Fachmodul Strukturbiologie I - Cheatsheet
Konzepte des Proteindesigns
Definition:
Zielgerichtete Veränderung der Aminosäuresequenz zur Erzeugung neuer oder verbesserter Proteine.
Details:
- Rationales Design: Struktur- und Funktionswissen nutzen, um zielgerichtete Mutationen einzuführen.
- Computergestütztes Design: Software und Algorithmen zur Vorhersage günstiger Mutationen verwenden.
- Directed Evolution: Zyklisches Verfahren aus Mutation und Selektion zur Optimierung der Proteinstruktur und -funktion.
- Phasen: Zieldefinition -> Konstruktion -> Testen -> Optimierung.
- Methoden: Mutagenese, rekombinante DNA-Technologien, Screening-Assays.
- Anwendungen: Enzymverbesserung, Therapieentwicklung, industrielle Biokatalyse.
Methoden zur Produktion von Designerproteinen
Definition:
Techniken zur Herstellung von Proteinen mit maßgeschneiderten Eigenschaften.
Details:
- Mutagenese: Punktmutationen einfügen.
- Rekombinante DNA-Technologie: Gen-Klonierung und Expression.
- Directed Evolution: Selektion und Optimierung.
- De-novo-Design: Erstellung vollständig neuer Proteinsequenzen.
- CRISPR-Cas9: Genom-Editing zur gezielten Veränderung.
- PEGylierung: Kovalente Kopplung von Polyethylenglykol zur Verlängerung der Halbwertszeit.
Struktur-Funktions-Beziehungen in Designerproteinen
Definition:
Verhältnis zwischen Struktur und Funktion von künstlich hergestellten Proteinen
Details:
- Designerproteine: synthetisch erzeugte Proteine, oft mittels gezielter Mutagenese
- Ziel: Eigenschaften oder Funktionen zu verbessern oder völlig neue Funktionen zu erzeugen
- Verständnis der natürlichen Proteinfaltung und -struktur entscheidend
- Methoden: Röntgenkristallographie, NMR-Spektroskopie, Kryo-EM zur Strukturaufklärung
- Computergestützte Modellierung und Simulationen zur Design-Verifizierung
- Beispiele: Enzyme mit erhöhter Stabilität, Proteine mit neuen Bindungseigenschaften
- Funktionelle Studien notwendig um neue Aktivitäten und Stabilität zu bestätigen
Grundlagen der Röntgenkristallographie
Definition:
Grundlagen der Methode zur Bestimmung molekularer Strukturen mittels Röntgenstrahlen und Kristallproben.
Details:
- Interferenz von Röntgenstrahlen an einer Kristallprobe
- Bragg-Gleichung: \[ n\lambda = 2d \sin(\theta) \]
- Fourier-Transform zur Rekonstruktion der Elektronendichte
- Wellenlänge der Röntgenstrahlen: 0.01 bis 10 nm
- Gute Kristallqualität und ausreichende Größe notwendig
- Datenaufnahme durch Röntgendetektoren
- Phasenproblem: Lösungen via Methoden wie Molekularem Ersatz oder Anomaler Dispersion
- Endziel: 3D-Modell der Molekülstruktur
Einführung in die NMR-Spektroskopie
Definition:
Grundlagen der NMR-Spektroskopie zur Bestimmung der Struktur von Molekülen durch Analyse der Wechselwirkungen von Atomkernen mit einem externen Magnetfeld.
Details:
- Kerne mit ungerader Masse- oder Kernzahl: Eigendrehimpuls (Spin)
- Magnetfeld: Kerne richten sich aus; Energieniveauaufspaltung
- Resonanzbedingung: \(\Delta E = hu = \gamma B_0\)
- Fourier-Transformation: Umwandlung Zeit- in Frequenzdomäne
- Vorteile: Strukturaussagen in Lösung, dynamische Prozesse beobachtbar
- Parameter: chemische Verschiebung (\(\delta\)), Kopplungskonstanten (J-Werte), Relaxationszeiten (T1, T2)
Algorithmen zur Strukturvorhersage
Definition:
Algorithmen zur Vorhersage der 3D-Struktur von Proteinen aus deren Aminosäuresequenz.
Details:
- Homology-Modelling: Strukturvorhersage basierend auf homologen Sequenzen mit bekannter Struktur
- Threading: Anwendung durch Musterausrichtung bekannter Strukturen auf die Zielsequenz
- Ab-initio: Vorhersage ohne Referenzstrukturen, basierend auf physikalischen und chemischen Prinzipien
- Algorithmen umfassen: Rosetta, AlphaFold, SWISS-MODEL
- Ergebnisqualität abhängig von Sequenzidentität und Qualität der homologen Strukturen
- Anwendungen: Strukturaufklärung, Wirkstoffentwicklung, Funktionsanalyse
Datenbanken für Proteinstrukturen (z.B. PDB)
Definition:
Speicher und Organisation von 3D-Strukturdaten von Proteinen und Nukleinsäuren, z.B. Protein Data Bank (PDB).
Details:
- Protein Data Bank (PDB): Hauptdatenbank für 3D-Strukturinformationen von Proteinen und Nukleinsäuren.
- Einträge enthalten Koordinaten der Atome, experimentelle Methoden und Literaturreferenzen.
- Verfügbarkeit: Öffentlich und kostenlos zugänglich.
- Nutzung: Strukturmodellierung, funktionelle Analyse, computergestützte Wirkstoffentdeckung.
- Formate: PDB, mmCIF, XML.
- Wichtige Begriffe: Auflösung (Resolution), R-Wert (R-factor), B-Faktor (B-factor).
Vorbereitung und Kristallisation von Proteinen
Definition:
Vorbereitung und Kristallisation von Proteinen: wichtigste Schritte, um qualitativ hochwertige Proteinkristalle für die Strukturanalyse zu erhalten.
Details:
- Hochreine Proteinlösung durch Reinigungstechniken (z.B.: Chromatographie)
- Optimierung der Proteinkonzentration und Pufferbedingungen
- Screening nach Kristallisationsbedingungen (pH, Salzkonzentration, Temperatur)
- Verwendung von Vapour-Diffusion, Hanging-Drop oder Sitting-Drop Methoden
- Überwachung der Kristallbildung unter dem Mikroskop
- Feinabstimmung der Bedingungen zur Verbesserung der Kristallqualität
- Falls nötig: Co-Kristallisation mit Liganden oder Additiven