Seminar Anatomie: Neuroanatomie - Cheatsheet
Histologische Untersuchungen des Nervengewebes
Definition:
Histologische Untersuchung: Analyse der mikroskopischen Struktur von Nervengewebe mittels Färbetechniken und Mikroskopie.
Details:
- Wichtige Färbemethoden: Nissl-Färbung, Golgi-Färbung, Luxol-Fast-Blue-Färbung.
- Nissl-Färbung: Visualisierung von RNA im Zellkörper von Neuronen.
- Golgi-Färbung: Detaillierte Darstellung ganzer Neuronen einschließlich Dendriten und Axonen.
- Luxol-Fast-Blue-Färbung: Färbung von Myelinscheiden in weißer Substanz.
- Kriterien: Zellgröße, Zellmorphologie, Dichte der Nervenzellkörper, Anordnung der Nervenzellkörper, Synapsen.
- Anwendung: Untersuchung von neurodegenerativen Erkrankungen, Tumoren, Verletzungen.
Makroskopische Anatomie des Gehirns und Rückenmarks
Definition:
Betrachtung des Gehirns und Rückenmarks mit bloßem Auge, ohne mikroskopische Details.
Details:
- Gehirn besteht aus Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm.
- Großhirn in rechte und linke Hemisphäre unterteilt, mit 4 Lappen: Frontal, Parietal, Temporal, Okzipital.
- Kleinhirn ist verantwortlich für Koordination und Feinmotorik.
- Hirnstamm besteht aus Mittelhirn, Brücke (Pons) und Nachhirn (Medulla oblongata), steuert lebenswichtige Funktionen.
- Rückenmark verläuft im Spinalkanal, dient als Verbindung zwischen Gehirn und peripherem Nervensystem.
- 31 Spinalnervenpaare treten auf Segmentebene aus dem Rückenmark aus.
- Gehirn- und Rückenmarkshäute (Meningen): Dura mater, Arachnoidea, Pia mater.
- Ventrikelsystem: Produziert und zirkuliert Liquor cerebrospinalis (CSF).
Verbindungen zwischen verschiedenen Hirnregionen
Definition:
Verbindungen zwischen verschiedenen Hirnregionen sind Netzwerke von Nervenfasern, die Kommunikation und Integration von Informationen ermöglichen.
Details:
- Assoziationsfasern: verbinden Regionen innerhalb derselben Hemisphäre.
- Kommissurenfasern: verbinden korrespondierende Regionen beider Hemisphären, z.B. Corpus Callosum.
- Projektionsfasern: verbinden die Hirnrinde mit tiefer gelegenen Strukturen und dem Rückenmark, z.B. die Pyramidenbahn.
- Wichtige Strukturen: Fornix, Fasciculus arcuatus, anteriorer und posteriorer Kommissur.
- Funktionelle Netzwerke: Default Mode Network (DMN), Salienznetzwerk, fronto-parietales Netzwerk.
Neuronale Signalübertragung und -verarbeitung
Definition:
Neuronale Signalübertragung: Transport elektrischer und chemischer Signale zwischen Neuronen über Synapsen. Neuronale Verarbeitung: Integration und Interpretation von Signalen im Nervensystem.
Details:
- Elektrisches Signal: Aktionspotenzial durch Na+- und K+-Ionenaustausch entlang Axons.
- Synapse: Ort der Signalübertragung, chemisch (Neurotransmitter) oder elektrisch.
- Neurotransmitter: Chemische Botenstoffe, z.B. Acetylcholin, Dopamin.
- Rezeptoren: Proteine, die Neurotransmitter binden und Signal weiterleiten.
- Summation: Integration von EPSPs (erregende postsynaptische Potenziale) und IPSPs (hemmende postsynaptische Potenziale).
- Synaptische Plastizität: LTP und LTD – Grundlage für Lernen und Gedächtnis.
- Räumliche und zeitliche Summation: Integration multipler Signale über Zeit und Raum.
- Reflexbögen: Direkte Signalwege für schnelle Reaktionen.
Bildgebungstechniken (MRI, CT, PET)
Definition:
Bildgebungstechniken zur Darstellung von Strukturen und Funktionen des Gehirns.
Details:
- MRT (Magnetresonanztomographie): Nicht-invasive Technik, nutzt Magnetfelder und Radiowellen zur detaillierten Darstellung von Weichgewebe. Keine ionisierende Strahlung.
- CT (Computertomographie): Verwendet Röntgenstrahlen zur Erstellung von Querschnittsbildern. Gut für die Darstellung von Knochenstrukturen und akuten Blutungen.
- PET (Positronen-Emissions-Tomographie): Funktionelle Bildgebungstechnik, die radioaktiv markierte Substanzen zur Darstellung von Stoffwechselprozessen verwendet. Häufig kombiniert mit CT/MRT (Hybridbildgebung).
Mechanismen neurologischer Erkrankungen
Definition:
Mechanismen, die neurologische Erkrankungen verursachen oder beeinflussen
Details:
- Genetik: Mutationen, Erbkrankheiten
- Umweltfaktoren: Toxine, Traumen
- Neurodegeneration: Abbau von Nervenzellen, z.B. Alzheimer, Parkinson
- Entzündungen: Multiple Sklerose, Enzephalitis
- Durchblutungsstörungen: Schlaganfall, Ischämie
- Fehlregulation von Neurotransmittern: Depression, Schizophrenie
Rolle von Ionenkanälen und Membranpotenzialen
Definition:
Rolle von Ionenkanälen und Membranpotenzialen in der Neuroanatomie behandeln, wie elektrische Signale in Neuronen durch die Bewegung von Ionen über die Zellmembran erzeugt und moduliert werden.
Details:
- Ionenkanäle: Proteine in Zellmembranen, die spezifische Ionen durchlassen.
- Selektivität: Unterschiedliche Kanäle für Na+, K+, Ca2+, Cl-.
- Membranpotenzial: Unterschied elektrischer Ladungen innen/außen an der Zellmembran; Ruhepotenzial idR -70 mV.
- Gleichgewichtspotenzial: Berechnet durch die Nernst-Gleichung für spezifisches Ion.
- Aktionspotenzial: Kurzfristige Änderung des Membranpotenzials durch Öffnen/Schließen von Ionenkanälen.
- Goldman-Gleichung: Ermöglicht Berechnung des Membranpotenzials unter Berücksichtigung mehrerer Ionen.
Molekulare Grundlagen neurodegenerativer Krankheiten
Definition:
Molekulare Mechanismen, die zu neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und ALS führen.
Details:
- Pathologische Proteine: Amyloid-Beta, Tau, Alpha-Synuclein
- Proteinfaltung und -aggregation: Abnormale Faltung und Akkumulation
- Genetische Faktoren: Mutationen in APP, PSEN1, PSEN2, SNCA, LRRK2
- Zelluläre Mechanismen: oxidative Stress, mitochondriale Dysfunktion, gestörte Autophagie
- Neuroinflammation: Aktivierung von Mikroglia und Astrozyten
- Synaptische Dysfunktion: Verlust synaptischer Verbindungen
- Amyloid-Kaskadenhypothese: Abfolge von molekularen Ereignissen bei Alzheimer
- Therapeutische Ansätze: Hemmung von beta-Sekretase, Immuntherapien gegen pathologische Proteine