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Entwicklungspsychopathologie - Exam
Entwicklungspsychopathologie - Exam Aufgabe 1) Die Klassifikations- und Diagnosesysteme, wie das DSM-5 und ICD-10, sind entscheidend für die Kategorisierung und Diagnose psychischer Störungen. Das DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen, 5. Ausgabe) wird von der American Psychiatric Association (APA) herausgegeben, während das ICD-10 (Internationale Klassifikation der ...

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Entwicklungspsychopathologie - Exam

Aufgabe 1)

Die Klassifikations- und Diagnosesysteme, wie das DSM-5 und ICD-10, sind entscheidend für die Kategorisierung und Diagnose psychischer Störungen. Das DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen, 5. Ausgabe) wird von der American Psychiatric Association (APA) herausgegeben, während das ICD-10 (Internationale Klassifikation der Krankheiten, 10. Revision) von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht wird. Beide enthalten spezifische Kriterien zur Diagnosestellung psychischer Störungen und werden weltweit in Forschung und klinischer Praxis verwendet. Kontinuierliche Revisionen dieser Systeme tragen zur Anpassung an neue wissenschaftliche Erkenntnisse bei.

a)

Vergleiche das DSM-5 und ICD-10 hinsichtlich ihrer strukturellen Unterschiede und Ähnlichkeiten. Gehe dabei auf die Prinzipien ein, nach denen beide Systeme aufgebaut sind, und diskutiere die Relevanz dieser Systeme in der klinischen Praxis und Forschung.

Lösung:

In der klinischen Psychologie und Psychiatrie sind das DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen, 5. Ausgabe) und das ICD-10 (Internationale Klassifikation der Krankheiten, 10. Revision) von zentraler Bedeutung. Beide bieten standardisierte Kriterien zur Diagnose psychischer Störungen und werden weltweit in der Forschung und klinischen Praxis verwendet. Hier sind einige strukturelle Unterschiede und Ähnlichkeiten beider Systeme:

  • Herausgeber: Das DSM-5 wird von der American Psychiatric Association (APA) herausgegeben. Das ICD-10 hingegen wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht.
  • Struktur und Aufbau: Das DSM-5 ist speziell auf psychische Störungen fokussiert und bietet detaillierte diagnostische Kriterien sowie umfassende Beschreibungen der Krankheitsbilder. Es umfasst eine Vielzahl von Störungen, die in spezifische Kategorien eingeteilt sind, wie z.B. affektive Störungen, Angststörungen und Schizophrenie. Das ICD-10 hingegen ist ein umfassenderes System, das nicht nur psychische, sondern auch körperliche Krankheiten klassifiziert. Die Psychischen Störungen sind im Kapitel F (Kapitel V: Psychische und Verhaltensstörungen) zusammengefasst.
  • Klassifikationsprinzipien: Beide Systeme verfolgen einen deskriptiven Ansatz und basieren auf beobachtbaren Symptomen und Verhaltensweisen. Sie verwenden keine theoretischen Modelle zur Erklärung der Störungen, sondern konzentrieren sich auf die präzise Beschreibung der Symptomatologie. Das DSM-5 legt dabei großen Wert auf klinische Entscheidungshilfen und diagnostische Interviews, während das ICD-10 eine breitere Anwendung für zahlreiche medizinische Fachbereiche bietet.
  • Nummerierung und Kodierung: Im DSM-5 haben die Diagnosen spezifische Codes, die zur Erleichterung der Abrechnung und Verwaltung verwendet werden können. Auch das ICD-10 hat ein ähnliches Kodierungssystem, das international weit verbreitet ist und im Gesundheitssystem zur Standardisierung der Dokumentation und Abrechnung verwendet wird.
  • Revision und Aktualisierung: Beide Systeme werden regelmäßig revidiert, um den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gerecht zu werden. Das DSM-5 ist die neueste Version des DSM-Systems, während das ICD-10 in absehbarer Zeit durch die ICD-11 abgelöst wird, die bereits 2018 von der WHO veröffentlicht wurde.
  • Relevanz in der klinischen Praxis und Forschung: In der klinischen Praxis bieten beide Systeme eine gemeinsame Sprache für die Diagnose psychischer Störungen, was die Kommunikation zwischen Fachleuten erleichtert. In der Forschung ermöglichen sie eine standardisierte Erfassung und Analyse von Daten, wodurch vergleichende Studien und Meta-Analysen erleichtert werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl das DSM-5 als auch das ICD-10 essenzielle Werkzeuge für die Diagnose und Klassifikation psychischer Störungen darstellen. Ihre regelmäßige Aktualisierung stellt sicher, dass sie an den Stand der Wissenschaft angepasst bleiben und somit eine verlässliche Grundlage für klinische und wissenschaftliche Arbeiten bieten.

