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International Politics - Exam
International Politics - Exam Aufgabe 1) Kontext: Die Vereinten Nationen (UNO) sind eine internationale Organisation, deren Ziele die Förderung des Weltfriedens, der internationalen Sicherheit, der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Nationen und die Zusammenarbeit in verschiedensten Problemfeldern umfassen. Die UNO ist in mehrere Hauptorgane unterteilt: Generalversammlung: Ein Diskussions...

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International Politics - Exam

Aufgabe 1)

Kontext: Die Vereinten Nationen (UNO) sind eine internationale Organisation, deren Ziele die Förderung des Weltfriedens, der internationalen Sicherheit, der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Nationen und die Zusammenarbeit in verschiedensten Problemfeldern umfassen. Die UNO ist in mehrere Hauptorgane unterteilt:

  • Generalversammlung: Ein Diskussionsforum für alle Mitgliedstaaten, das keine verbindlichen Beschlüsse fassen kann.
  • Sicherheitsrat: Besteht aus 15 Mitgliedern, darunter 5 permanente Mitglieder mit Vetorecht (USA, UK, Russland, China, Frankreich). Er kann bindende Beschlüsse zu Fragen des Friedens und der Sicherheit fassen.
  • Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC): Koordiniert wirtschaftliche und soziale Aktivitäten.
  • Internationaler Gerichtshof: Judikative, die Rechtsstreitigkeiten zwischen Staaten entscheidet.
  • Sekretariat: Verwaltungsorgan, geführt vom Generalsekretär.
  • Sonderorganisationen und Programme: Dazu gehören z.B. die WHO, UNESCO und UNDP.

a)

Betrachte den Sicherheitsrat der UNO, der aus 15 Mitgliedern besteht, darunter 5 permanente Mitglieder mit Vetorecht (USA, UK, Russland, China und Frankreich). Analysiere und diskutiere die Rolle dieser 5 permanenten Mitglieder und die Bedeutung des Vetorechts innerhalb der Entscheidungsprozesse des Sicherheitsrats. Welche Vor- und Nachteile ergeben sich aus dieser Struktur für die internationale Politik und Sicherheit?

Lösung:

Analyse der Rolle der fünf permanenten Mitglieder des UN-Sicherheitsrats:

  • USA, UK, Russland, China und Frankreich: Diese fünf Länder sind die permanenten Mitglieder des Sicherheitsrats und haben somit ein Vetorecht.

Bedeutung des Vetorechts:

  • Das Vetorecht erlaubt jedem der fünf permanenten Mitglieder, jede Resolution oder Entscheidung des Sicherheitsrats zu blockieren, selbst wenn die Mehrheit der anderen Mitglieder dafür stimmt.
  • Dadurch haben diese Länder eine herausragende Kontrolle über die internationalen Sicherheitsfragen und die Fähigkeit, Entscheidungen zu ihren Gunsten zu beeinflussen.

Vorteile des Vetorechts:

  • Stabilität und Machtbalance: Das Vetorecht hilft, eine Balance der Macht unter den größten militärischen und wirtschaftlichen Mächten der Welt zu wahren, was theoretisch zur globalen Stabilität beitragen kann.
  • Verhinderung von Konflikten: Durch die Notwendigkeit der Zustimmung der permanenten Mitglieder kann verhindert werden, dass Entscheidungen getroffen werden, die zu großen internationalen Konflikten führen könnten.
  • Langfristige Allianzen: Permanente Mitglieder können ihre geopolitischen Interessen und Allianzen langfristig sichern.

Nachteile des Vetorechts:

  • Blockierung wichtiger Entscheidungen: Oftmals können notwendige humanitäre oder sicherheitsbezogene Maßnahmen nicht ergriffen werden, weil ein oder mehrere permanente Mitglieder ihr Veto einlegen.
  • Machtungleichgewicht: Dieses System begünstigt die fünf permanenten Mitglieder gegenüber den restlichen Staaten der Welt, was zu Ungerechtigkeiten führen kann.
  • Interessenskonflikte: Permanente Mitglieder können ihr Vetorecht benutzen, um ihre eigenen nationalen Interessen durchzusetzen, selbst wenn dies zum Nachteil der internationalen Gemeinschaft ist.
  • Ineffektivität: Das Vetosystem kann den Sicherheitsrat in wichtigen globalen Krisen lähmen und ihn daran hindern, effektiv zu handeln.

Schlussfolgerung:

Die Struktur des Sicherheitsrats mit fünf permanenten Mitgliedern und deren Vetorecht hat sowohl Vorteile als auch erhebliche Nachteile. Während das System dazu beitragen kann, eine Machtbalance und globale Stabilität zu gewährleisten, führt es auch zu Blockaden und Ungerechtigkeiten im Entscheidungsprozess. Die Herausforderung besteht darin, eine Balance zu finden, die die Effektivität des Sicherheitsrats maximiert, während gleichzeitig die Interessen und Bedürfnisse der gesamten internationalen Gemeinschaft berücksichtigt werden.

b)

Der Internationaler Gerichtshof (IGH) ist eines der sechs Hauptorgane der UNO und spielt eine entscheidende Rolle bei der Beilegung internationaler Streitigkeiten. Erkläre die Zuständigkeit und Funktionsweise des IGH und erörtere anhand eines konkreten Falles, wie die Entscheidungen des IGH zur internationalen Friedenssicherung beitragen können. Berücksichtige dabei auch die Umsetzung und Akzeptanz dieser Entscheidungen durch die betroffenen Staaten.

