Vertiefung Rechtspsychologie I: Kriminalpsychologie - Exam.pdf

Vertiefung Rechtspsychologie I: Kriminalpsychologie - Exam
Vertiefung Rechtspsychologie I: Kriminalpsychologie - Exam Aufgabe 1) Kontext: Basierend auf den verschiedenen psychologischen Theorien kriminellen Verhaltens, analysiere das folgende Szenario und beantworte die nachfolgenden Fragen. Szenario: Thomas, 21 Jahre alt, ist kürzlich wegen mehrfacher Einbrüche verhaftet worden. Während seiner Kindheit wuchs er in einer sozial benachteiligten Nachbarscha...

© StudySmarter 2024, all rights reserved.

Vertiefung Rechtspsychologie I: Kriminalpsychologie - Exam

Aufgabe 1)

Kontext: Basierend auf den verschiedenen psychologischen Theorien kriminellen Verhaltens, analysiere das folgende Szenario und beantworte die nachfolgenden Fragen. Szenario: Thomas, 21 Jahre alt, ist kürzlich wegen mehrfacher Einbrüche verhaftet worden. Während seiner Kindheit wuchs er in einer sozial benachteiligten Nachbarschaft auf und hatte wenig elterliche Aufsicht. In seiner Jugend schloss er sich einer Gang an, um Schutz und Gemeinschaft zu finden. Viele seiner engen Freunde und Familienmitglieder sind ebenfalls mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Thomas zeigt oft impulsives und risikoreiches Verhalten und berichtet von häufigem Drogenmissbrauch.

a)

Identifiziere und erkläre, wie zwei verschiedene psychologische Theorien kriminellen Verhaltens das Verhalten von Thomas erklären würden.

Lösung:

Analyse des Verhaltens von Thomas basierend auf zwei verschiedenen psychologischen Theorien:

  • Sozialstrukturelle Theorie Diese Theorie argumentiert, dass das kriminelle Verhalten von Thomas durch die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen seiner Umgebung beeinflusst wurde. Er wuchs in einer sozial benachteiligten Nachbarschaft auf, wo es eine hohe Kriminalitätsrate und geringe elterliche Aufsicht gab. Diese Bedingungen führten zu einem Mangel an positiven Rollenmodellen und begrenzten Chancen für Fortschritt und Erfolg. Die Zugehörigkeit zu einer Gang bot ihm eine Art Ersatzfamilie und Schutz, die ihm seine eigentliche Familie nicht bieten konnte. Die sozialen Normen und Werte in dieser Umgebung förderten kriminelles Verhalten als eine akzeptable Methode, um Ziele zu erreichen.
  • Sozial-kognitive Theorie Diese Theorie konzentriert sich auf die Rolle von Lernen durch Beobachtung und Nachahmung im Verhalten. Thomas wuchs in einem Umfeld auf, in dem kriminelles Verhalten von vielen engen Freunden und Familienmitgliedern praktiziert wurde. Durch Beobachtung dieser Personen lernte er, dass kriminelles Verhalten eine normale und effiziente Methode sein kann, um mit Problemen umzugehen und Bedürfnisse zu befriedigen. Thomas zeigte auch impulsives und risikoreiches Verhalten, was darauf hinweist, dass er möglicherweise eine geringe Selbstregulation und ein hohes Bedürfnis nach sofortiger Befriedigung hat. Darüber hinaus deutet sein häufiger Drogenmissbrauch auf eine mögliche Abhängigkeit hin, die sein Verhalten weiter beeinflusst und verstärkt hat.

b)

Nehmen wir an, dass Thomas ein niedrigeres Maß an Selbstkontrolle als die allgemeine Bevölkerung hat. Angenommen, das durchschnittliche Maß an Selbstkontrolle in der Bevölkerung ist 70 (auf einer Skala von 0-100), und das Standardabweichung beträgt 10. Berechne anhand der Wahrscheinlichkeitstheorie, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine andere zufällig ausgewählte Person aus der Bevölkerung ein niedrigeres Maß an Selbstkontrolle hat als Thomas, wenn sein Maß an Selbstkontrolle mit 50 bewertet wird.

Lösung:

Berechnung der Wahrscheinlichkeit nach Wahrscheinlichkeitstheorie: Um die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, dass eine zufällig ausgewählte Person aus der Bevölkerung ein niedrigeres Maß an Selbstkontrolle hat als Thomas, verwenden wir die Normalverteilung und die z-Score Methode.

