Definition und Klassifikation von Liganden in der Koordinationschemie
Definition:
Liganden sind Atome, Ionen oder Moleküle, die über koordinative Bindungen an ein Zentralatom/an ein Zentralion gebunden sind.
Details:
- Liganden können ein-, zwei-, oder mehrzähnig sein (monodentat, bidentat, polydentat).
- Oft nach Donoratomen klassifiziert:
- O-Donoren: Wasser, Alkohole
- N-Donoren: Ammoniak, Amine
- P-Donoren: Phosphine
- S-Donoren: Thiole
- Neutral oder geladen
- Bindungsmodus:
- Terminal: binden an ein Zentralatom
- Bridging: binden an mehrere Zentralatome
- Elektronenzahlregel: 18-Elektronen-Regel oft relevant
Bindungsmodelle: Crystal Field Theory vs. Ligand Field Theory
Definition:
Bindungsmodelle: Vergleich der Kristallfeldtheorie (CFT) und Ligandenfeldtheorie (LFT). Fokus auf die Beschreibung der Wechselwirkungen zwischen Metallionen und Liganden in Komplexverbindungen.
Details:
- Kristallfeldtheorie (CFT): Betrachtet elektrostatische Wechselwirkungen zwischen Liganden und den d-Orbitalen eines Metallions. Annahme: Liganden als Punktladungen oder Dipole.
- d-Orbitale im freien Zentrum: Energieniveauentartung
- Oktaederfeld: Aufspaltung in \(e_g\) und \(t_{2g}\) Orbitale
- Parameter: \(\Delta_0\) (Kristallfeldaufspaltung), \(P\) (Paarungsenergie)
- Starke Ligandenfelder: \(\Delta_0 > P\), schwache: \(\Delta_0 < P\)
- Ligandenfeldtheorie (LFT): Erweiterung der CFT, berücksichtigt kovalente Bindungsanteile und Austauschwechselwirkungen.
- Beruht auf Molekülorbitaltheorie: Orbitalinteraktionen zwischen Metall und Liganden
- Erklärt magnetische Eigenschaften, spektrale Eigenschaften und Stabilität von Komplexen detaillierter als CFT
- Parameter und Konzepte: \(\Delta\) (Aufspaltungsparameter), Ligandenkonstante, Racah-Parameter (\(B\))
Elektronenkonfiguration und Farbspektren von Übergangsmetallkomplexen
Definition:
Elektronenkonfiguration der d-Orbitale in Übergangsmetallkomplexen, beeinflusst durch Ligandenfeld, bestimmt Absorption und Farbe.
Details:
- Elektronenkonfiguration im freien Atom: Basierend auf der Reihenfolge der Orbitalenergien
- Ligandenfeldtheorie (LFT): Beschreibt Aufspaltung der d-Orbitale (z.B. Oktaeder, Tetraeder)
- d-d-Übergänge: Elektronenübergänge zwischen aufgespaltenen d-Orbitalen
- Ligand-zu-Metall-Ladungstransfer (LMCT): Elektronenübergänge vom Ligand zum Metall
- Spektrochemische Serie: Reihenfolge der Liganden nach Feldstärke
- Farbe resultiert aus Absorption im sichtbaren Bereich: Komplementärfarbe wird wahrgenommen
- Tanabe-Sugano-Diagramme: Darstellung der Energiezustände und Übergänge in d-Metallkomplexen
Organometallische Verbindungen: oxidative Addition und reduktive Eliminierung
Definition:
Organometallische Verbindungen: oxidative Addition und reduktive Eliminierung sind grundlegende Reaktionen in der Katalyse, die die Veränderung des Oxidationszustands des zentralen Metallatoms betreffen.
Details:
- Oxidative Addition: Erhöhung des Oxidationszustands des Metalls um 2 Einheiten, Bindung zweier Gruppen an das Metallzentrum.
- Reduktive Eliminierung: Reduzierung des Oxidationszustands des Metalls um 2 Einheiten, Abspaltung zweier Gruppen vom Metallzentrum.
Redox-Eigenschaften und Katalyse in Übergangsmetallkomplexen
Definition:
Redox-Eigenschaften und Katalyse in Übergangsmetallkomplexen betreffen Elektronenübertragungsprozesse und deren Nutzung zur Beschleunigung chemischer Reaktionen.
Details:
- Übergangsmetalle weisen variable Oxidationsstufen auf.
- Redoxreaktionen: Lässt sich schreiben als: : Übergangsmetallkomplexe agieren als Katalysatoren (z. B. Homogenkatalyse, Heterogenkatalyse).
- Stark betroffen von Ligandumgebung und deren elektronischen Effekten.
- Beispiele: Fischer-Tropsch-Synthese (Fe, Co), Hydrierung (Pt, Pd), Olefinmetathese (Ru).
- Katalytische Aktivität hängt von der Stabilität verschiedener Oxidationsstufen ab, z. B. (Fe^{2+}/Fe^{3+}).
- Ligandenfeldtheorie erklärt Stabilität und Reaktivität.
Stabilitätskonstanten und Chelateffekte
Definition:
Stabilitätskonstanten: Maß für die Stabilität von Koordinationsverbindungen; Chelateffekt: Erhöhte Stabilität durch mehrzähnige Liganden
Details:
- Stabilitätskonstanten (K): \[K = \frac{[ML]}{[M][L]}\]
- Höhere Stabilitätskonstanten, höhere Stabilität des Komplexes
- Chelateffekt durch Liganden mit mehreren Ankergruppen
- Erhöhte Entropie durch Freisetzung mehrerer kleiner Liganden
- Beispiel: EDTA bildet sehr stabile Chelatkomplexe
Prinzipien der Reaktionsmechanismen und Kinetik in der anorganischen Chemie
Definition:
Kinetik und Mechanismus chemischer Reaktionen in anorganischen Systemen. Untersuchen der Reaktionspfade und Geschwindigkeitsgesetze.
Details:
- Reaktionsgeschwindigkeit: \( v = k [A]^{m} [B]^{n} \)
- Übergangszustandstheorie: \( \frac{k}{T} = \frac{k_B}{h} e^{\frac{-\triangle G^e}{RT}} \)
- Arrhenius-Gleichung: \( k = A e^{\frac{-E_\text{a}}{RT}} \)
- Reaktionsmechanismen: Einzelschritt und Mehrstufenmechanismen
- Intermediäre und Übergangszustände: Stabilität und Nachweis
- Catalysis: Homogene und heterogene Katalysatoren
- Beispiel Reaktionen: Ligandenaustausch, Redoxreaktionen, Komplexbildung
Anwendungen von Übergangsmetallkomplexen in biologischen und industriellen Prozessen
Definition:
Übergangsmetallkomplexe finden breite Anwendung in biologischen und industriellen Prozessen, z.B. als Katalysatoren, in der Medizin und in Materialwissenschaften.
Details:
- Biologische Anwendungen: z.B. Hämoglobin (\text{Fe}), Vitamin B12 (\text{Co}), Enzyme.
- Industrielle Katalyse: z.B. Hydrierung (Wilkinson-Katalysator \text{RhCl(PPh3)3}), Olefinmetathese (Grubbs-Katalysator \text{Ru}).
- Medizinische Anwendungen: Cisplatin (\text{Pt}) als Chemotherapeutikum.
- Optisch aktive Materialien: Lanthanoid-Komplexe (\text{Eu}, \text{Tb}) für Leuchtstoffe.