Seminar Neurophysiologie1 - Cheatsheet
Aufbau und Funktion von Nervenzellen
Definition:
Struktur und Aufgabe der Grundeinheiten des Nervensystems.
Details:
- Zellkörper (Soma): enthält Zellkern und Organellen, verantwortlich für Stoffwechselprozesse
- Dendriten: Empfang von Signalen von anderen Nervenzellen
- Axon: leitet elektrische Impulse weg vom Zellkörper
- Myelinscheide: isoliert Axon, erhöht Leitungsgeschwindigkeit
- Ranvier'sche Schnürringe: Unterbrechungen in der Myelinscheide, erleichtern saltatorische Erregungsleitung
- Synapse: Übertragungsstelle für Signale zu anderen Zellen, Nutzung von Neurotransmittern
Signalübertragung und Synapsen
Definition:
Signalübertragung geschieht mittels Aktionspotenzialen und Neurotransmittern über synaptische Spalten zwischen Neuronen.
Details:
- Elektrisches Signal -> chemisches Signal -> elektrisches Signal (synaptische Übertragung).
- Aktionspotenzial öffnet spannungsabhängige Ca2+-Kanäle.
- Ca2+-Einstrom -> Neurotransmitterfreisetzung (Acetylcholin, Glutamat, GABA etc.).
- Neurotransmitter binden an Rezeptoren der postsynaptischen Membran -> Öffnung von Ionenkanälen.
- Erzeugung von EPSPs (exzitatorische postsynaptische Potentiale) oder IPSPs (inhibitorische postsynaptische Potentiale).
- Integration von Signalen in dendritischen und somatodendritischen Bereichen.
- Summation von EPSPs und IPSPs bestimmt, ob neues Aktionspotenzial im postsynaptischen Neuron ausgelöst wird.
Neuronale Netzwerke und Plastizität
Definition:
Neuronale Netzwerke sind Gruppen von Neuronen, die durch Synapsen verbunden sind und zusammenarbeiten, um Informationen zu verarbeiten; Plastizität bezieht sich auf die Fähigkeit des Gehirns, seine Struktur und Funktion in Reaktion auf Erfahrungen zu verändern.
Details:
- Neuronale Netzwerke: Knoten (Neuronen), Verbindungen (Synapsen)
- Synaptische Plastizität: Verstärkung/Abschwächung synaptischer Verbindungen abhängig von Aktivität
- Langzeitpotenzierung (LTP): \( \text{Erhöhung der synaptischen Stärke durch häufige Aktivierung} \)
- Langzeitdepression (LTD): \( \text{Senkung der synaptischen Stärke durch geringe Aktivierung} \)
- Neurogenese: Neubildung von Neuronen
- Erfahrungsabhängige Plastizität: Strukturänderungen basierend auf Lernen und Gedächtnis
- Homeostatische Plastizität: Aufrechterhaltung der neuronalen Aktivität auf einem stabilen Niveau
Elektrophysiologische Techniken
Definition:
Messung elektrischer Aktivitäten im Nervensystem zur Untersuchung neuronaler Funktionen
Details:
- EEG: Aufzeichnung der elektrischen Aktivität des Gehirns über Elektroden auf der Kopfhaut
- EKG: Aufzeichnung der elektrischen Aktivität des Herzens
- EMG: Messung der elektrischen Aktivität von Muskeln
- ERP: ereigniskorrelierte Potenziale, zeitliche Veränderung im EEG als Reaktion auf sensorische, kognitive oder motorische Ereignisse
- Spannungsklemmentechnik: Kontrolle und Messung von Membranpotenzialen an Zellmembranen
Pathophysiologie neurologischer Erkrankungen
Definition:
Untersuchung der krankhaften Veränderungen und Funktionsstörungen des Nervensystems auf zellulärer und molekularer Ebene.
Details:
- Neurodegenerative Erkrankungen: Verlust von Neuronen (z.B. Alzheimer, Parkinson).
- Entzündliche Erkrankungen: Autoimmunprozesse (z.B. Multiple Sklerose).
- Vaskuläre Erkrankungen: Durchblutungsstörungen (z.B. Schlaganfall).
- Kanalopathien: Mutationen in Ionentransporter-Genen, z.B. bei Epilepsie.
- Synaptische Dysfunktion: Störungen der Signalübertragung.
Sympathisches und parasympathisches Nervensystem
Definition:
Teil des vegetativen Nervensystems; regeln unwillkürliche Körperfunktionen
Details:
- Sympathikus: 'Kampf oder Flucht' - Erhöht Herzfrequenz, Blutdruck, erweitert Bronchien
- Parasympathikus: 'Ruhen und Verdauen' - Verlangsamt Herzfrequenz, fördert Verdauung, verengt Pupillen
- Neurotransmitter: Noradrenalin (Sympathikus), Acetylcholin (Parasympathikus)
- Aktivierung durch das hypothalamisch-hypophysäre System
- Antagonistische Wirkung: Gegensätzliche Regulation der Zielorgane
Einfluss des vegetativen Systems auf das Herz-Kreislauf-System
Definition:
Regulierung des Herz-Kreislauf-Systems durch das sympathische und parasympathische Nervensystem.
Details:
- Sympathikus: Erhöht Herzfrequenz, Kontraktilität, Blutdruck und Vasokonstriktion durch Freisetzung von Noradrenalin.
- Parasympathikus: Senkt Herzfrequenz und Kontraktilität durch Freisetzung von Acetylcholin.
- Barorezeptoren: Detektieren Blutdruckänderungen und modulieren vegetative Antworten.
- Zentrale Kontrolle: Medulla oblongata koordiniert die autonome Regulierung des Herz-Kreislauf-Systems.
- Herzfrequenzvariabilität (HRV): Maß für das Gleichgewicht zwischen sympathischen und parasympathischen Aktivitäten.
Experimentelle Untersuchung von Nervenleitgeschwindigkeiten
Definition:
Messung der Geschwindigkeit elektrischer Impulse entlang der Nerven.
Details:
- Standardmethode zur Überprüfung und Diagnose von Nervenerkrankungen
- Anwendungen: Feststellung von Demyelinisierung, axonalen Verletzungen
- Typische Messungen: sensorische und motorische Nervenleitgeschwindigkeiten
- Formel für die Geschwindigkeit: \[ v = \frac{d}{t} \], wobei:
- v die Geschwindigkeit (Nervenleitgeschwindigkeit)
- d die Distanz zwischen Stimulations- und Aufzeichnungspunkt
- t die Zeit zwischen Reiz und Antwort
- Einflussfaktoren: Temperatur, Nervenlänge und -durchmesser