  • Gegebene Daten:
    • Durchschnittliches Maß an Selbstkontrolle (µ) = 70
    • Standardabweichung (σ) = 10
    • Selbstkontrolle-Wert von Thomas (X) = 50
  • Schritt 1: Berechne den z-Score Der z-Score gibt an, wie viele Standardabweichungen ein Wert vom Durchschnitt entfernt ist. Die Formel lautet:
     z = \frac{X - µ}{σ} 
    Setzen wir die gegebenen Werte ein:
     z = \frac{50 - 70}{10} = \frac{-20}{10} = -2 
  • Schritt 2: Bestimme die Wahrscheinlichkeit Der z-Score von -2 entspricht der Fläche unter der Normalverteilungskurve links von z = -2. Diese Fläche gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass ein Wert niedriger ist als der Wert von Thomas. Mithilfe einer Standard-Normalverteilungstabelle (z-Tabelle) oder einem z-Score Rechner finden wir heraus, dass:
     P(Z < -2) ≈ 0.0228 
  • Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine andere zufällig ausgewählte Person aus der Bevölkerung ein niedrigeres Maß an Selbstkontrolle hat als Thomas, beträgt etwa 2,28%.

Aufgabe 2)

Einfluss von Sozialisation und Umwelt auf kriminelles VerhaltenBeschreibe, wie verschiedene Faktoren wie Familienverhältnisse, Bildung, soziale Beziehungen und Umweltbedingungen das Risiko für kriminelles Verhalten beeinflussen können. Nutze die angegebenen Theorien, um Deine Argumentation zu stützen.

  • Sozialisation: Erziehung, Wertevermittlung, Vorbilder innerhalb der Familie
  • Bildung: Schulbildung, Ausbildung, Zugang zu Wissen
  • Soziale Beziehungen: Freunde, Peer-Groups, Gemeinschaften
  • Umweltfaktoren: Wohngegend, wirtschaftliche Verhältnisse, soziale Schicht
  • Theorien: Sozialkognitive Lerntheorie, Differenzieller Assoziation, Anomietheorie

a)

Erkläre, wie die Sozialkognitive Lerntheorie von Albert Bandura die Entstehung von kriminellem Verhalten durch Sozialisation darlegt. Beziehe Dich dabei konkret auf Erziehung und Wertevermittlung innerhalb der Familie. Gib mindestens zwei Beispiele, um Deine Erklärung zu untermauern.

Lösung:

Einfluss der Sozialkognitiven Lerntheorie von Albert Bandura auf die Entstehung kriminellen Verhaltens durch Sozialisation

Die Sozialkognitive Lerntheorie von Albert Bandura betont, dass Verhaltensweisen durch Beobachtung und Nachahmung erlernt werden. Kinder und Jugendliche beobachten die Handlungen und Verhaltensmuster ihrer Bezugspersonen, insbesondere der Eltern, und übernehmen diese. Erziehung und Wertevermittlung innerhalb der Familie spielen dabei eine zentrale Rolle.

Bandura erklärt, dass Modelllernen oder Beobachtungslernen eine Schlüsselrolle spielt. Dies bedeutet, dass eine Person ein Verhalten beobachtet und dieses Verhalten selbst nachahmt, wenn sie es als erfolgreich oder positiv bewertet. Dabei sind zwei Hauptprozesse wichtig:

  • Aufmerksamkeit: Das Kind muss dem Verhalten der Eltern Aufmerksamkeit schenken, um es beobachten und lernen zu können. Positive oder negative Verhaltensweisen, die regelmäßig und intensiv beobachtet werden, haben eine hohe Wahrscheinlichkeit, nachgeahmt zu werden.
  • Motivation: Das Kind muss motiviert sein, das beobachtete Verhalten nachzuahmen. Diese Motivation kann von der Wahrnehmung ausgehen, dass das Verhalten belohnt wird oder sozial akzeptiert ist.

Im Kontext der Sozialisation innerhalb der Familie können folgende Beispiele beschrieben werden:

  • Beispiel 1: Wenn ein Kind in einer Familie aufwächst, in der Konflikte häufig gewaltsam gelöst werden, beobachtet es, dass Aggression ein wirksames Mittel ist, um Probleme zu bewältigen oder Ziele zu erreichen. Das Kind nimmt dieses Verhalten als Modell und könnte es in der Schule oder der Gesellschaft nachahmen.
  • Beispiel 2: Wenn Eltern ihren Kindern beibringen, dass Erfolg nur durch Betrug oder Manipulation erreichbar ist, indem sie selbst solche Verhaltensweisen zeigen, lernen die Kinder dies durch Beobachtung. Dies kann zu kriminellen Aktivitäten wie Diebstahl oder Betrug führen, da die Kinder diese Verhaltensweisen als akzeptabel und gewinnbringend wahrnehmen.

