Molekulare Grundlagen der Evolution
Definition:
Molekulare Mechanismen, die evolutionäre Veränderungen auf genetischer Ebene antreiben
Details:
- Mutationen: spontane oder induzierte Veränderungen in der DNA-Sequenz
- Rekombination: Austausch von DNA-Segmenten zwischen Chromosomen
- Genetischer Drift: zufällige Veränderungen in Allelfrequenzen in kleinen Populationen
- Natürliche Selektion: Überleben und Fortpflanzen der am besten angepassten Individuen
- Genfluss: Austausch von Genen zwischen Populationen
- Duplikation von Genen: führt zu neuen genetischen Funktionen
- Horizontaler Gentransfer: Genübertragung zwischen verschiedenen Spezies
Hardy-Weinberg-Gleichgewicht
Definition:
Hardy-Weinberg-Gleichgewicht beschreibt, wann die Allelfrequenzen in einer Population konstant bleiben, sofern keine evolutiven Kräfte wirken.
Details:
- Gilt unter idealisierten Bedingungen: keine Mutation, Selektion, Migration, genetische Drift, und zufällige Paarungen.
- Mathematische Darstellung: \[ p^{2} + 2pq + q^{2} = 1 \], wobei p und q die Allelfrequenzen sind.
- Dient als Nullhypothese zur Überprüfung evolutionärer Veränderungen.
- Hilft bei der Berechnung von Genotypfrequenzen aus Allelfrequenzen.
- Abweichungen deuten auf wirkende evolutive Kräfte hin.
Bioinformatik und Datenanalyse
Definition:
Anwendung von Informatik-Methoden zur Analyse biologischer Daten.
Details:
- Sequenzanalyse: Vergleich, Annotation und Funktionelle Analyse von DNA- und Proteinsequenzen
- Genexpressionsanalyse: Untersuchung von Genaktivität mittels Microarrays und RNA-Seq
- Strukturanalyse: Vorhersage von Proteinstrukturen und -interaktionen
- Phylogenetische Analysen: Bestimmung evolutionärer Beziehungen mittels molekularer Daten
- Datenintegration: Kombination von Daten aus verschiedenen Quellen
- Werkzeuge: BLAST, ClustalW, R, Python, Bioconductor
- Statistische Methoden: Hypothesentests, Regressionsanalyse, PCA
Selektionsmodelle in der Populationsgenetik
Definition:
Modelle zur Erklärung der Änderung von Allelfrequenzen in Populationen durch selektive Kräfte.
Details:
- Fitness: Maß für Reproduktionserfolg verschiedener Genotypen
- Selektionskoeffizient (s): Relative Minderfitness eines Genotyps \( 0 \leq s \leq 1 \)
- Dominanzkoeffizient (h): Grad der Dominanz eines Allels \( 0 \leq h \leq 1 \)
- Hardy-Weinberg-Gleichgewicht: Verteilung der Genotypen ohne Selektionsdruck \[ p^2 + 2pq + q^2 = 1 \]
- Wright-Fisher Modell: Diskretes Generationenmodell mit konstanten Populationsgrößen
- Selektionsdifferential: Differenz der mittleren Fitnesswerte
- Balancierende Selektion: Hält Variabilität innerhalb der Population durch z.B. Heterozygotenvorteil
- Positive Selektion: Bevorzugung vorteilhafter Allele
- Negative Selektion: Entfernen nachteiliger Allele
Genetische Drift und deren Auswirkungen
Definition:
Genetische Drift: Zufallsbedingte Änderungen der Allelfrequenzen in einer Population, besonders in kleinen Populationen.
Details:
- Wirkt unabhängig von Selektion
- Kann zu Verlust genetischer Variation führen
- Gründer-Effekt: Neue Populationen können andere Allelfrequenzen aufweisen
- Flaschenhals-Effekt: Populationsgröße wird stark reduziert, was die genetische Variation verringert
- Fixierung und Verlust von Allelen durch zufällige Schwankungen
- Wichtige Formeln: \[ N_e = \frac{4N_m N_f}{N_m + N_f} \] Effektive Populationsgröße \[ \text{Var}(\frac{\triangle p}{\triangle t}) = \frac{p(1-p)}{2N_e} \] Varianz der Allelfrequenzänderung
Genomsequenzierungstechnologien
Definition:
Technologien zur Bestimmung der Nukleotidsequenz eines Genoms.
Details:
- Sanger-Sequenzierung: Kettenabbruchmethode, niedriges Durchsatzverfahren
- Nächste-Generation-Sequenzierung (NGS): Hoher Durchsatz, Parallelisierung
- Illumina: Häufig verwendete NGS-Plattform, kurze Leseweiten, hohe Genauigkeit
- PacBio und Oxford Nanopore: Lange Leseweiten, nützlich für strukturelle Varianten
- Analysemethoden: Alignment, Assembly, Variant Calling
- Kosteneffizienz entwickelt sich schnell, wichtig für Populationsgenomik
Deskriptive Statistik und Hypothesentests
Definition:
Deskriptive Statistik beschreibt und fasst Daten zusammen; Hypothesentests überprüfen Annahmen über Daten.
Details:
- Deskriptive Statistik umfasst Mittelwert (\(\bar{x}\)), Median, Modus, Varianz (\(s^2\)), Standardabweichung (\(s\)).
- Visualisierungen: Histogramme, Boxplots, Streudiagramme.
- Hypothesentests: Nullhypothese (H0) vs. Alternativhypothese (H1).
- Teststatistik: Z-Wert, t-Wert, F-Wert.
- Signifikanzniveau: \(\alpha\) (häufig 0.05).
- p-Wert: Wahrscheinlichkeit, dass das beobachtete Ergebnis unter H0 auftritt.
- Vergleich der p-Wert gegen \(\alpha\): p-Wert < \(\alpha\), H0 verwerfen.
- Fehlerarten: Typ I Fehler (\(\alpha\)): H0 wird fälschlich verworfen; Typ II Fehler (\(\beta\)): H0 wird fälschlich beibehalten.
Analyse von epigenomischen Daten
Definition:
Analyse von epigenetischen Modifikationen in Genomen, oft durch Techniken wie Bisulfit-Sequenzierung (zur Detektion von DNA-Methylierung) oder ChIP-Sequenzierung (zur Identifizierung von Protein-DNS-Interaktionen).
Details:
- DNA-Methylierung: Cytosin zu 5-Methylcytosin (nach Bisulfit-Behandlung: unmethyliertes Cytosin -> Uracil)
- Histonmodifikationen: Acetylierung, Methylierung u.a., erkannt durch ChIP-Seq
- Differenzielle epigenomische Muster analysieren: Identifikation von Krankheitsassoziationen, Entwicklung und zelluläre Differenzierung
- Analyse-Tools: Bismark (Bisulfit-Sequenzierung), MACS (ChIP-Seq-Peak-Erkennung)