Theoretische Physik 4: Statistische Physik - Cheatsheet
Zentraler Grenzwertsatz
Definition:
Der Zentrale Grenzwertsatz besagt, dass die Summe einer großen Anzahl unabhängiger, identisch verteilter Zufallsvariablen näherungsweise normalverteilt ist, unabhängig von der ursprünglichen Verteilung der Variablen.
Details:
- Mathematisch: Für unabhängige Zufallsvariablen \(X_i\) mit \(E[X_i] = \mu\) und \(Var(X_i) = \sigma^2\), ist die Summe \(S_n = \sum_{i=1}^n X_i\) für \(n \to \infty\) normalverteilt mit \(N(n \mu, n \sigma^2)\).
- Konvergenzrate: Die Verteilung nähert sich der Normalverteilung mit \(\mathcal{O}(1/\sqrt{n})\).
- Voraussetzung: Die Zufallsvariablen müssen identisch verteilt sein und dürfen höchstens endliche Varianz besitzen.
Mikrokanonisches, Kanonisches und Großkanonisches Ensemble
Definition:
Untersuche statistische Ensembles zur Beschreibung von Systemen in verschiedenen Gleichgewichtszuständen: mikrokanonisches, kanonisches und großkanonisches Ensemble.
Details:
- Mikrokanonisches Ensemble:
- konstante Energie (\textit{E}), Volumen (\textit{V}) und Teilchenzahl (\textit{N})
- Zustände sind gleich wahrscheinlich
- Basis für Entropie (\textit{S}) und Temperatur (\textit{T})
- Kanonisches Ensemble:
- konstante Temperatur (\textit{T}), Volumen (\textit{V}) und Teilchenzahl (\textit{N})
- System im Wärmekontakt mit Reservoir
- Zustandswahrscheinlichkeit: \( P_i = \frac{e^{-\beta E_i}}{Z} \)
- Zustandssumme (\textit{Z}): \( Z = \sum_i e^{-\beta E_i} \)
- Großkanonisches Ensemble:
- konstante Temperatur (\textit{T}), Volumen (\textit{V}) und chemisches Potential (\textit{\mu})
- System im Teilchenaustausch mit Reservoir
- Zustandswahrscheinlichkeit: \( P_i = \frac{e^{-\beta (E_i - \mu N_i)}}{\Xi} \)
- Großkanonische Zustandssumme (\textit{\Xi}): \( \Xi = \sum_i e^{-\beta (E_i - \mu N_i)} \)
Dichteoperator und seine Anwendung
Definition:
In der statistischen Physik beschreibt der Dichteoperator den Zustand eines quantenmechanischen Systems in der Dichteoperatorsprache und ermöglicht die Berechnung von Mittelwerten physikalischer Größen.
Details:
- Dichteoperator-Kennzeichnung: \( \hat{\rho} \)
- Eigenschaften: \( \hat{\rho}^{\dagger} = \hat{\rho} \) (Selbstadjungiertheit), Spur von \( \hat{\rho} \) ist 1: \( \text{Tr}(\hat{\rho}) = 1 \)
- Reine Zustände: \( \hat{\rho} = | \psi \rangle \langle \psi | \)
- Gemischte Zustände: Linearkombination von Projektionsoperatoren
- Mittelwert physikalischer Größen: \( \langle A \rangle = \text{Tr}(\hat{\rho} \hat{A}) \)
- Gibbs-Verteilung bei thermischem Gleichgewicht: \( \hat{\rho} = \frac{e^{-\beta \hat{H}}}{Z} \)
- Partionsfunktion: \( Z = \text{Tr}(e^{-\beta \hat{H}}) \)
Erster und Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik
Definition:
Erster und Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik - fundamentale Prinzipien zur Beschreibung von Energieumwandlungen und Entropie.
Details:
- Erster Hauptsatz: \( \text{d}U = \text{d}Q - \text{d}W \) - Energieerhaltung, innere Energie (U) ändert sich durch Wärme (Q) und Arbeit (W).
- Zweiter Hauptsatz: Gesamtentropie (S) eines abgeschlossenen Systems nimmt nie ab, \( \text{d}S \ge 0 \) - beschreibt die Richtung natürlicher Prozesse und Unumkehrbarkeit.
- Zusammen: Unmöglichkeit eines Perpetuum mobile erster und zweiter Art.
Statistische Mechanik für Bosonen und Fermionen
Definition:
Betrachtet die statistische Verteilung von Teilchen, die Bosonen oder Fermionen sind, unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen Symmetrien und dem Pauli-Prinzip.
Details:
- Bosonen: Teilchen mit ganzzahligem Spin. Gehorchen der Bose-Einstein-Statistik.
- Bose-Einstein-Verteilung für mittlere Besetzungszahl pro Zustand mit Energie E: \[ n(E) = \frac{1}{e^{\beta (E - \mu)} - 1} \]
- Fermionen: Teilchen mit halbzahligem Spin. Gehorchen der Fermi-Dirac-Statistik.
- Fermi-Dirac-Verteilung für mittlere Besetzungszahl pro Zustand mit Energie E: \[ n(E) = \frac{1}{e^{\beta (E - \mu)} + 1} \]
- Unterscheidung aufgrund des Spins: Bosonen (integer), Fermionen (halbzahlig).
- Wichtig: Pauli-Prinzip nur für Fermionen (kein Zustand von mehr als einem Fermion besetzt).
Phasenübergänge erster und zweiter Ordnung
Definition:
Unterscheidung basierend auf dem Verhalten thermodynamischer Größen bei Übergang.
Details:
- Erster Ordnung: Diskontinuierlicher Übergang, latente Wärme ([L = T (\frac{\text{d}S}{\text{d}T})]). Beispiele: Schmelzen, Verdampfen.
- Zweiter Ordnung: Kontinuierlicher Übergang, keine latente Wärme, aber Sprung in Ableitungen der freien Energie (z.B. spezifische Wärme). Beispiel: Supraleitung, Ferromagnetismus.
Clausius-Clapeyron-Gleichung
Definition:
Beschreibt den Zusammenhang zwischen Druck und Temperatur an Phasengrenzlinien.
Details:
- Herleitung aus der Gleichgewichtsbedingung \( dG_1 = dG_2 \)
- Formel: \[ \frac{dP}{dT} = \frac{L}{T \Delta V} \]
- \( L \): latente Wärme
- \( \Delta V \): Volumenänderung
- Näherung für Flüssig-Gas-Grenze: \[ \ln P = -\frac{L}{R} \left(\frac{1}{T}\right) + C \]
Virialentwicklung für reale Gase
Definition:
Reihenentwicklung des Drucks eines realen Gases in Bezug auf die Dichte.
Details:
- Formel: \[ \frac{p}{k_B T} = \rho + B_2(T) \rho^2 + B_3(T) \rho^3 + \cdots \]
- \( \rho = \frac{N}{V} \)
- \( B_n(T) \) sind Virialkoeffizienten, abhängig von Temperatur \( T \)
- Berücksichtigt Wechselwirkungen zwischen Molekülen
- \( B_2(T) \): Zwei-Körper-Wechselwirkungen
- \( B_3(T) \): Drei-Körper-Wechselwirkungen