Lösung:

Der Internationale Gerichtshof (IGH): Zuständigkeiten und Funktionsweise

  • Zuständigkeit: Der IGH ist das Hauptrechtsprechungsorgan der Vereinten Nationen. Seine Zuständigkeit umfasst:
    • Streitigkeiten zwischen Staaten, die von den beteiligten Parteien anerkannt wurden.
    • Gutachtertätigkeiten zu Rechtsfragen, die ihm von der Generalversammlung, dem Sicherheitsrat oder anderen autorisierten Organen und Sonderorganisationen der UNO vorgelegt werden.
  • Funktionsweise:
    • Der IGH besteht aus 15 Richtern, die von der Generalversammlung und dem Sicherheitsrat gewählt werden und eine Amtszeit von neun Jahren haben. Eine Wiederwahl ist möglich.
    • Die Fälle werden in der Regel öffentlich verhandelt, es sei denn, die Parteien verlangen eine geschlossene Verhandlung.
    • Die Entscheidungen des IGH sind für die beteiligten Parteien verbindlich und sollen zur friedlichen Konfliktlösung beitragen.
    • Der IGH hat keine eigenen Mittel zur Durchsetzung seiner Urteile. Diese Aufgabe obliegt dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.

Beispiel eines Falles: Der Nicaragua-Fall (1984-1986)

  • Hintergrund: In den 1980er Jahren beschuldigte Nicaragua die USA, gegen das Völkerrecht zu verstoßen, indem sie seine Häfen vermint und die Contras, eine Rebellengruppe, unterstützt hatten, die gegen die nicaraguanische Regierung kämpften.
  • IGHS-Urteil: Der IGH entschied zugunsten Nicaraguas und befand, dass die USA das Völkerrecht gebrochen hatten. Er forderte die USA auf, ihre Unterstützung für die Contras einzustellen und Nicaragua Entschädigung zu zahlen.
  • Umsetzung und Akzeptanz: Die USA bestritten die Zuständigkeit des IGH und erkannten das Urteil nicht an. Konsequenterweise kam es nicht zu der geforderten Entschädigungszahlung und der Unterstützung für die Contras.
  • Beitrag zur internationalen Friedenssicherung: Der Fall verdeutlicht die Herausforderungen bei der Durchsetzung von IGH-Urteilen, besonders wenn mächtige Staaten betroffen sind. Dennoch stellte das Urteil wichtige Präzedenzfälle im Völkerrecht und bekräftigte die Prinzipien der Nichteinmischung und der souveränen Gleichheit der Staaten.

Schlussfolgerung:

Der IGH spielt eine essentielle Rolle bei der Beilegung internationaler Streitigkeiten und trägt durch seine Entscheidungen zur Festigung des Völkerrechts und damit indirekt zur internationalen Friedenssicherung bei. Ein zentraler Aspekt für den Erfolg des IGH ist jedoch die Akzeptanz und Umsetzung seiner Urteile durch die betroffenen Staaten. Gerade in Fällen, in denen mächtige Nationen involviert sind, kann dies eine erhebliche Herausforderung darstellen.

Aufgabe 2)

Im Rahmen der Sicherheitspolitik werden verschiedene Theorien herangezogen, um staatliche und internationale Sicherheitsdynamiken zu analysieren und zu erklären. Zu den Hauptansätzen gehören Realismus, Liberalismus, Konstruktivismus und Kritische Theorien. Diese Theorien bieten unterschiedliche Perspektiven auf die Ursachen und Lösungen für Sicherheit und Konflikt.

a)

Diskutiere, wie der Realismus das Verhalten von Staaten in einem anarchischen internationalen System erklärt. Gehe dabei insbesondere auf das Streben nach Macht und Sicherheit ein und gib ein konkretes Beispiel aus der internationalen Politik, das diesen Ansatz illustriert.

Lösung:

Der Realismus ist eine Theorie der internationalen Beziehungen, die das Verhalten von Staaten im internationalen System durch das Streben nach Macht und Sicherheit erklärt. Laut Realismus ist das internationale System anarchisch, das bedeutet, es gibt keine übergeordnete Autorität, die die Staaten reguliert. In einem solchen System sind Staaten die Hauptakteure, und sie handeln in erster Linie danach, ihre eigene Sicherheit und Machtposition zu maximieren.

Einige der Hauptpunkte des Realismus sind:

  • Streben nach Macht: Staaten sind bestrebt, ihre Macht zu maximieren, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Macht wird als wesentlich angesehen, um sich gegen Bedrohungen zu verteidigen und Einfluss im internationalen System auszuüben.
  • Sicherheitsdilemma: In einem anarchischen System führt das Streben eines Staates nach mehr Macht oft dazu, dass andere Staaten sich bedroht fühlen und ebenfalls ihre Macht erhöhen. Dies kann zu einem Wettrüsten und instabilen internationalen Beziehungen führen.
  • Selbsthilfe: Da es keine übergeordnete Autorität gibt, müssen Staaten für ihre eigene Sicherheit sorgen. Dies kann durch militärische Stärke, Allianzen oder wirtschaftliche Macht geschehen.

