition und Bedeutung im Sozialrecht

    Die Subsidiarität im Sozialrecht ist ein Regelungsprinzip, welches besagt, dass soziale und rechtliche Probleme primär auf der untersten Ebene gelöst werden sollen. Erst wenn dies nicht möglich ist, sollen höhere Ebenen, wie Bund oder Länder, einschreiten und Unterstützung leisten.

    Ein Beispiel im Sozialrecht ist die Hilfe zur Erziehung gemäß Sozialgesetzbuch (SGB) VIII. Hierbei ist zunächst die Familie selbst dafür verantwortlich, die Erziehung und Förderung ihrer Kinder zu gewährleisten. Erst wenn die Familie dies nicht aus eigener Kraft bewältigen kann, treten Träger der öffentlichen Jugendhilfe auf den Plan und bieten entsprechende Hilfsmaßnahmen an.

    Das Prinzip der Subsidiarität in der sozialen Arbeit

    Das Prinzip der Subsidiarität ist auch in der sozialen Arbeit sehr bedeutend. Dort geht es darum, dass Hilfsangebote und Unterstützungsleistungen primär von lokalen oder kleineren Organisationen angeboten werden, um den Menschen möglichst nah und bedarfsorientiert zu helfen. Das Subsidiaritätsprinzip in der sozialen Arbeit lässt sich durch folgende Aspekte kennzeichnen:
    • Förderung der Selbsthilfe und Selbstorganisation
    • Unterstützung durch Träger der sozialen Arbeit, wenn die Leistungen der untersten Ebene nicht ausreichen
    • Stärkung der Eigenverantwortung und Nähe zu den Hilfesuchenden

    Ein Vertiefungsbeispiel hierfür ist die Arbeit von Schulsozialarbeitern, die zunächst den Schülern bei Problemen zur Seite stehen. Hierbei wird versucht, die Probleme auf der Ebene der Schule und der betroffenen Schüler selbst zu lösen. Nur wenn dies nicht gelingt, können höhere Instanzen, wie zum Beispiel das Jugendamt oder der Schulträger, eingeschaltet werden.

    Formelle Subsidiarität und ihre Anwendung

    Der Begriff der formellen Subsidiarität bezieht sich darauf, dass höhere Gebiets- oder Verwaltungseinheiten bestimmte Rechtsnormen nur erlassen sollen, wenn die untergeordneten Einheiten dazu nicht in der Lage sind oder die Ziele nicht erreichen können.

    In der Anwendung der formellen Subsidiarität spielen die folgenden Aspekte eine Rolle:
    • Grundsätzlich sollen Aufgaben von der kleinsten, untersten Einheit bearbeitet werden
    • Ein Eingreifen höherer Ebenen erfolgt nur, wenn die untere Ebene überfordert ist oder qualitativ nicht ausreichende Ergebnisse liefert
    • Aufgabenverteilung und -bewältigung soll effizient und zielorientiert geschehen
      Ebenen:Beispiel
      Lokale Ebene:Gemeinde oder Stadtverwaltung
      Regionale Ebene:Kreise oder Landkreise
      Nationale Ebene:Bundesregierung
      Internationale Ebene:Europäische Union

    Ein Beispiel zur Veranschaulichung der formellen Subsidiarität ist die Umweltschutzgesetzgebung, da hier meist nur dann nationale oder internationale rechtliche Regelungen getroffen werden, wenn die regionalen Gegebenheiten eine solche Regelung erfordern oder lokale Regelungen allein nicht ausreichend sind, um die angestrebten Ziele zu erreichen.

    Die Verfassungsbeschwerde und Subsidiarität

    Im deutschen Recht spielt das Prinzip der Subsidiarität auch im Rahmen der Verfassungsbeschwerde eine wichtige Rolle. Die Verfassungsbeschwerde ist ein grundlegendes Rechtsmittel, das es den Bürgern ermöglicht, mögliche Verstöße gegen ihre Grundrechte beim Bundesverfassungsgericht (BVerfG) geltend zu machen. Dabei gilt das Subsidiaritätsprinzip, um sicherzustellen, dass das Bundesverfassungsgericht nicht als erste Instanz für die Durchsetzung der Grundrechte angerufen werden kann. Stattdessen soll die Verfassungsbeschwerde als letztes Mittel dienen, wenn alle anderen Rechtsbehelfe erfolglos geblieben sind.

    Die Anwendung des Subsidiaritätsprinzips im Rahmen der Verfassungsbeschwerde umfasst folgende Aspekte:
    • Nutzung aller zur Verfügung stehenden Rechtsbehelfe: Bevor eine Verfassungsbeschwerde eingereicht werden kann, müssen die Betroffenen sämtliche Rechtsmittel ausschöpfen, die ihnen auf den unteren Ebenen des Rechtssystems zur Verfügung stehen.
    • Ausnahme - offensichtlich aussichtslose oder unzumutbare Rechtsbehelfe: Die Pflicht zur Ausschöpfung anderer Rechtswege darf dabei nicht zu unzumutbaren Anforderungen an den Beschwerdeführer führen oder von vornherein aussichtslos erscheinen.
    • Letztes Mittel: Die Verfassungsbeschwerde darf somit nur als letztes Rechtsmittel eingesetzt werden, wenn die unteren Instanzen keine geeignete Möglichkeit bieten, das vermeintliche Grundrechtsverstoß zu überprüfen und zu beseitigen.

