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Macroeconomics - Exam
Macroeconomics - Exam Aufgabe 1) Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Aufgabe, die Geldpolitik in der Eurozone zu gestalten und den oben genannten Zielen Preisstabilität, hohes Beschäftigungsniveau, Wirtschaftswachstum und Stabilität der Finanzmärkte nachzukommen. Im Jahr 2023 beobachtet die EZB eine Inflationsrate von 3% und eine Arbeitslosenquote von 7%. Um diese makroökonomischen Variablen...

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Macroeconomics - Exam

Aufgabe 1)

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Aufgabe, die Geldpolitik in der Eurozone zu gestalten und den oben genannten Zielen Preisstabilität, hohes Beschäftigungsniveau, Wirtschaftswachstum und Stabilität der Finanzmärkte nachzukommen. Im Jahr 2023 beobachtet die EZB eine Inflationsrate von 3% und eine Arbeitslosenquote von 7%. Um diese makroökonomischen Variablen zu beeinflussen, prüft die EZB verschiedene geldpolitische Instrumente und Übertragungsmechanismen.

a)

Erkläre ausführlich, wie die EZB die Offenmarktgeschäfte und den Hauptrefinanzierungssatz einsetzen kann, um die Inflationsrate von 3% auf das Zielniveau von 2% zu senken. Nutze mathematische Darstellungen zur Erklärung der Zinssatzeffekte, einschließlich der Veränderung des nominalen Zinssatzes und dessen Einfluss auf die Nachfrage.

Lösung:

Wie die EZB Offenmarktgeschäfte und den Hauptrefinanzierungssatz zur Senkung der Inflationsrate einsetzen kann

Um die Inflationsrate von 3% auf das Zielniveau von 2% zu senken, kann die EZB verschiedene geldpolitische Instrumente, insbesondere Offenmarktgeschäfte und den Hauptrefinanzierungssatz, nutzen. Dies sind die Schritte, die die EZB unternehmen könnte:

  • Offenmarktgeschäfte: Diese beziehen sich auf den Kauf und Verkauf von Wertpapieren auf dem offenen Markt. Um die Inflation zu senken, würde die EZB Wertpapiere verkaufen, um die Geldmenge zu reduzieren.
  • Hauptrefinanzierungssatz: Dieser Zinssatz ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld von der EZB leihen können. Eine Erhöhung dieses Satzes würde die Kreditvergabe verteuern und somit die Geldmenge verringern.

Mathematische Darstellung der Zinssatzeffekte

Um die Wirkungen auf die Nachfrage zu erklären, betrachten wir den nominalen Zinssatz.

Wenn die EZB den Hauptrefinanzierungssatz erhöht, sagen wir von \(i_1\) auf \(i_2\), dann wird die Zinssatzerhöhung wie folgt dargestellt:

\(i_2 > i_1\)

Die Erhöhung des Zinssatzes führt zu höheren Kreditkosten für Haushalte und Unternehmen, was die Kreditnachfrage verringert. Dies kann mathematisch durch die Investitionsnachfrage-Funktion dargestellt werden:

\(I = I_0 - bi\)
  • \(I\) = Investitionen
  • \(I_0\) = autonome Investitionen
  • \(b\) = Sensitivitätsparameter der Investitionen in Bezug auf den Zinssatz
  • \(i\) = Zinssatz

Mit einem höheren Zinssatz \(i_2\) nimmt daher \(I\) ab:

\(I_2 = I_0 - bi_2\)

Im Gegensatz zu:

\(I_1 = I_0 - bi_1\)

Da \(i_2 > i_1\), gilt \(I_2 < I_1\).

Die geringere Investitionstätigkeit führt zu einer Verringerung der Gesamtnachfrage (\(AD\)), was bei gegebenem Angebot (\(AS\)) zu einem Rückgang des Preisniveaus führt. Dies wird durch das Aggregierte Nachfrage-Aggregierte Angebots (AS-AD)-Modell gezeigt:

Die Gesamtwirtschaftliche Nachfrage (\(AD\)) ist eine Funktion des Preisniveaus (\(P\)) und wird durch die Gleichung:

\(AD = C + I + G + (X - M)\)
  • \(C\) = Konsum
  • \(I\) = Investitionen
  • \(G\) = Staatsausgaben
  • \(X\) = Exporte
  • \(M\) = Importe

Wenn die Investitionen (\(I\)) zurückgehen, sinkt die Gesamtnachfrage (\(AD\)). Dadurch sinkt das Preisniveau, und die Inflationsrate geht zurück.