b)

Beschreibe den Prozess einer Revision dieser Systeme und erläutere, wie wissenschaftliche Erkenntnisse und gesellschaftliche Veränderungen Einfluss auf die Überarbeitung der Kategorien und Diagnosen im DSM-5 und ICD-10 nehmen. Führe konkrete Beispiele von Änderungen zwischen den Revisionen des DSM-4 und DSM-5 bzw. ICD-9 und ICD-10 an.

Lösung:

Die Revision von Klassifikations- und Diagnosesystemen wie dem DSM-5 und ICD-10 ist ein umfangreicher und systematischer Prozess, der dazu dient, die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und gesellschaftlichen Veränderungen in die Diagnosekriterien aufzunehmen. Hier ist eine Beschreibung des Prozesses und wie diese Systeme überarbeitet werden:

  • Systematische Überprüfung: Die Überarbeitungsprozesse beginnen meist mit einer systematischen Überprüfung der bestehenden Diagnosekriterien. Expertenkomitees, die aus Forschern, Klinikern und anderen Fachleuten bestehen, analysieren die aktuelle wissenschaftliche Literatur, um festzustellen, welche Kriterien aktualisiert oder geändert werden müssen.
  • Öffentliche und Fachliche Konsultationen: Während des Revisionsprozesses wird häufig Feedback von der breiteren medizinischen Gemeinschaft und der Öffentlichkeit eingeholt. Dies kann durch Umfragen, Workshops und öffentliche Stellungnahmen erfolgen, um sicherzustellen, dass die Revisionen umfassend und inklusiv sind.
  • Inklusion neuer Forschungsergebnisse: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse, wie genetische Studien, neurobiologische Forschung und epidemiologische Daten, werden in den Revisionsprozess einbezogen. Dies soll sicherstellen, dass die Diagnosekriterien auf dem neuesten Stand der Wissenschaft basieren.
  • Gesellschaftliche Veränderungen: Gesellschaftliche Veränderungen und deren Einfluss auf die Definition und das Verständnis psychischer Störungen werden ebenfalls berücksichtigt. Beispielsweise können Änderungen in der sozialen Akzeptanz und Wahrnehmung bestimmter Verhaltensweisen oder Identitäten einbezogen werden.
  • Testung und Validierung: Neue oder überarbeitete Diagnosekriterien werden oft in klinischen Studien getestet, um ihre Zuverlässigkeit und Validität zu überprüfen. Dies stellt sicher, dass die Kriterien in der Praxis anwendbar und zuverlässig sind.
  • Einführung und Implementierung: Nach der Fertigstellung der Revision werden die neuen Diagnosekriterien öffentlich gemacht und in die klinische Praxis implementiert. Dies kann Schulungen und Bildungsinitiativen erfordern, um sicherzustellen, dass die Fachleute die neuen Kriterien anwenden können.

Konkrete Beispiele von Änderungen:

  • DSM-4 zu DSM-5:
    • Autismus-Spektrum-Störung: Im DSM-4 gab es mehrere getrennte Diagnosen für autistische Störungen, wie z.B. Asperger-Syndrom und PDD-NOS (Pervasive Developmental Disorder-Not Otherwise Specified). Im DSM-5 wurden diese zu einer einzigen Diagnose, der Autismus-Spektrum-Störung (ASS), zusammengefasst, um eine genauere Diagnose und Behandlung zu ermöglichen.
    • Binge-Eating-Störung: Die Binge-Eating-Störung (Essanfallsstörung) wurde im DSM-5 als eigenständige Diagnose aufgenommen. Im DSM-4 wurde dieses Verhalten als Teil von „EDNOS“ (Eating Disorder Not Otherwise Specified) klassifiziert.
  • ICD-9 zu ICD-10:
    • Vermehrte Kodierungsspezifität: ICD-10 bietet detailliertere und spezifischere Codes im Vergleich zu ICD-9. Zum Beispiel ermöglicht dies eine genauere Erfassung und Analyse von Diagnosen und Behandlungen.
    • Neue diagnostische Kategorien: ICD-10 führte neue diagnostische Kategorien ein, wie z.B. „Komplexe posttraumatische Belastungsstörung“ (C-PTBS) und „Bipolare affektive Störung“. Diese Änderungen spiegelten ein besseres Verständnis und neue Forschungsergebnisse wider.

Zusammenfassend spiegeln die kontinuierlichen Revisionen von DSM-5 und ICD-10 die dynamische Natur der Medizin und der Wissenschaft wider. Sie gewährleisten, dass Diagnosekriterien immer auf dem neuesten Stand der Forschung und gesellschaftlichen Entwicklung sind, um eine bestmögliche Versorgung der Patienten zu gewährleisten.

Aufgabe 2)

Im Rahmen der Entwicklungspsychopathologie spielt das biopsychosoziale Modell eine wesentliche Rolle, da es eine integrative Sichtweise bietet, wie sich psychische Störungen entwickeln und manifestieren. Es berücksichtigt biologische, psychologische und soziale Faktoren gleichermaßen und betont deren Interaktion im Entwicklungsverlauf. Biologische Faktoren umfassen genetische Veranlagungen, Neurotransmitter und Gehirnstruktur, während psychologische Faktoren Aspekte wie Temperament, Bewältigungsstrategien, Emotionen und Kognitionen einschließen. Soziale Faktoren beinhalten die Familienstruktur, sozioökonomischen Status, kulturelle Einflüsse und Erfahrungen wie Trauma.

a)

Erkläre, wie genetische Veranlagungen und Neurotransmitter im Rahmen des biopsychosozialen Modells zur Entwicklung von psychischen Störungen beitragen können. Verdeutliche Deine Antwort anhand eines Beispiels einer spezifischen Störung, z.B. der Schizophrenie.

Lösung:

Genetische Veranlagungen und Neurotransmitter im Rahmen des biopsychosozialen Modells:

  • Genetische Veranlagungen: Genetische Veranlagungen spielen eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung von psychischen Störungen. Menschen, die eine familiäre Häufung von bestimmten psychischen Erkrankungen aufweisen, haben ein höheres Risiko, selbst daran zu erkranken. Dies liegt daran, dass bestimmte Gene vererbt werden können, die die Anfälligkeit für diese Erkrankungen erhöhen.
  • Neurotransmitter: Neurotransmitter sind chemische Botenstoffe im Gehirn, die für die Übertragung von Signalen zwischen den Nervenzellen zuständig sind. Ein Ungleichgewicht oder eine Störung im Neurotransmitter-System kann zur Entstehung von psychischen Störungen beitragen. Zum Beispiel sind Dopamin, Serotonin und Glutamat drei wichtige Neurotransmitter, die oft mit psychischen Störungen in Verbindung gebracht werden.

Beispiel: Schizophrenie

  • Genetische Veranlagungen: Schizophrenie ist eine komplexe Erkrankung, die häufig in Familien auftritt. Studien haben gezeigt, dass Personen mit einem Verwandten ersten Grades, der an Schizophrenie leidet, ein deutlich erhöhtes Risiko haben, selbst an Schizophrenie zu erkranken. Es wird angenommen, dass mehrere Gene, die miteinander interagieren, die Anfälligkeit für Schizophrenie erhöhen.
  • Neurotransmitter: Ein Ungleichgewicht im Dopamin-System wird oft mit der Entwicklung von Schizophrenie in Verbindung gebracht. Forscher haben herausgefunden, dass Menschen mit Schizophrenie häufig eine abnorm hohe Aktivität von Dopamin im Gehirn aufweisen, was zu den charakteristischen Symptomen wie Wahnvorstellungen und Halluzinationen führt. Dies wird als die „Dopamin-Hypothese“ der Schizophrenie bezeichnet.
  • Zusammenfassung:Bei der Schizophrenie trägt eine Kombination aus genetischen Veranlagungen und Ungleichgewichten im Dopamin-System zur Entstehung und Manifestation der Erkrankung bei. Das biopsychosoziale Modell hilft hierbei, diese komplexen Interaktionen zu verstehen und zeigt, dass sowohl biologische, psychologische als auch soziale Faktoren bei der Entwicklung psychischer Störungen eine Rolle spielen.

