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Behavioral economics - Exam
Behavioral economics - Exam Aufgabe 1) Betrachte ein Szenario, in dem ein Anleger zwischen drei Investitionsmöglichkeiten, A, B und C, wählen muss. Die Wahrscheinlichkeiten und erwarteten Renditen (Nutzen) der Investitionsmöglichkeiten sind wie folgt gegeben: Investition A: Wahrscheinlichkeit (p_A) = 0.2, Nutzen (U_A) = 100 Investition B: Wahrscheinlichkeit (p_B) = 0.5, Nutzen (U_B) = 50 Investiti...

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Behavioral economics - Exam

Aufgabe 1)

Betrachte ein Szenario, in dem ein Anleger zwischen drei Investitionsmöglichkeiten, A, B und C, wählen muss. Die Wahrscheinlichkeiten und erwarteten Renditen (Nutzen) der Investitionsmöglichkeiten sind wie folgt gegeben:

  • Investition A: Wahrscheinlichkeit (p_A) = 0.2, Nutzen (U_A) = 100
  • Investition B: Wahrscheinlichkeit (p_B) = 0.5, Nutzen (U_B) = 50
  • Investition C: Wahrscheinlichkeit (p_C) = 0.3, Nutzen (U_C) = 70

Der Anleger handelt gemäß dem Modell des Homo Oeconomicus und strebt nach Nutzenmaximierung.

a)

Teilaufgabe 1: Berechne den Erwartungsnutzen (E(U)) für jede der drei Investitionsmöglichkeiten A, B und C. Welcher der Investitionen sollte der Anleger gemäß der Erwartungsnutzentheorie wählen?

Lösung:

Um den Erwartungsnutzen (E(U)) jeder der drei Investitionsmöglichkeiten A, B und C zu berechnen, verwenden wir die Formel:

  • Erwatungsnutzen (E(U)) = Wahrscheinlichkeit * Nutzen

Gehen wir nun jede Investitionsmöglichkeit durch:

  • Investition A: Wahrscheinlichkeit (p_A) = 0.2 Nutzen (U_A) = 100Berechnung:
    • E(U_A) = 0.2 * 100 = 20
  • Investition B: Wahrscheinlichkeit (p_B) = 0.5 Nutzen (U_B) = 50Berechnung:
    • E(U_B) = 0.5 * 50 = 25
  • Investition C: Wahrscheinlichkeit (p_C) = 0.3 Nutzen (U_C) = 70Berechnung:
    • E(U_C) = 0.3 * 70 = 21

Die berechneten Erwartungsnutzen lauten wie folgt:

  • E(U_A) = 20
  • E(U_B) = 25
  • E(U_C) = 21

Gemäß der Erwartungsnutzentheorie sollte der Anleger die Investition mit dem höchsten Erwartungsnutzen wählen. In diesem Fall ist das Investition B mit einem Erwartungsnutzen von 25.

b)

Teilaufgabe 2: Angenommen, die Wahrscheinlichkeiten der Investitionsmöglichkeiten ändern sich zu: p_A = 0.4, p_B = 0.4, und p_C = 0.2. Berechne erneut den Erwartungsnutzen (E(U)) für jede der drei Investitionsmöglichkeiten und bestimme die optimale Investitionswahl. Diskutiere, ob die Entscheidung des Anlegers invariant gegenüber dieser Veränderung der Wahrscheinlichkeiten bleibt.

Lösung:

Um den Erwartungsnutzen (E(U)) nach den geänderten Wahrscheinlichkeiten zu berechnen, verwenden wir wieder die Formel:

  • Erwartungsnutzen (E(U)) = Wahrscheinlichkeit * Nutzen

Die neuen Wahrscheinlichkeiten sind: p_A = 0.4 p_B = 0.4 p_C = 0.2

Berechnen wir nun den Erwartungsnutzen für jede Investitionsmöglichkeit:

  • Investition A: Wahrscheinlichkeit (p_A) = 0.4 Nutzen (U_A) = 100Berechnung:
    • E(U_A) = 0.4 * 100 = 40
  • Investition B: Wahrscheinlichkeit (p_B) = 0.4 Nutzen (U_B) = 50Berechnung:
    • E(U_B) = 0.4 * 50 = 20
  • Investition C: Wahrscheinlichkeit (p_C) = 0.2 Nutzen (U_C) = 70Berechnung:
    • E(U_C) = 0.2 * 70 = 14

Die neuen Erwartungsnutzen lauten wie folgt:

  • E(U_A) = 40
  • E(U_B) = 20
  • E(U_C) = 14

Basierend auf diesen berechneten Erwartungsnutzen sollte der Anleger nun die Investition A mit einem Erwartungsnutzen von 40 wählen.

Diskussion zur Invarianz der Entscheidung: In diesem Fall bleibt die Entscheidung des Anlegers nicht invariant gegenüber der Veränderung der Wahrscheinlichkeiten. Während bei den ursprünglichen Wahrscheinlichkeiten Investition B die höchste erwartete Rendite hatte, ist es nun Investition A, die die höchste erwartete Rendite hat. Dies zeigt, dass Änderungen der Wahrscheinlichkeiten einen erheblichen Einfluss auf die optimale Investitionswahl gemäß der Erwartungsnutzentheorie haben können.

Aufgabe 2)

Betrachte eine Konsumentscheidung, bei der ein Individuum zwischen zwei Produkten, A und B, wählen muss. Produkt A kostet 100 Euro und Produkt B kostet 80 Euro. Die Qualität von Produkt A wird als höher eingeschätzt, allerdings liegen keine objektiven Informationen zu den tatsächlichen Qualitätsunterschieden vor. Der Konsument hat eine Tendenz, Heuristiken anzuwenden und erlebt zudem Verlustaversion. Das Geschäft bietet verschiedene Rabatte an, die unterschiedlich präsentiert werden. Führe eine Verhaltensanalyse durch und berücksichtige dabei die folgenden systematischen Abweichungen vom Rationalverhalten.

a)

Teil a) Erläutere, wie begrenzte Rationalität die Entscheidungsfindung des Konsumenten beeinflussen kann. Gebe konkrete Beispiele aus der Konsumwahl zwischen Produkt A und B. Begründe Deine Antwort anhand der Nutzung von Heuristiken.

Lösung:

  • Begrenzte Rationalität: Begrenzte Rationalität bedeutet, dass Individuen bei der Entscheidungsfindung nicht alle verfügbaren Informationen vollständig verarbeiten und nicht immer die optimalste Entscheidung treffen können. Stattdessen nutzen sie vereinfachende Strategien oder Heuristiken, um Entscheidungen zu treffen.
  • Beispiel 1: Preisheuristik:
  • Der Konsument könnte die Preisheuristik anwenden, indem er annimmt, dass Produkt A aufgrund seines höheren Preises von 100 Euro automatisch von höherer Qualität ist als Produkt B, das nur 80 Euro kostet. Diese Heuristik führt zur Annahme, dass teurere Produkte besser sind, auch wenn keine objektiven Informationen über Qualitätsunterschiede vorliegen.

  • Beispiel 2: Verlustaversion:
  • Verlustaversion beschreibt die Tendenz von Individuen, Verluste stärker zu gewichten als Gewinne gleichen Umfangs. In diesem Kontext könnte der Konsument Produkt B wählen, weil mit einem niedrigeren Preis weniger finanzieller Verlust verbunden wäre, wenn sich das Produkt als enttäuschend herausstellen würde. Die Angst vor einem finanziellen Verlust von 100 Euro (falls Produkt A enttäuscht) könnte stärker sein als die Hoffnung auf einen höheren Nutzen durch die potenziell bessere Qualität von Produkt A.

  • Beispiel 3: Ankereffekt:
  • Das Geschäft könnte strategisch Rabatte anbieten, die die Entscheidung des Konsumenten beeinflussen. Wenn beispielsweise Produkt A ursprünglich 150 Euro und nun nur noch 100 Euro kostet, könnte der Konsument dies als besonders gutes Geschäft ansehen und sich eher für Produkt A entscheiden, da der Rabatt als Anker dient, der die Wahrnehmung des Wertes verändert.

