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Sterische Effekte bei ReaktionsmechanismenSterische Effekte beeinflussen die Geschwindigkeit und Selektivität chemischer Reaktionen durch räumliche Hinderung der Reaktanten.
Erkläre, warum die Sn2-Reaktion unempfindlich gegenüber der sterischen Hinderung am Nukleophil, aber sehr empfindlich gegenüber der sterischen Hinderung am Substrat ist. Nutze den Übergangszustand, um Deine Antwort zu illustrieren.
Lösung:
Erklärung zur Empfindlichkeit der Sn2-Reaktion gegenüber sterischer Hinderung:
Die Sn2-Reaktion ist ein bimolekularer nucleophiler Substitutionsmechanismus, bei dem der Angriff des Nukleophils und das Verlassen der Abgangsgruppe gleichzeitig erfolgen. Der Übergangszustand dieser Reaktion ist ein dicht gedrängter, fünffach koordinierter Zustand, in dem das Nukleophil und die abgehende Gruppe beide teilweise an das zentrale Kohlenstoffatom gebunden sind.
Einfluss der sterischen Hinderung am Nukleophil:
Einfluss der sterischen Hinderung am Substrat:
Übergangszustand und Illustration:
Der Übergangszustand der Sn2-Reaktion kann wie folgt veranschaulicht werden:
C - X --> [N - C - X] --> N - C
Hier zeigt der Übergangszustand [N - C - X] den simultanen Einfluss von N und X auf das C-Atom. Durch diesen dichten Übergangszustand ist klar ersichtlich, warum sterische Hinderung am Substrat einen größeren Einfluss hat als am Nukleophil.
Berechne, wie sich die Geschwindigkeit einer Sn2-Reaktion ändert, wenn der Substrat aus 1-Chlorbutan zu 2-Chlorbutan geändert wird. Gehe von der Arrhenius-Gleichung aus und berücksichtige sterische Effekte auf die Aktivierungsenergie. Formuliere die zugehörige Gleichung und erkläre die Schritte und Annahmen, die Du triffst.
Lösung:
Berechnung der Geschwindigkeitsänderung einer Sn2-Reaktion bei Änderung des Substrats von 1-Chlorbutan zu 2-Chlorbutan:
Die Sn2-Reaktion unterliegt der Arrhenius-Gleichung, die die Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit (\textit{k}) von der Temperatur und der Aktivierungsenergie beschreibt:
k = A \times e^{-\frac{E_a}{RT}}
Hierbei steht:
Die sterischen Unterschiede zwischen 1-Chlorbutan (primär) und 2-Chlorbutan (sekundär) führen zu unterschiedlicher Aktivierungsenergie. Allgemein gilt:
Nehmen wir an, dass \textit{E}_a2 größer ist als \textit{E}_a1 aufgrund der erhöhten sterischen Hinderung, was die Bildung des Übergangszustands erschwert.
Um die relative Änderung der Reaktionsgeschwindigkeit zu berechnen, setzen wir die Arrhenius-Gleichungen für beide Substrate ins Verhältnis:
\frac{k_2}{k_1} = \frac{A \times e^{-\frac{E_a2}{RT}}}{A \times e^{-\frac{E_a1}{RT}}}
Vereinfachen der Gleichung ergibt:
\frac{k_2}{k_1} = e^{-\frac{E_a2 - E_a1}{RT}}
Um die tatsächliche Änderung der Reaktionsgeschwindigkeit zu bestimmen, muss man die Differenz der Aktivierungsenergien (\textit{∆E}_a = \textit{E}_a2 - \textit{E}_a1) und die Temperatur (\textit{T}) kennen. Diese Differenz ergibt sich aus den sterischen Effekten, die bei 2-Chlorbutan größer sind:
Qualitative Einschätzung:
Fazit: Die Reaktionsgeschwindigkeit der Sn2-Reaktion nimmt ab, wenn das Substrat von 1-Chlorbutan zu 2-Chlorbutan geändert wird, da 2-Chlorbutan eine höhere sterische Hinderung aufweist, was zu einer höheren Aktivierungsenergie führt.
