Modern X-ray Structure Determination - Cheatsheet
Geschichte und Entdeckung der Röntgenstrahlen
Definition:
Röntgenstrahlen, entscheidend für die moderne Strukturbestimmung durch Röntgenkristallographie.
Details:
- Entdeckt von Wilhelm Conrad Röntgen am 8. November 1895.
- Röntgen führte Experimente mit Kathodenstrahlen durch und bemerkte leuchtende Effekte auf fluoreszierenden Schirmen.
- Er stellte fest, dass diese unsichtbaren Strahlen durch feste Materialien dringen konnten und fotografische Platten belichteten.
- Bezeichnung als 'X-Strahlen' aufgrund ihrer unbekannten Natur.
- Die Entdeckung wurde zunächst skeptisch betrachtet, aber schnell als revolutionär anerkannt.
- Wilhelm Conrad Röntgen erhielt 1901 den ersten Nobelpreis für Physik für diese Entdeckung.
- Anwendung in Medizin und Materialforschung, Fundament für Röntgenkristallographie.
Bragg'sches Gesetz: Theorie und Anwendung
Definition:
Interferenzmuster von Röntgenstrahlen zur Bestimmung von Kristallstrukturen.
Details:
- Formel: \[ n\lambda = 2d\sin(\theta) \]
- \( n \): Ordnung des Maximums (meistens 1)
- \( \lambda \): Wellenlänge der Röntgenstrahlen
- \( d \): Abstand der Netzebenen im Kristallgitter
- \( \theta \): Einfallswinkel
- Nutzung in der Röntgenstrukturanalyse zur Bestimmung von Gitterabständen und Kristallstrukturen
- Bedingung für konstruktive Interferenz zwischen reflektierten Strahlen
Symmetrie in kristallinen Strukturen
Definition:
Symmetrie beschreibt die regelmäßige, wiederholte Anordnung von Atomen, Molekülen oder Ionengruppen in einem Kristallgitter.
Details:
- Klassifizierung durch Raumgruppen.
- Translation, Drehung, Spiegelung und Inversion als grundlegende Symmetrieoperationen.
- Symmetrieelemente: Symmetrieachsen, Spiegelebenen, Inversionszentren.
- Beispiel für Symmetrieoperation: \( R_n \) für Drehung um n-fachen Rotationsachse.
Rietveld-Analyse-Techniken
Definition:
Methode zur Verfeinerung eines Kristallstruktursmodells basierend auf Röntgenbeugungsdaten.
Details:
- Verwendung in der Materialwissenschaft und Chemie.
- Berücksichtigung des gesamten Beugungsmusters anstatt nur einzelner Reflexe.
- Minimierung der Differenz zwischen gemessenen und berechneten Beugungsmustern mittels kleiner Quadrate.
- Parameter: Gitterkonstanten, Atompositionen, Besetzungen, thermische Verschiebungsparameter.
- Berücksichtigung von Instrumenten- und Probenparametern sowie Hintergrund und Peakformen.
- Mathematische Funktion: \[ Y_i(obs) = Y_i(calc) + \text{Fehler} \]
Validierung und Verifikation der Strukturdaten
Definition:
Kontrollprozess zur Überprüfung der Genauigkeit und Zuverlässigkeit kristallographischer Strukturdaten.
Details:
- Validierung: Prüfen, ob Strukturdaten den experimental erworbenen Informationen entsprechen
- Verifikation: Sicherstellen, dass Strukturmodelle konsistent und frei von Fehlern sind
- R-Wert: Maß für die Übereinstimmung zwischen dem berechneten und beobachteten Daten (z.B., R1, wR2)
- Geometrische Überprüfung: Überprüfen der Bindungslängen und -winkel
- Elektronendichtekarte: Kontrolle der Übereinstimmung des Modells mit der gemessenen Elektronendichte
- Softwaretools: Verwendung von Programmen wie PLATON, Olex2 oder CheckCIF
Feststoffchemie und Materialcharakterisierung
Definition:
Feststoffchemie untersucht die Struktur, Zusammensetzung und Eigenschaften von Feststoffen; Materialcharakterisierung bestimmt physikalische und chemische Eigenschaften.
Details:
- X-ray-Strukturanalyse zur Bestimmung der Kristallstruktur
- Röntgenbeugung (XRD) analysiert kristalline Phasen
- Elementzusammensetzung mittels EDX, XRF
- Thermische Analyse: DSC, TGA
- Elektronenmikroskopie: SEM, TEM
- Oberflächenanalyse: BET, AFM
Gerätebedienung und Sicherheit im Labor
Definition:
Betrieb und sichere Handhabung von Laborgeräten, Einhaltung von Sicherheitsvorschriften
Details:
- Schutzkleidung: Kittel, Handschuhe, Schutzbrille
- Verwendung nur nach Einweisung
- Fluchtwege und Notausgänge freihalten
- Gefahrenstoffe kennzeichnen und sicher lagern
- Erste-Hilfe-Ausrüstung griffbereit
- Arbeitsplatz sauber und ordentlich halten
- Elektrische Geräte regelmäßig warten
- Notfallnummer bereithalten
- Feuerlöscher und Brandschutzmaßnahmen
Datenverarbeitung mittels spezieller Software
Definition:
Verwendung von spezialisierten Programmen zur Analyse und Interpretation von Röntgenstrukturdaten.
Details:
- Datenreduktion: Vorverarbeitung und Korrektur von Rohdaten (\textit{Scaling}, Absorptionskorrektur).
- Strukturlösung: Bestimmung der atomaren Positionen aus den experimentellen Daten. Methoden: Indexierung, Integration, Phasierung (direkte Methoden, molekulares Ersetzen).
- Verfeinerung: Anpassen des Modells an beobachtete Daten (\textit{Least Squares}, \textit{R}-Faktor, \textit{Fourier-Synthesen}).
- Programme: Beispielhafte Software: SHELXL, OLEX2, CRYSTALS, XDS.