Allgemeine Psychologie II - Cheatsheet
Theorien der geteilten und selektiven Aufmerksamkeit
Definition:
Theorien zur Erklärung, wie und warum Menschen ihre Aufmerksamkeit auf verschiedene Reize aufteilen oder selektiv auf einen Reiz fokussieren.
Details:
- Geteilte Aufmerksamkeit: Fähigkeit, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu bearbeiten
- Selektive Aufmerksamkeit: Fokussierung auf einen bestimmten Reiz bei gleichzeitiger Ignorierung anderer Reize
- Bottleneck-Theorien: begrenzte Kapazität der Informationsverarbeitung (z.B. Broadbent's Filtertheorie)
- Dämpfungstheorie (Treisman): nicht beachtete Reize werden gedämpft, aber nicht vollständig ignoriert
- Ressourcen-Theorien: begrenzte Aufmerksamkeitsressourcen, die zwischen Aufgaben aufgeteilt werden (Kahneman's Modell)
Neurophysiologische Grundlagen der Aufmerksamkeit
Definition:
Neurobiologische Basis der selektiven und geteilten Aufmerksamkeit, einschließlich neuronaler Prozesse und beteiligter Hirnstrukturen.
Details:
- Kernstrukturen: Präfrontaler Kortex, Parietallappen
- Wichtige Theorien: Posner-Modell (Alerting, Orienting, Executive Attention), Dual-System-Theorie
- Neuronale Mechanismen: Top-Down- und Bottom-Up-Verarbeitung
- Neurotransmitter: Dopamin, Noradrenalin
- Elektrophysiologische Korrelate: EKPs (z.B. P300), fMRT-Aktivierungsmuster
- Bedeutung für kognitive Prozesse und Verhaltenssteuerung
Modelle des Langzeit- und Kurzzeitgedächtnisses
Definition:
Modelle des Langzeit- und Kurzzeitgedächtnisses unterscheiden zwischen temporärer und dauerhafter Informationsspeicherung im Gehirn
Details:
- Atkinson-Shiffrin-Modell (Modalmodell): Unterscheidet zwischen sensorischem Gedächtnis (SG), Kurzzeitgedächtnis (KZG) und Langzeitgedächtnis (LZG)
- SG: Ultrakurzes Gedächtnis, sehr kurze Speicherung (Millisekunden bis Sekunden)
- KZG: Kapazität ca. 7 ± 2 Items, Dauer ca. 20 Sekunden ohne Rehearsal
- LZG: Potenziell unbegrenzte Kapazität, langfristige Speicherung
- Arbeitsgedächtnismodell (Baddeley & Hitch): Unterscheidet zwischen phonologischer Schleife, visuell-räumlichem Notizblock und der zentralen Exekutive
- Konsolidierung: Prozess der Stabilisierung von Informationen im LZG
- Rehearsal: Wiederholung, um Informationen im KZG zu halten und ins LZG zu übertragen
- Interferenz: Störungen durch ähnliche Informationen können Speicherprozesse beeinflussen
- Chunking: Methode zur Verbesserung der KZG-Kapazität durch Gruppierung von Informationseinheiten
Kognitive Prozesse des Enkodierens, Speicherns und Abrufens
Definition:
Kognitive Prozesse der Gedächtnisbildung, bestehend aus Enkodieren, Speichern und Abrufen.
Details:
- Enkodieren: Prozess der Informationsaufnahme und Transformation in eine speicherbare Form.
- Speichern: Erhalt der enkodierten Informationen über die Zeit hinweg.
- Abrufen: Wiedergewinnung gespeicherter Informationen bei Bedarf.
- Zusammenhang dieser Prozesse entscheidet über Gedächtnisleistung.
- Einflussfaktoren: Aufmerksamkeit, Wiederholung, Kontext.
Phonologische und syntaktische Verarbeitung im Gehirn
Definition:
Phonologische Verarbeitung: Analyse von Lautsequenzen; Syntaktische Verarbeitung: Strukturierung von Satzbestandteilen
Details:
- Broca-Areal: wichtig für syntaktische Verarbeitung
- Wernicke-Areal: wichtig für phonologische Verarbeitung
- Linke Hemisphäre: dominiert Sprachverarbeitung
- ERP-Komponenten: P600 (Syntax), N400 (Semantik)
- Dual-Stream-Modell: ventral (Bedeutung), dorsal (Produktion)
Einfluss von Emotionen auf Entscheidungsprozesse
Definition:
Einfluss von Emotionen auf Entscheidungsprozesse beschreibt, wie Gefühle und emotionale Zustände die Art und Weise beeinflussen, wie Entscheidungen getroffen werden.
Details:
- Emotionen können Entscheidungsfindungen sowohl positiv als auch negativ beeinflussen.
- Heuristiken: Emotionen führen oft zu kognitiven Abkürzungen.
- Stimmungskongruenz: Stimmungen beeinflussen, welche Informationen leichter zugänglich sind.
- Affekt-Heuristik: Entscheidungen basieren oft auf schnellen emotionalen Reaktionen statt auf rationalen Abwägungen.
- Neurowissenschaftliche Grundlagen: Amygdala spielt eine Schlüsselrolle.
- Emotionale Erregung kann sowohl zu risikoscheuem als auch zu risikofreudigem Verhalten führen.
- Beispieltheorien: Somatic Marker Hypothese (Damasio), Theorie der affektiven Intuition (Epstein).
Gestaltpsychologische Prinzipien der Wahrnehmung
Definition:
Theorie, dass Menschen visuelle Informationen in Gestalten (ganzheitliche Formen) organisieren statt isolierte Teile zu sehen.
Details:
- Prinzip der Nähe: Objekte, die nah beieinander liegen, werden als Gruppe wahrgenommen.
- Prinzip der Ähnlichkeit: Ähnliche Objekte werden als zusammengehörig wahrgenommen.
- Prinzip der Fortsetzung: Linien werden als durchgehende Muster wahrgenommen.
- Prinzip des gemeinsamen Schicksals: Objekte, die sich in die gleiche Richtung bewegen, werden als Einheit wahrgenommen.
- Prinzip der Geschlossenheit: Unvollständige Formen werden als vollständig wahrgenommen.
- Figur-Grund-Trennung: Differenzierung zwischen einem Objekt (Figur) und dem Hintergrund (Grund).
Perzeptuelle Illusionen und ihre Erklärungen
Definition:
Wahrnehmungstäuschungen, bei denen der wahrgenommene Reiz von der objektiven Realität abweicht.
Details:
- Klassifikation: Optische, akustische, taktile Illusionen
- Ursachen: Physiologische und kognitive Faktoren
- Beispiele: Müller-Lyer-Täuschung, Ponzo-Illusion
- Erklärung: Diskrepanzen zwischen physikalischen Reizen und neuronaler Verarbeitung
- Wichtige Konzepte: Gestaltgesetze, Konstruktivismus, Bottom-up und Top-down Prozesse