    b)

    Diskutiere, wie soziale Faktoren, insbesondere der sozioökonomische Status und traumatische Erlebnisse, in Wechselwirkung mit psychologischen und biologischen Faktoren zur Manifestation von Depressionen führen können. Wie könnte man mithilfe des biopsychosozialen Modells einen Therapieplan erstellen, der diese verschiedenen Faktoren berücksichtigt?

    Lösung:

    Einfluss sozialer Faktoren auf die Manifestation von Depressionen:

    • Sozioökonomischer Status: Ein niedriger sozioökonomischer Status kann zahlreiche negative Auswirkungen haben, wie beispielsweise finanzielle Unsicherheit, begrenzten Zugang zu Gesundheitsversorgung und schlechtere Lebensbedingungen. Diese Faktoren können chronischen Stress und Gefühle der Hoffnungslosigkeit fördern, was das Risiko für die Entwicklung von Depressionen erhöht. Menschen mit geringem sozioökonomischem Status können außerdem stärker sozial isoliert sein, was ebenfalls die Wahrscheinlichkeit von Depressionen erhöht.
    • Traumatische Erlebnisse: Traumatische Erlebnisse, wie Missbrauch, Gewalt oder der Verlust eines geliebten Menschen, können tiefgreifende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben. Solche Erlebnisse können zu anhaltender Angst, Depression und Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) führen. Eine Person, die traumatische Erlebnisse durchgemacht hat, könnte sich in einem ständigen Zustand erhöhter Erregung oder Anspannung befinden, was das Risiko für depressive Episoden erhöht.

    Die sozialen Faktoren interagieren oft mit psychologischen und biologischen Faktoren, um Depressionen zu verursachen. Beispielsweise kann eine genetische Anfälligkeit für Depressionen das Risiko erhöhen, dass eine Person in Reaktion auf soziale Stressoren eine Depression entwickelt.

    Erstellung eines Therapieplans mit dem biopsychosozialen Modell:

    • Biologische Interventionen: Anti-depressive Medikamente können verschrieben werden, um das chemische Ungleichgewicht im Gehirn zu korrigieren. Ein sorgfältiges Monitoring und eine Anpassung der Medikamente sind notwendig, um die besten Ergebnisse zu erzielen.
    • Psychologische Interventionen: Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) kann helfen, negative Denkmuster zu identifizieren und zu ändern. Techniken zur Stressbewältigung und Achtsamkeitsübungen können ebenfalls nützlich sein. Trauma-Fokussierte Therapie kann spezifisch entwickelt werden, um den Betroffenen zu helfen, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und zu bewältigen.
    • Soziale Interventionen: Soziale Unterstützung durch Freunde, Familie oder Selbsthilfegruppen kann signifikant zur Heilung beitragen. Interventionen können auch darauf abzielen, die sozioökonomischen Bedingungen zu verbessern, z.B. durch Zugang zu Wohlfahrtsprogrammen, Berufsberatung und Weiterbildungsmöglichkeiten. Zudem könnte die Unterstützung bei der Bewältigung von sozialen Stressoren, wie finanzielle Probleme oder Konflikte, einen signifikanten Einfluss auf die psychische Gesundheit haben.

    Zusammenfassung:Ein Therapieplan, der das biopsychosoziale Modell einbezieht, wird multidimensional. Er muss die komplexe Wechselwirkung zwischen biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren berücksichtigen. Durch diese umfassende Herangehensweise können individuell zugeschnittene Behandlungsstrategien entwickelt werden, die den spezifischen Bedürfnissen der betroffenen Person gerecht werden.