Zusammenfassend verdeutlicht die Sozialkognitive Lerntheorie von Bandura, dass kriminelles Verhalten durch die Nachahmung von beobachteten Verhaltensweisen innerhalb der Familie erlernt werden kann. Daher ist es entscheidend, dass Eltern und Bezugspersonen positive Werte und Verhaltensweisen vermitteln, um die Entwicklung kriminellen Verhaltens bei ihren Kindern zu verhindern.

b)

Diskutiere die Anomietheorie von Robert K. Merton hinsichtlich der Umweltfaktoren, die kriminelles Verhalten begünstigen können. Gehe dabei auf die Rolle von wirtschaftlichen Verhältnissen und sozialer Schicht ein. Erkläre, wie gesellschaftliche Strukturen Einzelne dazu treiben können, illegale Mittel zu ergreifen. Untersuche dabei insbesondere die Diskrepanz zwischen kulturellen Zielen und zur Verfügung stehenden Mitteln.

Lösung:

Die Anomietheorie von Robert K. Merton und die Wirkung von Umweltfaktoren auf kriminelles Verhalten

Die Anomietheorie von Robert K. Merton bietet ein Verständnis dafür, wie gesellschaftliche Strukturen und Umweltfaktoren kriminelles Verhalten fördern können. Merton legt dar, dass Anomie entsteht, wenn es eine Diskrepanz zwischen kulturell definierten Zielen und den legitim zur Verfügung stehenden Mitteln zur Erreichung dieser Ziele gibt. Diese Diskrepanz kann vor allem durch wirtschaftliche Verhältnisse und soziale Schicht bedingt sein.

Rolle der wirtschaftlichen Verhältnisse und sozialen Schicht:

  • Wirtschaftliche Verhältnisse: Individuen aus ökonomisch schwachen Hintergründen haben oft nicht die gleichen Möglichkeiten, kulturell anerkannte Ziele wie Reichtum, beruflichen Erfolg oder soziale Anerkennung auf legale Weise zu erreichen. Diese wirtschaftliche Benachteiligung führt zu Frustration und kann Menschen dazu treiben, illegale Mittel zu ergreifen, um ihre Ziele zu erreichen.
  • Soziale Schicht: Mitglieder niedrigerer sozialer Schichten haben oft eingeschränkten Zugang zu Bildung, stabilen Beschäftigungsmöglichkeiten und sozialen Netzwerken, die notwendig sind, um Erfolg durch legale Mittel zu erreichen. Diese strukturelle Benachteiligung kann ebenfalls zur Erhöhung der Anomiesituation beitragen, indem sie den Druck erhöht, auf illegale Aktivitäten zurückzugreifen.

Gesellschaftliche Strukturen und illegale Mittel:

  • Merton identifiziert fünf Anpassungsformen an die Diskrepanz zwischen kulturellen Zielen und verfügbaren Mitteln:
    • Konformität: Individuen akzeptieren kulturelle Ziele und die Mittel, um sie zu erreichen, bleiben aber innerhalb der legalen Rahmenbedingungen.
    • Innovation: Individuen akzeptieren kulturelle Ziele, greifen jedoch auf illegale Mittel zurück, um diese zu erreichen. Dies ist besonders in ökonomisch benachteiligten Umfeldern verbreitet.
    • Ritualismus: Individuen geben die kulturellen Ziele auf, halten sich aber weiterhin an die vorgeschriebenen Mittel, was oft zu einem Leben ohne Ziel und Bedeutung führt.
    • Rückzug: Individuen lehnen sowohl die kulturellen Ziele als auch die Mittel ab und ziehen sich in einen Lebensstil zurück, der gesellschaftlich am Rande steht (z.B. Drogenabhängige, Obdachlose).
    • Rebellion: Individuen lehnen sowohl die bestehenden kulturellen Ziele als auch die Mittel ab und versuchen, diese durch neue zu ersetzen.

Individuen, die sich der Innovationsstrategie zuwenden, sind diejenigen, die aufgrund der ungleichen Verteilung von Ressourcen und Chancen in der Gesellschaft illegale Mittel wählen, um die gleichen, von der Gesellschaft geschätzten Ziele zu erreichen. Sie sehen in betrügerischen, kriminellen oder anderen illegalen Tätigkeiten die einzige Möglichkeit, im Leben voranzukommen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Anomietheorie von Merton zeigt, wie Umweltfaktoren wie wirtschaftliche Verhältnisse und soziale Schicht die Wahrscheinlichkeit von kriminellem Verhalten beeinflussen können. In einer Gesellschaft, in der nicht alle Mitglieder gleiche Möglichkeiten haben, kulturell definierte Ziele zu erreichen, kann die entstehende Anomie zu einer Zunahme von kriminellem Verhalten führen.

