Fachmodul Virologie I - Cheatsheet
Definition und Klassifizierung von Viren
Definition:
Viren sind infektiöse Partikel, die aus Nukleinsäure (DNA oder RNA) und einer Proteinhülle bestehen. Können nur in Wirtszellen replizieren.
Details:
- Größenbereich: 20-300 nm
- Klassifizierung nach Genomtyp (dsDNA, ssDNA, dsRNA, ssRNA+/-)
- Klassifizierung nach Kapsidform (ikosaedrisch, helikal, komplex)
- Klassifizierung nach Wirt (Tier-, Pflanzen-, Bakterienviren)
- Klassifikation nach Baltimore-System (I-VII)
Mechanismen viraler Eindringung und Verbreitung
Definition:
Prozesse und Strategien, die Viren nutzen, um in Wirtszellen einzudringen und sich im Organismus auszubreiten.
Details:
- Eindringen: Adsorption, Penetration und Uncoating
- Adsorption: Virus bindet an spezifische Rezeptoren auf der Zelloberfläche
- Penetration: Fusion oder Endozytose
- Uncoating: Freisetzung des viralen Genoms in das Zellinnere
- Verbreitung: Zell-zu-Zell-Ausbreitung, Blutkreislauf (Viremie), Nervensystem (neuronaler Transport)
- Zell-zu-Zell: Synapse-ähnliche Strukturen, Filopodien
- Viremie: Primäre und sekundäre Phasen
- Neuronaler Transport: Retrograder und anterograder Transport entlang von Axonen
Angeborene und adaptive Immunantworten auf Viren
Definition:
Angeborene und adaptive Immunantworten auf Viren beschreiben die zwei Hauptmechanismen des Immunsystems zur Bekämpfung von Virusinfektionen.
Details:
- Angeborene Immunantwort: schnelle, unspezifische Reaktion; Hauptakteure: natürliche Killerzellen (NK), Makrophagen, dendritische Zellen, Interferone
- Interferone: Proteine, die antivirale Zustände in Zellen induzieren
- Adaptive Immunantwort: langsamere, aber spezialisierte Reaktion; Hauptakteure: B-Lymphozyten, T-Lymphozyten
- B-Lymphozyten: produzieren Antikörper
- T-Lymphozyten: zytotoxische T-Zellen zerstören infizierte Zellen, Helfer-T-Zellen koordinieren die Immunantwort
- Gedächtniszellen: ermöglichen schnellere Reaktion bei erneuter Infektion
PCR und andere molekulare Nachweisverfahren
Definition:
PCR und andere molekulare Nachweisverfahren sind essentielle Techniken in der Virologie zur Vervielfältigung und Identifikation von Nukleinsäuresequenzen.
Details:
- PCR (Polymerase-Kettenreaktion): Amplifikation spezifischer DNA-Sequenzen
- Real-Time PCR (qPCR): Quantifizierung von DNA in Echtzeit mit Fluoreszenzmarkern
- RT-PCR: Reverse Transkription kombiniert mit PCR zur Analyse von RNA
- Sequenzierung: Bestimmung der Nukleotidabfolge in DNA- oder RNA-Proben
- ELISA: Nachweis von Proteinen/Antikörpern mittels Enzym-gekoppelter Immunreaktionen
- Western Blotting: Nachweis spezifischer Proteine in einer Probe durch Elektrophorese und Antikörper
- FISH (Fluoreszenz in situ Hybridisierung): Lokalisierung bestimmter DNA/RNA-Sequenzen in Geweben oder Zellen
Ausbruchsmanagement und -kontrolle
Definition:
Maßnahmen zur Eindämmung und Bekämpfung eines Krankheitsausbruchs durch Identifikation, Isolation, Desinfektion und Informationsverbreitung.
Details:
- Identifikation der Infektionsquelle
- Isolierung infizierter Personen
- Desinfektion betroffener Bereiche
- Überwachung und Meldung neuer Fälle
- Aufklärung und Information der Öffentlichkeit
- Analyse und Anpassung von Kontrollmaßnahmen
Virus-Wirt-Interaktionen
Definition:
Wechselwirkungen zwischen Viren und ihren Wirten während des Infektionszyklus
Details:
- Eintrittsmechanismen: Endozytose, Fusion
- Replikation: RNA-Viren (\textit{z.B. SARS-CoV-2}), DNA-Viren (\textit{z.B. Herpesviren})
- Wirtsabwehr: Immunantwort, Restriktionsfaktoren
- Virenstrategien: Immunevasion, Latente Infektion
- Zelluläre Effekte: Zytopathischer Effekt (CPE), Apoptose
Vaccines gegen virale Erkrankungen
Definition:
Antigene Substanzen zur Prävention spezifischer viraler Infektionen durch Stimulation der Immunantwort.
Details:
- Arten: Lebendimpfstoffe, Totimpfstoffe, Subunit-Impfstoffe, Vektorimpfstoffe, mRNA-Impfstoffe
- Mechanismus: Induktion der humoralen und zellulären Immunantwort
- Beispiele: Influenza, Hepatitis B, HPV, COVID-19
- Wirkung: Bildung von Gedächtniszellen zur schnellen Reaktion bei erneuter Infektion
- Wichtige Parameter: Impfstoffwirksamkeit, Immunogenität, Sicherheit, Verträglichkeit
- Formel zur Herdenimmunität: \(1 - \frac{1}{R_0}\) \(R_0: Basisreproduktionszahl\)
Chronische und akute Virusinfektionen
Definition:
Vergleich chronischer vs. akuter Virusinfektionen; Unterschiede in Verlauf und Reaktionen des Immunsystems.
Details:
- Chronische Infektionen: Virus bleibt im Wirt, persistiert über langen Zeitraum.
- Akute Infektionen: Plötzlicher Beginn, kurzer Verlauf, oft vollständige Eliminierung des Virus durch das Immunsystem.
- Beispiele: Chronisch - HIV, Hepatitis B/C; Akut - Influenza, Norovirus
- Immunsystem bei chronischen Inf.: Balance zwischen Immunreaktion und Virus; oft Immune Escape Mechanismen.
- Immunsystem bei akuten Inf.: Schnelle, intensive Reaktion; Ziel: rasche Viruselimination.