Deutsche Rechtsgeschichte - Cheatsheet
Feudalrecht und Lehenssysteme
Definition:
Regelungen und Strukturen des mittelalterlichen Lehenswesens
Details:
- Lehenseid: Grundlage des Vasallenverhältnisses
- Lehenverleihung: Eigentumsüberlassung gegen Dienste und Abgaben
- Lehenspyramide: König, Fürsten, Vasallen/Untervasallen
- Hauptformen: Allode (freies Eigentum) und Lehen (abhängiges Eigentum)
- Vasallitätspflichten: Heeresfolge, Gerichtshilfe
- Grundherrschaft: Lokale Macht- und Wirtschaftsstruktur
Stadt- und Dorfrechte im Mittelalter
Definition:
Rechte und Privilegien, die Städte und Dörfer im Mittelalter besaßen, regulierten das tägliche Leben und die Selbstverwaltung.
Details:
- Stadtrecht: umfasste Autonomie in Verwaltung und Gerichtsbarkeit
- Dorfrecht: regelte lokale Angelegenheiten wie Nutzungsrechte an Gemeingütern
- Rechtsquellen: Stadtrechtsbücher, Satzungen, Gewohnheitsrecht
- Weistum: schriftliche Fixierung von Dorfrechten
- Handelsprivilegien: wichtige städtische Rechte für den Wirtschaftsaustausch
- Einfluss: Rechte beeinflussten Gesellschaftsstruktur und Machtverhältnisse
Einfluss der Kirche auf das mittelalterliche Rechtssystem
Definition:
Die Kirche hatte erheblichen Einfluss auf das mittelalterliche Rechtssystem und prägte sowohl weltliche als auch kanonische Rechtsnormen.
Details:
- Kirchliche Gerichte hatten Jurisdiktion über Ehe, Moral und Erbschaftsangelegenheiten.
- Kanonisches Recht ergänzte und beeinflusste das weltliche Recht (z.B. Asylrecht, Zinsverbot).
- Bischöfe und Klerus als wichtige Rechtssprecher und Berater weltlicher Herrscher.
- Kirchliche Synoden und Konzilien erließen Rechtsvorschriften und Standards.
- Einführung und Verbreitung der Schriftlichkeit im Rechtsverkehr durch die Kirche.
Rolle der Gerichte und Schöffen im Mittelalter
Definition:
Gerichte und Schöffen spielten eine zentrale Rolle im mittelalterlichen Rechtssystem als Hüter der lokalen Ordnung und Rechtsprechung.
Details:
- Gerichte waren sowohl weltliche als auch kirchliche Einrichtungen, die für die Rechtsprechung zuständig waren.
- Schöffen waren ehrenamtliche Richter, die oft aus der Gemeinde kamen und über besondere Rechtskenntnisse verfügten.
- Schöffengerichte bestanden meist aus einem Vorsitzenden Richter und mehreren Schöffen, die gemeinsam über die Schuld oder Unschuld des Angeklagten entschieden.
- Landgerichte: Zuständigkeit für schwerere Verbrechen und umfassendere Rechtsfragen.
- Stadtgerichte: Zuständigkeit für lokale, geringfügigere Vergehen.
- Inquisitionsverfahren: Aktive Rolle des Gerichts bei der Ermittlung von Beweisen.
- Aktenversendung: Ablehnung, Zeugenaussagen schriftlich aufzunehmen, statt mündlicher Verhandlungen.
- Rechtsfindung: Kombination aus Gewohnheitsrecht und schriftlichem Recht (Sachsenspiegel, Schwabenspiegel).
Sachsenspiegel als Rechtsquelle
Definition:
Rechtssammlung des Mittelalters, entscheidend für deutsche Rechtstradition.
Details:
- Entstanden im 13. Jahrhundert
- Verfasst von Eike von Repgow
- Gliedert sich in Landrecht und Lehnrecht
- Erste umfassende schriftliche Aufzeichnung des sächsischen Rechts
- Einfluss auf spätere Gesetzgebungen im Heiligen Römischen Reich
- Enthält u.a. Regelungen zu Erbrecht, Strafrecht, Prozessordnungen
Rezeption des Corpus Juris Civilis und seiner Anpassung im Heiligen Römischen Reich
Definition:
Rezeption des römischen Rechts (Corpus Juris Civilis) im HRR, Anpassung an bestehendes Recht.
Details:
- Corpus Juris Civilis: Sammlung römischer Rechtsquellen, im 6. Jahrhundert unter Kaiser Justinian I. kodifiziert.
- Rezeption: Beginnend im 12. Jahrhundert, insb. durch Universitäten (Bologna).
- Einfluss: Modernisierung und Auslegung des Rechts, Grundlage des Gemeinen Rechts (ius commune).
- Anpassung: Integration in lokale Rechtstraditionen, Koexistenz mit partikulärem Recht.
- Langfristige Wirkung: Geprägt deutsches und europäisches Rechtsverständnis bis in die Neuzeit.
Entstehung und Bedeutung des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB)
Definition:
Grundlage des deutschen Zivilrechts, in Kraft seit 1900.
Details:
- Entstehung: 1. Januar 1900
- Zentral für privatrechtliche Regelungen
- Einfluss auf die Entwicklung des europäischen und internationalen Privatrechts
- Besteht aus fünf Büchern: Allgemeiner Teil, Schuldrecht, Sachenrecht, Familienrecht, Erbrecht
- Überarbeitung und Modernisierung, besonders im Schuldrecht (z.B. Schuldrechtsmodernisierungsgesetz 2002)
Methoden der historischen Rechtstextanalyse und Quellenkritik
Definition:
Methoden zur Analyse historischer Rechtstexte und zur Bewertung ihrer Quellen.
Details:
- Textkritische Methode: Untersuchung des Originaltextes auf Fehler und Überarbeitungen.
- Historisch-genetische Methode: Kontextuelle Analyse, die Entstehung und Entwicklung des Textes rekonstruiert.
- Komparative Methode: Vergleich mehrerer Texte und Rechtsquellen, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu identifizieren.
- Rechtsdogmatische Methode: Interpretation des historischen Rechtsinhalts in systematischer Weise.
- Quellenkritik: Bewertung der Zuverlässigkeit und Authentizität der Quellen.