Ein konkretes Beispiel aus der internationalen Politik, das den realistischen Ansatz illustriert, ist der Kalte Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion. Beide Supermächte strebten danach, ihre Macht und ihren Einfluss weltweit auszudehnen. Sie sahen die Machterweiterung des jeweils anderen als Bedrohung und reagierten darauf mit eigenen Machtsteigerungsmaßnahmen. Dies führte zu einem Wettrüsten, insbesondere in Bezug auf nukleare Waffen, und zu einer Politik der Eindämmung, bei der beide Seiten versuchten, die Expansion der jeweils anderen zu verhindern.

Zusammenfassend erklärt der Realismus das Verhalten von Staaten in einem anarchischen internationalen System durch ihr Streben nach Macht und Sicherheit. Staaten handeln selbsthilfebasiert und ihre Bestrebungen führen oft zu Spannungen und Konflikten mit anderen Staaten.

b)

Erkläre, inwiefern der Liberalismus Kooperation und Institutionen als Mittel zur Förderung von Frieden und Sicherheit betrachtet. Identifiziere eine internationale Institution und besprich deren Rolle und Wirksamkeit im Kontext der liberalen Theorie.

Lösung:

Der Liberalismus ist eine Theorie der internationalen Beziehungen, die im Gegensatz zum Realismus den Fokus auf Kooperation und internationale Institutionen legt, um Frieden und Sicherheit zu fördern. Liberale Theorien gehen davon aus, dass Staaten nicht nur macht- und sicherheitsorientiert handeln, sondern auch in der Lage und bereit sind, zusammenzuarbeiten, um gemeinsame Ziele zu erreichen.

Einige der Hauptpunkte des Liberalismus sind:

  • Kooperation statt Konflikt: Staaten sind rational und erkennen, dass Zusammenarbeit oft vorteilhafter ist als Konflikt. Durch Kooperation können Staaten kollektive Güter wie Sicherheit und Wohlstand maximieren.
  • Internationale Institutionen: Institutionen und Organisationen, wie die Vereinten Nationen oder die Europäische Union, spielen eine entscheidende Rolle darin, friedliche Zusammenarbeit zu fördern, indem sie klare Regeln und Normen etablieren sowie Mechanismen zur Streitbeilegung bereitstellen.
  • Demokratie und Handel: Liberale Theoretiker glauben, dass demokratische Staaten und Staaten, die in den internationalen Handel eingebunden sind, weniger wahrscheinlich in Konflikte geraten. Demokratie fördert Verantwortlichkeit und Transparenz, während Handel gegenseitige Abhängigkeiten schafft, die Krieg unattraktiver machen.

Ein konkretes Beispiel für eine internationale Institution, die im Kontext der liberalen Theorie eine wichtige Rolle spielt, sind die Vereinten Nationen (UN). Die UN wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, um den internationalen Frieden und die Sicherheit zu fördern, und hat seitdem zahlreiche Mechanismen und Programme entwickelt, um dieses Ziel zu erreichen.

Einige der Hauptsubden, in denen die UN arbeitet, sind:

  • Sicherheitsrat: Der UN-Sicherheitsrat ist für die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit verantwortlich. Er kann Resolutionen verabschieden, die Staaten auffordern, bestimmte Maßnahmen zu ergreifen, einschließlich Sanktionen oder militärischen Eingreifen bei Bedrohungen des Friedens.
  • Friedensmissionen: Die UN entsendet Friedensmissionen zur Überwachung von Waffenstillständen, zur Unterstützung bei der Durchführung von Wahlen und zur Hilfestellung bei der Entwaffnung und Reintegration von Kombattanten in post-konfliktären Gesellschaften.
  • Humanitäre Hilfe: Die UN und ihre Unterorganisationen bieten umfassende humanitäre Hilfe in Krisenregionen, helfen bei der Bewältigung von Naturkatastrophen und unterstützen bei der Wiederherstellung von Stabilität und Aufbau nach Konflikten.

Im Kontext der liberalen Theorie sind die UN in vielerlei Hinsicht wirksam. Durch die Bereitstellung von Plattformen und Mechanismen für Verhandlungen und Konfliktlösungen fördern sie Kooperation und reduzieren das Risiko von Kriegen. Trotz einiger kritischer Stimmen und Herausforderungen in der Durchsetzung ihres Mandats tragen die UN insgesamt dazu bei, den Frieden und die internationale Sicherheit zu sichern.

c)

Analysiere, wie der Konstruktivismus Sicherheitswahrnehmungen und -praktiken als sozial konstruiert betrachtet. Beschreibe, wie sich dies auf die Sicherheitsstrategie eines bestimmten Staates auswirken könnte und nenne ein Beispiel für eine Sicherheitsdiskursänderung, die durch soziale Konstruktion beeinflusst wurde.

Lösung:

Der Konstruktivismus ist eine Theorie der internationalen Beziehungen, die betont, dass Sicherheitswahrnehmungen und -praktiken nicht objektiv gegeben sind, sondern sozial konstruiert werden. Das bedeutet, dass die Art und Weise, wie Staaten Sicherheit definieren und darauf reagieren, durch soziale Interaktionen, Normen, Identitäten und Diskurse geprägt ist.