Fazit

Durch den Einsatz von Offenmarktgeschäften (Verkauf von Wertpapieren) und durch die Erhöhung des Hauptrefinanzierungssatzes kann die EZB die Geldmenge verringern und die Kreditkosten erhöhen. Dies führt zu einer geringeren Nachfrage nach Krediten und Investitionen, was letztendlich die Gesamtnachfrage in der Wirtschaft senkt und dadurch die Inflationsrate in Richtung des Zielniveaus von 2% bringt.

b)

Diskutiere die möglichen Auswirkungen einer Erhöhung des Hauptrefinanzierungssatzes auf den Kreditkanal. Berücksichtige dabei die potenziellen Effekte auf Investitionen und Konsum in der Eurozone und beschreibe, wie diese Effekte die Beschäftigungsrate und das Wirtschaftswachstum beeinflussen könnten.

Lösung:

Auswirkungen einer Erhöhung des Hauptrefinanzierungssatzes auf den Kreditkanal

Eine Erhöhung des Hauptrefinanzierungssatzes durch die EZB kann erhebliche Auswirkungen auf den Kreditkanal haben. Hier sind die möglichen Effekte im Detail:

  • Erhöhung des Zinssatzes und Kreditkosten: Wenn die EZB den Hauptrefinanzierungssatz erhöht, steigen die Kosten für Geschäftsbanken, sich bei der EZB Geld zu leihen. Diese höheren Kosten werden in der Regel an die Kreditnehmer, also Haushalte und Unternehmen, weitergegeben, indem die Zinssätze für Kredite erhöht werden.
  • Weniger Zugang zu Krediten: Höhere Zinssätze machen Kredite teurer und weniger attraktiv. Dies kann dazu führen, dass sowohl Unternehmen als auch Haushalte weniger Kredite aufnehmen, da die Kosten für die aufgenommenen Kredite höher sind.
  • Rückgang der Investitionen (I): Unternehmen könnten Investitionen verschieben oder ganz darauf verzichten, da die Finanzierung durch teurere Kredite unattraktiver wird. Dies kann durch die Investitionsnachfrage-Funktion dargestellt werden:
\(I = I_0 - bi\)
  • \(I\) = Investitionen
  • \(I_0\) = autonome Investitionen
  • \(b\) = Sensitivitätsparameter der Investitionen in Bezug auf den Zinssatz
  • \(i\) = Zinssatz

Mit einem höheren Zinssatz \(i_2\) nimmt daher \(I\) ab:

\(I_2 = I_0 - bi_2\)

Im Gegensatz zu:

\(I_1 = I_0 - bi_1\)

Da \(i_2 > i_1\), gilt \(I_2 < I_1\).

  • Rückgang des Konsums (C): Haushalte könnten ebenfalls ihre Konsumausgaben reduzieren, insbesondere wenn sie teurere Kredite für größere Ausgaben, wie den Kauf von Autos oder Immobilien, vermeiden wollen. Dies kann dargestellt werden durch:
\(C = C_0 - d(i)\)
  • \(C\) = Konsum
  • \(C_0\) = autonomer Konsum
  • \(d(i)\) = Funktion der Abnahme des Konsums in Bezug auf den Zinssatz

Mit einem höheren Zinssatz \(i_2\) nimmt daher \(C\) ab:

\(C_2 = C_0 - d(i_2)\)
  • Einfluss auf die Beschäftigungsrate: Geringere Investitionen und Konsumausgaben können zu einer Verringerung der Produktion führen, da Unternehmen weniger Nachfrage nach ihren Gütern und Dienstleistungen haben. Dies kann dazu führen, dass Unternehmen weniger Arbeitskräfte benötigen, was die Beschäftigungsrate negativ beeinflussen kann.
  • Einfluss auf das Wirtschaftswachstum: Zusammenfassend kann der Rückgang der Investitionen und des Konsums zu niedrigeren Wachstumsraten des BIP führen. Die gesunkene Gesamtwirtschaftliche Nachfrage (AD) wird durch die AS-AD-Gleichung dargestellt:
\(AD = C + I + G + (X - M)\)
  • Wenn sowohl \(C\) (Konsum) als auch \(I\) (Investitionen) sinken, sinkt die Gesamtnachfrage \(AD\).
  • .

Dies führt zu einem niedrigeren Wirtschaftswachstum (\(GDP_Y\)) und schwächerer wirtschaftlicher Aktivität.