Durch die Anwendung solcher Heuristiken und die Wirkung von Verlustaversion könnte die Entscheidung des Konsumenten stark von begrenzter Rationalität geprägt sein. Das Individuum trifft eine Entscheidung, die subjektiv sinnvoll erscheint, jedoch nicht unbedingt die objektiv beste Wahl widerspiegelt.

b)

Teil b) Erkläre die Prospect Theory und veranschauliche, wie Verlustaversion die Präferenz zwischen den beiden Produkten beeinflussen könnte. Nutze dabei das Konzept des Wertfunktionenverlaufs \(V(x)\) für Gewinne und Verluste.

Lösung:

  • Prospect Theory:
  • Die Prospect Theory, entwickelt von Daniel Kahneman und Amos Tversky, erklärt, wie Menschen Entscheidungen unter Unsicherheit treffen. Ein zentraler Aspekt der Theorie ist, dass Menschen Verluste stärker gewichten als gleich große Gewinne. Dies nennt man Verlustaversion.

  • Wertfunktion:
  • Die Wertfunktion in der Prospect Theory, \(V(x)\), beschreibt den subjektiven Wert, den Menschen mit Gewinnen und Verlusten in Bezug auf einen Referenzpunkt verbinden. Sie hat die folgenden Eigenschaften:

    • Für Gewinne ist die Wertfunktion konkav, was zeigt, dass der marginale Nutzen eines weiteren Gewinns abnimmt.
    • Für Verluste ist die Wertfunktion konvex, was zeigt, dass der marginale Schmerz eines weiteren Verlusts abnimmt.
    • Die Wertfunktion ist für Verluste steiler als für Gewinne, was die Verlustaversion widerspiegelt.

Die allgemeine Form der Wertfunktion könnte wie folgt aussehen:

Für Gewinne: \(V(x)\) ist konkav, zum Beispiel \(V(x) = x^{0.5}\)

Für Verluste: \(V(x)\) ist konvex und steiler, zum Beispiel \(V(x) = -2 \times |x|^{0.5}\)

  • Verlustaversion in der Konsumentscheidung:
  • Angenommen, der Konsument muss zwischen Produkt A und B wählen:

    • Produkt A kostet 100 Euro.
    • Produkt B kostet 80 Euro.

    Obwohl Produkt A als qualitativ höher eingeschätzt wird, gibt es keine objektiven Informationen dazu. Verlustaversion könnte den Konsumenten dazu bringen, Produkt B vorzuziehen, weil der potenzielle Verlust bei einer schlechten Wahl (hier 100 Euro für Produkt A) als schwerer gewichtet wird als der potenzielle Gewinn einer besseren Qualität.

    Dies ist besonders relevant, wenn der Referenzpunkt des Konsumenten der aktuelle Zustand ohne den Kauf ist, was einen Verlust von 80 Euro (bei Wahl von B) gegenüber einem Verlust von 100 Euro (bei Wahl von A) bedeutet. Aufgrund der Verlustaversion wird der hypothetische Verlust von 100 Euro als signifikant größer und schmerzhafter empfunden als der hypothetische Verlust von 80 Euro, selbst wenn der tatsächliche Qualitätsunterschied zwischen den Produkten unbekannt ist.

In mathematischen Begriffen lässt sich die Präferenzformulierung wie folgt darstellen:

Der Nutzen für Produkt A: \(V_A = -2 \times 100^{0.5}\)

Der Nutzen für Produkt B: \(V_B = -2 \times 80^{0.5}\)

Wenn die Verlustfunktion stärker negativ für höhere Beträge ist, wird der Konsument vermutlich Produkt B bevorzugen, da der negative Wert für Produkt A signifikant größer ist.

c)

Teil c) Diskutiere, wie unterschiedliche Framing-Effekte den Einfluss auf die Kaufentscheidung zwischen Produkt A und B haben können. Analysiere z.B. das Szenario, in dem Produkt A mit einem Rabatt von 20% beworben wird und Produkt B einen Preisnachlass von 16 Euro erhält.