    Subsidiarität im deutschen und europäischen Recht

    Das Subsidiaritätsprinzip ist nicht nur im Bereich der Verfassungsbeschwerde relevant, sondern auch ein grundlegendes Prinzip sowohl im deutschen als auch im europäischen Recht. Dabei geht es darum, dass die höheren Rechtsnormen und Institutionen (z.B. Bund oder Europäische Union) nur dann aktiv werden sollen, wenn dies notwendig ist, weil die unteren Ebenen (z.B. Länder oder lokale Behörden) nicht in der Lage sind, bestimmte Aufgaben oder Probleme selbständig und effektiv zu lösen.

    Im deutschen Recht findet das Subsidiaritätsprinzip beispielsweise im Bereich des Bundesstaatsprinzips Anwendung, bei dem die Länder grundsätzlich für die Gesetzgebung zuständig sind, es sei denn, eine bundeseinheitliche Regelung ist erforderlich.
    Rechtsebene:Anwendung des Subsidiaritätsprinzips
    Deutsches Recht:Bundesstaatsprinzip, Gesetzgebung Länder
    Europäisches Recht:Kompetenzabgrenzung zwischen EU und Mitgliedstaaten
    Im europäischen Recht manifestiert sich das Subsidiaritätsprinzip im Rahmen der Kompetenzabgrenzung zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten. So soll die EU nur dann tätig werden und Gesetzgebungskompetenzen erhalten, wenn eine Aufgabe auf europäischer Ebene besser und effektiver erledigt werden kann als auf nationaler Ebene. Im Vertrag von Lissabon ist das Subsidiaritätsprinzip in Artikel 5 Absatz 3 des Vertrags über die Europäische Union (EUV) verankert und gilt als eine der grundlegenden Säulen des europäischen Rechtssystems. Bei der Beurteilung, ob das Subsidiaritätsprinzip eingehalten wurde, spielen Faktoren wie die Notwendigkeit einer einheitlichen Regelung, die Effektivität und die Bedeutung des Problems auf europäischer Ebene eine Rolle. Dadurch soll die Zuständigkeitsverteilung zwischen der EU und den Mitgliedstaaten präzise und funktional gestaltet werden, um die Ziele der Union zu erreichen und die Eigenverantwortung der Mitgliedstaaten zu wahren.

    Subsidiarität in der Bildung und Erziehung

    Das Prinzip der Subsidiarität findet auch in der Bildungs- und Erziehungspolitik Anwendung. Dabei geht es darum, die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten auf verschiedenen Ebenen zu verteilen und so eine effiziente und bedarfsorientierte Versorgung sicherzustellen.

    Im Folgenden werden einige Beispiele gegeben, wie das Subsidiaritätsprinzip in diesem Bereich konkret angewandt wird:

    • Familie: In der Familie als kleinster Einheit sollen Kinder zunächst die grundlegenden Werte und Fähigkeiten vermittelt bekommen, um sich in der Gesellschaft zurechtzufinden. Die Eltern sind für die Erziehung und Förderung ihrer Kinder in erster Linie verantwortlich.
    • Kindertagesstätten und Schulen: Sofern die Erziehung und Bildung innerhalb der Familie nicht ausreicht oder unterstützt werden muss, kommen Kindertagesstätten und Schulen ins Spiel. Sie übernehmen eine größere Rolle in der Bildung und Erziehung und bieten den Kindern und Jugendlichen einen strukturierten und geförderten Raum für ihre Entwicklung.
    • Lokale und regionale Zuständigkeiten: Auf lokaler und regionaler Ebene (z.B. Stadt- oder Landkreise) sind die Schulträger und Jugendämter zuständig, um Bildungs- und Erziehungsangebote zu koordinieren und sicherzustellen, dass alle Kinder und Jugendlichen passende Betreuungs- und Bildungsangebote erhalten.
    • Länderzuständigkeit: In Deutschland sind die Länder hauptverantwortlich für das Bildungssystem. Sie gestalten die Lehrpläne, setzen die Unterrichtsstandards und legen die Rahmenbedingungen für den Bildungsbereich fest. Die Länder sollen dabei den regionalen Bedürfnissen und Gegebenheiten Rechnung tragen.