Einige Hauptpunkte des Konstruktivismus sind:

  • Soziale Konstruktion: Sicherheitsbedrohungen sind nicht objektiv gegeben, sondern entstehen aus den sozialen Interaktionen und Diskursen. Unterschiedliche Akteure können dasselbe Phänomen unterschiedlich als Bedrohung wahrnehmen.
  • Normen und Identitäten: Staaten agieren nicht nur basierend auf materiellen Interessen, sondern auch basierend auf Normen und Identitäten. Diese Normen und Identitäten beeinflussen, wie Staaten Sicherheitsbedrohungen definieren und darauf reagieren.
  • Diskurs: Der Diskurs – also die Art und Weise, wie über Sicherheit gesprochen wird – spielt eine zentrale Rolle bei der Formung von Sicherheitswahrnehmungen. Neue Diskurse können zur Änderung von Sicherheitsstrategien führen.

Ein Beispiel, wie der Konstruktivismus die Sicherheitsstrategie eines bestimmten Staates beeinflussen könnte, lässt sich anhand Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg illustrieren. Nach dem Krieg wurde die deutsche Identität und die daraus resultierenden Normen stark von der Erinnerung an die Gräueltaten des Nationalsozialismus und dem Kollaps des ehemaligen aggressiven Militärstaates geprägt. Diese Identität führte zu einer Sicherheitsstrategie, die stark auf Pazifismus und multilateralem Engagement basierte. Deutschland betonte seine Rolle in der Europäischen Union und anderen internationalen Organisationen und setzte auf Diplomatie und Zusammenarbeit anstatt auf militärische Stärke.

Ein konkretes Beispiel für eine Sicherheitsdiskursänderung, die durch soziale Konstruktion beeinflusst wurde, ist die Verschiebung der internationalen Haltung gegenüber humanitärer Intervention in den 1990er Jahren. Während des Kalten Krieges galten Souveränität und Nichteinmischung als zentrale Prinzipien. In den 1990er Jahren jedoch, beeinflusst durch die Diskurse über Menschenrechte und Humanitarismus, verschob sich der internationale Konsens in Richtung der Akzeptanz von humanitären Interventionen. Dies führte zu Militäreinsätzen wie in Kosovo 1999, wo die NATO intervenierte, um ethnische Säuberungen zu stoppen, obwohl keine direkte Bedrohung für die NATO-Staaten selbst bestand. Diese Veränderung im Sicherheitsdiskurs verdeutlicht, wie soziale Konstruktionen Sicherheitsstrategien und internationale Politik beeinflussen können.

Aufgabe 3)

Freihandelsabkommen und HandelspolitikFreihandelsabkommen (FTAs) beseitigen oder verringern Handelshemmnisse zwischen Staaten. Handelspolitik bezeichnet staatliche Maßnahmen, die den Außenhandel betreffen.

  • Funktion von FTAs: Zölle abschaffen, Quoten liberalisieren
  • Beispiele: NAFTA, EU, ASEAN
  • Handelspolitische Instrumente: Zölle, Exportsubventionen, Importquoten
  • Ziele der Handelspolitik: Schutz der heimischen Wirtschaft, Förderung von Exporten, Sicherung der Beschäftigung
  • WTO: überwacht Einhaltung globaler Handelsregeln

a)

Diskutiere die Hauptfunktionen von Freihandelsabkommen (FTAs) und nenne zwei konkrete Beispiele. Erläutere, wie diese Abkommen den Handel zwischen den beteiligten Staaten beeinflussen können.

Lösung:

Hauptfunktionen von Freihandelsabkommen (FTAs)

Freihandelsabkommen (FTAs) sind Vereinbarungen zwischen zwei oder mehr Staaten, die darauf abzielen, Handelshemmnisse zu beseitigen oder zu verringern, um den Handel zwischen den beteiligten Staaten zu fördern. Die Hauptfunktionen von FTAs umfassen:

  • Zölle abschaffen: FTAs zielen darauf ab, Zölle auf Waren zu reduzieren oder vollständig zu eliminieren. Dies führt zu günstigeren Preisen für Konsumenten und ermöglicht es Unternehmen, ihre Produkte wettbewerbsfähiger zu exportieren.
  • Quoten liberalisieren: FTAs beinhalten oft Maßnahmen zur Liberalisierung von Quoten, also der Begrenzung, wie viel von bestimmten Produkten importiert werden darf. Durch die Aufhebung oder Erhöhung dieser Quoten wird der Handel freier und weniger eingeschränkt.

Beispiele für Freihandelsabkommen

  • NAFTA: Das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) war ein Abkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko, das 2020 durch das United States-Mexico-Canada Agreement (USMCA) ersetzt wurde.
  • EU: Die Europäische Union (EU) ist ein einzigartiges Beispiel für eine tiefgreifende wirtschaftliche Integration, die aus einer Freihandelszone und einer Zollunion besteht.

Einfluss auf den Handel zwischen beteiligten Staaten

Durch die Implementierung dieser Hauptfunktionen können FTAs den Handel zwischen den beteiligten Staaten auf verschiedene Weisen beeinflussen:

  • Erhöhtes Handelsvolumen: Indem Zölle und Quoten abgeschafft werden, können Unternehmen ungehindert Handel betreiben, was zu einem Anstieg des Handelsvolumens führt.
  • Kostensenkung: Die Verringerung oder Eliminierung von Zöllen senkt die Importkosten, was zu günstigeren Endpreisen für Konsumenten führt und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen steigert.
  • Förderung der Spezialisierung: Staaten können sich auf die Produktion von Waren und Dienstleistungen spezialisieren, in denen sie einen komparativen Vorteil haben, was zu einer effizienteren Ressourcennutzung führt.
  • Investitionen und Wirtschaftswachstum: FTAs können ausländische Direktinvestitionen anziehen, indem sie einen stabilen und vorhersehbaren Handelsrahmen bieten, der das Vertrauen der Investoren stärkt.