Lösung:

  • Framing-Effekte:
  • Framing-Effekte beziehen sich auf die Art und Weise, wie Informationen präsentiert werden, wodurch dieselbe Information unterschiedlich wahrgenommen und interpretiert werden kann. Diese Effekte können erheblichen Einfluss auf Entscheidungsprozesse haben.

  • Beispiel zum Framing-Effekt:
    • Angenommen, Produkt A kostet 100 Euro und erhält einen Rabatt von 20%, wodurch der neue Preis 80 Euro beträgt.
    • Produkt B kostet ursprünglich 80 Euro und erhält einen Preisnachlass von 16 Euro, wodurch der neue Preis 64 Euro beträgt.

Obwohl die Endpreise unterschiedlich sind, kann die Art der Preisnachlasspräsentation die Kaufentscheidung des Konsumenten beeinflussen.

  • Szenario 1: Prozentrabatt vs. absoluter Rabatt:
  • Produkt A mit 20% Rabatt:

    • 20% von 100 Euro = 20 Euro Ersparnis, neuer Preis = 80 Euro

    Produkt B mit 16 Euro Rabatt (absolut):

    • Neuer Preis = 80 Euro - 16 Euro = 64 Euro

    Obwohl der Endpreis von Produkt B niedriger ist, könnte der Prozentrabatt von 20% bei Produkt A attraktiver erscheinen. Menschen neigen dazu, Prozentwerte als signifikante Ersparnisse zu betrachten, insbesondere bei größeren Prozentzahlen, auch wenn der tatsächliche absolute Unterschied klarer Vorteile bietet.

  • Szenario 2: ursprünglicher Preis vs. Rabattpreis:
  • Wenn der Konsument beide Preise vergleicht, könnte die Art der Präsentation den Eindruck beeinflussen:

    • Produkt A wird zunächst als teurer angesehen und erhält dann einen signifikanten Rabatt, was die Wahrnehmung verstärken könnte, dass es sich um ein hochwertiges Produkt handelt, das nun zu einem günstigeren Preis erhältlich ist.
    • Produkt B erscheint günstiger, und der absolute Rabatt wird vielleicht weniger als signifikanter Wertsteigerer angesehen.
  • Framing im Kontext von Verlustaversion:
  • Verlustaversion kann ebenfalls eine Rolle spielen:

    • Ein Prozentrabatt wird oft als Reduzierung eines verlorenen Wertes wahrgenommen. Ein Rabatt von 20% bei Produkt A könnte daher als signifikanter empfunden werden als ein absoluter Rabatt von 16 Euro bei Produkt B, auch wenn der Endpreis für Produkt B niedriger ist.

Zusammengefasst:

  • Framing-Effekte können dazu führen, dass der Konsument ein Produkt auf Grundlage der Präsentation bevorzugt, unabhängig vom tatsächlichen Endpreis. Ein Prozentrabatt kann attraktiver erscheinen als ein absoluter Rabatt, und die Diskussion über ursprüngliche Preise und Rabatte kann die Wahrnehmung der Qualität beeinflussen. Somit kann die Art der Rabattpräsentation die Entscheidung des Konsumenten erheblich beeinflussen.

Aufgabe 3)

In der Verhaltensökonomie werden verschiedene experimentelle Ansätze verwendet, um menschliches Verhalten zu untersuchen. Zwei der häufigsten Ansätze sind Laborexperimente und Feldexperimente. Laborexperimente finden in einer kontrollierten Umgebung statt und haben eine hohe interne Validität, jedoch meist eine niedrige externe Validität aufgrund der künstlichen Umgebung. Feldexperimente hingegen werden in natürlichen Umgebungen durchgeführt, was ihnen eine hohe externe Validität verleiht, obwohl sie geringere Kontrolle über die Variablen haben. Ein häufig verwendetes Design in beiden Ansätzen sind randomisierte Kontrollstudien. Ein grundsätzlicher Trade-off besteht zwischen der Kontrolle der Bedingungen und der Realitätsnähe der Ergebnisse. Wesentliche Konzepte hierbei sind die interne und externe Validität.

a)

Erkläre die Begriffe interne Validität und externe Validität und diskutiere, warum diese in Laborexperimenten bzw. Feldexperimenten unterschiedlich ausfallen können.