Zusammenfassung

Eine Erhöhung des Hauptrefinanzierungssatzes durch die EZB kann dazu führen, dass Kredite teurer werden, was die Kreditaufnahme für Unternehmen und Haushalte unattraktiver macht. Dies führt zu einem Rückgang in Investitionen und Konsum, was wiederum die Beschäftigungsrate und das Wirtschaftswachstum negativ beeinflussen kann. Das Ziel der Senkung der Inflationsrate wird jedoch durch die reduzierte Nachfrage erreicht.

Aufgabe 2)

Die Zentralbank eines Landes nutzt verschiedene Instrumente der Geldpolitik, um die Geldmenge im Wirtschaftskreislauf zu steuern und die Zinssätze zu beeinflussen. Zu diesen Instrumenten gehören Offenmarktgeschäfte, der Hauptrefinanzierungssatz, die Einlagefazilität sowie die Mindestreserveanforderungen.

a)

Erkläre, wie Offenmarktgeschäfte die Liquidität im Bankensystem beeinflussen können. Nutze ein Beispiel, bei dem die Zentralbank Wertpapiere kauft und erkläre die resultierenden Effekte auf die Geldmenge und den Zinssatz.

Lösung:

Offenmarktgeschäfte sind ein zentrales Instrument der Geldpolitik, mit dem die Zentralbank die Liquidität im Bankensystem beeinflusst. Schauen wir uns an, wie diese Geschäfte funktionieren und welche Effekte sie haben, indem wir ein Beispiel betrachten, bei dem die Zentralbank Wertpapiere kauft.

Beispiel: Kauf von Wertpapieren durch die Zentralbank

  • Ausgangslage: Die Zentralbank entscheidet sich, Wertpapiere von Geschäftsbanken zu kaufen.
  • Transaktion: Die Zentralbank kauft die Wertpapiere und bezahlt die Geschäftsbanken. Diese Zahlung erfolgt in Form von Zentralbankgeld, das den Konten der Geschäftsbanken bei der Zentralbank gutgeschrieben wird.
  • Erhöhung der Liquidität: Durch den Kauf von Wertpapieren erhöht sich die Menge an Zentralbankgeld, die den Geschäftsbanken zur Verfügung steht. Da die Geschäftsbanken nun über mehr Zentralbankgeld verfügen, steigt die Liquidität im Bankensystem.
  • Erhöhung der Geldmenge: Die erhöhte Liquidität ermöglicht es den Geschäftsbanken, mehr Kredite an Privatpersonen und Unternehmen zu vergeben. Dies führt zu einer Zunahme der Geldmenge in der Wirtschaft, da neue Kredite geschaffen werden.
  • Sinken des Zinssatzes: Durch die gesteigerte Liquidität und die erhöhte Geldmenge im Wirtschaftskreislauf kommt es zu einem Überangebot an Geld. Ein höheres Geldangebot bei gleichbleibender Geldnachfrage führt in der Regel zu einem niedrigeren Zinssatz. Die Geschäftsbanken senken ihre Kreditzinsen, um die Kreditvergabe zu fördern und ihre überschüssige Liquidität zu nutzen.

Zusammenfassend bewirken Offenmarktgeschäfte, insbesondere der Kauf von Wertpapieren durch die Zentralbank, eine Erhöhung der Liquidität im Bankensystem, eine Zunahme der Geldmenge und letztlich eine Senkung der Zinssätze.

Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Wirtschaft anzukurbeln, indem sie den Zugang zu Krediten erleichtern und Investitionen sowie Konsum fördern.

b)

Der Hauptrefinanzierungssatz ist ein wesentliches Instrument der Zentralbank. Berechne die Zinskosten für eine Geschäftsbank, die 10 Millionen Euro zu einem Hauptrefinanzierungssatz von 1,5% über einen kurzen Zeitraum (z.B. eine Woche) leiht. Zeige dabei die Berechnungsschritte ausführlich.

Lösung:

Der Hauptrefinanzierungssatz ist ein wesentlicher Zinssatz, den die Zentralbank verwendet, um Geschäftsbanken Geld zu leihen. Um die Zinskosten für eine Geschäftsbank zu berechnen, die 10 Millionen Euro zu einem Hauptrefinanzierungssatz von 1,5% über einen kurzen Zeitraum (z.B. eine Woche) leiht, folgen wir diesen detaillierten Berechnungsschritten:

