Übung zur Rechtsgeschichtlichen Exegese - Cheatsheet
Entwicklung und Geschichte des Römischen Rechts
Definition:
Historische Entwicklung des Rechtsystems im antiken Rom, beeinflusst europäische Rechtstradition maßgeblich
Details:
- 12-Tafel-Gesetz (~450 v. Chr.)
- Lex Aquilia (~286 v. Chr.)
- Juristenrecht und Prinzipat (~27 v. Chr. - 284 n. Chr.)
- Kodifikation unter Kaiser Justinian (529-534 n. Chr.)
- Nachwirkung im Mittelalter und Neuzeit
Rechtsquellen des Römischen Rechts
Definition:
Quellen, aus denen das römische Recht stammt, und die Rechtsnormen bilden.
Details:
- Gesetze (leges): Normen von Volksversammlungen
- Senatsbeschlüsse (senatus consulta)
- Verordnungen der Kaiser (constitutiones): Edikte, Mandate, Dekrete, Reskripte
- Praetorische Edikte (edicta)
- Antworten der Juristen (responsa prudentium)
Feudalrecht und Lehnwesen im Mittelalter
Definition:
Feudalrecht regelt das Verhältnis zwischen Lehnsherrn und Vasallen im Mittelalter, wobei Land gegen Treue und militärische Dienste gewährt wird.
Details:
- Lehnspyramide: König an der Spitze, dann Herzöge, Grafen, Ritter
- Homagium: Vasall leistet Treueid
- Investitur: Übertragung des Lehens durch symbolische Handlung (meist durch Übergabe eines Gegenstandes)
- Pflichten des Vasallen: Heerfolge, Rat und Hilfe
- Pflichten des Lehnsherrn: Schutz und Schirm, Unterhalt des Vasallen
- Lehnrechtliche Verträge oft mündlich, durch Zeugen bestätigt
- Feudalrechtliches System führte zur Zersplitterung der Macht in viele kleine Herrschaftsgebiete
Rezeption des Römischen Rechts in der frühen Neuzeit
Definition:
Rezeption des Römischen Rechts in der frühen Neuzeit - Übernahme und Anpassung der römischen Rechtsprinzipien in die Rechtssysteme der europäischen Staaten.
Details:
- Beginnt im 12. Jahrhundert und ist bis zum 17. Jahrhundert bedeutend.
- Römisches Recht wird in den Universitäten (z.B. Bologna) intensiv studiert und gelehrt.
- Beitrag zur Entwicklung des modernen Zivilrechts (z.B. Einfluss auf das BGB).
- Corpus Iuris Civilis von Justinian als zentrale Quelle.
- Bedeutung für das gemeine Recht und die Kodifikationen (z.B. Preußisches Allgemeines Landrecht, Code Civil).
- Integration des römischen Rechts als subsidiäres Recht (ius commune) neben lokalen Rechtsordnungen.
Rechtskodifikationen und Gesetzgebungsprozesse der frühen Neuzeit
Definition:
Kodifikationen und Gesetzgebung im Übergang vom Mittelalter zur Moderne: Erster Versuch systematischer und umfassender Rechtssammlungen sowie staatliche Steuerung der Rechtsetzung.
Details:
- Entstehung nationaler Rechtskodifikationen wie z.B. des „Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis“ (1756)
- Bedeutender Fortschritt in der Zentralisierung und Systematisierung des Rechts
- Einfluss des römischen Rechts und des Naturrechts
- Förderung durch aufklärerische Ideen und Absolutismus
- Einführung von Expertenkommissionen zur Ausarbeitung der Gesetzestexte
- Entwicklung klarer Gesetzgebungsprozesse und bürokratischer Mechanismen
Methoden der Rechtsquellenforschung
Definition:
Methoden zur Analyse, Interpretation und Verwendung historischer Rechtsquellen, um das Verständnis historischer Rechtsordnungen zu vertiefen.
Details:
- Textkritik: Untersuchung der Authentizität und Integrität der Quelle.
- Historisch-kritische Methode: Kontextualisierung der Quelle in ihrem historischen Umfeld.
- Rechtsvergleichung: Vergleich historischer Rechtsnormen mit gegenwärtigen Rechtsnormen.
- Rechtsdogmatische Analyse: Herausarbeitung und Systematisierung der in der Quelle enthaltenen Rechtsbegriffe und -prinzipien.
- Quellenhermeneutik: Interpretation der Bedeutung von Rechtsquellen unter Berücksichtigung ihres historischen und kulturellen Kontexts.
Techniken der Textkritik und Interpretation
Definition:
Verfahren zur Analyse und Auslegung historischer Rechtstexte.
Details:
- Wichtige Methoden: Quellenkritik, Editionskritik, Hermeneutik
- Ziel: Ursprünglichen Textzustand und dessen Bedeutung ermitteln
- Quellenkritik: Echtheit und Ursprung des Textes prüfen
- Editionskritik: Textvarianten und ihre historische Entwicklung analysieren
- Hermeneutik: Verständigung des Textinhalts im historischen Kontext
- Nutzung von Handschriften und alten Drucken
Langfristiger Einfluss des Römischen Rechts auf moderne Rechtssysteme
Definition:
Römisches Recht hat die Entwicklung moderner Rechtssysteme grundlegend und nachhaltig beeinflusst. Basis vieler europäischer Zivilgesetze.
Details:
- Ausbildung des Zivilrechts: Grundsätze und Methoden
- Kodifikationen wie der deutsche Bürgerliche Gesetzbuch (BGB)
- Rechtssicherheit und Systematik durch präzise Definitionen
- Prinzipien des Vertragsrechts, Eigentumsrechts und Obligationen
- Einfluss auf Rechtsphilosophie und Rechtsethik
- Grundlage für internationale Rechtsvereinheitlichungen