Lösung:

Die Begriffe interne Validität und externe Validität sind zentrale Konzepte in der Verhaltensökonomie und Experimentalforschung.

  • Interne Validität bezieht sich auf das Ausmaß, in dem die Ergebnisse eines Experiments auf die Manipulation der unabhängigen Variablen zurückgeführt werden können und nicht auf andere Störfaktoren. Ein Experiment hat eine hohe interne Validität, wenn die Forscher sicher sein können, dass die beobachteten Veränderungen in der abhängigen Variable tatsächlich durch die unabhängige Variable verursacht wurden.
  • Externe Validität hingegen bezieht sich auf das Ausmaß, in dem die Ergebnisse eines Experiments generalisiert werden können, d.h. inwieweit die Ergebnisse auch auf andere Personen, Zeiten und Umstände übertragbar sind. Ein Experiment hat eine hohe externe Validität, wenn die Ergebnisse auf die reale Welt anwendbar sind.

In Laborexperimenten, die in einer kontrollierten Umgebung durchgeführt werden, ist die interne Validität in der Regel hoch. Dies liegt daran, dass die Forscher die Variablen und die Bedingungen des Experiments streng kontrollieren und somit sicherstellen können, dass keine anderen Faktoren die Ergebnisse beeinflussen. Jedoch kann die künstliche Umgebung eines Labors dazu führen, dass die externe Validität niedrig ist, weil die Ergebnisse möglicherweise nicht auf reale Situationen übertragbar sind.

Feldexperimente werden in natürlichen Umgebungen durchgeführt, was ihnen eine hohe externe Validität verleiht. Die Beobachtungen und Ergebnisse aus einem Feldexperiment sind oft realistischer und daher eher auf die reale Welt übertragbar. Allerdings haben Feldexperimente aufgrund der geringeren Kontrolle über die experimentellen Bedingungen oft eine niedrigere interne Validität. Es ist schwieriger, sicherzustellen, dass die unabhängige Variable der einzige Faktor ist, der die abhängige Variable beeinflusst, da zahlreiche unkontrollierte, externe Faktoren eine Rolle spielen können.

Der grundsätzliche Trade-off zwischen interner und externer Validität in der Verhaltensökonomie zeigt sich also deutlich in der Wahl der experimentellen Methode. Forscher müssen sorgfältig abwägen, welches Maß an Kontrolle und Realitätsnähe für ihre spezifische Fragestellung am wichtigsten ist.

b)

Um den Effekt eines neuen Anreizsystems für Mitarbeiter zu untersuchen, wurde ein Experiment in einem Unternehmen durchgeführt. Erläutere, welche Art von Experiment (Labor oder Feld) sich in diesem Kontext anbietet und begründe Deine Entscheidung unter Berücksichtigung der Vor- und Nachteile.

Lösung:

Um den Effekt eines neuen Anreizsystems für Mitarbeiter zu untersuchen, bietet sich ein Feldexperiment in diesem Kontext an. Ein Feldexperiment wird in einer natürlichen Umgebung, in diesem Fall im tatsächlichen Unternehmensumfeld, durchgeführt und hat bestimmte Vorteile und Herausforderungen:

  • Vorteile:
    • Hohe externe Validität: Da das Experiment in einer realen Arbeitsumgebung stattfindet, spiegeln die Ergebnisse eher die tatsächlichen Verhaltensweisen und Reaktionen der Mitarbeiter wider. Die Generalisierbarkeit der Ergebnisse auf ähnliche Unternehmenskulturen und Situationen ist somit erhöht.
    • Relevanz für die Praxis: Ein Feldexperiment ermöglicht es, die Effektivität des Anreizsystems unter realen Arbeitsbedingungen zu testen, was den Führungskräften und Entscheidern im Unternehmen direkt nützliche Erkenntnisse liefert.
  • Nachteile:
    • Geringere interne Validität: Die Kontrolle über störende Variablen ist eingeschränkt. In einem Unternehmenssetting gibt es viele externe Einflüsse (z.B. Marktbedingungen, individuelle Unterschiede zwischen den Mitarbeitern), die das Ergebnis beeinflussen könnten.
    • Schwierige Kontrolle der Bedingungen: Im Gegensatz zu einem Labor, wo die Bedingungen streng kontrolliert werden können, ist es schwierig, in einem Unternehmen eine gleichbleibende Umgebung für alle Mitarbeiter sicherzustellen. Jede Abteilung oder Gruppe könnte unterschiedlichen externen Einflüssen ausgesetzt sein.

Ein Laborexperiment wäre in diesem Fall weniger geeignet, da die künstliche Umgebung eines Labors nicht die komplexen Dynamiken und Interaktionen eines realen Arbeitsumfelds widerspiegeln kann. Ein Anreizsystem, das in einem Labor erfolgreich getestet wurde, könnte in der Praxis auf andere und unvorhergesehene Herausforderungen stoßen, die im Labor nicht abgebildet werden können.

Daher erscheint ein Feldexperiment in diesem Kontext als die sinnvollere Wahl, um aussagekräftige und praxisrelevante Erkenntnisse zu gewinnen. Es ermöglicht eine realistische Bewertung der Auswirkungen des neuen Anreizsystems und bietet eine wertvolle Grundlage für unternehmerische Entscheidungen.

c)

Ein Forscher möchte die Wirksamkeit einer Werbekampagne testen. Er hat die Wahl zwischen einem Laborexperiment und einem Feldexperiment. Formuliere eine Hypothese für jedes Szenario und beschreibe, wie das Experiment jeweils aufgebaut sein könnte.

Lösung:

Um die Wirksamkeit einer Werbekampagne zu testen, könnte ein Forscher sowohl ein Laborexperiment als auch ein Feldexperiment durchführen. Hier sind die Hypothesen und experimentellen Aufbauten für beide Szenarien:

  • Laborexperiment:
    • Hypothese: Teilnehmer, die der Werbekampagne im Labor ausgesetzt sind, werden anschließend eine höhere Kaufabsicht für das beworbene Produkt zeigen als jene, die der Kontrollbedingung ohne Werbung ausgesetzt sind.
    • Aufbau:
      • Stichprobe: Eine zufällig ausgewählte Gruppe von Teilnehmern wird in zwei Gruppen (Experimentalgruppe und Kontrollgruppe) eingeteilt.
      • Experimentalgruppe: Den Teilnehmern wird die Werbekampagne in einem kontrollierten Laborumfeld gezeigt.
      • Kontrollgruppe: Diese Gruppe sieht neutrale Inhalte, die nichts mit der Werbung zu tun haben.
      • Messung: Anschließend werden alle Teilnehmer in beiden Gruppen befragt, um ihre Kaufabsicht für das beworbene Produkt zu messen (z.B. auf einer Skala von 1 bis 10).
  • Feldexperiment:
    • Hypothese: Kunden, die in der realen Welt der Werbekampagne ausgesetzt sind (z.B. über soziale Medien oder Plakatwerbung), werden eine höhere Kaufbereitschaft und tatsächliche Kaufaktivitäten für das beworbene Produkt zeigen als jene, die der Kontrollbedingung ohne Werbung ausgesetzt sind.
    • Aufbau:
      • Stichprobe: Eine zufällig ausgewählte Gruppe von Kunden wird in zwei Gruppen (Experimentalgruppe und Kontrollgruppe) eingeteilt.
      • Experimentalgruppe: Den Kunden in dieser Gruppe wird die Werbekampagne über natürliche Kanäle (z.B. soziale Medien, Anzeigetafeln, E-Mails) gezeigt.
      • Kontrollgruppe: Diese Gruppe sieht keine spezifische Werbung für das Produkt, sondern andere allgemeine Werbung.
      • Messung: Die Kaufbereitschaft wird durch Tracking von Klicks, Website-Besuchen und tatsächlichen Käufen des Produkts in beiden Gruppen gemessen.