    Aufgabe 3)

    Stellen Sie sich vor, Sie führen ein klinisches Interview mit einem 10-jährigen Kind durch, das aufgrund von Schulproblemen und sozialen Isolationen in ärztlicher Behandlung ist. In der Anamnese wurde festgestellt, dass das Kind in den letzten Jahren mehrere Schulwechsel aufgrund von Umzügen der Familie durchlaufen hat. Diese Veränderungen haben das Kind erheblich belastet.

    a)

    Beschreibe den Unterschied zwischen einem strukturierten und einem unstrukturierten klinischen Interview. Erläutere, welche Vor- und Nachteile beide Methoden in Bezug auf die Diagnostik von Schulproblemen und sozialen Isolationen bei einem Kind haben könnten.

    Lösung:

    Strukturiertes klinisches Interview:

    • Ein strukturiertes klinisches Interview folgt einem festgelegten Fragenkatalog, der für alle Patienten gleich ist.
    • Es gibt wenig bis keinen Spielraum für Abweichungen oder zusätzliche Fragen außerhalb des vorgegebenen Rahmens.
    • Beispiele: SCID (Structured Clinical Interview for DSM), ADIS (Anxiety Disorders Interview Schedule).

    Vor- und Nachteile des strukturierten Interviews:

    • Vorteile:
      • Hohe Reliabilität und Validität, da alle Patienten die gleichen Fragen beantworten.
      • Erlaubt systematische Vergleiche zwischen Patienten.
      • Ermöglicht auch weniger erfahrenen Interviewern, relevante Informationen zu erfassen.
    • Nachteile:
      • Wenig Flexibilität, um auf unvorhergesehene oder individuelle Probleme einzugehen.
      • Könnte für Kinder besonders belastend oder einschüchternd wirken.
      • Kann wichtige, nicht standardisierte Informationen übersehen.

    Unstrukturiertes klinisches Interview:

    • Ein unstrukturiertes klinisches Interview verläuft frei, ohne vorgegebene Fragen.
    • Der Interviewer passt die Fragen an die Bedürfnisse und Antworten des Patienten an.
    • Das Gespräch entwickelt sich dynamisch und flexibel.

    Vor- und Nachteile des unstrukturierten Interviews:

    • Vorteile:
      • Hohe Flexibilität, um auf individuelle Probleme gezielt einzugehen.
      • Kann eine entspannte Atmosphäre schaffen, in der sich das Kind wohler fühlt.
      • Erlaubt es, wichtige, nicht standardisierte Informationen zu sammeln.
    • Nachteile:
      • Geringere Reliabilität und Vergleichbarkeit, da die Fragen und der Gesprächsverlauf variieren.
      • Erfordert hohe Erfahrung und Intuition des Interviewers, um relevante Informationen zu erfassen.
      • Kann weniger systematisch und strukturiert sein, was wichtige Diagnostikinformationen beeinträchtigen könnte.

    Bezug auf Diagnostik von Schulproblemen und sozialen Isolationen:

    • Ein strukturiertes Interview kann dabei helfen, bestimmte Diagnosekriterien und Probleme systematisch zu erfassen, die mit Schulproblemen und sozialer Isolation zusammenhängen.
    • Ein unstrukturiertes Interview ermöglicht es, tiefer auf individuelle Ursachen und Faktoren einzugehen, die zu Schulproblemen und sozialer Isolation beitragen können, insbesondere in einfachen Gesprächen, die mit dem Umzug und den damit verbundenen Stressoren zusammenhängen.

    b)

    Welche spezifischen Fragen würdest Du in einem strukturierten klinischen Interview (z.B. SKID oder DIPS) stellen, um die Schulprobleme und sozialen Isolationen des Kindes zu diagnostizieren? Liste mindestens fünf relevante Fragen und erkläre, warum jede dieser Fragen hilfreich wäre.