Zusammengefasst tragen Freihandelsabkommen dazu bei, Handelshemmnisse zu reduzieren, den Handel zu fördern und wirtschaftliches Wachstum zu stimulieren.

b)

Analysiere die Rolle der Handelspolitik in der Sicherung der heimischen Wirtschaft und Förderung von Exporten. Gib Beispiele für handelspolitische Instrumente, die dazu eingesetzt werden können.

Lösung:

Die Rolle der Handelspolitik

Handelspolitik spielt eine entscheidende Rolle bei der Sicherung der heimischen Wirtschaft und der Förderung von Exporten. Regierungen setzen verschiedene Maßnahmen ein, um diese Ziele zu erreichen. Die wichtigsten Ziele der Handelspolitik umfassen:

  • Schutz der heimischen Wirtschaft: Schutzmaßnahmen werden ergriffen, um die inländischen Industrien vor ausländischer Konkurrenz zu schützen und die wirtschaftliche Stabilität zu sichern.
  • Förderung von Exporten: Maßnahmen zur Unterstützung von Exporten tragen dazu bei, dass inländische Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen erfolgreich auf ausländischen Märkten verkaufen können.
  • Sicherung der Beschäftigung: Durch den Schutz der heimischen Industrien und die Förderung von Exporten werden Arbeitsplätze gesichert und geschaffen.

Beispiele für handelspolitische Instrumente

Um diese Ziele zu erreichen, setzen Regierungen verschiedene handelspolitische Instrumente ein:

  • Zölle: Zölle sind Abgaben auf importierte Waren, die deren Preis erhöhen und somit inländische Produkte wettbewerbsfähiger machen. Durch die Erhebung von Zöllen können Regierungen die heimische Produktion stärken und gleichzeitig Einnahmen für den Staat erzielen.
  • Exportsubventionen: Exportsubventionen sind finanzielle Unterstützungen für einheimische Unternehmen, um deren Exporte zu fördern. Diese Subventionen können in Form von direkten Zahlungen, Steuererleichterungen oder anderen finanziellen Anreizen gewährt werden. Sie helfen Unternehmen, ihre internationalen Absatzmärkte auszubauen und wettbewerbsfähiger zu werden.
  • Importquoten: Importquoten sind Begrenzungen der Menge oder des Wertes von Waren, die aus dem Ausland eingeführt werden dürfen. Solche Quoten schützen die heimische Industrie vor übermäßiger ausländischer Konkurrenz und tragen zur Stabilisierung des inländischen Marktes bei.

Beispiele und Auswirkungen

  • Ein Beispiel für Zölle: Die USA haben in der Vergangenheit auf eine Reihe von importierten Produkten, wie zum Beispiel Stahl und Aluminium, hohe Zölle erhoben, um ihre einheimische Industrie zu schützen.
  • Ein Beispiel für Exportsubventionen: Viele EU-Länder gewähren Exportsubventionen für ihre Agrarprodukte, um diese auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger zu machen und ihre Landwirtschaft zu unterstützen.
  • Ein Beispiel für Importquoten: Japan setzt Importquoten auf bestimmte landwirtschaftliche Produkte wie Reis, um die heimischen Bauern zu schützen und die Ernährungssicherheit zu gewährleisten.

Zusammengefasst ist die Handelspolitik ein wesentliches Instrument zur Sicherung der heimischen Wirtschaft und zur Förderung von Exporten. Durch den Einsatz von Zöllen, Exportsubventionen und Importquoten können Regierungen ihre wirtschaftlichen Ziele erreichen und gleichzeitig den heimischen Markt und die Beschäftigung sichern.

c)

Erkläre die Zielsetzung und Funktionsweise der WTO (Welthandelsorganisation). Wie sorgt die WTO für die Einhaltung globaler Handelsregeln?

Lösung:

Zielsetzung und Funktionsweise der WTO

Die Welthandelsorganisation (WTO) ist eine internationale Organisation, die darauf abzielt, den globalen Handel zu regulieren und zu fördern. Die Hauptziele der WTO umfassen:

  • Förderung des freien Handels: Die WTO zielt darauf ab, Handelshemmnisse wie Zölle und Quoten abzubauen, um den freien Handel zwischen den Mitgliedsländern zu fördern.
  • Schaffung eines transparenten und vorhersehbaren Handelssystems: Durch die Festlegung von Handelsregeln und -abkommen sorgt die WTO für Transparenz und Vorhersehbarkeit im internationalen Handel, was das Vertrauen der Handelspartner stärkt.
  • Streitbeilegung: Die WTO bietet ein Forum zur Beilegung von Handelsstreitigkeiten zwischen ihren Mitgliedern, um sicherzustellen, dass Handelskonflikte auf gerechte und geordnete Weise gelöst werden.
  • Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung: Die WTO spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der wirtschaftlichen Entwicklung in Entwicklungsländern, indem sie diesen Ländern hilft, von den Vorteilen des globalen Handels zu profitieren.

