Migrationsrecht I - Cheatsheet
Geschichtliche Entwicklung des Migrationsrechts
Definition:
Überblick über die historischen Entwicklungen und Veränderungen im Migrationsrecht.
Details:
- 16.-19. Jahrhundert: Regulierung durch lokale Verordnungen, keine einheitliche Regelung auf nationaler Ebene.
- 1945-1950: Einführung des Asylrechts im Grundgesetz (Art. 16 GG), Reaktion auf die Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg.
- 1960er Jahre: Anwerbeabkommen mit verschiedenen Ländern, Beginn der Gastarbeitermigration.
- 1990er Jahre: Reformen des Asylrechts (Asylkompromiss), zunehmende Verschärfung der Migrationsregelungen.
- 2004: Einführung des Zuwanderungsgesetzes, welches das Migrationsrecht grundlegend neu strukturierte.
- 2015: Flüchtlingskrise und damit verbundene Änderungen im nationalen und europäischen Migrationsrecht.
Verfassungsrechtliche Grundlagen des Migrationsrechts
Definition:
Verfassungsrechtliche Grundlagen des Migrationsrechts: regeln die rechtliche Basis und Schranken staatlicher Migrationspolitik gem. der Verfassung.
Details:
- Grundgesetz (GG) als zentrale Rechtsquelle
- Artikel 1 GG: Menschenwürde
- Artikel 2 GG: Allgemeine Handlungsfreiheit
- Artikel 3 GG: Gleichheit vor dem Gesetz
- Artikel 16a GG: Asylrecht
- Artikel 8 GG: Versammlungsfreiheit
- Artikel 19 GG: Einschränkungen von Grundrechten nur durch Gesetz
- Verfassungsrechtliche Prüfungen bei migrationsrechtlichen Maßnahmen
Arten von Aufenthaltsgenehmigungen und deren Voraussetzungen
Definition:
Verschiedene Arten von Aufenthaltsgenehmigungen und deren Bedingungen im deutschen Migrationsrecht.
Details:
- Aufenthaltserlaubnis: Zeitlich befristet, Voraussetzungen: Integrationskurs, Sicherung des Lebensunterhalts, Sprachkenntnisse
- Niederlassungserlaubnis: Unbefristet, Voraussetzungen: Sicherung des Lebensunterhalts, ausreichende Deutschkenntnisse, kein Eintrag im Strafregister, meist 5 Jahre Aufenthalt und Arbeit in Deutschland
- Blaue Karte EU: Für hochqualifizierte Fachkräfte, Voraussetzungen: Mindestgehalt, Hochschulabschluss oder vergleichbare Qualifikation
- Anerkennungsregelung für Flüchtlinge: Für anerkannte Asylberechtigte und Flüchtlinge gem. Genfer Flüchtlingskonvention, Voraussetzungen: Anerkennung durch das BAMF
- Aufenthaltsgestattung: Für Asylbewerber während des laufenden Asylverfahrens
- Duldung: Vorübergehend bei Abschiebehindernissen, keine echte Aufenthaltserlaubnis
Rechtliche Grundlagen des Asylrechts und Asylverfahren
Definition:
Regelungen und Verfahren, die den Schutz von Asylbewerbern in Deutschland bestimmen.
Details:
- Art. 16a GG: Grundrecht auf Asyl
- AsylG: Gesetzliche Grundlage des Asylverfahrens
- Dublin-III-Verordnung: Zuständigkeitsregelung EU-weit
- Asylverfahren umfasst Antragstellung, Prüfung, Entscheidung, Rechtsmittel
- BAMF: Zuständige Behörde für Asylverfahren
- Unterschiede: Flüchtlingsstatus, subsidiärer Schutz, nationales Abschiebeverbot
- Rechtsmittel: Widerspruch, Klage beim VG, Berufung/Revision
Beschäftigungserlaubnisse und Rechte von Arbeitsmigranten
Definition:
Beschäftigungserlaubnisse und Rechte von Arbeitsmigranten - bezieht sich auf die Genehmigungen, die Arbeitsmigranten benötigen, um in Deutschland arbeiten zu dürfen, sowie auf ihre arbeitsrechtlichen Ansprüche und Schutzmaßnahmen
Details:
- Erfordernis von Beschäftigungserlaubnissen: Aufenthaltsgesetz (AufenthG) und Beschäftigungsverordnung (BeschV)
- Zuständige Behörde: Ausländerbehörde
- Voraussetzungen: Qualifikation, Arbeitsplatzangebot, Arbeitsmarktprüfung (Vorrangprüfung), Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit
- Besondere Kategorien: Hochqualifizierte, Blaue Karte EU, Saisonarbeiter, Fachkräfte
- Rechte der Arbeitsmigranten: Gleichbehandlung (Artikel 45 AEUV), Arbeitsbedingungen, Sozialversicherungsrechte, Diskriminierungsschutz
- Rechtsquellen: AufenthG, BeschV, Arbeitnehmer-Entsendegesetz (AEntG), Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG)
EU-Verordnungen und -Richtlinien zum Migrationsrecht
Definition:
EU-Verordnungen und -Richtlinien im Migrationsrecht regeln die gemeinsame Asyl- und Einwanderungspolitik innerhalb der EU.
Details:
- Verordnungen: unmittelbare Anwendbarkeit in allen Mitgliedstaaten (\textit{z.B. Dublin-III-Verordnung}).
- Richtlinien: müssen von Mitgliedstaaten in nationales Recht umgesetzt werden (\textit{z.B. Qualifikationsrichtlinie}).
- Ziel: Harmonisierung der Rechtsvorschriften und Verfahrensweisen.
- Rechtliche Grundlage: Art. 78 AEUV und Art. 79 AEUV.
- Wichtige Richtlinien und Verordnungen: Asylverfahrensrichtlinie, Aufnahme-Richtlinie, Rückführungsrichtlinie, Dublin-Verordnung.
Rolle der Vereinten Nationen in der internationalen Migrationspolitik
Definition:
Die Rolle der Vereinten Nationen (UN) in der internationalen Migrationspolitik umfasst die Koordination und Unterstützung globaler Migrationsprozesse, die Förderung menschenwürdiger Behandlung von Migrant:innen und die Entwicklung von internationalen Standards und Abkommen.
Details:
- Internationaler Pakt für Migration (Global Compact for Migration) verabschiedet 2018
- UNHCR: Schutz und Unterstützung von Flüchtlingen
- IOM (Internationale Organisation für Migration): Unterstützung bei der Implementierung von Migrationspolitiken
- Koordination mit anderen internationalen Akteuren und Regierungen
- Förderung von Menschenrechten, Schutz und Integration von Migrant:innen
Integration und Sozialleistungen für Asylbewerber
Definition:
Integration und Sozialleistungen für Asylbewerber im Migrationsrecht betreffen die Maßnahmen und finanziellen Unterstützungen, die eine erfolgreiche Eingliederung der Asylbewerber in die Gesellschaft fördern.
Details:
- Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) regelt die finanzielle Unterstützung
- Leistungsstufen abhängig vom Aufenthaltsstatus und Aufenthaltsdauer
- Leistungen: Unterkunft, Verpflegung, medizinische Versorgung, Taschengeld
- Integrationskurse: Sprachkurse, Orientierungskurse, Berufsqualifikationen
- Arbeitsmarktzugang nach 3 Monaten Aufenthalt
- Sozialleistungen: eingeschränkte Sozialhilfe im Vergleich zu deutschen Staatsbürgern
- Kritik: oft unzureichende Mittel für wirksame Integration