    Lösung:

    Spezifische Fragen in einem strukturierten klinischen Interview zur Diagnose von Schulproblemen und sozialen Isolationen bei einem 10-jährigen Kind:

    • 1. Hast Du Schwierigkeiten, Dich in der Schule zu konzentrieren oder Deine Aufgaben zu erledigen?
      • Diese Frage hilft, Aufmerksamkeitsprobleme zu identifizieren, die häufig mit Schulproblemen verbunden sind.
    • 2. Fühlst Du Dich in der Schule oft traurig oder niedergeschlagen?
      • Diese Frage zielt darauf ab, mögliche depressive Symptome zu erkennen, die die schulische Leistung und soziale Interaktionen beeinträchtigen können.
    • 3. Hast Du Freunde in der Schule? Spielst Du manchmal mit ihnen?
      • Diese Frage hilft, das soziale Netzwerk des Kindes zu verstehen und mögliche Isolation aufzudecken.
    • 4. Wirst Du in der Schule von anderen Kindern geärgert oder ausgelacht?
      • Diese Frage kann Mobbing und seine Auswirkungen auf das emotionale Wohlbefinden und die schulische Leistung beleuchten.
    • 5. Fühlst Du Dich in der Schule sicher? Hast Du Angst, in die Schule zu gehen?
      • Diese Frage kann Ängste und Sorgen des Kindes in Bezug auf die Schule identifizieren, die möglicherweise durch die häufigen Schulwechsel und die damit verbundenen Unsicherheiten verstärkt werden.

    Erklärung, warum jede dieser Fragen hilfreich ist:

    • 1. Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme: Schwierigkeiten in der Konzentration können ein Hinweis auf ADHS oder andere psychische Störungen sein, die die schulische Leistung beeinträchtigen.
    • 2. Depressive Symptome: Depression kann sowohl eine Ursache als auch eine Folge von Schulproblemen und sozialer Isolation sein. Das Erkennen dieser Symptome ist entscheidend für eine umfassende Diagnose.
    • 3. Soziale Interaktionen: Soziale Isolation und fehlende Freundschaften können zu einem Gefühl von Einsamkeit und niedrigem Selbstwertgefühl führen, was wiederum die schulische Leistung negativ beeinflusst.
    • 4. Mobbing: Mobbing hat tiefgreifende negative Auswirkungen auf das emotionale Wohlbefinden eines Kindes und kann Schulangst und Leistungseinbußen verursachen.
    • 5. Sicherheits- und Angstgefühle: Angst vor der Schule kann auf traumatische Erfahrungen oder Unsicherheiten hinweisen, die durch häufige Schulwechsel und neue soziale Umgebungen verstärkt werden.

    c)

    Erstelle ein Hypothesenmodell zur Erklärung der Schulprobleme und sozialen Isolationen des Kindes unter Berücksichtigung der Informationen aus der Anamnese und dem klinischen Interview. Dein Modell sollte biologische, psychologische und soziale Aspekte umfassen. Formuliere drei Hypothesen und argumentiere, warum diese Hypothesen im vorliegenden Fall sinnvoll sind.

    Lösung:

    Hypothesenmodell zur Erklärung der Schulprobleme und sozialen Isolationen des Kindes:

    Unter Berücksichtigung der Anamnese und der klinischen Interviewinformationen erstelle ich ein Modell, das die Schulprobleme und sozialen Isolationen des 10-jährigen Kindes mit biologischen, psychologischen und sozialen Einflüssen in Zusammenhang bringt. Drei Hypothesen werden formuliert:

    • Hypothese 1: Biologische Faktoren (z.B. genetische Veranlagung)
      • Argumentation: Das Kind könnte genetisch bedingte Dispositionen für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) oder Angststörungen haben. Studien zeigen, dass solche genetischen Veranlagungen die schulischen Leistungen und sozialen Interaktionen beeinträchtigen können. Insbesondere häufige Schulwechsel könnten diese genetischen Prädispositionen verstärken, da das Kind immer wieder neue Anpassungsphasen durchlaufen muss.
    • Hypothese 2: Psychologische Faktoren (z.B. Stress und Anpassungsprobleme)
      • Argumentation: Die wiederholten Schulwechsel aufgrund der Umzüge der Familie haben das Kind erheblich belastet und könnten zu Anpassungsstörungen geführt haben. Die damit einhergehenden Unsicherheiten und wiederholten Einlebensphasen in neue Schulgemeinschaften führen zu erhöhtem Stress und sozialen Ängsten. Diese könnten sich in Form von Schulproblemen und sozialer Isolation manifestieren.
    • Hypothese 3: Soziale Faktoren (z.B. fehlende soziale Unterstützung und Mobbing)
      • Argumentation: Das Kind könnte durch die ständigen Veränderungen in seinem sozialen Umfeld Schwierigkeiten haben, stabile Freundschaften zu entwickeln und aufrechtzuerhalten. Dies führt zu sozialer Isolation und einem mangelnden sozialen Netzwerk. Zusätzlich könnten Anpassungsschwierigkeiten dazu führen, dass das Kind zum Ziel von Mobbing durch Mitschüler wird, was die Angst vor der Schule und die sozialen Isolationen weiter verstärkt.