Aufgabe 3)

Inwieweit spielen biologische und genetische Faktoren eine Rolle bei der Entstehung von kriminellem Verhalten? Diskutiere dies anhand der folgenden Aspekte: Genetik, Neurobiologie, Biochemie und Epigenetik.

a)

Erläutere anhand von Zwillings- und Adoptionsstudien, in welchem Ausmaß kriminelles Verhalten vererbt werden kann. Gehe dabei auf die Unterschiede zwischen monozygoten (eineiigen) und dizygoten (zweieiigen) Zwillingen ein.

Lösung:

Vererbung von kriminellem Verhalten anhand von Zwillings- und Adoptionsstudien

Um zu verstehen, in welchem Ausmaß kriminelles Verhalten vererbt werden kann, werden häufig Zwillings- und Adoptionsstudien herangezogen. Diese Studien bieten einzigartige Einblicke in den genetischen Einfluss auf menschliches Verhalten.

  • Zwillingsstudien:
    • Monozygote Zwillinge (eineiige Zwillinge): Monozygote Zwillinge entstehen aus einer einzigen befruchteten Eizelle, die sich teilt und zwei genetisch identische Individuen hervorbringt. Da sie die gleiche DNA teilen, ermöglichen sie Forschern, den Einfluss von Genen auf kriminelles Verhalten zu untersuchen.
    • Dizygote Zwillinge (zweieiige Zwillinge): Dizygote Zwillinge entstehen aus zwei verschiedenen Eizellen, die gleichzeitig befruchtet werden. Sie teilen durchschnittlich 50% ihrer DNA, genau wie normale Geschwister. Die Untersuchung von dizygoten Zwillingen ermöglicht es, genetische Einflüsse von Umweltfaktoren zu unterscheiden.

Die Ergebnisse von Zwillingsstudien zeigen oft, dass monozygote Zwillinge eine höhere Konkordanzrate für kriminelles Verhalten aufweisen als dizygote Zwillinge. Dies deutet darauf hin, dass genetische Faktoren eine Rolle bei der Entstehung kriminellen Verhaltens spielen.

  • Adoptionsstudien:

    Adoptionsstudien untersuchen Individuen, die von ihren biologischen Eltern getrennt und von Adoptiveltern großgezogen werden. Diese Studien helfen, den Einfluss der Umgebung im Vergleich zu genetischen Einflüssen zu bewerten.

    • Forscher vergleichen oft die Kriminalitätsrate von adoptierten Kindern mit der Kriminalitätsrate ihrer biologischen Eltern und ihrer Adoptiveltern.
    • Eine höhere Kriminalitätsrate bei den biologischen Eltern im Vergleich zu den Adoptiveltern deutet darauf hin, dass genetische Faktoren einen starken Einfluss haben.
    • Im Gegensatz dazu würden höhere Kriminalitätsraten bei den Adoptiveltern stärkere Umwelteinflüsse nahelegen.

Zusammenfassend ermöglichen Zwillings- und Adoptionsstudien detaillierte Einblicke in den Beitrag genetischer und umweltbedingter Faktoren zur Entwicklung kriminellen Verhaltens. Eine höhere Übereinstimmungsrate bei monozygoten Zwillingen und signifikante Ergebnisse aus Adoptionsstudien deuten auf den Einfluss von Genen, während Unterschiede bei dizygoten Zwillingen und die Umwelt der Adoptiveltern die Bedeutung von Umweltfaktoren unterstreichen.

b)

Beschreibe die Rolle der Amygdala und des präfrontalen Kortex im Zusammenhang mit kriminellem Verhalten. Verwende aktuelle Forschungsergebnisse, um zu verdeutlichen, wie Veränderungen in diesen Hirnregionen zu kriminellen Handlungen führen können.

Lösung:

Die Rolle der Amygdala und des präfrontalen Kortex im Zusammenhang mit kriminellem Verhalten

Die Amygdala und der präfrontale Kortex sind entscheidende Hirnregionen, die mit Emotionen, Entscheidungsfindung und sozialem Verhalten verbunden sind. Veränderungen oder Dysfunktionen in diesen Bereichen können zur Entstehung kriminellen Verhaltens beitragen.

  • Amygdala:

Die Amygdala ist ein mandelförmiger Kern im limbischen System, der insbesondere bei der Verarbeitung von Emotionen wie Angst und Aggression eine wichtige Rolle spielt.