Beschreibe, wie die sterische Hinderung bei der Design von Katalysatoren genutzt werden kann, um die Selektivität einer Reaktion zu verbessern. Gib ein konkretes Beispiel mit Strukturformeln und erläutere die Rolle der sterischen Effekte in diesem Beispiel.
Lösung:
Nutzen der sterischen Hinderung bei der Gestaltung von Katalysatoren zur Verbesserung der Selektivität:
Sterische Hinderung kann strategisch eingesetzt werden, um Katalysatoren zu entwerfen, die bevorzugt bestimmte Reaktionen oder Produkte fördern. Durch die gezielte Modifikation der Katalysatorstruktur kann die Zugänglichkeit zu aktiven Zentren eingeschränkt und somit die Selektivität der Reaktion erhöht werden.
Konkretes Beispiel: Verwendung von sterisch anspruchsvollen Phosphinliganden in der homogen-katalysierten Hydroformylierung:
Die Hydroformylierung ist ein industriell wichtiger Prozess zur Herstellung von Aldehyden durch Addition von CO und H₂ an Alkene unter Verwendung eines Übergangsmetallkatalysators, häufig Rhodium. Durch den Einsatz von sterisch anspruchsvollen Phosphinliganden (z.B. Triphenylphosphin, PPh₃) kann die Selektivität der Reaktion beeinflusst werden.
Strukturformeln:
[RhCl(PPh₃)₃]
Ph / P - Ph \ Ph
Rolle der sterischen Effekte in diesem Beispiel:
Durch den Einsatz von sterisch anspruchsvollen Liganden können Katalysatorsysteme gezielt so modifiziert werden, dass bestimmte Reaktionswege bevorzugt ablaufen. In diesem Beispiel wird die Selektivität der Hydroformylierung durch die gezielte sterische Modifikation der Katalysatorumgebung verbessert, um die Bildung von linearen Aldehyden zu fördern.
Angenommen du hast das Zielmolekül 1-Phenyl-1-propanol und möchtest eine retrosynthetische Analyse für die Synthese dieses Moleküls durchführen. Anhand des rückführenden Ansatzes, zerlege das Zielmolekül in strategische Synthesevorläufer und erkläre deinen Ansatz. Identifiziere wichtige funktionelle Gruppen und mögliche syntehsestrategien, die zur Bildung des Zielmoleküls führen können.
Führe eine retrosynthetische Analyse für das Zielmolekül 1-Phenyl-1-propanol durch. Überlege, welche wesentlichen Bindungen du auftrennen könntest und welche funktionellen Gruppen in Frage kommen. Leite daraus die entsprechenden Synthesevorläufer ab und benenne diese.
Lösung:
Stelle eine mögliche Syntheseroute für 1-Phenyl-1-propanol auf, beginnend mit den von dir identifizierten Synthesevorläufern. Beschreibe jede Synthesereaktion und die dabei benötigten Reagenzien sowie Reaktionsbedingungen. Verwende dabei bekannte Reaktionen der organischen Chemie, die im Rahmen des Vorlesungsmaterials behandelt wurden.
Lösung:
Benzol + 1-Brom-1-propan → 1-Phenylpropan
1-Phenylpropan + Oxidationsmittel → 1-Phenylpropan-1-on (Propiophenon)
1-Phenylpropan-1-on + Reduktionsmittel → 1-Phenyl-1-propanol
Berechne die theoretische Ausbeute der Syntheseroute, die du in der vorherigen Teilaufgabe beschrieben hast. Gehe davon aus, dass jede Reaktionsstufe eine Ausbeute von 85% hat. Wie hoch ist die Gesamtausbeute nach der letzten Reaktionsstufe? Verwende bei deinen Berechnungen die Kettenregel für Ausbeuten: \[ \text{Gesamtausbeute} = \text{Ausbeute}_{1} \times \text{Ausbeute}_{2} \times \text{...} \times \text{Ausbeute}_{n} \]
Lösung:
Einer der wichtigsten Aspekte in der modernen organischen Chemie ist die stereoselektive Synthese, die es ermöglicht, gezielt bestimmte Stereoisomeren herzustellen. Das ist besonders relevant für Arzneimittel, da oft nur ein Stereoisomer die gewünschte biologische Aktivität zeigt. Zu diesem Zweck werden folgende Methoden verwendet:
(a) Asymmetrische Synthese und ihre Mechanismen: Erkläre den Mechanismus der Sharpless-Epoxidierung. Diskutiere die Rolle der chiralen Katalysatoren und ihrer Bedeutung für die Enantioselektivität dieser Reaktion. Zeichne das Übergangszustandmodell und beschreibe, wie es zur enantioselektiven Bildung des Epoxids führt.