Schrittweise Berechnung der Zinskosten

  • 1. Jahreszinssatz identifizieren: Der Hauptrefinanzierungssatz beträgt 1,5% pro Jahr. In Dezimalform ausgedrückt, ist dies 0,015.
  • 2. Wochenzinssatz berechnen: Da ein Jahr 52 Wochen hat, berechnen wir den Zinssatz für eine Woche, indem wir den Jahreszinssatz durch 52 dividieren: \[\text{Wochenzinssatz} = \frac{0,015}{52} = 0,0002885 \text{ (in Dezimalform)}\] oder 0,02885%.
  • 3. Zinskosten für eine Woche berechnen: Die Geschäftsbank leiht sich 10 Millionen Euro (10.000.000 Euro). Um die Zinskosten für eine Woche zu berechnen, multiplizieren wir den geliehenen Betrag mit dem Wochenzinssatz: \[\text{Zinskosten} = 10.000.000 \times 0,0002885 = 2.885 \text{ Euro}\]

Die Zinskosten für die Geschäftsbank, die 10 Millionen Euro zu einem Hauptrefinanzierungssatz von 1,5% für eine Woche leiht, betragen daher 2.885 Euro.

c)

Diskutiere die Rolle der Einlagefazilität und ihre Wirkung auf das Verhalten der Geschäftsbanken, insbesondere in Zeiten niedriger Zinsen. Welche Signale sendet die Zentralbank an den Markt, wenn sie den Zinssatz der Einlagefazilität senkt?

Lösung:

Die Einlagefazilität ist ein geldpolitisches Instrument, das Geschäftsbanken ermöglicht, überschüssige Liquidität über Nacht bei der Zentralbank zu einem festgelegten Zinssatz anzulegen. Diese Fazilität spielt eine wichtige Rolle im operativen Rahmen der Zentralbank und beeinflusst das Verhalten der Geschäftsbanken auf mehreren Ebenen, insbesondere in Zeiten niedriger Zinsen.

Rolle der Einlagefazilität:

  • Sicherstellung der Liquidität: Die Einlagefazilität bietet Geschäftsbanken eine sichere Möglichkeit, überschüssige Mittel kurzfristig anzulegen, was die Liquidität im Bankensystem stabilisiert.
  • Untergrenze für den Marktzins: Der Zinssatz der Einlagefazilität dient als Untergrenze für den kurzfristigen Marktzins. Banken werden keine niedrigeren Zinsen auf dem Interbankenmarkt akzeptieren, da sie ihre Mittel stattdessen sicher bei der Zentralbank anlegen können.

Wirkung auf das Verhalten der Geschäftsbanken in Zeiten niedriger Zinsen:

  • Geringere Ertragsanreize: In Zeiten niedriger Zinsen sind die Erträge aus der Einlagefazilität ebenfalls gering. Dies verringert die Anreize für Geschäftsbanken, überschüssige Liquidität bei der Zentralbank zu parken und erhöht den Druck, alternative Anlageformen oder Kreditvergaben zu suchen, um bessere Renditen zu erzielen.
  • Erhöhte Kreditvergabe: Niedrige Zinsen und eine deutlich gesenkte Einlagefazilität erhöhen den Anreiz für Banken, Kredite zu günstigen Konditionen an Unternehmen und Haushalte zu vergeben, um ihre Renditen zu verbessern, was die wirtschaftliche Aktivität unterstützt.

Signalfunktion bei Senkung des Einlagefazilitätszinssatzes:

  • Lockerung der Geldpolitik: Wenn die Zentralbank den Zinssatz der Einlagefazilität senkt, signalisiert sie eine lockerere Geldpolitik mit dem Ziel, die Kreditvergabe und Investitionen zu fördern. Banken werden weniger motiviert, ihr Geld bei der Zentralbank zu parken, was die Liquidität auf dem Markt erhöht.
  • Bekämpfung von Deflation und Rezession: Durch die Senkung des Einlagefazilitätszinssatzes zielt die Zentralbank darauf ab, die wirtschaftliche Aktivität anzukurbeln und Deflationstendenzen zu bekämpfen, indem sie die Kreditvergabe und den Konsum stärkt.
  • Vertrauenssignal: Eine solche Zinssenkung kann auch als Signal an den Markt verstanden werden, dass die Zentralbank bereit ist, Maßnahmen zu ergreifen, um wirtschaftlichen Herausforderungen zu begegnen und die Stabilität des Finanzsystems zu sichern.

Insgesamt beeinflusst die Einlagefazilität das Verhalten der Geschäftsbanken erheblich und spielt eine entscheidende Rolle in der geldpolitischen Strategie, insbesondere in Zeiten niedriger Zinsen. Eine Senkung des Einlagefazilitätszinssatzes sendet klare Signale einer expansiven Geldpolitik, die darauf abzielt, das Wirtschaftswachstum zu unterstützen und Deflationsrisiken zu minimieren.

d)

Die Mindestreserveanforderungen zwingen Geschäftsbanken, einen bestimmten Prozentsatz ihrer Einlagen als Reserve bei der Zentralbank zu halten. Angenommen, die Mindestreserveanforderung beträgt 10% und eine Bank erhält neue Einlagen in Höhe von 5 Millionen Euro. Berechne, wie viel diese Bank als Reserve halten muss, und wie viel sie maximal als Kredite vergeben kann.

