Genetische Drift und Flaschenhalseffekte
Definition:
Genetische Drift: zufällige Schwankungen der Allelfrequenzen in kleinen Populationen. Flaschenhalseffekte: drastische Reduzierung der Population und anschließende Veränderung der genetischen Vielfalt.
Details:
- Genetische Drift hat stärkere Auswirkungen in kleinen Populationen.
- Flaschenhalseffekt kann durch Naturkatastrophen oder menschlichen Einfluss verursacht werden.
- Reduzierte genetische Vielfalt kann zu Inzuchtdepression und erhöhtem Aussterberisiko führen.
- Gründer-Effekt: spezielle Form des Flaschenhalses, bei der eine neue Population von wenigen Individuen gegründet wird.
- Formel für die Wahrscheinlichkeit der Fixierung eines Allels: \[ P = \frac{1}{2N} \] für neutrale Allele.
Haplotypen und Genotyp-Frequenzen
Definition:
Haplotypen: Gruppe von Allelen auf einem Chromosom, die zusammen vererbt werden. Genotyp-Frequenzen: Verteilung der verschiedenen Genotypen in einer Population.
Details:
- Haplotypen: Vererbungsmuster berücksichtigen; wichtig für Populationsgenetik und Krankheitsassoziationsstudien
- Genotyp-Frequenzen: Berechnung mittels Hardy-Weinberg-Gleichgewicht
- Hardy-Weinberg-Gleichgewicht: \( p^2 + 2pq + q^2 = 1 \)
- \( p \): Frequenz des dominanten Allels
- \( q \): Frequenz des rezessiven Allels
- Einflüsse: Mutation, Selektion, Genfluss, genetische Drift
Parsimony, Maximum Likelihood und Bayesianische Inferenz
Definition:
Vergleichende Methoden in der Phylogenetik zur Bestimmung der wahrscheinlichsten Evolutionsgeschichte basierend auf Genomdaten
Details:
- Parsimony: Wähle den Baum mit der geringsten Anzahl an evolutionären Veränderungen.
- Maximum Likelihood: Finde den Baum, der die beobachteten Daten mit der höchsten Wahrscheinlichkeit erklärt.
- Bayesianische Inferenz: Schätze die Baumwahrscheinlichkeiten basierend auf einer vorherigen Verteilung und den beobachteten Daten.
- Parsimony: Einfach anzuwenden, erfordert jedoch genaue Modelle.
- Maximum Likelihood: Rechenintensiv, bietet jedoch eine genauere Schätzung unter komplexen Modellen.
- Bayesianische Inferenz: Berücksichtigt Unsicherheit in den Schätzungen, erfordert aber umfangreiche Rechenressourcen.
- Mathematisch für Maximum Likelihood: \[\text{L}(\theta) = P(D|\theta)\]
- Bayesianische Inferenz:\[P(\theta|D) = \frac{P(D|\theta)P(\theta)}{P(D)}\]
Genomweite Assoziationsstudien (GWAS)
Definition:
Analyse genetischer Variation in Populationen zur Identifizierung von Assoziationen zwischen Genotypen und Phänotypen.
Details:
- Vergleich genetischer Marker bei Individuen mit und ohne spezifischen Phänotypen
- Typischerweise SNPs (Single Nucleotide Polymorphisms)
- Erfordert große Stichproben für statistische Signifikanz
- Verwendet P-Wert für Assoziationssignifikanz
- Wichtig für Krankheitsgenforschung und personalisierte Medizin
- Benötigt Korrektur für multiple Tests (z.B. Bonferroni-Korrektur)
Speziesbildung und Artkonzepte
Definition:
Prozess der Entstehung neuer Arten durch genetische, ökologische oder geografische Isolation.
Details:
- Artenkonzept: biologische Art (Fortpflanzungsfähigkeit), morphologische Art (Ähnlichkeit von Merkmalen), phylogenetische Art (gemeinsame Abstammung)
- Allopatrische Speziesbildung: Entstehung neuer Arten durch geografische Isolation
- Sympatrische Speziesbildung: Entstehung neuer Arten ohne geografische Trennung durch ökologische oder genetische Veränderungen
- Hybridzonen: Regionen, in denen sich zwei Arten kreuzen und hybridisieren können
- Genetische Divergenz: Akkumulation von genetischen Unterschieden, die zur Reproduktionsbarriere führen
- Evolutionäre Mechanismen: natürliche Selektion, Drift, Migration, Mutation
Techniken der DNA-Sequenzierung
Definition:
Techniken zur Bestimmung der Nukleotidsequenz in einem DNA-Molekül, entscheidend für das Verständnis genetischer Variation und Evolution.
Details:
- Sanger-Sequenzierung: Kettenabbruchmethode, genau, aber zeitaufwändig.
- Nächste-Generation-Sequenzierung (NGS): hohe Durchsatzmethoden, wie Illumina und Ion Torrent.
- Pazifik-Biosciences (PacBio): Einzelmolekül-Echtzeitsequenzierung (SMRT), längere Reads.
- Oxford Nanopore: portable, lange Reads, direktes RNA-Sequencing.
- Bioinformatische Analyse: unerlässlich zur Datenauswertung, Software wie BWA, Bowtie, GATK.
Funktionelle Annotation von Genomen
Definition:
Zuordnung biologischer Funktionen zu genomischen Sequenzen
Details:
- Gene-Identifikation: Struktur von Genen durch Algorithmen bestimmen
- Proteinvorhersage: Proteine und ihre Funktionen vorhersagen
- Genomdatenbanken: Verwendung von Datenbanken wie Ensembl, NCBI
- Werkzeuge: BLAST, InterProScan, Pfam
- Annotierte Funktionen: zb. Stoffwechselwege, regulatorische Elemente