    Bedeutung der Subsidiarität in der Politik

    Subsidiarität spielt auch bei der politischen Entscheidungsfindung eine wichtige Rolle, insbesondere in föderalen Systemen wie Deutschland und auf internationaler Ebene, z.B. in der Europäischen Union. Im Rahmen der Politikgestaltung und der Gesetzgebung soll das Subsidiaritätsprinzip dazu beitragen, die Entscheidungen möglichst effizient, bürgernah und demokratisch zu gestalten.

    Im Folgenden werden einige zentrale Punkte erläutert, welche die Bedeutung der Subsidiarität in der politischen Entscheidungsfindung verdeutlichen:

    • Nähe zu den Bürgern: Durch das Subsidiaritätsprinzip sollen Entscheidungen auf der Ebene getroffen werden, die am besten in der Lage ist, die Bedürfnisse und Interessen der Bürger zu berücksichtigen. Dies fördert den demokratischen Charakter der Entscheidungen und ermöglicht eine größere Beteiligung der Bevölkerung an politischen Prozessen.
    • Effizienz: Das Prinzip der Subsidiarität soll dazu beitragen, dass politische Entscheidungen möglichst effizient und zielorientiert getroffen werden. Durch die Abwägung der Zuständigkeiten und Kompetenzen von verschiedenen Ebenen können politische Prozesse optimiert und Verwaltungsaufwand verringert werden.
    • Föderalismus: Insbesondere in föderalen Systemen wie Deutschland betont die Subsidiarität die Eigenverantwortung der Länder und trägt so zur Stärkung des föderalen Systems und der regionalen Vielfalt bei.
    • Europäische Union: Im europäischen Kontext soll die Subsidiarität dazu dienen, die Aufgabenverteilung zwischen der EU und den Mitgliedstaaten zu klären und eine effiziente sowie zweckmäßige Organisation der europäischen Politik und Gesetzgebung zu gewährleisten.

    Subsidiarität - Das Wichtigste

    • Subsidiarität: Prinzip, dass größere Organisationen nur aktiv werden, wenn kleinere Einheiten Probleme nicht selbst lösen können
    • Subsidiarität im Sozialrecht: Regelungsprinzip, Probleme sollen primär auf unterster Ebene gelöst werden
    • Subsidiarität in sozialer Arbeit: Förderung der Selbsthilfe, Unterstützung durch größere Organisationen bei Bedarf
    • Formelle Subsidiarität: höhere Verwaltungseinheiten erlassen Rechtsnormen nur, wenn erforderlich oder zielführend
    • Subsidiarität bei Verfassungsbeschwerde: Bundesverfassungsgericht nur als letztes Mittel nach Ausschöpfung aller Rechtsbehelfe
    • Subsidiarität im deutschen und europäischen Recht: Gewährleistung einer effizienten und zweckmäßigen Organisation
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    Häufig gestellte Fragen zum Thema Subsidiarität
    Was ist Subsidiarität?
    Subsidiarität ist ein Organisationsprinzip, das besagt, dass Entscheidungen und Aufgaben auf der niedrigstmöglichen Ebene getroffen und erledigt werden sollen. In der Europäischen Union bedeutet dies, dass die EU nur dann tätig wird, wenn sie effektiver handeln kann als die Mitgliedstaaten auf nationaler, regionaler oder lokaler Ebene.
    Was bedeutet Subsidiarität?
    Subsidiarität bedeutet, dass übergeordnete Instanzen (z. B. Staaten oder staatliche Institutionen) erst dann eingreifen und Zuständigkeiten ausüben, wenn untergeordnete Instanzen (z. B. lokale oder regionale Behörden) nicht in der Lage sind, effektiv und effizient bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Dabei steht die Selbstständigkeit der kleineren Einheiten im Vordergrund.
    Was bedeutet Subsidiarität, einfach erklärt?
    Subsidiarität bedeutet, dass Entscheidungen und Aufgaben auf der niedrigstmöglichen Ebene getroffen bzw. bearbeitet werden sollten, um eine effiziente und bürgernahe Problemlösung zu gewährleisten. Der übergeordnete Eingriff ist nur erforderlich, wenn die untergeordnete Ebene nicht in der Lage ist, die Angelegenheit ausreichend zu regeln.
    Was heißt Subsidiarität?
    Subsidiarität bedeutet, dass Entscheidungen und Zuständigkeiten auf der niedrigstmöglichen, aber dennoch effektiven Ebene getroffen und ausgeführt werden sollen. Dieses Prinzip wird angewandt, um zentralistische Strukturen zu vermeiden und die Selbstverantwortung der kleineren Einheiten zu fördern.
    Was ist Subsidiarität, einfach erklärt?
    Subsidiarität ist ein Organisationsprinzip, bei dem Entscheidungen und Zuständigkeiten auf der niedrigstmöglichen, effektivsten Ebene getroffen werden. Einfach erklärt bedeutet das, dass höhere Ebenen (z.B. Bundes- oder EU-Ebene) nur dann eingreifen und regulieren sollen, wenn die unteren Ebenen (z.B. Länder, Gemeinden) die Aufgaben nicht ausreichend erfüllen können.
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