Lösung:

Die Mindestreserveanforderungen verpflichten Geschäftsbanken, einen bestimmten Prozentsatz ihrer Einlagen als Reserve bei der Zentralbank zu halten. Diese Reserven dürfen nicht für Kredite oder andere Investitionen verwendet werden. Schauen wir uns an, wie dies berechnet wird, wenn eine Bank neue Einlagen in Höhe von 5 Millionen Euro erhält und die Mindestreserveanforderung 10% beträgt.

Berechnung der Mindestreserve und der verfügbaren Kreditsumme:

  • 1. Ermittlung der Mindestreserve: Die Mindestreserve beträgt 10% der neuen Einlagen. Wir berechnen diese, indem wir 10% von 5 Millionen Euro nehmen:
  • \[\text{Mindestreserve} = \text{Neue Einlagen} \times \text{Mindestreservesatz}\] \[\text{Mindestreserve} = 5.000.000 \times 0,10 = 500.000 \text{ Euro}\]
  • 2. Berechnung der maximalen Kreditsumme: Der verbleibende Betrag, den die Bank als Kredite vergeben kann, ist der Teil der Einlagen, der nicht als Reserve gehalten werden muss. Wir berechnen diesen Betrag, indem wir die Mindestreserve von den neuen Einlagen abziehen:
  • \[\text{Maximale Kreditsumme} = \text{Neue Einlagen} - \text{Mindestreserve}\] \[\text{Maximale Kreditsumme} = 5.000.000 - 500.000 = 4.500.000 \text{ Euro}\]

Zusammenfassung:

  • Die Bank muss 500.000 Euro als Reserve bei der Zentralbank halten.
  • Die Bank kann maximal 4.500.000 Euro als Kredite vergeben.

Aufgabe 3)

In einem offenen Volkswirtschaftsmodell analysierst Du die Determinanten und Auswirkungen von Wechselkursen. Die Theorien zur Bestimmung von Wechselkursen beinhalten die Kaufkraftparität (PPP), die Zinssatzparität (IRP) und den Gleichgewichtsansatz. Zudem wird zwischen unterschiedlichen Wechselkurssystemen unterschieden: festen Wechselkursen, flexiblen Wechselkursen und einem managed floating System. Gegeben sind die Formeln für PPP und IRP:

  • Wechselkurs: Preis einer Währung in Einheiten einer anderen
  • Bestimmung von Wechselkursen:
    • Kaufkraftparität (PPP)
    • Zinssatzparität (IRP)
    • Gleichgewichtsansatz
  • Wechselkurssysteme:
    • Feste Wechselkurse
    • Flexible Wechselkurse
    • Managed Floating
  • Formeln:
    • PPP: \(E = \frac{P_{\text{domestic}}}{P_{\text{foreign}}}\)
    • IRP: \( \frac{F}{S} = \frac{(1 + i_d)}{(1 + i_f)} \)

a)

Beschreibe den Zusammenhang zwischen der Kaufkraftparitätstheorie (PPP) und den relativen Preisniveaus in zwei Ländern. Erkläre dabei, wie eine Änderung des Preisniveaus in einem Land die Wechselkursprognose gemäß der PPP-Theorie beeinflusst und berechne den neuen Wechselkurs, wenn das Preisniveau im inländischen Markt um 10 % steigt und das Preisniveau im Ausland konstant bleibt.

Lösung:

Lösung der Teilübung

Zusammenhang zwischen der Kaufkraftparitätstheorie (PPP) und den relativen Preisniveaus in zwei Ländern

Die Kaufkraftparitätstheorie (PPP) besagt, dass Wechselkurse zwischen zwei Währungen im Gleichgewicht sind, wenn ihr Kaufkraftäquivalent identisch ist. Das bedeutet, dass ein Korb von Gütern in beiden Ländern gleich viel kostet, wenn in die jeweilige Währung umgerechnet wird. Die Formel für PPP lautet:

Formel:

E = \frac{P_{\text{domestic}}}{P_{\text{foreign}}}
  • E: Wechselkurs
  • P_{\text{domestic}}: Preisniveau im Inland
  • P_{\text{foreign}}: Preisniveau im Ausland

Wenn das Preisniveau in einem Land steigt, während das Preisniveau im Ausland konstant bleibt, wird gemäß der PPP-Theorie der Wert der inländischen Währung relativ zur ausländischen Währung sinken. Ein höheres inländisches Preisniveau bedeutet, dass die inländische Währung mehr entwertet wird, um die Güter teurer zu machen im Vergleich zum Ausland.