  • Studien haben gezeigt, dass Personen mit einer reduzierten Amygdala-Aktivität weniger emotionale Reaktionen auf bedrohliche Situationen haben, was zu einem erhöhten Risikoverhalten führen kann.
  • Eine Überaktivität der Amygdala wird hingegen oft mit erhöhter Aggressivität und impulsivem Verhalten in Verbindung gebracht.
  • Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass strukturelle Veränderungen oder volumetrische Reduktionen der Amygdala bei Personen mit antisozialem und kriminellem Verhalten häufiger vorkommen.
  • Präfrontaler Kortex:

Der präfrontale Kortex ist für höhere kognitive Funktionen wie Planung, Impulskontrolle und das Treffen moralischer Entscheidungen verantwortlich.

  • Personen mit Schädigungen oder Dysfunktionen im präfrontalen Kortex zeigen oft Defizite in der Impulskontrolle und eine geringere Fähigkeit, langfristige Konsequenzen ihres Handelns zu berücksichtigen.
  • Studien haben festgestellt, dass eine verminderte Aktivität oder strukturelle Abnormalitäten im präfrontalen Kortex mit erhöhten Raten von antisozialem und kriminellem Verhalten in Verbindung stehen.
  • Eine Forschung aus dem Bereich der Neurowissenschaften zeigt, dass Veränderungen in der Konnektivität zwischen der Amygdala und dem präfrontalen Kortex die emotionale Regulation und Entscheidungsfindung negativ beeinflussen können, was zu impulsivem und potenziell kriminellem Verhalten führt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl die Amygdala als auch der präfrontale Kortex eine zentrale Rolle bei der Regulation von Verhalten und Emotionen spielen. Aktuelle Forschungsergebnisse unterstreichen, dass Veränderungen oder Dysfunktionen in diesen Hirnregionen zu einem erhöhten Risiko von kriminellen Handlungen beitragen können. Eine genaue Untersuchung und das Verständnis dieser Zusammenhänge können dabei helfen, Präventions- und Interventionsstrategien zu entwickeln.

c)

Analysiere die Einflüsse von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin sowie Hormonen wie Testosteron auf aggressives und kriminelles Verhalten. Zeige auf, wie biochemische Ungleichgewichte zu solchen Verhaltensweisen führen können.

Lösung:

Einflüsse von Neurotransmittern und Hormonen auf aggressives und kriminelles Verhalten

Neurotransmitter und Hormone spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation von Stimmung, Verhalten und kognitiven Funktionen. Veränderungen oder Ungleichgewichte in diesen biochemischen Substanzen können zu aggressivem und kriminellem Verhalten führen.

  • Neurotransmitter:
  • Serotonin:

Serotonin ist ein Neurotransmitter, der für die Regulation von Stimmung, Angst und Impulskontrolle zuständig ist.

  • Niedrige Serotoninspiegel wurden mit erhöhter Aggressivität und impulsivem Verhalten in Verbindung gebracht.
  • Studien zeigen, dass Personen mit chronisch niedrigen Serotoninspiegeln häufiger zu gewalttätigen und kriminellen Handlungen neigen.
  • Ein Serotoninmangel kann die Fähigkeit, emotionale Reaktionen und Stress zu regulieren, beeinträchtigen.
  • Dopamin:

Dopamin ist ein Neurotransmitter, der eine Schlüsselrolle im Belohnungs- und Vergnügungssystem des Gehirns spielt.

  • Erhöhte Dopaminspiegel werden oft mit impulsivem und riskantem Verhalten assoziiert.
  • Eine Dysregulation des dopaminergen Systems kann zu einer verstärkten Suche nach Belohnungen und zu unkontrollierbarem, möglicherweise kriminellem Verhalten führen.
  • Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Personen mit einer erhöhten Dopaminaktivität in bestimmten Hirnregionen stärker zu antisozialem und aggressivem Verhalten neigen.
  • Hormone:
  • Testosteron:

Testosteron ist ein Hormon, das vor allem mit männlicher Aggression und Dominanzverhalten in Verbindung gebracht wird.

  • Hohe Testosteronspiegel wurden mit erhöhter Aggressivität und einer stärkeren Neigung zu kriminellen Handlungen in Verbindung gebracht.
  • Studien zeigen, dass Personen mit höherem Testosteronspiegel in der Regel aggressiver und impulsiver sind.
  • Testosteron kann die neuronale Aktivität in Hirnregionen beeinflussen, die für die Regulation von Emotionen und sozialen Verhaltens zuständig sind, wie der Amygdala und dem präfrontalen Kortex.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass biochemische Ungleichgewichte von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin sowie Hormonen wie Testosteron eine maßgebliche Rolle bei der Entstehung von aggressivem und kriminellem Verhalten spielen können. Ungleichgewichte in diesen Substanzen können die Fähigkeit zur Emotionsregulation, Impulskontrolle und Entscheidungsfindung beeinträchtigen und zu einer erhöhten Risikobereitschaft und aggressivem Verhalten führen.

d)

Untersuche die Rolle der Epigenetik bei der Entstehung von kriminellem Verhalten. Erkläre, wie Umweltfaktoren wie Traumata die genetische Expression beeinflussen können und diskutiere die ethischen Implikationen dieser Erkenntnisse.