Lösung:
Die Sharpless-Epoxidierung ist eine der bekanntesten asymmetrischen Synthesemethoden, die speziell zur Herstellung von epoxyden aus Alkenen verwendet wird. Diese Reaktion ist für ihre hohe Enantioselektivität bekannt, was im Wesentlichen durch die Verwendung chiraler Katalysatoren erreicht wird.
Der Mechanismus der Sharpless-Epoxidierung umfasst mehrere Schritte:
Die Rolle der chiralen Katalysatoren, wie z.B. tartaric acid derivatives, ist entscheidend für die Enantioselektivität der Reaktion. Der chirale Katalysator induziert die bevorzugte Bildung eines spezifischen Enantiomers durch die sterische Beeinflussung der Reaktanten und Übergangszustände.
Das Übergangszustandmodell dieser Reaktion zeigt, wie das chirale Titan-Tartrat-Komplex das Alkene so positioniert, dass das perknochyles Reaktionsmittel von einer bevorzugten Seite angreifen kann, was zu einer sehr selektiven Epoxidierung führt. Der Übergangszustand ist dadurch gekennzeichnet, dass die chirale Umgebung des Katalysators einen der beiden möglichen enantiotopischen Gesichter des Alken bevorzugt. Dadurch gelangt nur ein bestimmtes Enantiomer als Produkt.
Hier ist ein schematisches Diagramm des Übergangszustands:
R-OH (Allylalkohol) Ti O * \t- BHT (tert-Butylhydroperoxid) --OH
Zusammengefasst führt der chirale Katalysator durch seine spezifische räumliche Anordnung und die Beeinflussung der Reagerationsteilnehmer zur enantioselektiven Bildung des Epoxids, wobei nur ein Enantiomer bevorzugt gebildet wird.
(b) Enantioselektive Reaktionsbedingungen: Angenommen, Du führst eine asymmetrische Hydrogenierung nach Noyori durch. Wie würden sich verschiedene Reaktionsbedingungen (Temperatur, Druck, Konzentration der Reagenzien) auf die Enantioselektivität der Reaktion auswirken? Begründe Deine Antwort unter Einbeziehung der thermodynamischen und kinetischen Aspekte.
Lösung:
Die asymmetrische Hydrogenierung nach Noyori ist eine wichtige Methode in der organischen Chemie, um chirale Verbindungen mit hoher Enantioselektivität herzustellen. Die Reaktionsbedingungen wie Temperatur, Druck und Konzentration der Reagenzien spielen eine entscheidende Rolle für die Selektivität und Effizienz der Reaktion. Schauen wir uns diese Faktoren im Detail an:
Zusammengefasst, niedrige Temperaturen und optimale Konzentrationen von Reagenzien und Katalysatoren sind in der Regel förderlich für eine hohe Enantioselektivität bei der asymmetrischen Hydrogenierung nach Noyori. Der Druck spielt eine weniger dominante Rolle, kann jedoch ebenfalls die Reaktionsrate und damit indirekt die Selektivität beeinflussen.
Betrachte die Aminokatalyse, bei der Amine als Katalysatoren verwendet werden, um Enaminmechanismen in Gang zu setzen. Primäre und sekundäre Amine katalysieren die Bildung von Enaminen durch Reaktion mit Ketonen oder Aldehyden. Diese Enamine fungieren dann als Nucleophile und addieren an Elektrophile. Ein Schlüsselschritt in diesem Mechanismus ist die Bildung eines Imins, das durch die Reaktion eines Amins mit einer Carbonylgruppe entsteht. Die abschließende Hydrolyse des Imins führt zur Rückbildung der Carbonylverbindung.
(a) Zeichne den detaillierten Mechanismus der Enaminbildung ausgehend von Cyclohexanon und Pyrrolidin und erkläre jeden Schritt kurz.