Berechnung des neuen Wechselkurses bei einer Preisniveausteigerung von 10 % im Inland

Angenommen:

  • Altes Preisniveau im Inland (P_{\text{domestic, alt}}): P_d
  • Neues Preisniveau im Inland (P_{\text{domestic, neu}}): P_d + 0,10P_d = 1,10P_d
  • Preisniveau im Ausland (P_{\text{foreign}}): P_f
  • Alter Wechselkurs (E_{\text{alt}}): E_{\text{alt}} = \frac{P_d}{P_f}

Der neue Wechselkurs (E_{\text{neu}}) ergibt sich aus:

E_{\text{neu}} = \frac{P_{\text{domestic, neu}}}{P_{\text{foreign}}}

Setze die neuen Werte ein:

E_{\text{neu}} = \frac{1,10P_d}{P_f}

Somit ist der neue Wechselkurs um 10 % höher als der alte Wechselkurs, was bedeutet, dass die inländische Währung im Wert gefallen ist.

Zusammenfassend zeigt die PPP-Theorie, dass eine Erhöhung des Preisniveaus im Inland den Wechselkurs so beeinflusst, dass die inländische Währung im Verhältnis zur ausländischen Währung abgewertet wird.

b)

Angenommen, die inländischen Zinssätze liegen bei 3 % und die ausländischen Zinssätze bei 1 %. Der aktuelle Spot-Wechselkurs \(S\) beträgt 1,2. Verwende die Formel der Zinssatzparität (IRP), um den zukünftig erwarteten Forward-Wechselkurs \(F\) zu berechnen. Erläutere dabei auch die grundlegende Logik hinter der IRP-Theorie.

Lösung:

Lösung der Teilübung

Grundlegende Logik hinter der Zinssatzparität (IRP)

Die Zinssatzparität (IRP) ist eine Theorie in der Wechselkursbestimmung, die besagt, dass die Differenz zwischen den Zinssätzen in zwei Ländern durch den Unterschied zwischen dem Forward-Wechselkurs und dem Spot-Wechselkurs ausgeglichen wird. Die Idee ist, dass Anleger keine Möglichkeit zur risikofreien Arbitrage haben sollten, indem sie Kapital zwischen zwei Märkten mit unterschiedlichen Zinssätzen bewegen. Mathematisch ausgedrückt lautet die Formel der Zinssatzparität:

\( \frac{F}{S} = \frac{1 + i_{d}}{1 + i_{f}} \)
  • F: Forward-Wechselkurs
  • S: Spot-Wechselkurs
  • i_{d}: inländischer Zinssatz
  • i_{f}: ausländischer Zinssatz

Diese Formel zeigt, dass der Forward-Wechselkurs durch das Verhältnis der Zinssätze der beiden Länder bestimmt wird. Wenn der inländische Zinssatz höher ist als der ausländische Zinssatz, wird der Forward-Wechselkurs höher sein als der aktuelle Spot-Wechselkurs.

Berechnung des zukünftig erwarteten Forward-Wechselkurses

Gegeben:

  • Inländischer Zinssatz, \( i_{d} = 3% = 0,03 \)
  • Ausländischer Zinssatz, \( i_{f} = 1% = 0,01 \)
  • Aktueller Spot-Wechselkurs, \( S = 1,2 \)

Setze die Werte in die IRP-Formel ein:

\( \frac{F}{1,2} = \frac{1 + 0,03}{1 + 0,01} \)

Berechne den rechten Term:

\( \frac{1,03}{1,01} \approx 1,0198 \)

Multipliziere beide Seiten der Gleichung mit dem Spot-Wechselkurs \( S \), um \( F \) zu berechnen:

\( F = 1,2 \times 1,0198 \approx 1,2238 \)

Der zukünftig erwartete Forward-Wechselkurs \( F \) beträgt somit ungefähr 1,2238.

Zusammengefasst zeigt die Berechnung, dass der Forward-Wechselkurs höher ist als der aktuelle Spot-Wechselkurs, wenn die inländischen Zinssätze höher sind als die ausländischen Zinssätze. Dies resultiert aus der IRP-Theorie, die besagt, dass die Zinssatzdifferenz zwischen zwei Ländern durch eine Anpassung der Wechselkurse im Forward-Markt ausgeglichen wird.

c)

Diskutiere die Vor- und Nachteile fester Wechselkurssysteme im Vergleich zu flexiblen Wechselkurssystemen. Ziehe dabei insbesondere auch auf makroökonomische Stabilität, Handel und Kapitalflüsse ein und beurteile, unter welchen Bedingungen ein Land sich für ein Managed Floating System entscheiden könnte.

