Fachmodul Strukturbiologie II - Cheatsheet
Methoden zur Bestimmung von Proteinstrukturen
Definition:
Verschiedene Techniken zur Analyse und Bestimmung der dreidimensionalen Struktur von Proteinen.
Details:
- Röntgenkristallographie: Beugungsmuster von Protein-Kristallen analysieren; Auflösung ca. 1-3 Å.
- Kernspinresonanzspektroskopie (NMR): Analyse von Kernspins in magnetischen Feldern; geeignet für Proteine in Lösung.
- Kryo-Elektronenmikroskopie (Kryo-EM): Elektronenstrahlen zur Abbildung von Proteinkomplexen; keine Kristallisierung notwendig.
- Massen-Spektrometrie: Bestimmung der Proteingröße und posttranslationaler Modifikationen durch Ionenanalyse.
- Small Angle X-ray Scattering (SAXS): Analyse der Proteinstruktur in Lösung mit geringer Auflösung (ca. 10-30 Å).
- Computational Methods: Molekulardynamik-Simulationen und Homologiemodellierung.
Röntgenkristallographie: Probenpräparation und Kristallzüchtung
Definition:
Probenpräparation und Kristallzüchtung - grundlegende Schritte zur Herstellung eines qualitativ hochwertigen Kristalls für die Röntgenkristallographie.
Details:
- Reinigung des Proteins: Hohe Reinheit essenziell
- Kristallisationsangaben: Temperatur, pH, Konzentration
- Screening: Verschiedene Bedingungen testen
- Züchtung: Versuchen verschiedene Methoden; Hängender Tropfen, Sitting Drop
- Optimierung: Anpassen von Bedingungen für größere Kristalle
Datenbanken und Softwaretools zur Strukturaufbereitung
Definition:
Datenbanken und Softwaretools helfen bei der Aufbereitung und Analyse von biologischen Strukturen.
Details:
- PDB: Protein-Datenbank mit 3D-Strukturdaten
- EMDB: Datenbank für Elektronenmikroskopie-Daten
- CCDC: Kristallographische Datenbank
- Software: PyMOL, Chimera, Coot, UCSF ChimeraX
- PyMOL: Visualisierung und Bearbeitung von Molekülstrukturen
- Chimera: Analyse von Molekülstrukturen
- Coot: Modellierung und Validierung von Kristallstrukturen
- UCSF ChimeraX: Erweiterte 3D-Darstellungen und Analysen
Kernspinresonanzspektroskopie: Spektreninterpretation und Strukturbestimmung
Definition:
Analyse von NMR-Spektren zur Bestimmung molekularer Strukturen basierend auf chemischen Verschiebungen, Kopplungskonstanten und NOE-Daten.
Details:
- Nutzung von 1D- und 2D-NMR-Spektren zur Strukturaufklärung.
- Chemische Verschiebungen: Identifikation von funktionellen Gruppen.
- Kopplungskonstanten \( J \): Information über die Konnektivität der Atome.
- NOE-Daten (Nuclear Overhauser Effect): Räumliche Nähe zwischen Atomen.
- Komplexe Proben: Einsatz von mehrdimensionalen NMR-Techniken (COSY, HSQC, NOESY).
- Strukturverfeinerung: Kombination von NMR-Daten mit molekularen Modellierungstechniken.
- Relevanz in der Biologie: Bestimmung von Protein- und Nukleinsäurestrukturen.
Kryo-Elektronenmikroskopie: Bildaufnahme und Rekonstruktion
Definition:
Kryo-Elektronenmikroskopie (Cryo-EM) ermöglicht die Strukturbestimmung von Biomolekülen bei kryogenen Temperaturen.
Details:
- Probenvorbereitung: Schnelles Einfrieren der Probe, um amorphes Eis zu erzeugen.
- Bildaufnahme: Elektronenstrahl zur Abbildung der gefrorenen Proben. Minimierung von Strahlenschäden durch niedrige Elektronendosis.
- Rekonstruktion: Verarbeitung der 2D-Einzelpartikelbilder zur 3D-Struktur durch Algorithmen wie der Einzelteilchenrekonstruktion.
- Software: Anwendungen wie RELION und cryoSPARC zur Datenverarbeitung und Strukturverfeinerung.
- Anwendung: Geeignet für die Untersuchung von Proteinstrukturen, Viruspartikeln und großen Molekülkomplexen.
Vergleichende Strukturanalysen
Definition:
Vergleichende Strukturanalysen vergleichen die 3D-Strukturen biologischer Makromoleküle, um funktionelle und evolutionäre Beziehungen zu identifizieren.
Details:
- Nutzt Techniken wie RMSD-Berechnungen (\textit{root-mean-square deviation}) und Strukturüberlagerungen
- Hilft bei der Identifikation konservierter Motive und funktioneller Domänen
- Wichtige Datenbanken: PDB (Protein Data Bank), CATH, SCOP
- Anwendungen: Wirkstoffdesign, evolutionäre Studien, Struktur-Funktionsbeziehungen
- Werkzeuge und Software: PyMOL, Chimera, VMD
Proteindesign: Rationales und computergestütztes Design
Definition:
Verständnis und Anwendung von Prinzipien zur systematischen Gestaltung von Proteinen unter Verwendung von Computer-Modellierung und algorithmischen Techniken.
Details:
- Ziele: Verbesserung der Stabilität, Funktion oder Spezifität von Proteinen.
- Rationales Design: Nutzt strukturelle und funktionelle Kenntnisse vorhandener Proteine.
- Computergestütztes Design: Verwendet Algorithmen und Simulationssoftware (z.B. Rosetta, FoldX).
- Strukturvorhersage: Berechnung der 3D-Struktur von Proteinen aus der Sequenz.
- Energieminimierung: Optimierung der Proteinkonformation für maximale Stabilität.
- Mutationsanalyse: Vorhersage der Auswirkung von Aminosäureänderungen.
Anwendungen von Designerproteinen in der Medizin
Definition:
Designerproteine: maßgeschneiderte Proteine zur Verbesserung therapeutischer Anwendungen.
Details:
- Gezielte Mutagenese zur Erhöhung der Protein-Stabilität
- Verbesserung der Bindungsaffinität zu spezifischen Zielmolekülen
- Anwenden in der Immuntherapie, z.B. CAR-T-Zell-Therapie
- Nutzung zur gezielten Medikamentenabgabe
- Entwicklung neuer Enzymtherapien zur Behandlung genetischer Erkrankungen
- Erhöhung der Spezifität und Minimierung von Nebenwirkungen
- Molekulardynamik-Simulationen zur Vorhersage von Proteinverhalten
- Protein-Engineering für bessere Diagnosetools