Definition und Bedeutung der Notfallmedizin
Definition:
Fachgebiet der Medizin, das sich mit der Erkennung und Behandlung akuter Erkrankungen und Verletzungen befasst, die sofortige medizinische Intervention erfordern.
Details:
- Schnelle Erstversorgung und Stabilisierung von Patienten
- Anwendung von lebensrettenden Maßnahmen (z.B. Herz-Lungen-Wiederbelebung)
- Transport von Patienten in geeignete medizinische Einrichtungen
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen verschiedenen medizinischen Fachbereichen
- Präklinische und klinische Notfallversorgung
Rechtsgrundlagen und ethische Aspekte in der Notfallmedizin
Definition:
Rechtliche und ethische Rahmenbedingungen, die in der Notfallmedizin beachtet werden müssen. Fokus auf Patientenautonomie, Einwilligungsfähigkeit und rechtliche Verantwortlichkeiten.
Details:
- Patientenautonomie respektieren: Einwilligung einholen
- Einwilligungsfähigkeit prüfen: Kinder, Bewusstlose
- Gesundheitsschutz: Schweigepflicht (§ 203 StGB)
- Berufsrechtliche Vorschriften beachten: Weiterbehandlung, Dokumentation
- Therapieentscheidungen: Abwägung von Nutzen und Risiko
- Notfallvertretung: gesetzliche Vertretung, mutmaßlicher Wille
- Ethische Dilemmas: Lebensverlängernde Maßnahmen, Patientenverfügung
Erste-Hilfe-Maßnahmen und Stabilisierungstechniken
Definition:
Erste-Hilfe: Sofortmaßnahmen zur Erhaltung lebenswichtiger Funktionen bis professionelle Hilfe eintrifft. Stabilisierungstechniken: Methoden zur Immobilisation und Sicherung des Patienten, um Verschlimmerungen zu vermeiden.
Details:
- Notruf: Notrufnummer 112, wichtige Informationen angeben.
- Bewusstsein prüfen: Ansprechen und sanftes Rütteln.
- Atmung prüfen: Sehen, Hören, Fühlen (10 Sekunden).
- Herz-Lungen-Wiederbelebung: 30:2 Drücken:Beatmen (100-120/min, 5-6 cm tief).
- Stabiler Seitenlage: Bewusstlosen bei normaler Atmung auf die Seite legen.
- Blutungen stillen: Direkter Druck, Druckverband.
- Schocklage: Flach lagern, Beine erhöhen (keine Bewusstlosigkeit, Kopfverletzung, Brüche).
- Immobilisation: Schiene, Stifneck (Halswirbelsäule), SAM-Splint.
- Wärmeerhalt: Rettungsdecke (silberne Seite nach innen).
- Anaphylaxie: Adrenalin Autoinjektor, Lagerung pos. je nach Symptomen.
Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) und Einsatz von AEDs
Definition:
HLW: Manuelle Technik zur Wiederherstellung der Herz- und Lungenfunktion bei Kreislaufstillstand. AED: Tragbares Gerät, das den Herzrhythmus analysiert und bei Bedarf einen Schock verabreicht.
Details:
- HLW umfasst Thoraxkompressionen und Beatmung im Verhältnis von 30:2.
- Thoraxkompressionen mit einer Frequenz von 100-120 Kompressionen pro Minute, in einer Tiefe von 5-6 cm bei Erwachsenen.
- Beatmung: Kopf überstrecken, Nase zuhalten, Mund-zu-Mund oder Mund-zu-Nase Beatmung durchführen.
- AED: Automatisierter Externer Defibrillator zur Erkennung von Kammerflimmern und zur Durchführung einer Defibrillation.
- Schrittfolge: Gerät einschalten, Elektroden anbringen, Sprachanweisungen folgen.
- HLW ist nach dem Einsatz eines AED fortzuführen.
Systematische Notfalluntersuchung (Primary Survey, Secondary Survey)
Definition:
Erst- und Zweituntersuchung bei Notfällen zur strukturierten Patientenevaluation und Identifikation lebensbedrohlicher Zustände.
Details:
- Primary Survey (ABCDE): Fokus auf lebensbedrohliche Zustände
- A: Airway - Atemwege frei?
- B: Breathing - Atmung ausreichend?
- C: Circulation - Kreislauf stabil?
- D: Disability - Bewusstsein und neurologischer Status
- E: Exposure - Ganzkörperuntersuchung, Hypothermie vermeiden
- Secondary Survey: Detaillierte Untersuchung nach Stabilisierung
- Head-to-toe-Untersuchung
- Vitalzeichen überwachen
- Anamnese (SAMPLE):
- S: Symptome
- A: Allergien
- M: Medikamente
- P: Patientengeschichte
- L: Letzte Mahlzeit
- E: Ereignisse, die zum aktuellen Zustand führten
Management spezifischer Notfallbilder (z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall)
Definition:
Diagnose und Therapie akuter lebensbedrohlicher Erkrankungen zur Reduzierung von Mortalität und Morbidität.
Details:
- Herzinfarkt (Myokardinfarkt):
- Symptome: Brustschmerz, Dyspnoe, Kaltschweißigkeit, Übelkeit
- Diagnose: EKG (ST-Hebungen), Herzmarker (Troponin, CK-MB)
- Therapie: MONA (Morphin, Sauerstoff, Nitrate, ASS), Reperfusion (PCI oder Lyse)
- Schlaganfall (Apoplex):
- Symptome: plötzliche Hemiparese, Aphasie, Gesichtsfeldausfall
- Diagnose: CT/MRT, NIHSS
- Therapie: Thrombolyse (rt-PA) innerhalb des therapeutischen Fensters, mechanische Thrombektomie
Erstversorgung und Stabilisierung von Trauma-Patienten
Definition:
Erstversorgung und Stabilisierung von Trauma-Patienten umfasst die initiale medizinische und pflegerische Betreuung zur Sicherung der Vitalfunktionen und Verhinderung weiterer Schädigungen.
Details:
- Initiale Beurteilung nach dem ABCDE-Schema:
- Atemwegssicherung (Airway)
- Beurteilung der Atmung (Breathing)
- Kreislaufkontrolle (Circulation)
- Bewusstseinslage überprüfen (Disability)
- Exposition und Umweltkontrolle (Exposure)
- Wundversorgung und Schockbekämpfung
- Immobilisation bei Knochenbrüchen und Wirbelsäulenverletzungen
- Sauerstoffgabe und Volumentherapie
- Analgesie und Sedierung nach Indikation
- Regelmäßiges Monitoring von Vitalparametern
- Schnellstmöglicher Transport in ein geeignetes Traumazentrum
Schockmanagement und Koordination mit Traumazentren
Definition:
Schockmanagement: Stabilisierung von Patienten in Schockzuständen. Koordination mit Traumazentren: Zusammenarbeit zur optimalen Versorgung von Schwerverletzten.
Details:
- ABCDE-Schema anwenden
- Kategorisierung des Schocks: hypovolämisch, kardiogen, distributiv, obstruktiv
- Schnelle Volumengabe bei hypovolämischen Schock
- Prä- und intra-hospitale Kommunikation
- Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) befolgen
- Primär, Sekundär- und Tertiärsurvey in Traumazentren
- Mobilisierung der Traumateams
- Telemedizinische Unterstützung nutzen
- Kontinuierliche Überwachung der Vitalparameter