Lösung:

Lösung der Teilübung

Vor- und Nachteile fester Wechselkurssysteme

  • Vorteile:
    • Stabilität: Feste Wechselkurse bieten eine hohe Wechselkursstabilität, was Unsicherheiten im internationalen Handel und bei Investitionen reduzieren kann.
    • Inflationsbekämpfung: Durch die Bindung der Währung an eine stabilere Währung kann ein Land die eigene Inflation im Zaum halten.
    • Vertrauen: Feste Wechselkurse erhöhen das Vertrauen von Investoren, da sie sich auf stabile Wechselkursbedingungen einstellen können.
  • Nachteile:
    • Verlust der Geldpolitik-Autonomie: Die Fähigkeit der Zentralbank, unabhängige geldpolitische Entscheidungen zu treffen, ist eingeschränkt.
    • Währungsreserven: Zur Verteidigung des festen Wechselkurses muss das Land große Mengen an Währungsreserven halten, was teuer sein kann.
    • Anpassungsfähigkeit: Bei ökonomischen Schocks kann die fehlende Flexibilität zu wirtschaftlichen Problemen führen, da der Wechselkurs nicht angepasst werden kann.

Vor- und Nachteile flexibler Wechselkurssysteme

  • Vorteile:
    • Geldpolitik-Autonomie: Die Zentralbank kann unabhängige Entscheidungen treffen, um inländische wirtschaftliche Ziele (wie Inflation und Arbeitslosigkeit) zu erreichen.
    • Automatische Anpassung: Flexible Wechselkurse können sich rasch an Marktbedingungen und ökonomische Schocks anpassen, was Ungleichgewichte ausgleicht.
    • Keine Notwendigkeit für große Währungsreserven: Da der Kurs flexibel ist, muss das Land keine großen Reserven zur Stabilisierung des Kurses halten.
  • Nachteile:
    • Volatilität: Flexible Wechselkurse können stark schwanken und damit Unsicherheiten für den internationalen Handel und Investitionen erhöhen.
    • Inflationsgefahr: Bei einer abwertenden Währung können importierte Güter teurer werden, was die Inflation anheizen kann.

Managed Floating System

Ein Managed Floating System (oder geregelter Wechselkurs) liegt zwischen festen und flexiblen Wechselkurssystemen. Die Zentralbank greift nur bei außergewöhnlichen Marktbedingungen ein, während sie den Marktkräften die Hauptsteuerung des Wechselkurses überlässt.

  • Bedingungen für ein Managed Floating System:
    • Starke Handelsbeziehungen: Länder mit starkem Außenhandel können von einem gewissermaßen stabilen, aber dennoch flexiblen Kurs profitieren.
    • Moderate Währungsschwankungen: Länder, die mäßige Volatilität tolerieren und dennoch gelegentlich eingreifen wollen, um größere Ungleichgewichte zu verhindern.
    • Interventionen bei Schocks: Bei externen Schocks kann die Zentralbank eingreifen, um extreme Kursschwankungen zu verhindern und gleichzeitig langfristig die Marktfähigkeit zu bewahren.

Zusammengefasst bietet jedes Wechselkurssystem spezifische Vor- und Nachteile. Die Wahl des Systems hängt von den wirtschaftlichen Bedingungen, Handelsbeziehungen und der strategischen Ausrichtung eines Landes ab. Ein Managed Floating System kann eine gute Balance bieten, insbesondere für Länder, die eine gewisse Stabilität anstreben, aber auch flexibel auf marktbedingte Veränderungen reagieren wollen.

Aufgabe 4)

Die international tätige Firma A plant eine Direktinvestition in ein Land B. Firma A wird dadurch eine erhebliche Kontrolle über Firma C ausüben, die in Land B ansässig ist. Dabei erwägt Firma A die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen von Land B sowie das Wechselkursrisiko und den Einfluss auf die heimischen Zinssätze und die Inflation.

a)

Teil 1: Analysiere die potenziellen Auswirkungen dieser Direktinvestition von Firma A in Land B auf die Wechselkursschwankungen und die heimischen Zinssätze. Erwäge dabei die Anwendung des Mundell-Fleming-Modells für eine kleine offene Volkswirtschaft. Diskutiere, wie sich diese Investitionsentscheidung auf die Leistungsbilanz von Land A auswirken könnte.