Lösung:

Die Rolle der Epigenetik bei der Entstehung von kriminellem Verhalten

Die Epigenetik untersucht Veränderungen in der Genexpression, die nicht auf Veränderungen der DNA-Sequenz selbst zurückzuführen sind, sondern auf chemische Modifikationen der DNA oder der Histone. Diese Veränderungen können durch Umweltfaktoren beeinflusst werden und eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von kriminellem Verhalten spielen.

  • Einfluss von Umweltfaktoren:

Umweltfaktoren wie Traumata, Missbrauch in der Kindheit, Stress und sozioökonomische Faktoren können epigenetische Veränderungen hervorrufen. Diese Veränderungen haben das Potenzial, die Genexpression zu beeinflussen, was wiederum das Verhalten beeinflussen kann.

  • Traumatische Erlebnisse: Frühkindliche Traumata können zur epigenetischen Modifikation von Genen führen, die für Stressreaktionen und emotionale Regulation verantwortlich sind.
  • Studien zeigen, dass Personen, die traumatischen Ereignissen ausgesetzt waren, epigenetische Marker aufweisen, die Veränderungen in der Funktion des Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Systems (HPA-Achse) und anderen stressbezogenen Systemen widerspiegeln. Dies kann zu erhöhter Aggression und impulsivem Verhalten führen.
  • Missbrauch und Vernachlässigung: Kinder, die Missbrauch oder Vernachlässigung erfahren haben, zeigen oft epigenetische Veränderungen in Genen, die die neurobiologische Entwicklung und die emotionale Regulation beeinflussen.
  • Mechanismen der epigenetischen Modifikation:
  • DNA-Methylierung: Diese Modifikation beinhaltet die Hinzufügung einer Methylgruppe an die DNA, was die Genexpression unterdrücken kann. Eine erhöhte Methylierung in bestimmten Genen kann die Stressreaktion und das emotionale Verhalten beeinflussen.
  • Histonmodifikation: Histone sind Proteine, um die die DNA gewickelt ist. Modifikationen der Histone können die Struktur der DNA und somit den Zugang zu Genen verändern, was deren Expression beeinflusst.
  • Ethische Implikationen:

Die Erkenntnisse über die Rolle der Epigenetik bei der Entstehung von kriminellem Verhalten werfen eine Reihe von ethischen Fragen auf:

  • Verantwortlichkeit und Schuld: Wenn epigenetische Veränderungen durch Umweltfaktoren wie Traumata beeinflusst werden, stellt sich die Frage, inwieweit Individuen für ihr kriminelles Verhalten verantwortlich gemacht werden können.
  • Stigmatisierung und Diskriminierung: Es besteht die Gefahr, dass Personen aufgrund epigenetischer Marker stigmatisiert oder diskriminiert werden, selbst wenn sie kein kriminelles Verhalten gezeigt haben.
  • Prävention und Intervention: Die Erkenntnisse der Epigenetik könnten genutzt werden, um präventive Maßnahmen und therapeutische Interventionen zu entwickeln, die das Risiko kriminellen Verhaltens verringern. Dies wirft Fragen nach der Anwendung und den Grenzen solcher Maßnahmen auf.

Zusammenfassend zeigt die Epigenetik, wie eng Umweltfaktoren und genetische Expression miteinander verbunden sind. Traumata und andere Umweltfaktoren können epigenetische Veränderungen hervorrufen, die das Risiko von kriminellem Verhalten erhöhen. Diese Erkenntnisse eröffnen neue Möglichkeiten für Prävention und Behandlung, werfen jedoch auch bedeutende ethische Fragen auf.