Vergleich: Ein Laborexperiment bietet eine hohe interne Validität, da Störfaktoren kontrolliert werden können. Es liefert präzise Informationen darüber, ob die Werbekampagne die Kaufabsicht im Laborumfeld beeinflusst. Allerdings spiegelt es möglicherweise nicht die tatsächlichen Kaufverhaltensweisen in der realen Welt wider. Das Feldexperiment bietet eine hohe externe Validität, da es das tatsächliche Verhalten der Kunden in ihrer natürlichen Umgebung misst. Jedoch kann es schwieriger sein, Störfaktoren zu kontrollieren, was die interne Validität verringern könnte.

d)

Mathematische Modellierung: Angenommen, der Effekt der Werbekampagne auf den Umsatz sei in einem Laborexperiment durch das Modell \[U = \beta_0 + \beta_1 W + \beta_2 C + \beta_3 W \times C + u\] dargestellt, wobei U der Umsatz, W die Werbemaßnahme, C eine Kontrollvariable und u der Fehlerterm ist. Stelle das entsprechende Modell für ein Feldexperiment auf und diskutiere die möglichen Unterschiede der Koeffizienten \(\beta_0, \beta_1, \beta_2, \beta_3\) in beiden Experimenttypen.

Lösung:

Für ein Feldexperiment könnte das mathematische Modell, das den Effekt der Werbekampagne auf den Umsatz beschreibt, ähnlich wie das Modell für das Laborexperiment sein, da die grundlegenden Variablen und Interaktionen gleich bleiben. Jedoch könnten die Daten für das Feldexperiment aus einer realen Umgebung stammen. Das Modell für ein Feldexperiment könnte wie folgt aussehen:

U = \beta_0 + \beta_1 W + \beta_2 C + \beta_3 W \times C + u

Hierbei bleibt die Struktur des Modells gleich, jedoch sollten die möglichen Unterschiede der Koeffizienten \(\beta_0, \beta_1, \beta_2, \beta_3\) in beiden Experimenttypen diskutiert werden:

  • \(\beta_0\) (Konstante): Die Konstante könnte in beiden Experimenten unterschiedlich sein, da der Basisumsatz (d.h. der Umsatz ohne die Wirkung der Werbekampagne oder der Kontrollvariable) in einer kontrollierten Laborumgebung und in einem realen Geschäftsumfeld variieren könnte. Im Feldexperiment könnte der Basisumsatz höher oder niedriger sein, abhängig von den natürlichen Marktbedingungen.
  • \(\beta_1\) (Einfluss der Werbemaßnahme): Der Koeffizient \(\beta_1\), der den direkten Effekt der Werbung auf den Umsatz misst, könnte in einem Feldexperiment anders sein als in einem Laborexperiment. In einem Labor sehen die Teilnehmer die Werbeanzeige möglicherweise als isoliertes Ereignis, während in einem Feld, andere externe Einflüsse die Effektivität der Werbung mindern oder verstärken könnten, z.B. Konkurrenzwerbung, Markttrends oder persönliche Vorlieben und Stimmungen der Zielgruppe.
  • \(\beta_2\) (Einfluss der Kontrollvariable): Der Einfluss der Kontrollvariable \(\beta_2\) kann in beiden Szenarien ähnlich sein, wenn diese Kontrollvariable (z.B. Saison, Tageszeit, oder demografische Merkmale) in beiden Umgebungen vergleichbare Auswirkungen hat. Jedoch könnte ihre Bedeutung im Feldexperiment abweichen, wenn die Kontrollvariable in der natürlichen Umgebung eine andere Rolle spielt als unter Laborbedingungen.
  • \(\beta_3\) (Interaktionseffekt zwischen Werbung und Kontrollvariable): Der Interaktionseffekt \(\beta_3\) könnte ebenfalls abweichen, da die Kombination der Werbung und der Kontrollvariablen unter echten Bedingungen unterschiedlich wirken könnte im Vergleich zu einem Labor. Zum Beispiel könnte die Wirksamkeit einer Werbekampagne in einem Stadtgebiet (als Kontrollvariable) anders sein als in einem ländlichen Gebiet, was im Labor schwer zu simulieren ist.