    Zusammenfassend:

    • Biologische Aspekte: Genetische Veranlagungen für ADHS oder Angststörungen, die durch häufige Schulwechsel verstärkt werden.
    • Psychologische Aspekte: Erhöhter Stress und Anpassungsprobleme aufgrund der ständigen Veränderungen und neuen Anforderungen.
    • Soziale Aspekte: Fehlende stabile Freundschaften und möglicherweise Mobbingerfahrungen, die zu sozialer Isolation und Schulproblemen führen.

    Aufgabe 4)

    Kognitiv-behaviorale Therapie (KBT) bei Kindern und JugendlichenDie kognitiv-behaviorale Therapie (KBT) ist eine Therapieform, die darauf abzielt, sowohl Verhalten als auch Kognitionen zu beeinflussen. Sie basiert auf lerntheoretischen Prinzipien. Zu den Zielen dieser Therapie gehört es, dysfunktionale Denkmuster und Verhaltensweisen zu verändern. Die KBT findet Anwendung bei verschiedenen Störungen wie Angststörungen, Depressionen und ADHS. Zu den Techniken zählen kognitive Umstrukturierung, Exposition und Verstärkungspläne. Der Therapieprozess umfasst Diagnostik, Zielformulierung, Intervention und Evaluation. Oft ist dabei die Beteiligung der Eltern essenziell, was die Wirksamkeit der Therapie weiter erhöht. Wissenschaftliche Studien haben belegt, dass diese Therapieform gut fundiert und effektiv ist.

    a)

    Nehmen wir an, ein 10-jähriges Kind leidet unter einer starken Angststörung. Beschreibe den Ablauf der kognitiv-behavioralen Therapie für dieses Kind, von der Diagnostik bis zur Evaluation. Achte darauf, spezifische Techniken der KBT zu benennen, die besonders bei Angststörungen wirksam sind.

    Lösung:

    Therapieablauf bei einem 10-jährigen Kind mit starker Angststörung

    Die kognitiv-behaviorale Therapie (KBT) für ein 10-jähriges Kind mit einer starken Angststörung folgt einem strukturierten Ablauf, der verschiedene Phasen und spezifische Techniken der KBT umfasst:

    • 1. Diagnostik:Zu Beginn der Therapie steht eine gründliche Diagnostik. Der Therapeut führt Gespräche mit dem Kind und den Eltern, um die Art und den Umfang der Angststörung zu erfassen. Dazu werden standardisierte Fragebögen und klinische Interviews verwendet. Diese Phase hilft, spezifische Angsttriggers und Verhaltensmuster zu identifizieren.
    • 2. Zielformulierung:In dieser Phase werden gemeinsam mit dem Kind und den Eltern konkrete und erreichbare Therapieziele formuliert. Zum Beispiel könnte ein Ziel sein, die Angst vor bestimmten Situationen zu reduzieren oder bestimmte Vermeidungsverhaltensweisen abzubauen.
    • 3. Intervention:Die eigentliche Therapiephase, in der verschiedene Techniken der KBT angewendet werden:
      • Kognitive Umstrukturierung: Hierbei wird daran gearbeitet, dysfunktionale Denkmuster zu identifizieren und zu ändern. Beispielsweise könnte das Kind lernen, ängstliche Gedanken wie „Ich kann das nicht“ durch realistischere und positivere Gedanken zu ersetzen.
      • Exposition: Eine der wirksamsten Techniken bei Angststörungen ist die Exposition. Das Kind wird schrittweise und kontrolliert mit den angstauslösenden Situationen konfrontiert, um zu lernen, dass die Angst abnimmt, wenn man der Situation nicht ausweicht. Dies kann beispielsweise durch Rollenspiele oder reale Expositionen erfolgen.
      • Verstärkungspläne: Positive Verhaltensweisen werden durch Belohnungen verstärkt. Zum Beispiel könnte das Kind für das erfolgreiche Durchführen einer Expositionsübung eine kleine Belohnung erhalten.
    • 4. Beteiligung der Eltern:Die Eltern spielen eine wichtige Rolle im Therapieprozess. Sie werden angeleitet, wie sie ihr Kind unterstützen können und wie sie selbst hilfreiche Verhaltensweisen im Umgang mit der Angst ihres Kindes zeigen können.
    • 5. Evaluation:Am Ende der Therapie wird eine Evaluation durchgeführt, um zu überprüfen, ob die Therapieziele erreicht wurden. Dies erfolgt durch erneute Befragung des Kindes und der Eltern sowie durch standardisierte Fragebögen. Falls nötig, werden weitere Therapieschritte geplant oder Anpassungen vorgenommen.