Aufgabe 4)

Verhaltensmuster und psychologische Merkmale von TäternDie Identifikation und Analyse von Verhaltensweisen sowie psychologischen Eigenschaften, die häufig bei Straftätern gefunden werden, sind essentielle Bestandteile der Kriminalpsychologie. Ziel ist es, die Hintergründe von Taten zu verstehen, Präventionsmöglichkeiten zu entwickeln und die Ermittlungsarbeit zu unterstützen. Wichtige Konzepte und Werkzeuge in diesem Bereich umfassen:

  • Verhaltensmuster: Regelmäßigkeiten im Verhalten von Tätern, wie beispielsweise die Wahl des Tatorts und die Vorgehensweise.
  • Psychologische Merkmale: Persönlichkeitsmerkmale, psychische Störungen und die Motivationen der Täter.
  • Profiling: Das Erstellen von Täterprofilen auf Basis der Verhaltensmuster und psychologischen Merkmale.
  • Wiederholungstäter: Die Analyse von Mustern bei Serien- oder Mehrfachtätern.
  • 3-M-Theorie: Motivation, Mittel und Möglichkeit (Motiv, Means, Opportunity) zur Begehung einer Straftat.
  • Big Five: Ein Modell der Persönlichkeit, das Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus umfasst.
  • Psychopathie-Checkliste: Ein Diagnosewerkzeug zur Einschätzung von Psychopathie, wie die Psychopathie-Checkliste-Revidiert (PCL-R) von Hare.

a)

Beschreibe die wichtigsten Verhaltensmuster, die bei Serientätern häufig beobachtet werden. Erläutere zudem, wie diese Verhaltensmuster bei der Erstellung eines Täterprofils angewendet werden können.

Lösung:

Die wichtigsten Verhaltensmuster bei SerientäternSerientäter weisen häufig spezifische Verhaltensmuster auf, die sich in ihren wiederholten Straftaten manifestieren. Diese Muster können der Schlüssel zur Identifikation und Ergreifung des Täters sein. Zu den wichtigsten Verhaltensmustern gehören:

  • Modus Operandi (MO): Dies bezieht sich auf die spezifische Art und Weise, wie ein Täter seine Taten ausführt. Dazu gehören Techniken, Werkzeuge und Methoden, die konsequent verwendet werden. Zum Beispiel könnte ein Einbrecher stets durch ein Fenster im Erdgeschoss eindringen und Schmuck stehlen.
  • Signatur: Dies sind einzigartige, oft unbewusste Handlungen, die nichts mit der eigentlichen Durchführung des Verbrechens zu tun haben, aber psychologische Bedürfnisse des Täters befriedigen. Ein Beispiel könnte das Hinterlassen eines Symbols am Tatort sein.
  • Auswahl der Opfer: Serientäter neigen dazu, bestimmte Arten von Opfern auszusuchen, die einem bestimmten Profil entsprechen. Dies könnte Alter, Geschlecht, Beruf oder andere Merkmale umfassen.
  • Geographisches Muster: Täter wählen häufig Tatorte nach bestimmten geographischen Präferenzen. Diese können nahe ihrem Wohn- oder Arbeitsort liegen oder entlang bestimmter Routen, die sie regelmäßig benutzen.
  • Zeitliche Muster: Manche Täter begehen ihre Taten zu bestimmten Tageszeiten oder an bestimmten Wochentagen, was auf persönliche Zeitpläne oder psychologische Zyklen hinweisen kann.
Anwendung dieser Verhaltensmuster bei der Erstellung eines TäterprofilsDie Analyse dieser Verhaltensmuster kann für Ermittler eine bedeutende Hilfe sein, um ein detailliertes Täterprofil zu erstellen. Ein Täterprofil ist eine Beschreibung der möglichen Merkmale und Eigenschaften des Täters, die auf den am Tatort gesammelten Beweisen und Verhaltensmustern basiert. Hier sind einige Schritte, wie Verhaltensmuster bei der Profilerstellung angewendet werden:
  • Zusammenfassung der Verhaltensweisen: Ermittler sammeln Informationen und Beweise von verschiedenen Tatorten, um wiederkehrende Muster und Handlungen des Täters zu identifizieren.
  • Identifikation des Modus Operandi und der Signatur: Durch die Analyse des Modus Operandi und der Signatur können Ermittler Rückschlüsse auf die Fähigkeiten, Kenntnisse und psychologischen Bedürfnisse des Täters ziehen.
  • Opferprofiling: Durch das Verständnis der Auswahlkriterien für die Opfer können Ermittler mögliche zukünftige Ziele und die demographischen Merkmale des Täters bestimmen.
  • Geographisches Profiling: Untersuchung der Tatorte kann Hinweise auf den Wohnort oder Arbeitsbereiche des Täters liefern, indem Hotspots und Muster der Bewegungen analysiert werden.
  • Verhaltensvorhersagen: Mit den gewonnenen Erkenntnissen können Ermittler Vorhersagen darüber treffen, wie und wo der Täter möglicherweise erneut zuschlagen könnte, was präventive Maßnahmen und gezielte Fahndungen ermöglicht.

b)

Ein Ermittler nutzt die 3-M-Theorie (Motivation, Mittel, Möglichkeit) zur Analyse eines noch ungelösten Falls. Erläutere, wie die drei Komponenten in diesem spezifischen Fall angewendet werden könnten. Unter Berücksichtigung der Big Five-Persönlichkeitsmerkmale, identifiziere mögliche psychologische Profile, die auf den Täter zutreffen könnten. Verwende zur Verdeutlichung beispielhafte Persönlichkeitsmerkmale und deren Auswirkungen auf das Täterverhalten.

