Rechtstheorie / juristische Methodenlehre - Cheatsheet
Unterscheidung zwischen natürlichem und positivem Recht
Definition:
Details:
- Natürliche Recht: basiert auf der Idee von universellen, moralischen Prinzipien, unabhängig von staatlichen Gesetzen.
- Positives Recht: vom Menschen gesetztes Recht, das durch staatliche Autoritäten geschaffen und durchgesetzt wird.
- Hauptfrage: Gültigkeit und Verbindlichkeit von Gesetzen - muss ein Gesetz moralisch gerechtfertigt sein (natürliches Recht) oder reicht die staatliche Setzung (positives Recht)?
Interpretationsmethoden: grammatikalisch, systematisch, teleologisch, historisch
Definition:
Verschiedene Methoden zur Auslegung von Rechtsnormen, um deren Bedeutung und Reichweite zu verstehen.
Details:
- Grammatikalische Methode: Bedeutung des Wortlauts einer Norm.
- Systematische Methode: Einordnung der Norm in den Kontext des gesamten Gesetzes und des Rechtsordnungsverzeichnisses.
- Teleologische Methode: Ermittlung des Sinns und Zwecks einer Norm.
- Historische Methode: Berücksichtigung der Entstehungsgeschichte und des Willens des Gesetzgebers.
Anwendung von Subsumtion und Analogie in der Falllösung
Definition:
Subsumtion: Anwendung eines allgemeinen Rechtssatzes auf einen konkreten Sachverhalt. Analogie: Übertragung einer Regel auf einen ähnlichen, nicht geregelten Fall.
Details:
- Subsumtion: Prüfung des Tatbestands nach \( \text{Tatbestand} + \text{Rechtsfolge} \).
- Analogie: Anwendung, wenn Gesetz eine Lücke aufweist und kein Widerspruch zu grundlegenden Prinzipien besteht.
- Ablauf Subsumtion: Obersatz (Rechtsnorm), Untersatz (Sachverhalt), Ergebnis (Rechtsfolge).
- Ablauf Analogie: Vergleichbarer geregelter Fall, Rechtswidrigkeit der Regelungslücke feststellen, Ähnlicher Fall ableiten.
- Wichtig: Rechtsfortbildung nur innerhalb des legitimen Rahmens.
Struktur und Analyse juristischer Argumentationsketten
Definition:
Untersuchung und Systematisierung der logischen Struktur von juristischen Argumenten und deren Gültigkeit.
Details:
- Argumentationskette: typische Struktur - (Prämisse, Schlussregel, Konklusion).
- \textbf{Deduktiv:} Von allgemeinen Normen zu speziellen Fällen (\textit{Subsumtion})
- \textbf{Induktiv:} Von einzelnen Fällen zu allgemeinen Normen
- \textbf{Abduktion:} Beste Erklärung für vorliegende Daten (häufig bei Tatsachenfragen)
- \textbf{Argumentationsweisen}: - \textit{a fortiori, a contrario, argumentum e silentio, teleologisch, historische Auslegung}
- Wichtigkeit der \textit{Relevanz, Konsistenz, Validität}
- Beachte: mögliche logische Fehler (\textit{Fehlschluss, False Analogy, Circular Reasoning})
Recht und Moral: Schnittstellen und Konflikte
Definition:
Zusammenhang und Unterschiede zwischen rechtlichen und moralischen Normen; Konflikte in der Anwendung und Durchsetzung.
Details:
- Recht: staatlich gesetzte, durchsetzbare Regeln
- Moral: gesellschaftlich anerkannte Normen und Werte
- Schnittstellen: Überlappungen in Norminhalten
- Konflikte: Divergenzen bei moralischen und rechtlichen Werturteilen
- Fallbeispiele und Abwägungsprobleme in der Rechtspraxis
Erstellung und Strukturierung juristischer Gutachten
Definition:
Aufbau und Gliederung eines juristischen Gutachtens zur systematischen Lösung rechtlicher Fragestellungen.
Details:
- Gutachtenstil: Subsumtionstechnik unter Anwendung von Fallbearbeitungsschema
- Gliederung: Obersatz, Definition, Subsumtion, Ergebnis
- Bearbeitungsebene: Anspruchsaufbau (Prüfung mehrerer Anspruchsgrundlagen)
- Schreibweise: Klar, präzise, logisch und juristisch korrekt
- Verwendung von Randnummern und Absätzen zur Strukturierung
- Berücksichtigung aktueller Rechtsprechung und Literatur
- Exemplarische Struktur: Einleitung, Sachverhalt, Lösung des Falles (Hauptteil), Ergebnis
Methoden der Gesetzesauslegung und deren Anwendung
Definition:
Methoden der Gesetzesauslegung helfen, den Sinn und Zweck gesetzlicher Vorschriften zu bestimmen und anzuwenden.
Details:
- Wortlaut (grammatikalische Auslegung): Analyse des Gesetzestextes.
- Systematik: Einordnung im Kontext des gesamten Gesetzes.
- Historisch: Gesetzesentstehung und Wille des Gesetzgebers.
- Teleologisch: Zweck und Ziel der Norm.
- Anwendung: Kombination der Methoden je nach Fall zur Ermittlung der bestmöglichen Auslegung.
Einfluss bedeutender Philosophen auf das Recht und philosophische Grundlagen
Definition:
Einfluss bedeutender Philosophen auf das Recht und die philosophischen Grundlagen, beschreibt wie Philosophen das Rechtsdenken und die juristische Methodenlehre geprägt haben.
Details:
- Platon: Ideenlehre, Gerechtigkeit als höchstes Prinzip.
- Aristoteles: Naturrecht, Unterscheidung zwischen natürlicher und gesetzlicher Gerechtigkeit.
- Kant: Kategorischer Imperativ, Vernunft als Grundlage des Rechts.
- Hegel: Dialektik, Recht als Ausdruck des objektiven Geistes.
- Marx: Kritik des bürgerlichen Rechts, Recht als Instrument der Herrschaft.
- Rawls: Theorie der Gerechtigkeit, Gerechtigkeit als Fairness.
- Hart: Rechtspositivismus, Trennung von Recht und Moral.
- Dworkin: Rechtsprinzipien, Integration von Recht und Moral.