Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystem - Cheatsheet
Öffentliche versus private Finanzierung des Gesundheitssystems
Definition:
Unterschied zwischen der Finanzierung des Gesundheitssystems durch öffentliche Gelder (Steuern) und privater Gelder (Versicherungsbeiträge). Betrachte Effekte auf Zugang, Effizienz und Gerechtigkeit.
Details:
- Öffentliche Finanzierung: Steuerfinanziert, Ziel: universeller Zugang, tendenziell gleichmäßige Versorgung, höhere Verwaltungseffizienz.
- Private Finanzierung: Beitragsfinanziert (Versicherungen), Ziel: individuellere Versorgung, potentielle Effizienzsteigerungen, Ungleichheiten in Versorgung möglich.
- Effizienz: Öffentliche Systeme oft günstiger in Verwaltung, private Anbieter fördern Innovation durch Wettbewerb.
- Gerechtigkeit: Öffentliches System fördert Chancengleichheit, privates System kann zu Versorgungslücken führen.
- Hybride Modelle existieren: Kombination aus öffentlicher und privater Finanzierung zur Nutzung der Vorteile beider Systeme.
Kosten-Nutzen-Analysen im Gesundheitswesen
Definition:
Bewertung von Gesundheitsmaßnahmen basierend auf den Kosten im Verhältnis zum erzielten Nutzen, häufig verwendet zur Entscheidungsfindung über Ressourcenzuweisungen.
Details:
- Ziel: Optimierung der Ressourcennutzung im Gesundheitssystem.
- Grundlage: Vergleich von Interventionen hinsichtlich ihres Kosten-Nutzen-Verhältnisses.
- Kennzahl: Inkrementelle Kosten-Nutzen-Quote (ICER) \(\frac{ \text{Kosten der Intervention} - \text{Kosten der Alternative} }{ \text{Nutzen der Intervention} - \text{Nutzen der Alternative} }\).
- Nutzen oft gemessen in QALYs (Qualitätsadjustierte Lebensjahre).
- Wichtige Faktoren: Direkte Kosten (Medikamente, Behandlungen), indirekte Kosten (Produktivitätsausfall), immaterieller Nutzen (Lebensqualität).
- Anwendungsbereiche: Arzneimittelbewertung, Gesundheitsprogramme, Präventionsmaßnahmen.
Angebot und Nachfrage im Gesundheitswesen
Definition:
Angebot und Nachfrage im Gesundheitswesen beschreibt das Wechselspiel zwischen den zur Verfügung stehenden Gesundheitsleistungen (Angebot) und den Bedürfnissen der Patienten (Nachfrage).
Details:
- Angebot: Anzahl der Krankenhäuser, Ärzte, Pflegepersonal, verfügbare Medizintechnik, Medikamente
- Nachfrage: Bedürfnisse der Patienten nach Gesundheitsleistungen, beeinflusst durch Alter, Einkommen, Gesundheitszustand
- Preisbildung: Kosten für medizinische Leistungen, beeinflusst durch Versicherungen, staatliche Regulierung
- Marktungleichgewicht: Über-/Unterversorgung in bestimmten Regionen oder Fachbereichen
- Gesetz von Angebot und Nachfrage: Preis und Menge medizinischer Leistungen im Gleichgewicht
- Externe Effekte: Gesundheit von Einzelnen beeinflusst Gesamtbevölkerung, z.B. Ansteckung bei Infektionskrankheiten
Marktversagen und deren Lösungen
Definition:
Marktversagen tritt auf, wenn der freie Markt nicht zu einer effizienten Allokation von Ressourcen führt; insbesondere im Gesundheitswesen oft relevant.
Details:
- Informationsasymmetrie: Patienten und Anbieter haben ungleiche Informationsverteilungen. Lösung: Informationskampagnen, Qualitätstransparenz.
- Externe Effekte: Gesundheitskosten und -nutzen betreffen nicht nur Individuen. Lösung: Besteuerung/Subventionierung externer Effekte (z.B. Tabaksteuer, Impfprogramme).