Lösung:
Um den detaillierten Mechanismus der Enaminbildung ausgehend von Cyclohexanon und Pyrrolidin zu zeichnen und zu erklären, folge diesen Schritten:
Hier ist eine bildliche Darstellung des Mechanismus:
Dieser Mechanismus zeigt, wie Pyrrolidin als Katalysator wirkt, um die Bildung eines Enamins aus Cyclohexanon zu erleichtern. Jedes dieser Schritte ist entscheidend, um die Reaktivität der Carbonylgruppe zu erhöhen und das Enamin zu erzeugen.
(b) Zeige anhand eines geeigneten Beispiels die Reaktion eines Enamins als Nucleophil in einer Michael-Addition. Erkläre, wie das Enamin die Katalyse beeinflusst und füge alle relevanten Zwischenschritte hinzu.
Lösung:
Um die Reaktion eines Enamins als Nucleophil in einer Michael-Addition anhand eines geeigneten Beispiels zu zeigen, betrachten wir die Reaktion eines Enamins, das aus Cyclohexanon und Pyrrolidin gebildet wurde, mit Methylvinylketon. Diese Reaktion demonstriert, wie das Enamin als Nucleophil agiert und die Michael-Addition katalysiert.
Hier ist eine bildliche Darstellung des Mechanismus:
Der Enamin-Mechanismus funktioniert, indem es das Nucleophil bereitstellt, das eine Michael-Addition ermöglicht. Im Verlauf des Prozesses entsteht eine neue Kohlenstoff-Kohlenstoff-Bindung, die durch die Hydrolyse des resultierenden Imins zur Rückbildung der ursprünglichen Carbonylverbindung führt. Diese Katalyse funktioniert effizient aufgrund der besonderen Reaktivität des Enamins.
(c) Beschreibe die Hydrolyse des Imins zurück zur Carbonylverbindung. Verwende als Beispiel die Hydrolyse des Imins, das aus der Reaktion von Piperidin mit Benzaldehyd entstanden ist. Berechne den Geschwindigkeitskonstanten der Hydrolyse in einem Lösungsmittel mit Dielektrizitätskonstante 78, wenn die Rate des Prozesses als k = Ae^{-Ea/RT} gegeben ist und die Aktivierungsenergie Ea = 50 kJ/mol, der Frequenzfaktor A = 1.0 \times 10^{12} s^{-1} und die Temperatur 298 K beträgt.
Lösung:
Um die Hydrolyse des Imins zurück zur Carbonylverbindung zu beschreiben, und den Geschwindigkeitskonstanten zu berechnen, folgen wir diesen Schritten:
C6H5CH=N-C5H10
Das Imin wird durch ein Proton protoniert, um ein protoniertes Iminiumion zu bilden:
C6H5CH=NH-C5H10 + H+ → C6H5CH=N(H)-C5H10
Ein Wassermolekül greift das protonierte Iminiumion nucleophil an, was zu einem instabilen Intermediat führt:
C6H5CH=N(H)-C5H10 + H2O → C6H5CH(OH)-NH-C5H10
Das Intermediat zerfällt unter Freisetzung des Benzaldehyds und des Piperidins:
C6H5CH(OH)-NH-C5H10 → C6H5CHO + H2O + C5H10N
Der komplette Mechanismus der Hydrolyse ist somit wie folgt:
Berechnung der Geschwindigkeitskonstanten:
Die Arrhenius-Gleichung wird verwendet, um die Geschwindigkeitskonstante k zu berechnen:
\[k = A e^{-E_a / (RT)} \]
Wobei:
Einsetzen der Werte in die Arrhenius-Gleichung ergibt:
k = 1.0 \times 10^{12} \text{s}^{-1} \times e^{-50,000 \text{J/mol} / (8.314 \text{J/mol·K} \times 298 K)}
Weiterrechnen ergibt:
k = 1.0 \times 10^{12} \text{s}^{-1} \times e^{-20.121}
k = 1.0 \times 10^{12} \text{s}^{-1} \times 2.0 \times 10^{-9}
k ≈ 2.0 \times 10^3 \text{s}^{-1}
Der Geschwindigkeitskonstanten der Hydrolyse in einem Lösungsmittel mit Dielektrizitätskonstante 78 bei 298 K beträgt somit etwa 2.0 × 103 s-1.
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