Rechtsphilosophie II - Cheatsheet
Definition und Zweck des Rechts
Definition:
Recht soll Ordnung und Gerechtigkeit schaffen, indem es verbindliche Normen für das menschliche Verhalten in einer Gesellschaft festlegt.
Details:
- Recht ist ein System von Regeln und Prinzipien.
- Zweck: Konfliktvermeidung, Konfliktlösung, Friedenssicherung, Schutz der Freiheit und des Eigentums.
- Regelt Beziehungen zwischen Individuen sowie zwischen Individuen und dem Staat.
- Beruht auf Gerechtigkeitsprinzipien: Gleichheit, Fairness, Rechtsstaatlichkeit.
Unterschied zwischen positivem Recht und Naturrecht
Definition:
Unterschied zwischen Rechtsnormen, die von Menschen gesetzt wurden (positives Recht), und Rechtsnormen, die aus moralischen oder natürlichen Prinzipien abgeleitet werden (Naturrecht).
Details:
- Positives Recht: Gesetze und Verordnungen, die durch staatliche Autorität erlassen wurden.
- Naturrecht: Universelle, unveränderliche Prinzipien, die auf Vernunft und Moral basieren.
- Positives Recht kann variieren, während Naturrecht als unveränderlich betrachtet wird.
- Debatte um Legitimität: Positives Recht erfordert Anerkennung durch staatliche Gewalt, Naturrecht durch moralische Einsicht.
Ethische Theorien und ihre Relevanz für das Recht
Definition:
Ethische Theorien analysieren und bewerten moralische Prinzipien und Handlungen. Ihre Relevanz für das Recht liegt in der Begründung und Legitimation von Rechtsnormen sowie der ethischen Bewertung von Rechtsentscheidungen.
Details:
- Kategorischer Imperativ (Kant): Handlung nur nach der Maxime, die verallgemeinerbar ist.
- Utilitarismus (Bentham, Mill): Maximierung des Gesamtnutzens.
- Tugendethik (Aristoteles): Handlung nach Tugenden, z.B. Gerechtigkeit, Tapferkeit.
- Diskursethik (Habermas): Normen durch rationalen Diskurs legitimiert.
- Relevanz: Rechtsnormen und Entscheidungen sind oft ethisch begründet; Einfluss auf Rechtsprechung, Gesetzgebung und Rechtsphilosophie.
Rechtebasierte Theorien der Gerechtigkeit (z.B. John Rawls)
Definition:
Rechtebasierte Theorien der Gerechtigkeit betonen Bedeutung grundlegender Rechte und Freiheiten bei Verteilung sozialer Güter.
Details:
- John Rawls: bekanntester Vertreter, Hauptwerk: A Theory of Justice (1971)
- Zwei Gerechtigkeitsprinzipien:
- Gleichheitsprinzip: gleiche Grundfreiheiten für alle
- Differenzprinzip: Ungleichheiten nur erlaubt, wenn sie den am wenigsten Begünstigten nützen
- „Schleier des Nichtwissens“: hypothetische Ausgangssituation, in der Parteien grundlegende Regeln festlegen, ohne ihre Position in Gesellschaft zu kennen
- Ziel: faire Chancengleichheit und gerechte Verteilung von Vorteilen und Lasten
Deterrenz und Retributivismus
Definition:
Deterrenz: Abschreckung vor Straftaten durch Androhung oder Verhängung von Strafen. Retributivismus: Vergeltung als gerechtfertigtes Ziel von Strafe, das die Tat ausgleicht.
Details:
- Deterrenz: Fokus auf Prävention zukünftiger Straftaten
- Retributivismus: Fokus auf moralische Vergeltung und Ausgleich der Schuld
- Deterrenzarten: spezifische (für den Täter) vs. allgemeine (für die Gesellschaft)
- Rechtfertigung im Retributivismus: Strafe muss der Schwere der Tat entsprechen
- Kritik an Deterrenz: mögliche Unverhältnismäßigkeit der Strafen
- Kritik an Retributivismus: Gefahr der Rachejustiz
Strafrechtliche Verantwortung und Schuld
Definition:
Strafrechtliche Verantwortung und Schuld betreffen die Zurechenbarkeit einer Tat zum Täter und dessen persönliche Vorwerfbarkeit.
Details:
- Zurechnungsfähigkeit (§ 20 StGB)
- Unrechtsbewusstsein (§ 17 StGB)
- Fahrlässigkeit und Vorsatz (§§ 15, 16 StGB)
- Schuldformen: direkte, indirekte und bewusste Fahrlässigkeit sowie dolus eventualis
- Gründe für Schuldunfähigkeit: z.B. psychische Störungen, Entschuldigender Notstand
Methoden der Rechtsauslegung
Definition:
Methoden zur Interpretation und Anwendung von Rechtsnormen.
Details:
- Wortlaut (grammatikalische Interpretation): Text der Norm.
- Systematik (systematische Interpretation): Kontext innerhalb des gesamten Gesetzeswerks.
- Historisch (historische Interpretation): Entstehungsgeschichte und Gesetzesmaterialien.
- Teleologisch (teleologische Interpretation): Sinn und Zweck der Norm.
- Verfassungs- und Völkerrechtskonformität: Übereinstimmung mit Grundgesetz und internationalen Verträgen.
- Analogie: Anwendung allgemeiner Rechtsgrundsätze auf ähnliche Fälle.
- Rechtsvergleichung: Vergleich mit Regelungen anderer Rechtsordnungen.
Zusammenhang zwischen Rechtstheorie und Praxis
Definition:
Beziehung zwischen theoretischen Konzepten des Rechts (Rechtstheorie) und deren Umsetzung in der realen Welt (Praxis).
Details:
- Rechtstheorie: Systematische Analyse von Rechtsbegriffen, -prinzipien und -systemen.
- Praxis: Anwendung des Rechts in konkreten Fällen durch Gerichte, Behörden und andere Akteure.
- Wechselspiel: Theorie beeinflusst Anwendung und vice versa.
- Interpretation: Theorien helfen, Rechtstexte zu interpretieren.
- Kritik: Praxis liefert Feedback zur Weiterentwicklung der Theorie.