Lösung:

Anwendung der 3-M-Theorie in einem ungelösten FallDie 3-M-Theorie, die für Motivation, Mittel und Möglichkeit steht, ist ein nützliches Werkzeug zur Analyse von Straftaten. Ein Ermittler kann diese Theorie in einem ungelösten Fall wie folgt anwenden:

  • Motivation: Dies bezieht sich auf den Grund oder die Gründe, warum der Täter die Tat begangen haben könnte. Motivationen können vielfältig sein und von finanziellen Motiven, Rache, Macht, sexuelle Befriedigung bis hin zu psychischen Störungen reichen. Ein Beispiel könnte ein Täter sein, der finanzielle Probleme hat und deshalb einen Diebstahl begeht, um seine Schulden zu begleichen.
  • Mittel: Dies bezieht sich auf die Werkzeuge oder Methoden, die der Täter verwendet hat, um die Straftat auszuführen. Diese können physische Objekte wie Waffen oder Werkzeuge umfassen, aber auch technische Fähigkeiten oder Insiderwissen. Beispielsweise könnte ein Dieb, der Zugang zu einem Gebäude hat, einen Generalschlüssel oder Expertenkenntnisse über das Sicherheitssystem nutzen.
  • Möglichkeit: Dies bezieht sich auf die Gelegenheit oder Umstände, die es dem Täter ermöglicht haben, die Tat zu begehen. Dies kann der Zugang zu einem bestimmten Ort, die Abwesenheit von Zeugen oder besondere Ereignisse umfassen, die die Ausführung erleichtern. Ein Beispiel wäre ein Täter, der weiß, dass ein bestimmtes Geschäft in der Nacht ungut gesichert ist und daher diese Gelegenheit nutzt.
Identifikation psychologischer Profile unter Verwendung der Big FiveDie Big Five-Persönlichkeitsmerkmale (Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus) können helfen, mögliche psychologische Profile des Täters zu erstellen. Beispielhafte Persönlichkeitsmerkmale und deren Auswirkungen auf das Täterverhalten könnten wie folgt aussehen:
  • Offenheit: Ein Täter mit hoher Offenheit könnte kreative und unvorhersehbare Methoden anwenden, um seine Ziele zu erreichen. Er könnte neue und innovative Wege suchen, um seine Straftaten durchzuführen.
  • Gewissenhaftigkeit: Ein Täter mit hoher Gewissenhaftigkeit könnte sehr organisiert und methodisch vorgehen. Er plant seine Taten sorgfältig, achtet auf Details und hinterlässt nur wenige Spuren. Ein Beispieltäter könnte ein penibel geplanter Einbrecher sein.
  • Extraversion: Ein Täter mit hoher Extraversion könnte risikobereit und sozial dominant sein. Er könnte Straftaten in einem sozialen Kontext begehen und möglicherweise auch Komplizen anziehen. Ein Beispiel könnte ein charismatischer Betrüger sein.
  • Verträglichkeit: Ein Täter mit niedriger Verträglichkeit könnte wenig Mitgefühl und Skrupel haben. Er oder sie neigt dazu, aggressiver und feindseliger zu sein. Ein Beispieltäter könnte ein gewalttätiger oder rachsüchtiger Krimineller sein.
  • Neurotizismus: Ein Täter mit hohem Neurotizismus könnte emotional instabil und impulsiv sein. Er könnte Straftaten aus emotionalen Motiven heraushandeln, wie z. B. Eifersucht oder Wut. Ein Beispiel könnte ein impulsiver Rachemörder sein.
Durch die Kombination der 3-M-Analyse mit den Big Five können Ermittler ein umfassenderes Bild des Täters erstellen und möglicherweise Muster oder Motive erkennen, die zur Lösung des Falls beitragen.
Sign Up

Melde dich kostenlos an, um Zugriff auf das vollständige Dokument zu erhalten

Mit unserer kostenlosen Lernplattform erhältst du Zugang zu Millionen von Dokumenten, Karteikarten und Unterlagen.

Kostenloses Konto erstellen

Du hast bereits ein Konto? Anmelden