Aufbau und Struktur von Viren
Definition:
Grundlegende Strukturmerkmale und Zusammenbau von Viren
Details:
- Größe: 20-300 nm
- Genom: DNA oder RNA, einzel- oder doppelsträngig
- Kapsid: Proteinhülle um das Genom, aufgebaut aus Kapsomeren
- Symmetrien: ikosaedrisch, helikal oder komplex
- Hülle: Lipidmembran bei behüllten Viren, enthält virale Glykoproteine
- Unbehüllt: Keine Lipidmembran, nur Kapsid
- Enzyme: Bei einigen Viren vorhanden, z.B. Reverse Transkriptase bei Retroviren
Replikationszyklen verschiedener Viren
Definition:
Verschiedene Viren haben unterschiedliche Replikationszyklen, die bestimmen, wie sie sich innerhalb ihrer Wirtszellen vermehren.
Details:
- Absorption und Penetration: Virus bindet an die Wirtszelle und dringt ein.
- Uncoating: Freisetzung der viralen Nukleinsäure ins Zellinnere.
- Replikation und Transkription: Vervielfältigung des viralen Genoms und Bildung viraler mRNA.
- Translation: Synthese viraler Proteine.
- Assembly: Zusammenbau neuer Virionen.
- Freisetzung: Freisetzung neuer Viren, häufig durch Zelllyse oder Knospung.
- Zyklen unterscheiden sich zwischen DNA- und RNA-Viren sowie zwischen behüllten und unbehüllten Viren.
Molekulare Mechanismen der Virulenz
Definition:
Molekulare Mechanismen, durch die Viren Pathogenität und Infektionsfähigkeit erwerben und aufrechterhalten.
Details:
- Adhäsion: Virusrezeptoren binden an Wirtszellenoberflächen
- Entry: Fusion oder Endozytose zur Aufnahme in die Wirtszelle
- Replikation: Nutzung der zellulären Maschinerie zur Vervielfältigung des Virusgenoms
- Immunevasion: Mechanismen zur Umgehung des Immunsystems
- Zellschädigung: Direkte (zytopathische Effekte) und indirekte (Entzündungsreaktionen) Schäden an der Wirtszelle
- Virulenzfaktoren: Proteine und Enzyme, die Infektionsprozesse fördern
Strategien der Viren zur Umgehung des Immunsystems
Definition:
Viren haben verschiedene Mechanismen entwickelt, um das Immunsystem zu umgehen und eine persistente Infektion zu ermöglichen.
Details:
- Antigenvariation: Veränderung von Oberflächenproteinen, um vom Immunsystem nicht erkannt zu werden
- Immunsuppression: Hemmung der Immunantwort durch spezifische Proteine
- Inhibition der Antigenpräsentation: Verhinderung der MHC-I oder MHC-II Präsentation
- Induktion von Apoptose in Immunzellen
- Veränderung zellulärer Signalwege: Eingriff in Signaltransduktionskaskaden
- Verstecken in Immun-privilegierten Geweben: z.B. im Nervensystem
- Verwendung von viralen Zytokinen und Chemokinen
Angeborene und adaptive Immunantworten gegen Viren
Definition:
Unterscheidung zwischen sofortiger (innater) und spezifischer (adaptiver) Immunabwehr gegen virale Infektionen.
Details:
- Angeborene Immunantwort: Schnelle, unspezifische Abwehr; Zellen wie Makrophagen, dendritische Zellen, natürliche Killerzellen (NK); lösliche Moleküle wie Zytokine, Interferone.
- Adaptive Immunantwort: Langsamere, spezifische Abwehr; T-Zellen (CD8+ zytotoxisch, CD4+ T-Helferzellen) und B-Zellen (Antikörperproduktion); Bildung von Gedächtniszellen für schnellere Reaktion bei erneuter Infektion.
- Schlüsselmoleküle: Antigene, MHC-Komplexe, T-Zell-Rezeptoren (TCR), B-Zell-Rezeptoren (BCR).
- Kinetik: Innate Immunantwort innerhalb von Stunden bis Tagen, adaptive Immunantwort innerhalb von Tagen bis Wochen.
- Interaktion: Innate Immunität aktiviert und formt die adaptive Immunreaktion durch Antigenpräsentation und Zytokinausschüttung.
Molekulare Diagnostik: PCR, RT-PCR
Definition:
Molekulare Diagnostikmethoden zur Amplifikation und Quantifizierung von DNA und RNA.
Details:
- PCR (Polymerase-Kettenreaktion): Methode zur Vervielfältigung spezifischer DNA-Sequenzen.
- DNA-Denaturierung: Trennung der Doppelstrang-DNA in Einzelstränge durch Erhitzen auf ca. 94-98°C.
- Priming: Anlagerung von spezifischen Primern an die Einzelstränge bei ca. 50-65°C.
- Elongation: DNA-Polymerase verlängert die Primer bei ca. 72°C.
- RT-PCR (Reverse Transkriptase PCR): Bestimmung von RNA durch Umwandlung in cDNA mittels Reverse Transkriptase, gefolgt von PCR.
- Quantitative RT-PCR (qRT-PCR): Quantifizierung von RNA-Mengen in Echtzeit durch Fluoreszenzsignale während der PCR-Amplifikation.
- Formel zur Berechnung der Amplifikationsrate: A = 2^n , wobei A die Anzahl der DNA-Kopien und n die Anzahl der Zyklen ist.
Mechanismen und Wirkungsweise antiviraler Medikamente
Definition:
Mechanismen und Wirkungsweise antiviraler Medikamente - antivirale Medikamente sollen die Vermehrung von Viren im Körper unterbinden oder verhindern.
Details:
- Hemmen virale Enzyme: z.B. Reverse Transkriptase-Inhibitoren (Hemmung der Virusreplikation bei Retroviren)
- Blockieren virale Bindungsstellen: z.B. Entry-Inhibitoren (Verhindern das Eindringen des Virus in die Wirtszelle)
- Fördern virusspezifische Immunantwort: z.B. Interferone (Erhöhen die antivirale Abwehr des Körpers)
- Inhibieren Virusfreisetzung: z.B. Neuraminidase-Inhibitoren (Verhindern die Freisetzung neuer Virenpartikel)
- Resistenzentwicklung: Mutationen im viralen Genom führen zu Resistenzen
- Kombinationstherapie: Verwendung multipler Medikamente zur Vermeidung von Resistenzen
- Bsp. Medikamente: Acyclovir (Herpes), Oseltamivir (Influenza), AZT (HIV)
Rolle von Virulenzfaktoren in der Pathogenese
Definition:
Rolle von Virulenzfaktoren in der Fähigkeit eines Mikroorganismus, Krankheiten zu verursachen und sich im Wirtsorganismus zu vermehren.
Details:
- Virulenzfaktoren sind Moleküle, die Pathogene bei der Invasion und Schädigung von Wirtsgeweben unterstützen.
- Adhäsine: ermöglichen Adhärenz an Wirtszellen.
- Invasine: fördern die Penetration und Verbreitung in Wirtsgewebe.
- Toxine: schädigen direkt Gewebe und unterdrücken das Immunsystem.
- Immunevasion: Mechanismen zur Umgehung der Immunantwort (z.B. Kapselbildung, Antigenvariation).
- Enzyme: z.B. Hämolysine, Kollagenasen, und Hyaluronidasen zerstören Gewebe und fördern Ausbreitung.
- Siderophore: binden Eisen und machen es dem Pathogen zugänglich.