Mathematische Modellbildung und Statistik für Naturwissenschaftler - Cheatsheet
Grundprinzipien der mathematischen Modellbildung
Definition:
Grundideen und Verfahren zur Erstellung von Modellen zur Beschreibung natürlicher Phänomene mithilfe mathematischer Gleichungen und Strukturen.
Details:
- Beobachtung: Identifikation von wichtigen Merkmalen des Systems.
- Hypothese: Formulierung von Annahmen und Hypothesen über das System.
- Mathematisierung: Überführung der Hypothesen in mathematische Gleichungen.
- Analyse: Untersuchung der Modelle mithilfe mathematischer Methoden.
- Simulation: Numerische Lösung und Simulation der Modelle.
- Validierung: Vergleich der Modellergebnisse mit realen Daten.
- Optimierung: Anpassung und Verbesserung des Modells basierend auf Validierungsergebnissen.
Deterministische vs. stochastische Modelle
Definition:
Vergleich zwischen Modellen, die feste Ergebnisse liefern (deterministisch) und denen, die Wahrscheinlichkeiten einbeziehen (stochastisch).
Details:
- Deterministische Modelle: verwenden klare, genaue Gleichungen ohne Zufallselemente.
- Stochastische Modelle: enthalten Zufallsvariablen und Wahrscheinlichkeitsverteilungen.
- Deterministisches Beispiel: \(\frac{dx}{dt} = f(x,t)\).
- Stochastisches Beispiel: \(\frac{dx}{dt} = f(x,t) + \eta(t)\), wobei \eta\ eine zufällige Störgröße ist.
- Anwendung: Deterministisch für einfache Systeme, Stochastisch für komplexe, naturwissenschaftliche Phänomene.
Regressions- und Varianzanalyse
Definition:
Untersuchung von Zusammenhängen und Unterschieden zwischen Variablen.
Details:
- Regression: Beziehung zwischen abhängigen (y) und unabhängigen Variablen (x).
- Lineare Regression: \( y = \beta_0 + \beta_1 x + \epsilon \).
- Varianzanalyse (ANOVA): Vergleich von Mittelwerten zwischen Gruppen.
- Einweg-ANOVA: Testet Unterschiede zwischen den Mittelwerten von drei oder mehr Gruppen.
- F-Test: \( F = \frac{\text{zwischen-Gruppen-Varianz}}{\text{innerhalb-Gruppen-Varianz}} \).
Explorative Datenanalyse und Visualisierung
Definition:
Explorative Datenanalyse (EDA) identifiziert Muster, Anomalien und Hypothesen in Daten mittels statistischer Tools und Visualisierungen.
Details:
- Datenbereinigung: Entfernen von Ausreißern und fehlerhaften Daten
- Deskriptive Statistik: Kenngrößen wie Mittelwert, Median, Standardabweichung
- Visualisierung: Diagramme wie Histogramme, Boxplots, Streudiagramme
- Korrelation: Zusammenhang zweier Variablen, z.B. Korrelationskoeffizient
- Verteilungsanalyse: Bestimmung und Vergleich von Datenverteilungen
- Software: R, Python (Pandas, Matplotlib, Seaborn)
Populationsdynamik und epidemiologische Modelle
Definition:
Mathematische Analyse der zeitlichen Veränderungen von Populationen und Epidemien.
Details:
- Populationsdynamik: Untersuchung des Wachstums und der Interaktionen von Populationen
- Logistische Wachstumsfunktion: \[ \frac{dN}{dt} = rN \bigg(1 - \frac{N}{K}\bigg) \]
- Lotka-Volterra Gleichungen: \[ \frac{dN_1}{dt} = r_1 N_1 - a N_1 N_2 \]\[ \frac{dN_2}{dt} = -r_2 N_2 + b N_1 N_2 \]
- Epidemiologische Modelle: Beschreibung der Ausbreitung von Krankheiten
- SIR Modell (Anfällige, Infizierte, Genesene): \[ \frac{dS}{dt} = -\beta SI \]\[ \frac{dI}{dt} = \beta SI - u I \]\[ \frac{dR}{dt} = u I \]
- \( R_0 \text{ (Basis-Reproduktionszahl)} \): statistische Maßeinheit für Übertragungsrate
Reaktionskinetik und Enzymdynamik
Definition:
Untersuchung der Geschwindigkeit chemischer Reaktionen (Reaktionskinetik) und das Verhalten von Enzymen bei der Katalyse (Enzymdynamik).
Details:
- Reaktionsgeschwindigkeit abhängig von Konzentration der Edukte: \(r = k \times \text{[A]}^m \times \text{[B]}^n\)
- Michaelis-Menten-Kinetik beschreibt Enzymreaktionen: \[v = \frac{V_{max} \times [S]}{K_m + [S]}\]
- Wichtige Parameter: Geschwindigkeitskonstanten (k), Michaelis-Konstante (\(K_m\)), maximale Reaktionsgeschwindigkeit (\(V_{max}\))
- Enzyme können inhibiert werden (kompetitiv, unkompetitiv, gemischt)
- Modellierung von Reaktionen mit Differentialgleichungen
Numerische Methoden und Simulationen
Definition:
Verfahren zur numerischen Lösung mathematischer Probleme und Modellierung natürlicher Prozesse.
Details:
- Nutzung von Algorithmen zur Approximation von Lösungen.
- Wichtige Methoden: Iterationsverfahren, Fehlermethoden, Interpolationsmethoden.
- Simulationen ermöglichen das Verhalten komplexer Systeme zu prognostizieren.
- Beispiele: Monte-Carlo-Simulation, finitere Differenzenmethoden.
- Achtung auf Konvergenz und Stabilität der Verfahren.
- Wichtige Software: MATLAB, R, Python (NumPy, SciPy).