Fachmodul Virologie II - Cheatsheet
Klassifikation von Viren anhand ihrer genetischen Materialien
Definition:
Einteilung von Viren basierend auf Art und Organisation des genetischen Materials
Details:
- Hauptkategorien: DNA-Viren und RNA-Viren
- Unterteilt in Einzelstrang (ss) und Doppelstrang (ds)
- RNA-Viren: ssRNA(+) = direkter mRNA-Strang, ssRNA(-) = komplementär zu mRNA
- Reverse Transkriptase-Viren: z.B. Retroviren (RNA zu DNA)
- Klassifikationsschema: Baltimore-Klassifikation
- Beispiele: dsDNA (Adenovirus), ssDNA (Parovirus), dsRNA (Reovirus), ssRNA(+) (Poliovirus), ssRNA(-) (Influenza)
Mechanismen der viralen Genom-Vermehrung
Definition:
Mechanismen der viralen Genom-Vermehrung betreffen die Prozesse und Enzyme, die Viren verwenden, um ihr genetisches Material zu replizieren.
Details:
- DNA-Viren: Nutzen Wirt-DNA-Polymerasen oder bringen eigene Enzyme mit.
- RNA-Viren: Nutzen RNA-abhängige RNA-Polymerasen.
- Reverse Transkriptase: Enzym bei Retroviren, das RNA in DNA umschreibt.
- Segmente: Einige Viren haben segmentierte Genome (z.B. Influenzavirus).
- Ort der Replikation: RNA-Viren meist im Zytoplasma, DNA-Viren meist im Zellkern.
Eintrittsmechanismen von Viren in den Wirtsorganismus
Definition:
Wege, wie Viren in den Wirt eindringen.
Details:
- Endozytose: Virus wird durch Umhüllung und Aufnahme in das Zellinnere geschleust.
- Membranfusion: Virusmembran verschmilzt direkt mit der Wirtszellmembran.
- Penetration: Direkte Injektion des viralen Genoms in die Wirtszelle.
- Rezeptorbindung: Erkennung und Bindung an spezifische Zelloberflächenrezeptoren nötig.
- Kapping-Mechanismen: Viren nutzen zelluläre Endozytosewege wie Clathrin-vermittelte Endozytose.
Virale Persistenz und Latenz
Definition:
Langfristige Anwesenheit von Viren im Wirt ohne vollständige Eliminierung, oft ohne Symptome.
Details:
- Persistenz: Virus verbleibt aktiv, oft in niedrigen Mengen
- Latenz: Virus bleibt inaktiv, keine Virusproduktion
- Reaktivierung: Latenzvirus kann in aktive Phase wechseln
- Immunevasion: Mechanismen zur Vermeidung des Immunsystems
- Beispiele: Herpesviren (HSV), HIV
Immunevasion durch Viren
Definition:
Mechanismen, die Viren verwenden, um der Immunantwort des Wirtes zu entkommen.
Details:
- Antigenvariation: genetische Veränderungen der Virusproteine, um der Erkennung durch Antikörper zu entgehen.
- Inhibition des Antigenpräsentationswegs: Herunterregulierung von MHC-Molekülen.
- Veränderung von Immunzellfunktionen: z.B. durch Viruskodierte Proteine, die die Apoptose von Immunzellen verhindern.
- Flucht in Immunprivilegierte Bereiche: Verstecken in Bereichen des Körpers mit eingeschränkter Immunüberwachung.
- Blockade antiviraler Signalwege: Inhibition von Interferon-Signalwegen oder von RIG-I-ähnlichen Rezeptoren.
Serologische Tests und ihre Interpretation
Definition:
Methoden zur Detektion von Antikörpern/Antigenen im Blut zur Diagnose von Infektionskrankheiten.
Details:
- ELISA: Quantifizierung von Antikörpern durch Farbreaktion
- Western Blot: Bestätigungstest zur Identifikation spezifischer Proteine
- Serokonversion: Auftreten von spezifischen Antikörpern im Verlauf einer Infektion
- Falsch-positiv: Test zeigt Infektion an, die nicht vorhanden ist
- Falsch-negativ: Test zeigt keine Infektion an, obwohl eine besteht
- Sensitivität (\text{S}): \text{S} = \frac{\text{TP}}{\text{TP} + \text{FN}}
- Spezifität (\text{SP}): \text{SP} = \frac{\text{TN}}{\text{TN} + \text{FP}}
- Positive Predictive Value (PPV): \text{PPV} = \frac{\text{TP}}{\text{TP} + \text{FP}}
- Negative Predictive Value (NPV): \text{NPV} = \frac{\text{TN}}{\text{TN} + \text{FN}}
Übertragungswege und Infektionsketten
Definition:
Wege, auf denen Erreger von einem Wirt auf einen anderen übertragen werden, sowie die Sequenz der Ereignisse bei der Übertragung zwischen Wirten.
Details:
- Direkte Übertragung: Person-zu-Person (physischer Kontakt, Tröpfcheninfektion)
- Indirekte Übertragung: Über kontaminierte Gegenstände, Luft (Aerosole), Insekten (Vektoren)
- Infektionskette: Abfolge von Übertragungsereignissen von einem Indexfall zu folgenden Fällen
- Zyklen von Infektionen und Wiederausbreitung in einer Population
- Beispiel: SARS-CoV-2 Übertragung über Atemwege, Kontaktflächen
Virus-Rezeptoren und Zellinvasion
Definition:
Virus-Rezeptoren ermöglichen es Viren, spezifische Zellen zu erkennen und in sie einzudringen. Zellinvasion ist der Prozess, bei dem das Virus seine genetische Information in die Wirtszelle einschleust.
Details:
- Rezeptoren: Proteine oder Glykanstrukturen auf der Zelloberfläche.
- Direkte Bindung des Virusproteins an den Rezeptor.
- Rezeptorerkennung bestimmt Wirtsspektrum und Tropismus.
- Eintrittswege: Endozytose, Membranfusion, oder Penetration.
- Nach Bindung: Konformationsänderungen im Virus oder Rezeptor.
- Fusion von Virus- und Zellmembran möglich durch Fusionsproteine (z. B. HIV gp41).
- Endozytose häufig bei umhüllten Viren.