Funktionsweise der WTO

Die WTO arbeitet auf Basis von multilateralen Handelsabkommen, die von den Mitgliedsländern verhandelt und ratifiziert werden. Die wichtigsten Arbeitsbereiche und Mechanismen der WTO umfassen:

  • Handelsverhandlungen: Die WTO führt regelmäßige Verhandlungsrunden durch, bei denen die Mitgliedsländer über neue Handelsabkommen und die Reduzierung von Handelshemmnissen verhandeln.
  • Überwachung der Handelspraktiken: Die WTO überwacht die Handelspraktiken ihrer Mitglieder, um sicherzustellen, dass diese im Einklang mit den vereinbarten Regeln und Abkommen stehen.
  • Streitbeilegungsverfahren: Die WTO verfügt über ein ständiges Streitbeilegungssystem, das es den Mitgliedern ermöglicht, Handelskonflikte beizulegen. Dieses System basiert auf festgelegten Verfahren und Regeln, die sicherstellen, dass Streitigkeiten schnell und fair gelöst werden.
  • Technische Hilfe und Schulungen: Die WTO bietet technische Hilfe und Schulungen für Entwicklungsländer an, um deren Kapazitäten im internationalen Handel zu stärken und ihnen den Zugang zu globalen Märkten zu erleichtern.

Einhaltung der globalen Handelsregeln durch die WTO

Die WTO sorgt durch verschiedene Mechanismen für die Einhaltung der globalen Handelsregeln:

  • Überprüfung der Handelspolitik: Die WTO führt regelmäßige Überprüfungen der Handelspolitik ihrer Mitgliedsländer durch, um sicherzustellen, dass diese den Regeln und Abkommen der WTO entsprechen.
  • Transparenz: Die Mitgliedsländer sind verpflichtet, ihre Handelspraktiken und -politiken transparent zu gestalten und der WTO regelmäßig zu berichten. Dies fördert das Vertrauen und sorgt für eine bessere Einhaltung der Regeln.
  • Streitbeilegungssystem: Das Streitbeilegungssystem der WTO ermöglicht es Mitgliedsländern, Handelskonflikte zu melden und eine verbindliche Entscheidung durch ein neutrales Gremium zu erhalten. Dies stellt sicher, dass Handelsstreitigkeiten fair und geordnet gelöst werden.
  • Sanktionsmechanismen: Falls ein Mitgliedsland gegen die Handelsregeln verstößt und sich nicht an die Entscheidungen des Streitbeilegungssystems hält, kann die WTO autorisieren, dass andere Mitglieder Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, um Druck auszuüben und die Einhaltung der Regeln zu erzwingen.

Durch diese Mechanismen trägt die WTO dazu bei, ein stabiles und vorhersehbares globales Handelssystem zu schaffen, das den freien Handel fördert und wirtschaftliche Entwicklung unterstützt.

d)

Ein Freihandelsabkommen zwischen drei Ländern A, B und C hat die Zölle für die folgenden Produkte gesenkt: Produkt X (10% Zoll auf 2%), Produkt Y (15% auf 5%) und Produkt Z (20% auf 8%). Berechne den neuen Zollbetrag, wenn die ursprüngliche Importmenge für Produkt X 1000 Einheiten, für Produkt Y 500 Einheiten und für Produkt Z 200 Einheiten betrug. Nimm dabei an, dass der Wert jedes Produkts in Einheiten gleich ist, also 1 Einheit = 1 monetäre Einheit.

Lösung:

Berechnung der neuen Zollbeträge nach Zollsenkung

Ein Freihandelsabkommen zwischen den Ländern A, B und C hat die Zölle für folgende Produkte gesenkt:

  • Produkt X: Zolltarif von 10% auf 2%
  • Produkt Y: Zolltarif von 15% auf 5%
  • Produkt Z: Zolltarif von 20% auf 8%

Die ursprüngliche Importmenge für jedes Produkt beträgt:

  • Produkt X: 1000 Einheiten
  • Produkt Y: 500 Einheiten
  • Produkt Z: 200 Einheiten

Angenommen, der Wert jeder Einheit ist 1 monetäre Einheit (1 Einheit = 1 monetäre Einheit).

Formel zur Berechnung des Zollbetrags:

Um den neuen Zollbetrag zu berechnen, verwenden wir die folgende Formel:

\text{Zollbetrag} = \text{Importmenge} \times \text{Wert pro Einheit} \times \text{Zolltarif}

Da der Wert jeder Einheit 1 monetäre Einheit beträgt, vereinfacht sich die Formel zu:

\text{Zollbetrag} = \text{Importmenge} \times \text{Zolltarif}

Berechnung der neuen Zollbeträge

  • Produkt X:Ursprünglicher Zolltarif: 10%, Neuer Zolltarif: 2%Importmenge: 1000 EinheitenNeuer Zollbetrag: \text{Zollbetrag} = 1000 \times 0,02 = 20 monetäre Einheiten
  • Produkt Y: Ursprünglicher Zolltarif: 15%, Neuer Zolltarif: 5%Importmenge: 500 EinheitenNeuer Zollbetrag: \text{Zollbetrag} = 500 \times 0,05 = 25 monetäre Einheiten
  • Produkt Z: Ursprünglicher Zolltarif: 20%, Neuer Zolltarif: 8%Importmenge: 200 EinheitenNeuer Zollbetrag: \text{Zollbetrag} = 200 \times 0,08 = 16 monetäre Einheiten

Zusammenfassung der neuen Zollbeträge

  • Produkt X: 20 monetäre Einheiten
  • Produkt Y: 25 monetäre Einheiten
  • Produkt Z: 16 monetäre Einheiten

Das Freihandelsabkommen hat dazu geführt, dass die neuen Zollbeträge für die Produkte X, Y und Z 20, 25 und 16 monetäre Einheiten betragen.

