Biochemie und Grundzüge der Molekularen Medizin - Cheatsheet
Glykolyse und Glukoneogenese
Definition:
Glykolyse: Abbau von Glukose zu Pyruvat in 10 Schritten, erzeugt ATP und NADH. Glukoneogenese: Neubildung von Glukose aus Nicht-Kohlenhydratvorstufen, vor allem in Leber und Nieren, Gegenspieler der Glykolyse.
Details:
- Glykolyse: Hauptweg des Glukoseabbaus
- Glukoneogenese: Synthese von Glukose, wenn externe Quellen knapp sind
- Netto-Reaktion Glykolyse: \[ \text{Glukose} + 2 \text{ADP} + 2 \text{NAD}^+ + 2 \text{P}_i \to 2 \text{Pyruvat} + 2 \text{ATP} + 2 \text{NADH} + 2 \text{H}_2\text{O} \]
- Netto-Reaktion Glukoneogenese: \[ 2 \text{Pyruvat} + 2 \text{GTP} + 4 \text{ATP} + 2 \text{NADH} + 6 \text{H}_2\text{O} \to \text{Glukose} + 2 \text{GDP} + 4 \text{ADP} + 2 \text{NAD}^+ + 6 \text{P}_i \]
- Schlüsselenzyme Glykolyse: Hexokinase, Phosphofructokinase, Pyruvatkinase
- Schlüsselenzyme Glukoneogenese: Pyruvat-Carboxylase, PEPCK, Fruktose-1,6-Bisphosphatase
- Regulation: Hormonell (Insulin, Glukagon), allosterisch (ATP, AMP)
- Substrate: Glykolyse verwendet Glukose; Glukoneogenese nutzt Lactat, Glycerin, Aminosäuren
Citratzyklus und oxidative Phosphorylierung
Definition:
Mit Citratzyklus und oxidative Phosphorylierung wird die Hauptenergiegewinnung in der Zelle beschrieben. Beide Prozesse finden in den Mitochondrien statt und sind miteinander gekoppelt.
Details:
- Citratzyklus: oxaloacetat + acetyl-CoA -> Citratsynthase -> Citrat -> verschiedene Zwischenprodukte -> oxaloacetat
- Hauptreaktionen: 2 CO2 abgespalten, 3 NADH, 1 FADH2, 1 GTP/ATP gebildet
- Oxidative Phosphorylierung: Elektronen von NADH und FADH2 -> Elektronentransportkette -> Protonengradient in der inneren Mitochondrienmembran (chemische Osmose) -> ATP-Synthase produziert ATP (chemiosmotisches Modell)
- Schlüsselenzyme: Citratsynthase, Aconitase, Isocitratdehydrogenase, α-Ketoglutarat-Dehydrogenase, Succinat-Dehydrogenase
- Gesamtbilanz: Pro Glukosemolekül ca. 30-32 ATP
Proteinfaltung und Chaperone
Definition:
Prozess, bei dem Proteine ihre dreidimensionale Struktur erlangen. Chaperone sind Proteine, die anderen Proteinen helfen, sich korrekt zu falten.
Details:
- Primärstruktur: Aminosäurensequenz
- Sekundärstruktur: Alpha-Helix und Beta-Faltblatt
- Tertiärstruktur: Dreidimensionale Anordnung
- Quartärstruktur: Zusammenlagerung mehrerer Proteineinheiten
- Chaperone: Verhindern Fehlfaltung und Aggregation
- Beispiele für Chaperone: Hsp70, GroEL/GroES
- ATP-abhängig: Viele Chaperone nutzen ATP
- ER-Stress: Fehlgefaltete Proteine können ER-Stress auslösen
Posttranslationale Modifikation von Proteinen
Definition:
Chemische Veränderungen an Proteinen nach deren Synthese, beeinflussen Funktion, Lokalisation und Stabilität der Proteine
Details:
- Wichtige Modifikationen: Phosphorylierung, Glykosylierung, Ubiquitinierung, Methylierung, Acetylierung
- Phosphorylierung: Anhängen einer Phosphatgruppe durch Kinasen, meist an Serin/Threonin/Tyrosin
- Glykosylierung: Anhängen von Zuckerresten, wichtig für Proteinfaltung und -stabilität
- Ubiquitinierung: Markierung von Proteinen für den Abbau im Proteasom
- Beeinflusst Signaltransduktion, Protein-Protein-Interaktionen, Funktionen von Enzymen
- Wichtig für: Zellzyklus, Apoptose, Immunsystem, DNA-Reparatur
Epigenetische Modifikationen
Definition:
Chemische Veränderungen an DNA oder Histonen, die Genexpression beeinflussen, ohne die DNA-Sequenz zu ändern.
Details:
- Zu den wichtigsten epigenetischen Modifikationen gehören DNA-Methylierung und Histonmodifikation.
- DNA-Methylierung erfolgt hauptsächlich an Cytosinresten in CpG-Dinukleotiden.
- Histonmodifikationen umfassen Acetylierung, Methylierung, Phosphorylierung und Ubiquitinierung.
- Modifikationen beeinflussen Chromatinstruktur und Zugänglichkeit der DNA für Transkriptionsfaktoren.
- Epigenetische Veränderungen können durch Umweltfaktoren beeinflusst werden und sind oft reversibel.
- Dies spielt eine zentrale Rolle in Entwicklungsprozessen und Zelltyp-Spezifikation sowie bei Krankheiten wie Krebs.
Signalwege und Rezeptoren
Definition:
Signaltransduktion durch Rezeptoren beeinflusst Zellfunktionen durch chemische Signale, wichtig für Zellkommunikation.
Details:
- Ligand bindet an Rezeptor (z.B. G-Protein-gekoppelte Rezeptoren, Tyrosin-Kinasen)
- Konformationsänderung aktiviert intrazelluläre Signalwege
- Second Messenger wie cAMP, Ca2+
- Signalkaskaden: Phosphorylierungsketten, MAPK-Weg
- Regulierung der Genexpression
- Signalterminierung: Degradation von Liganden, Rezeptor-Desensibilisierung
Onkogenese und Tumorsuppressorgene
Definition:
Onkogenese: Prozess der Entstehung und Entwicklung von Tumoren. Tumorsuppressorgene: Gene, die das Tumorwachstum unterdrücken.
Details:
- Mutationen in Protoonkogenen führen zu Onkogenen, die unkontrolliertes Zellwachstum fördern.
- Beispiele: Ras, Myc, BRAF
- Tumorsuppressorgene: regulieren Zellteilung, Reparatur von DNA-Schäden und Apoptose.
- Beispiele: p53, RB1, BRCA1/2
- Verlust von Tumorsuppressorfunktion führt zu unkontrollierten Zellteilung und Tumorbildung.
Neurodegenerative Erkrankungen
Definition:
Krankheiten, bei denen Nervenzellen im Gehirn und/oder Rückenmark progressiv degenerieren.
Details:
- Charakterisiert durch Verlust von Neuronen und Synapsen.
- Häufige Krankheiten: Alzheimer, Parkinson, Huntington.
- Pathologische Merkmale: Amyloid-Plaques, Neurofibrillenbündel (\textit{tangles}), Lewy-Körperchen.
- Genteilt in: prionische, tauopathische und synucleinopathische Erkrankungen.
- \textbf{Biochemische Mechanismen}: Fehlgefaltete Proteine, oxidative Schäden, mitochondriale Dysfunktion.
- \textbf{Wichtige Proteine}: $\beta$-Amyloid, Tau, $\beta$-Synuclein.