Insgesamt unterscheiden sich die Koeffizienten zwischen Labor und Feld hauptsächlich aufgrund der Unterschiede in der Umgebung und den vielfältigen Einflüssen, die in einer realen Welt auftreten können. Ein sorgfältig durchgeführtes Feldexperiment kann daher realistischere und lebensnähere Ergebnisse liefern, jedoch auf Kosten der Kontrollierbarkeit der experimentellen Bedingungen.

Aufgabe 4)

Betrachte die Kognitive Verzerrung die durch systematische Abweichungen vom rationalen Denken gekennzeichnet ist. Diese Abweichungen treten in Urteilen und Entscheidungen auf und werden durch begrenzte Informationsverarbeitungskapazitäten verursacht. Ein Beispiel dafür ist die Verfügbarkeitsheuristik, bei der Menschen die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses höher einschätzen, wenn sie leichter an Beispiele denken können, die dafür sprechen. Ein weiteres Beispiel ist der Anker-Effekt, bei dem Menschen bei numerischen Einschätzungen unbewusst von vorher genannten Zahlen beeinflusst werden. Beide Verzerrungen führen oft zu suboptimalen wirtschaftlichen Entscheidungen.

a)

(a) Erläutere den Anker-Effekt und wie er in einer wirtschaftlichen Entscheidungssituation zu suboptimalen Ergebnissen führen kann. Diskutiere ein konkretes Beispiel aus der Praxis, bei dem der Anker-Effekt eine Rolle spielt.

Lösung:

Der Anker-Effekt ist eine kognitive Verzerrung, bei der Menschen bei numerischen Einschätzungen unbewusst von vorher genannten Zahlen beeinflusst werden. Dabei fällt es schwer, die erste genannte Zahl zu ignorieren, selbst wenn sie irrelevant oder zufällig ist. Diese erste Information, der sogenannte 'Anker', prägt oft die weitere Entscheidungsfindung und führt zu systematischen Verzerrungen.

In der Praxis kann der Anker-Effekt zu suboptimalen wirtschaftlichen Entscheidungen führen, wenn Personen oder Organisationen ihre Urteile auf Basis eines Ankers fällen, anstatt objektive Informationen und rationale Analysen zu berücksichtigen.

Konkretes Beispiel:

Ein klassisches Beispiel für den Anker-Effekt in einer wirtschaftlichen Entscheidungssituation ist die Preisverhandlung beim Kauf eines Gebrauchtwagens:

  • Stell Dir vor, Du möchtest einen Gebrauchtwagen kaufen und der Verkäufer nennt als ersten Preis 10.000 €. Auch wenn Du später versuchst, objektive Informationen zu sammeln – etwa durch das Einholen von Marktpreisen oder die Bewertung des Fahrzeugzustands – wirst Du unbewusst immer den Ausgangspreis von 10.000 € als Referenzpunkt im Kopf haben.
  • Selbst wenn sich herausstellt, dass der marktübliche Preis eher bei 8.000 € liegt, könntest Du dazu neigen, den Ankerwert zu berücksichtigen und einen Preis um 9.000 € akzeptieren, weil Du den Preis als relativ fair empfindest.

Der Anker-Effekt kann also dazu führen, dass Du mehr für das Fahrzeug bezahlst als notwendig, weil die initiale Ankerzahl den Verhandlungsrahmen festgelegt hat. Ähnliche Effekte treten auch bei anderen wirtschaftlichen Entscheidungen auf, etwa bei Gehaltsverhandlungen, Einschätzungen von Immobilienwerten oder Investitionsentscheidungen.

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