Lösung:

Teil 1: Analysiere die potenziellen Auswirkungen dieser Direktinvestition von Firma A in Land B auf die Wechselkursschwankungen und die heimischen Zinssätze. Erwäge dabei die Anwendung des Mundell-Fleming-Modells für eine kleine offene Volkswirtschaft. Diskutiere, wie sich diese Investitionsentscheidung auf die Leistungsbilanz von Land A auswirken könnte.

  • Wechselkursschwankungen: Das Mundell-Fleming-Modell betrachtet eine kleine offene Volkswirtschaft und geht davon aus, dass Kapital mobil ist und der Wechselkurs flexibel. Wenn Firma A eine Direktinvestition in Land B tätigt, könnte dies zu folgendem führen:
    • Erhöhung der Nachfrage nach der Währung von Land B, da Firma A zunächst die nötigen Mittel in die lokale Währung von Land B umtauschen muss.
    • Folglich könnte sich die Währung von Land B aufwerten, während die Währung von Land A abwerten könnte.
  • Zinssätze: Nach dem Mundell-Fleming-Modell haben Zinssätze bei einer kleinen offenen Volkswirtschaft unter flexiblem Wechselkurs in erster Linie Auswirkungen auf den Kapitalfluss und die Wechselkurse. Die Direktinvestition von Firma A könnte folgende Effekte auf die heimischen Zinssätze haben:
    • Da Kapital ins Ausland abfließt (Direktinvestition von Firma A in Land B), könnte die Nachfrage nach Krediten in Land A sinken, was zu sinkenden Zinssätzen führen könnte.
  • Leistungsbilanz: Die Direktinvestition von Firma A in Land B könnte sich wie folgt auf die Leistungsbilanz von Land A auswirken:
    • Zu Beginn könnte ein Kapitalabfluss aus Land A beobachtet werden, was die Kapitalbilanz belastet.
    • Auf lange Sicht könnte die Rückflüsse von Gewinnen, Dividenden oder anderen Erträgen aus der Investition von Firma C in Land B die Kapitalbilanz von Land A wieder verbessern.
    • Wenn die Währung von Land A abwertet, könnten Exporte aus Land A attraktiver werden, was die Handelsbilanz und somit die Leistungsbilanz verbessern könnte.

b)

Teil 2: Berechne mithilfe der Zinsparitätstheorie den erwarteten zukünftigen Wechselkurs zwischen der Währung von Land A und Land B, gegeben die folgenden Informationen:

  • Aktueller Spot-Wechselkurs: 1,4 Währungseinheiten von Land B pro Währungseinheit von Land A
  • Ein-Jahres-Zinssatz in Land A: 2%
  • Ein-Jahres-Zinssatz in Land B: 5%
Nutze die Formel \[\frac{F}{S} = \frac{1 + i_A}{1 + i_B}\], wobei F der zukünftige Wechselkurs, S der aktuelle Spot-Wechselkurs, i_A der Zinssatz in Land A und i_B der Zinssatz in Land B ist.

Lösung:

Teil 2: Berechne mithilfe der Zinsparitätstheorie den erwarteten zukünftigen Wechselkurs zwischen der Währung von Land A und Land B, gegeben die folgenden Informationen:

  • Aktueller Spot-Wechselkurs: 1,4 Währungseinheiten von Land B pro Währungseinheit von Land A
  • Ein-Jahres-Zinssatz in Land A: 2%
  • Ein-Jahres-Zinssatz in Land B: 5%

Nutze die Formel:

 \frac{F}{S} = \frac{1 + i_A}{1 + i_B} 
  • Aktueller Spot-Wechselkurs (S): 1,4 Währungseinheiten von Land B pro Währungseinheit von Land A
  • Zinssatz in Land A (i_A): 2% oder 0,02
  • Zinssatz in Land B (i_B): 5% oder 0,05

Schritt 1: Setzen wir die Werte in die Formel ein:

 \frac{F}{1,4} = \frac{1 + 0,02}{1 + 0,05} 

Schritt 2: Die Brüche berechnen:

 \frac{1 + 0,02}{1 + 0,05} = \frac{1,02}{1,05} 

Schritt 3: F berechnen:

 F = 1,4 \times \frac{1,02}{1,05} 

Schritt 4: Den Bruch auflösen:

 F = 1,4 \times 0,9714 

Schritt 5: Endergebnis:

 F ≈ 1,360 

Der erwartete zukünftige Wechselkurs zwischen der Währung von Land A und Land B beträgt ungefähr 1,360 Währungseinheiten von Land B pro Währungseinheit von Land A.

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