Aufgabe 4)

Kontext: Theorien der Entwicklungszusammenarbeit untersuchen die Ansätze und Methoden, durch die entwickelte Länder Entwicklungsländer unterstützen, um wirtschaftliches Wachstum, soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung zu fördern. Sie beinhalten unter anderem die Modernisierungstheorie, die Dependenztheorie, die Welt-System-Theorie, die Postkoloniale Theorie und den Capability Approach.

a)

Analysiere den Capability Approach im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit. Stelle seine Hauptprinzipien dar und diskutiere kritisch, wie dieser Ansatz die Herausforderungen in der Praxis der Entwicklungszusammenarbeit angeht.

  • Erkläre, was unter 'Fähigkeiten und Freiheiten der Individuen' zu verstehen ist und wie diese in der wirtschaftlichen Entwicklung gefördert werden können.
  • Gib ein Beispiel eines Entwicklungsprojekts, das auf dem Capability Approach basiert, und erläutere, wie dieses Projekt versucht, die Fähigkeiten und Freiheiten der betroffenen Gemeinschaft zu erweitern.

Lösung:

  • Kontext: Theorien der Entwicklungszusammenarbeit untersuchen die Ansätze und Methoden, durch die entwickelte Länder Entwicklungsländer unterstützen, um wirtschaftliches Wachstum, soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung zu fördern. Sie beinhalten unter anderem die Modernisierungstheorie, die Dependenztheorie, die Welt-System-Theorie, die Postkoloniale Theorie und den Capability Approach.
  • Erklärung des Capability Approach:
    • Der Capability Approach, entwickelt von Amartya Sen und Martha Nussbaum, konzentriert sich auf die Fähigkeiten und Freiheiten der Individuen, ein erfülltes Leben zu führen. Anstatt den Fokus nur auf wirtschaftliches Wachstum oder Einkommen zu legen, betont dieser Ansatz, dass es entscheidend ist, welche echten Möglichkeiten den Menschen zur Verfügung stehen.
  • Hauptprinzipien:
    • Fähigkeiten (Capabilities): Die realen Möglichkeiten und Freiheiten, die Menschen haben, um das Leben zu führen, das sie wertschätzen.
    • Freiheiten: Die Freiheit, aus einer robusten Auswahl an Optionen wählen zu können.
    • Fokus auf den Einzelnen: Berücksichtigung individueller Unterschiede und Kontexte.
  • Kritische Diskussion der Herausforderungen:
    • Erklärung: 'Fähigkeiten und Freiheiten der Individuen' bezieht sich auf die Möglichkeiten, die jedem Menschen offenstehen, um als freies und voll entwickeltes Mitglied der Gesellschaft zu leben. Es beinhaltet etwa die Möglichkeit, sich gesund zu ernähren, Bildung zu genießen, ein menschenwürdiges Einkommen zu erzielen, politische Teilhabe und das Leben in einer gesunden und sicheren Umwelt.
    • Förderung der Fähigkeiten: Diese Fähigkeiten können durch gezielte Entwicklungsmaßnahmen gefördert werden, die auf Gesundheit, Bildung, wirtschaftliche Unterstützung und soziale Inklusion abzielen, wie beispielsweise der Aufbau von Krankenhäusern, Schulen und Jobtrainingsprogrammen.
  • Beispiel eines Entwicklungsprojekts:
    • Ein Beispiel eines Entwicklungsprojekts, das auf dem Capability Approach basiert, ist das 'Bolivian Early Childhood Development Project'. Dieses Projekt zielt darauf ab, die kognitiven und emotionalen Fähigkeiten von Kindern im Vorschulalter zu fördern, indem es umfassende Bildungs- und Gesundheitsdienste bereitstellt.
    • Projektziel: Ziel des Projekts ist es, die langfristigen Fähigkeiten und Freiheiten der betroffenen Gemeinschaften zu erweitern, indem Kindern die gleichen Chancen und Möglichkeiten geboten werden, die für eine erfolgreiche Zukunft erforderlich sind.
    • Vorgehensweise: Das Projekt stellt sicher, dass Kinder Zugang zu qualitativ hochwertiger frühkindlicher Bildung und Gesundheitsversorgung haben. Es fördert zudem die aktive Beteiligung der Eltern und der Gemeinschaft, um sicherzustellen, dass die bereitgestellten Dienste den tatsächlichen Bedürfnissen entsprechen.

b)

Vergleiche die Dependenztheorie und die Welt-System-Theorie. Analysiere die Unterschiede und Gemeinsamkeiten dieser beiden Theorien hinsichtlich ihrer Erklärung von Entwicklungsproblemen.

  • Diskutiere, wie die koloniale Vergangenheit und die wirtschaftlichen Abhängigkeiten der Entwicklungsländer in beiden Theorien thematisiert werden.
  • Erkläre anhand eines Beispiels, wie aktuelle internationale Handelsbeziehungen diese Theorien unterstützen oder widerlegen.

