Hämatologie, Transfusionsmedizin und Hämostaseologie - Cheatsheet
Bildung und Entwicklung von Blutzellen
Definition:
Bildung und Entwicklung von Blutzellen (Hämatopoese): Prozess der Bildung und Reifung von Blutzellen im Knochenmark.
Details:
- Hämatopoese im Knochenmark, ausgehend von multipotenten Stammzellen.
- Hauptlinien: Myeloische und lymphatische.
- Bildung roter Blutkörperchen (Erythropoese) durch Erythropoetin stimuliert.
- Bildung weißer Blutkörperchen (Leukozytopoese): Granulozyten, Monozyten, Lymphozyten.
- Bildung von Blutplättchen (Thrombopoese) aus Megakaryozyten, stimuliert durch Thrombopoetin.
- Wichtige Faktoren: Wachstumsfaktoren (z. B. G-CSF, M-CSF), Zytokine.
- Durchflusszytometrie und Knochenmarkbiopsie als diagnostische Methoden.
Hämoglobinopathien und Anämien
Definition:
Hämoglobinopathien: genetisch bedingte Störungen der Hämoglobinstruktur; Anämien: verminderte Anzahl oder Funktion der Erythrozyten.
Details:
- Hämoglobinopathien: Mutationen im HBB-Gen (z.B. Sichelzellanämie, Thalassämien).
- Sichelzellanämie: HbS-Mutation, Bildung von Sichelzellen unter Hypoxie.
- Thalassämien: Störung der Globinkettensynthese (α- oder β-Thalassämie).
- Anämieformen:
- Eisenmangelanämie: häufigste Form, Mikrozytose, Hb ↓.
- Vitamin B12/Folsäuremangelanämie: makrozytär, Hb ↓.
- Anämiediagnostik: Blutbild, Retikulozytenzahl, Eisenstatus, Vitamin B12/Folsäure-Spiegel.
- Therapie: je nach Ursache, z.B. Eisen- oder Vitamin B12-Substitution.
Leukämien und Lymphome
Definition:
Maligne Erkrankungen des hämatopoetischen und lymphatischen Systems.
Details:
- Leukämien: Unkontrollierte Vermehrung von Leukozyten im Knochenmark.
- Lymphome: Krebserkrankungen, die vom lymphatischen Gewebe ausgehen (z.B. Lymphknoten).
- Unterteilung Leukämien:
- Akute Leukämie: Schnelle Progression, Erfordern schnelle Therapie.
- Chronische Leukämie: Langsame Progression, Therapie je nach Stadium.
- Unterteilung Lymphome:
- Hodgkin-Lymphom: Charakteristische Reed-Sternberg-Zellen.
- Non-Hodgkin-Lymphom: Heterogene Gruppe, diverse B- und T-Zell-Subtypen.
- Standarddiagnostik beider: Blutbild, Knochenmarkbiopsie, Immunphänotypisierung, molekulare Diagnostik.
- Therapieoptionen: Chemotherapie, Bestrahlung, Immuntherapie, Stammzelltransplantation.
Blutgerinnungsstörungen
Definition:
Erkrankungen, die das Blutgerinnungssystem betreffen und entweder eine erhöhte Blutungsneigung (hämorrhagische Diathese) oder eine erhöhte Thromboseneigung (thrombotische Diathese) verursachen.
Details:
- Primäre Hämostase: Störungen der Thrombozytenfunktion oder -zahl (z.B. Thrombozytopenie).
- Sekundäre Hämostase: Defekte der plasmatischen Gerinnungsfaktoren (z.B. Hämophilie).
- Diagnostik: Blutungszeit, PTT, PT/INR, Thrombinzeit.
- Therapie: Substitution fehlender Faktoren, Gerinnungshemmung.
- Wichtige Gerinnungsfaktoren: Faktor VIII, Faktor IX.
- Beispiele: Von-Willebrand-Syndrom, DIC, Vitamin-K-Mangel.
Grundlagen der Blutspende und Blutentnahme
Definition:
Blutspende: Entnahme von Blut von einem gesunden Spender zur klinischen oder wissenschaftlichen Nutzung. Blutentnahme: Gewinnung von Blut zur Diagnose oder Überprüfung gesundheitlicher Parameter.
Details:
- Blutspendearten: Vollblutspende, Plasmaspende, Thrombozytenspende
- Blutentnahmetechniken: Venenpunktion, Fingerbeere, Arterielle Blutentnahme
- Hygienemaßnahmen: Sterile Umgebung und Einmallanzetten
- Kontraindikationen: Infektionskrankheiten, niedriges Hämoglobin, bestimmte Medikamente
- Testung: serologische und molekulare Tests zur Pathogenfreiheit
- Aufbewahrung: Kühlung und Lagerung nach Blutkomponenten
Blutgruppen und Antikörper
Definition:
Blutgruppen sind Klassifikationen von Blut basierend auf den Anwesenheit oder Fehlen bestimmter Antigene auf der Oberfläche der Erythrozyten. Antikörper sind Proteine im Blutplasma, die spezifisch gegen fremde Antigene gerichtet sind.
Details:
- AB0-System: A, B, AB, 0 (keine Antigene)
- Rhesus-System: Rh-positiv (D-Antigen vorhanden), Rh-negativ (kein D-Antigen)
- Kompatibilität: Blutgruppenmischung vermeiden, um Hämolyse zu verhindern
- Universalspender: Blutgruppe 0 negativ
- Universalempfänger: Blutgruppe AB positiv
- Bluttransfusion: Kreuzprobe durchführen, um Verträglichkeit zu sichern
- Antikörper im Plasma: Anti-A, Anti-B, Anti-D
Nebenwirkungen und Komplikationen von Transfusionen
Definition:
Transfusionsreaktionen und unerwünschte Effekte, die bei der Gabe von Blutprodukten auftreten können
Details:
- Febrile nicht-hämolytische Transfusionsreaktion (FNHTR): Fieber, Schüttelfrost, Unwohlsein
- Allergische Reaktionen: Urtikaria, Pruritus, anaphylaktische Schocks
- Akute hämolytische Transfusionsreaktion (AHTR): Fieber, Hämoglobinurie, Hypotonie, Nierenversagen
- Verzögerte hämolytische Transfusionsreaktion (DHTR): Schwäche, Anämie, Gelbsucht
- Transfusionsassoziierte akute Lungeninsuffizienz (TRALI): Atemnot, Fieber, Lungenödem
- Transfusionsassoziierte Zirkulationsüberlastung (TACO): Hypertonie, Dyspnoe, distendierte Halsvenen
- Infektionsübertragung: Viral (HIV, Hepatitis), bakterielle Kontamination, parasitär
- Graft-versus-Host-Reaktion: Hautausschlag, Hepatitis, gastrointestinaler Befall
Gerinnungstests und -verfahren
Definition:
Beurteilung der Blutgerinnung durch labortechnische Methoden.
Details:
- Prothrombinzeit (PT/INR): misst Funktion des extrinsischen und gemeinsamen Wegs
- Partielle Thromboplastinzeit (aPTT): bewertet den intrinsischen und gemeinsamen Weg
- Thrombinzeit (TT): misst Konversion von Fibrinogen zu Fibrin
- D-Dimer: Nachweis von Fibrinabbauprodukten, Indikator für Thrombose/Auslösung der Gerinnungskaskade
- Gerinnungsfaktorenanalyse: Bestimmung spezifischer Faktoren wie Faktor VIII oder Faktor IX
- Thrombozytenfunktionstests: Analyse der Plättchenfunktion, z. B. PFA-100