Humangenetik - Cheatsheet
Strukturelle Komponenten des Genoms
Definition:
Einteilung des Genoms in strukturelle Komponenten mit spezifischen Funktionen und Eigenschaften
Details:
- Introns: nicht-kodierende Sequenzen innerhalb von Genen
- Exons: kodierende Sequenzen, die Proteine produzieren
- Promotoren: Regionen vor Genen zur Transkriptionskontrolle
- Enhancer: DNA-Abschnitte, die Transkriptionsrate erhöhen
- Repetitive Elemente: wiederholte DNA-Sequenzen (z.B. Satelliten-DNA, Minisatelliten)
- Telomere: Enden der Chromosomen, Schutz vor Abbau
- Zentromere: zentrale Bereiche für Chromosomentransport
- Non-coding RNA (ncRNA): RNA-Moleküle ohne Proteinproduktion, z.B. tRNA, rRNA
Numerische und strukturelle Chromosomenaberrationen
Definition:
Chromosomenaberrationen betreffen Anzahl (numerisch) oder Struktur (strukturell) der Chromosomen.
Details:
- Numerisch: Anomalien der Chromosomenanzahl, z.B. Trisomie 21.
- Strukturell: Veränderungen der Chromosomenstruktur, z.B. Deletionen, Duplikationen, Inversionen, Translokationen.
- Ursachen: Fehler in der Meiose oder Mitose, DNA-Schäden durch Umweltfaktoren.
- Diagnose: Karyotypisierung, FISH, Array-CGH.
- Folgen: Angeborene Fehlbildungen, Entwicklungsstörungen, erhöhter Krebsrisiko.
FISH (Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung)
Definition:
Methode zur Visualisierung spezifischer DNA-Sequenzen auf Chromosomen mittels fluoreszierender Sonden.
Details:
- Sonden binden spezifisch an komplementäre DNA-Sequenzen.
- Chromosomenpräparation notwendig.
- Visualisierung mittels Fluoreszenzmikroskopie.
- Anwendung: Diagnostik genetischer Anomalien (z.B. Deletionen, Duplikationen).
- Ermöglicht Identifikation und Lokalisierung spezifischer Gene.
- Wird in der pränatalen Diagnostik und Tumorzytogenetik verwendet.
Next-Generation Sequencing (NGS)
Definition:
Hochdurchsatzsequenzierungstechnologie zur schnellen Bestimmung der Nukleotidsequenz eines ganzen Genoms oder spezifischer DNA-Abschnitte.
Details:
- Ermöglicht paralleles Sequenzieren von Millionen DNA-Strängen
- Genauigkeit und Geschwindigkeit im Vergleich zu Sanger-Sequenzierung massiv verbessert
- Anwendung in Diagnostik, Forschung und personalisierter Medizin
- Protokolle umfassen Bibliotheksvorbereitung, Sequenzierung selbst und Datenanalyse
- Ergebnisse in Form von Rohdaten (z.B. FASTQ-Dateien) -> bioinformatische Auswertung
Epigenetische Modifikationen (DNA-Methylierung, Histonmodifikationen)
Definition:
Epigenetische Modifikationen beeinflussen die Genexpression ohne Änderung der DNA-Sequenz.
Details:
- DNA-Methylierung: Methylgruppen (CH₃) an Cytosinbasen -> meist Gen-Silencing
- Histonmodifikationen: z.B. Acetylierung, Methylierung, Phosphorylierung an Histonproteinen -> beeinflusst Chromatinstruktur
- Reguliert zugänglich, ob Gene aktiv oder inaktiv sind
- Wichtig für Zellidentität, Differenzierung, X-Chromosom-Inaktivierung
- Reversibel und steuerbar durch Umwelteinflüsse
Genomisches Imprinting und Krankheitsveranlagungen
Definition:
Genomisches Imprinting: phänomen, bei dem die Expression eines Gens davon abhängt, ob es vom Vater oder von der Mutter vererbt wurde.
Details:
- Imprinting meist durch DNA-Methylierung
- Prader-Willi-Syndrom: Deletion auf Chromosom 15q11-q13 (väterlich)
- Angelman-Syndrom: Deletion auf Chromosom 15q11-q13 (mütterlich)
- Expressionsunterschiede führen zu unterschiedlichen Krankheitsbildern
- Pathogenese: Verlust der Genfunktion durch fehlerhafte elterliche Allele
- Beispiele: Beckwith-Wiedemann-Syndrom, Silver-Russell-Syndrom
Mechanismen der Chromosomenmutationen
Definition:
Änderungen in der Struktur oder Anzahl von Chromosomen, die zu genetischen Störungen führen können.
Details:
- Strukturelle Mutationen: Deletion, Duplikation, Inversion, Translokation
- Numerische Mutationen: Aneuploidie (z. B. Trisomie 21)
- Ursachen: Fehler in der Meiose, DNA-Reparaturdefekte, Exposition gegenüber mutagenen Substanzen
- Diagnose: Karyotypanalyse, FISH, Array-CGH
- Beispiele: Cri-du-Chat-Syndrom (Deletion), Burkitt-Lymphom (Translokation)
Regulation der Genexpression und ihre klinische Bedeutung
Definition:
Regulierung der Genexpression: Kontrolle, wie Gene ein- und ausgeschaltet werden; entscheidend für Zellfunktion und -differenzierung. Klinische Bedeutung: Zusammenhang mit Krankheiten wie Krebs und genetischen Störungen.
Details:
- Epigenetik: DNA-Methylierung und Histonmodifikationen
- Transkriptionsfaktoren: Aktivator- und Repressorproteine
- Posttranskriptionelle Regulation: miRNA und siRNA
- Beispiele klinischer Bedeutung: Krebs (z.B. p53-Mutation), Neurodegenerative Erkrankungen (z.B. Huntington-Krankheit)