- Marktmacht: Monopole und Oligopole können Preise verzerren. Lösung: Regulierungen, Kartellrecht.
- Öffentliche Güter: Präventionsmaßnahmen werden oft nicht vom Markt bereitgestellt. Lösung: Staatliche Finanzierung und Bereitstellung.
- Unzureichende Risikodiversifizierung: Private Versicherungen können nicht alle Risiken abdecken. Lösung: Pflichtversicherungssysteme, soziales Netz.
Wettbewerbsstrategien von Gesundheitseinrichtungen
Definition:
Strategien, die Gesundheitseinrichtungen nutzen, um im Markt erfolgreich zu bestehen und sich gegenüber Konkurrenten zu behaupten.
Details:
- Kostenführerschaft: Nutzung von Skaleneffekten, Prozessoptimierung zur Minimierung der Kosten.
- Differenzierung: Einzigartige Dienstleistungen oder hohe Qualität bieten, um sich von Wettbewerbern abzuheben.
- Fokussierung: Konzentration auf eine spezifische Patientengruppe oder Nische.
- Innovationsstrategie: Einführung neuer Technologien oder Behandlungsmethoden, Investition in Forschung und Entwicklung.
- Kooperationen: Partnerschaften mit anderen Einrichtungen oder Akteuren im Gesundheitssystem zur Verbesserung der Marktposition.
- Marketingstrategien: Einsatz von gezielten Marketingmaßnahmen, um Bekanntheit und Patientenbindung zu erhöhen.
Analyse von Marktteilnehmern und Marktanteilen
Definition:
Analyse von Akteuren im Gesundheitsmarkt und deren Marktanteile
Details:
- Wettbewerbsanalyse: Identifikation und Bewertung von Konkurrenten
- Marktsegmentierung: Aufteilen des Marktes in homogene Gruppen
- Marktanteilsberechnungen: \(\text{Marktanteil (\text{in \text{%}})} = \frac{\text{Umsatz eines Unternehmens}}{\text{Gesamtumsatz des Marktes}} \times 100\)
- SWOT-Analyse: Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken
- Porter's Five Forces: Wettbewerbsintensität, Potenzial für neue Anbieter, Verhandlungsmacht der Kunden und Lieferanten, Bedrohung durch Ersatzprodukte
- Ziel: Marktposition erkennen und Wettbewerbsvorteile nutzen
Politische Akteure und deren Einflüsse auf das Gesundheitssystem
Definition:
Analyse politischer Akteure (Regierung, Parteien, Interessengruppen) und deren Einfluss auf Struktur, Finanzierung und Betrieb des Gesundheitssystems.
Details:
- Regierung: setzt gesundheitspolitische Rahmenbedingungen, z.B. Gesetze, Regulierung.
- Parteien: beeinflussen Gesundheitsgesetze und -reformen je nach ideologischer Ausrichtung.
- Interessengruppen: z.B. Ärzteverbände, Krankenkassen, Pharmaindustrie; lobbyieren für eigene Interessen.
- Finanzierung: Entscheidungen über Ausgaben, Versicherungsmodelle, Beitragsgestaltung.
- Struktur und Betrieb: Gesetze zur Gesundheitsversorgung (z.B. Krankenhausplanung, Arzneimittelregulierung).
Rolle der Digitalisierung im Versorgungsmanagement
Definition:
Integration digitaler Technologien zur Optimierung von Gesundheitsdienstleistungen; erhöht Effizienz, verbessert Kommunikation, Datenanalyse.
Details:
- Effizienzsteigerung durch automatische Prozesse und Datenintegration.
- Verbesserte Kommunikation zwischen Patienten, Ärzten und Gesundheitseinrichtungen.
- Nutzung von Big Data und Analysen zur Optimierung von Versorgungspfaden.
- Telemedizin als Bestandteil digitaler Versorgung.
- E-Health-Lösungen (elektronische Patientenakten, Fernüberwachung).
- Sicherheit und Datenschutz im digitalen Gesundheitswesen.