Sozialpsychologie - Cheatsheet
Fundamentaler Attributionsfehler
Definition:
Neigung, Verhalten anderer Personen auf deren Persönlichkeitseigenschaften zu attribuieren, anstatt auf situative Faktoren.
Details:
- Verhaltensursache wird intern statt extern gesehen.
- Kulturelle Unterschiede: stärker in westlichen Kulturen.
- Beispiel: jemand stolpert, man denkt, die Person ist ungeschickt (interne Attribution), statt dass der Boden uneben war (externe Attribution).
- Konsequenzen: kann zu Missverständnissen und Vorurteilen führen.
Elaboration-Likelihood-Modell
Definition:
Das Elaboration-Likelihood-Modell (ELM) erklärt, wie persuasive Kommunikation Einstellungen ändert. Es identifiziert zwei Wege der Verarbeitung: den zentralen und den peripheren Weg.
Details:
- Zentraler Weg: gründliche und kritische Auseinandersetzung mit Argumenten. Hohe Motivation und Fähigkeit zur Verarbeitung notwendig.
- Peripherer Weg: oberflächliche Verarbeitung, z.B. durch Heuristiken oder oberflächliche Merkmale wie Attraktivität des Sprechers. Geringe Motivation oder Fähigkeit zur Verarbeitung.
- Wahl des Wegs hängt von Motivation und Fähigkeit des Rezipienten ab.
- Langfristige Einstellungänderungen wahrscheinlicher bei zentralem Weg.
Gruppendenken (Groupthink)
Definition:
Gruppendenken (Groupthink) beschreibt eine Situation, in der die Mitglieder einer Gruppe den Konsens und die Harmonie über kritisches Denken und die Berücksichtigung alternativer Meinungen stellen. Dies führt oft zu irrationalen oder dysfunktionalen Entscheidungen.
Details:
- Entscheidungen werden schnell und ohne ausreichende Diskussion getroffen
- Gegensätzliche Meinungen werden unterdrückt oder ignoriert
- Hohes Maß an Selbstzensur bei Gruppenmitgliedern
- Illusion der Unverwundbarkeit und kollektive Rationalisierung
- Oft bei Gruppen mit starkem Zusammenhalt und isoliert von Außenstehenden
Kognitive Dissonanz und deren Reduktion
Definition:
Kognitive Dissonanz: unangenehmer Gefühlszustand bei widersprüchlichen Kognitionen (Überzeugungen, Einstellungen, Verhalten). Reduktion durch Änderung von Kognitionen, Addition neuer Kognitionen oder Änderung der Wichtigkeit.
Details:
- Theorie von Leon Festinger (1957)
- Dissonanz entsteht, wenn kognitive Elemente im Widerspruch stehen
- Dissonanzreduktion: Änderung einer der dissonanten Kognitionen, Neubewertung der Kognitionen, Suche nach konsonanten Informationen
- Beispiel: Rauchen trotz Wissens um gesundheitliche Risiken -> Reduktion durch 'Rauchen hilft mir zu entspannen.'
- Schlüsselkonzepte: Rationalisierung, Selbstrechtfertigung
Schemata und Heuristiken
Definition:
Kognitive Strukturen, die Informationen organisieren sowie mentale Abkürzungen, die Urteile erleichtern.
Details:
- Schemata beeinflussen Wahrnehmung, Erinnerung und Urteil von sozialen Informationen.
- Heuristiken sind mentale Abkürzungen, die effizient, aber manchmal ungenau sind.
- Beispiele für Heuristiken: Verfügbarkeitsheuristik, Repräsentativitätsheuristik, Ankerheuristik.
- Verfügbarkeitsheuristik: Urteile basierend auf der Leichtigkeit, mit der Beispiele in den Sinn kommen.
- Repräsentativitätsheuristik: Urteile basierend auf der Ähnlichkeit zu Prototypen.
- Ankerheuristik: Tendenz, sich bei Entscheidungen zu stark auf einen Anfangswert (Anker) zu stützen.
Primacy-Effekt und Recency-Effekt
Definition:
Primacy-Effekt: Tendenz, sich an die ersten Informationselemente zu erinnern. Recency-Effekt: Tendenz, sich an die letzten Informationselemente zu erinnern.
Details:
- Gehören zur Gedächtnispsychologie.
- Primacy-Effekt: Ursache durch mehr Zeit zum Verarbeiten und Wiederholen der ersten Elemente.
- Recency-Effekt: Ursache durch noch aktive Kurzzeitspeicherung der letzten Elemente.
- Wichtige Konzepte im Rahmen der seriellen Positionskurve.
- Beeinflussen, wie Informationen präsentiert und erinnert werden.
Mindsets und implizite Theorien
Definition:
Beschreibt, wie Menschen ihre Fähigkeiten und Intelligenz wahrnehmen, sowie die zugrunde liegenden Annahmen darüber
Details:
- Festes Mindset: Intelligenz und Fähigkeiten als unveränderlich betrachtet
- Wachstums-Mindset: Glaube daran, dass Intelligenz und Fähigkeiten durch Anstrengung und Lernen wachsen können
- Implizite Theorien: Grundlegende Annahmen über die eigene Person und andere beeinflussen Verhalten und Motivation (z.B. Dweck 1999)
- Implikationen: Unterschiedliches Verhalten bei Herausforderungen und Rückschlägen
- Beispiel: Personen mit einem Wachstums-Mindset sind eher bereit, sich anzustrengen und aus Fehlern zu lernen
Maßnahmen zur Reduktion von Vorurteilen
Definition:
Strategien und Methoden zur Verringerung von negativen Vorurteilen gegenüber Individuen oder Gruppen auf Basis geschlechtlicher, ethnischer, sozialer oder anderer Unterschiede.
Details:
- Kontakt-Hypothese: Direkter Kontakt zwischen Gruppen vermindert Vorurteile, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind (z.B. gleicher Status, gemeinsames Ziel).
- Kognitives Training: Aufbau von Bewusstsein und Wissen über Vorurteile und deren Auswirkungen.
- Empathieförderung: Perspektivenübernahme und emotionale Verbindung mit Zielgruppen erhöhen.
- Stereotypenkonfrontation: Aktives Hinterfragen und Widerlegen von Stereotypen.
- Intergruppale Kooperation: Gemeinsame Aufgaben oder Projekte fördern Zusammenarbeit und reduzieren Konflikte.
- Normative Einflüsse: Schaffung und Verstärkung von Normen, die Vorurteile und Diskriminierung ablehnen.