    Durch diesen strukturierten Ablauf und den Einsatz spezifischer Techniken der KBT kann die Angststörung des Kindes wirksam behandelt werden.

    b)

    Berechne, wie viele Therapieeinheiten benötigt werden, wenn laut einer Studie die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Therapie bei 20 Einheiten 80% beträgt und die Wahrscheinlichkeit bei 15 Einheiten auf 65% sinkt. Entwickle ein Modell, das die Erfolgswahrscheinlichkeit in Abhängigkeit von der Anzahl der Therapieeinheiten beschreibt. Nimm eine lineare Abhängigkeit an und stelle die Formel auf.

    Lösung:

    Modell zur Berechnung der Erfolgswahrscheinlichkeit in Abhängigkeit von der Anzahl der Therapieeinheiten

    Wir wollen herausfinden, wie viele Therapieeinheiten benötigt werden, basierend auf den gegebenen Erfolgswahrscheinlichkeiten. Wir nehmen eine lineare Abhängigkeit an und verwenden die folgenden Datenpunkte:

    • Bei 20 Therapieeinheiten beträgt die Erfolgswahrscheinlichkeit 80%.
    • Bei 15 Therapieeinheiten beträgt die Erfolgswahrscheinlichkeit 65%.

    Bezeichnen wir die Anzahl der Therapieeinheiten mit x und die Erfolgswahrscheinlichkeit in Prozent mit P(x). Die beiden Punkte sind:

    • (15, 65)
    • (20, 80)

    Mit einer linearen Abhängigkeit können wir die Gleichung der Geraden in der Form P(x) = mx + b aufstellen. Dabei ist m die Steigung der Geraden und b der y-Achsenabschnitt.

    Die Steigung m erhalten wir durch die Differenz der y-Werte geteilt durch die Differenz der x-Werte:

    \[ m = \frac{P(20) - P(15)}{20 - 15} = \frac{80 - 65}{20 - 15} = \frac{15}{5} = 3 \]

    Nun nutzen wir einen der beiden Punkte, um den y-Achsenabschnitt b zu berechnen. Wir verwenden den Punkt (15, 65):

    \[ 65 = 3 \times 15 + b \]\[ 65 = 45 + b \]\[ b = 20 \]

    Die Gleichung der Erfolgswahrscheinlichkeit lautet daher:

    \[ P(x) = 3x + 20 \]

    Um die Erfolgswahrscheinlichkeit für eine beliebige Anzahl von Therapieeinheiten zu berechnen, können wir nun diese Formel verwenden. Beispielsweise beträgt die Erfolgswahrscheinlichkeit bei 10 Therapieeinheiten:

    \[ P(10) = 3 \times 10 + 20 = 50\% \]

    Angenommen, wir möchten herausfinden, bei wie vielen Einheiten eine Erfolgswahrscheinlichkeit von 90% erreicht wird, setzen wir \[ P(x) = 90 \] und lösen nach \[ x \] auf:

    \[ 90 = 3x + 20 \]\[ 70 = 3x \]\[ x = \frac{70}{3} \approx 23,33 \]

    Es werden also etwa 24 Therapieeinheiten benötigt, um eine Erfolgswahrscheinlichkeit von 90% zu erreichen.

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