Lösung:

  • Kontext: Theorien der Entwicklungszusammenarbeit untersuchen die Ansätze und Methoden, durch die entwickelte Länder Entwicklungsländer unterstützen, um wirtschaftliches Wachstum, soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung zu fördern. Sie beinhalten unter anderem die Modernisierungstheorie, die Dependenztheorie, die Welt-System-Theorie, die Postkoloniale Theorie und den Capability Approach.
  • Vergleich der Dependenztheorie und der Welt-System-Theorie:
  • Dependenztheorie:
    • Entwicklung der Theorie: Die Dependenztheorie entstand in den 1960er Jahren und wurde maßgeblich von lateinamerikanischen Wissenschaftlern wie Raúl Prebisch und Fernando Henrique Cardoso entwickelt.
    • Hauptannahme: Entwicklungsländer hängen ökonomisch von den Industrieländern ab und diese Abhängigkeit hindert sie daran, sich selbständig zu entwickeln. Die Exporte von Rohstoffen und die Importe von Industriegütern führen zu ungleichen Handelsbeziehungen.
    • Fokus: Die Theorie betrachtet die ungleichen Handelsbeziehungen und die strukturellen Ungleichheiten im globalen Handelssystem.
  • Welt-System-Theorie:
    • Entwicklung der Theorie: Diese Theorie wurde in den 1970er Jahren von Immanuel Wallerstein entwickelt.
    • Hauptannahme: Die Welt ist in ein einheitliches kapitalistisches System eingebunden, das sich in Kernländer, Semiperipherie und Peripherie aufteilt. Die Kernländer dominieren die Weltwirtschaft und kontrollieren den Großteil des Kapitals.
    • Fokus: Sie analysiert die Klassen- und Machtverhältnisse innerhalb des globalen Systems und wie diese zu Ungleichheiten führen.
  • Gemeinsamkeiten:
    • Beide Theorien sehen die wirtschaftlichen Abhängigkeiten und Machtverhältnisse zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern als Hauptursache für Entwicklungsprobleme.
    • Koloniale Vergangenheit: Beide Theorien betonen, dass die koloniale Geschichte zu strukturellen Ungleichheiten geführt hat, die bis heute fortbestehen.
    • Kritik am Kapitalismus: Beide Theorien kritisieren das kapitalistische Weltsystem, das auf Ausbeutung und ungleichen Machtverhältnissen beruht.
  • Unterschiede:
    • Analysenebenen: Die Dependenztheorie konzentriert sich stärker auf nationale und regionale Ebene, während die Welt-System-Theorie einen globalen Ansatz verfolgt.
    • Struktur der Weltwirtschaft: Die Dependenztheorie betont die binäre Beziehung zwischen Zentrum und Peripherie, während die Welt-System-Theorie eine dreigliedrige Struktur (Kern, Semiperipherie, Peripherie) annimmt.
  • Diskussion der kolonialen Vergangenheit und wirtschaftlichen Abhängigkeiten:
    • Dependenztheorie: Diese Theorie betont, dass die koloniale Vergangenheit direkte Auswirkungen auf die heutige wirtschaftliche Abhängigkeit hat. Die damaligen Kolonien wurden wirtschaftlich so strukturiert, dass sie Rohstoffe an die Kolonialmächte lieferten und keine eigene Industriebasis entwickeln konnten.
    • Welt-System-Theorie: Sie erklärt, dass die koloniale Vergangenheit einen wichtigen Grundstein für das heutige globale kapitalistische System legte. Die Kolonialmächte nutzten ihre Macht, um Ressourcen und Arbeitskraft aus den Kolonien auszubeuten und so ihre wirtschaftliche Dominanz zu etablieren. Diese Machtverhältnisse bleiben in Form von Kern- und Peripherie-Strukturen bestehen.
  • Beispiel: Internationale Handelsbeziehungen
    • Ein Beispiel für internationale Handelsbeziehungen, das die Dependenztheorie und die Welt-System-Theorie unterstützt, ist der Handel zwischen reichen Industrieländern und Entwicklungsländern, die Rohstoffe exportieren und Industriegüter importieren. Nehmen wir den Kakaohandel als Beispiel:
    • Kakaohandel: Westafrikanische Länder wie die Elfenbeinküste und Ghana sind große Kakaoproduzenten, aber der Großteil des verarbeiteten Kakaos (Schokolade) wird in Industrieländern produziert und konsumiert.
    • Dependenztheorie-Analyse: Diese Länder sind stark von den Industrieländern abhängig, da sie primär Rohstoffe liefern und keine nennenswerte Weiterverarbeitung im eigenen Land stattfindet. Dies führt zu einem ungleichen Tauschhandel und wirtschaftlicher Abhängigkeit.
    • Welt-System-Theorie-Analyse: Die Welt-System-Theorie würde dies als Beispiel für die Rolle der Peripherieländer (Kakaoproduzenten) und Kernländer (Industrienationen) innerhalb des globalen kapitalistischen Systems betrachten. Die Verteilung der Wertschöpfung zeigt die ungleichen Macht- und Kapitalverhältnisse.
    • Diese Handelsbeziehungen bestätigen, dass wirtschaftliche Abhängigkeiten und koloniale Strukturen weiterhin eine Rolle spielen und Entwicklungsprobleme verfestigen können.
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