Imperativ

"Fang an, zu lernen!" Diesen Satz hast Du vielleicht schon häufiger gehört oder Dir selbst gesagt. Wusstest Du, dass es sich dabei um einen Imperativ handelt? In dieser Erklärung findest Du alles, was Du über Imperative wissen musst.

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    Imperativ – Bedeutung und Verwendung

    Im Folgenden erfährst Du mehr über die Bedeutung und Verwendung des Imperativs.

    Der Imperativ ist ein Modus des Verbs, mit dem Aufforderungen ausgedrückt werden. Er kann nur bei direkter Anrede in der Gegenwart verwendet werden.

    Der Plural von Modus wird übrigens "Modi" genannt. Verben können in drei Modi auftreten: Indikativ (Wirklichkeitsform), Konjunktiv (Möglichkeitsform) und Imperativ (Befehlsform).

    Verben werden nach ihren Merkmalklassen verändert, also nach Person (1.-3.), Numerus (Singular und Plural), Tempus (Präsens, Präteritum usw.), Modus und Genus Verbi (aktiv, passiv). Die Veränderung, auch Beugung, von Verben wird Konjugation genannt. Mehr Informationen findest Du in den Erklärungen zu "Verb" und "Konjugation".

    Da der Imperativ nur in der direkten Anrede verwendet werden kann, wird er ausschließlich für die zweite Person Singular (du) und Plural (ihr) gebildet. Das gilt natürlich auch für die höfliche Anrede "Sie" im Singular und Plural.

    Ich verlange, dass du singst. – Sing!

    Ich verlange, dass ihr singt. – Singt!

    Ich verlange, dass Sie singen. – Singen Sie!

    Befehlsform Imperativ – Beispiele & Bildung

    Da es sich beim Imperativ um die sogenannte Befehlsform handelt, sind Sätze im Imperativ häufig kurz. Steht ein Verb im Imperativ, fällt zunächst das Subjekt des Satzes weg. Die Ausnahme bildet dabei die höfliche Anrede "Sie", hier muss das Pronomen "Sie" immer hinzugefügt werden. Wie die Bildung des Imperativs erfolgt, erkennst Du anhand der folgenden Beispiele:

    Du springst über den Zaun. – Spring über den Zaun!

    Zwei Welpen springen über den Zaun. – Springt über den Zaun!

    Sie springen über den Zaun. – Springen Sie über den Zaun!

    Wenn Du besonders betonen möchtest, wen Du mit dem Imperativsatz ansprichst, kannst Du das Pronomen, den Namen oder die Bezeichnung der Personen trotzdem hinzufügen. Notwendig ist dies aber nicht.

    Spring du über den Zaun!

    Pünktchen und Anton, springt über den Zaun!

    Springen Sie über den Zaun, Kollegen!

    Wie Du siehst, steht das Verb in Imperativsätzen meistens an erster Stelle. Ein Satz gilt nur dann als vollständig, wenn er ein Prädikat enthält. Dementsprechend sind Imperativsätze die einzigen vollständigen Sätze, die nur aus einem Wort bestehen können.

    Geh!

    Spring!

    Regelmäßige Bildung

    Zur Bildung des Imperativs musst Du den Infinitiv, also die Grundform des Verbs, und den Indikativ kennen. Der Indikativ ist die Wirklichkeitsform, also das Verb in seiner normalen Konjugation. Die Regeln für die Bildung des Imperativs lauten wie folgt:

    • 2. Person Singular (du): Infinitiv ohne die Endung "-en"

    • 2. Person Plural (ihr): Indikativform im Präsens

    • höfliche Anrede (Sie): Infinitiv + Sie

    InfinitivduihrSie
    singensingsingtsingen
    lachen lachlachtlachen
    rufenrufruftrufen
    folgenfolgefolgtfolgen

    Anhand des letzten Beispiels "folgen" siehst Du, dass in der 2. Person Singular ein "e" angefügt wurde. Dieses dient der besseren Aussprache und wird vor allem bei Verben verwendet, deren Infinitive vor der Endung "-en" die Buchstaben "m", "n", "d" oder "t" aufweisen.

    Kenne deine Grenzen.

    Rette mich!

    Ob Du ein "e" hinzufügst oder nicht, wird Dir bei manchen Verben sinnvoller erscheinen als bei anderen. Auch kann ein Dialekt, mit dem Du eventuell aufgewachsen bist, dies beeinflussen.

    Bei manchen Verben wird bei der Bildung des Imperativs auch ein "e" gestrichen und ans Ende gesetzt. Dies betrifft vorwiegend Verben, die im Infinitiv auf "-eln" enden.

    klingeln – Klingle mal.

    hangeln – Hangle dich dort am Fenster entlang.

    In der gesprochenen Sprache ist es allerdings auch üblich, für die 2. Person Singular statt "Klingle!" und "Hangle!" den verkürzten Infinitiv "Klingel!" und "Hangel!" zu verwenden. Das solltest Du in Texten jedoch eher vermeiden.

    "essen", "lesen", "geben" – Verben mit Ablaut

    Vielleicht ist Dir schon aufgefallen, dass der Imperativ von Verben wie "essen" und "nehmen" nicht der regelmäßigen Bildung folgt, die Du oben kennengelernt hast.

    InfinitivduihrSie
    essenissesstessen Sie
    lesenlieslestlesen Sie
    gebengibgebtgeben Sie
    nehmennimmnehmtnehmen Sie
    vergessenvergissvergesstvergessen Sie

    Du siehst anhand der Tabelle, dass diese Ausnahmeregelung wieder nur für den Imperativ der 2. Person Singular gilt. Das "e" des Infinitivs wird zu "i" oder "ie". Ein Vokal, der sich bei der Konjugation verändert, wird Ablaut genannt. Du kennst Ablaute von der Bildung des Präteritums von starken Verben (ich lese – ich las).

    Starke Verben werden unter anderem durch ihren Ablaut definiert. Lies Dir die Erklärung zu "starkes Verb" durch, wenn Du Dich genauer informieren möchtest.

    Die Bezeichnung Ablaut wird auch für die Vokale verwendet, die sich bei der Bildung des Imperativs verändern. Aber Vorsicht: Nicht alle starken Verben bilden ihren Imperativ mit einem Ablaut.

    nehmen – Präteritum: du nahmst, Imperativ: Nimm! (Ablaut im Präteritum und Imperativ)

    singen – Präteritum: du sangst, Imperativ: Sing! (Ablaut im Präteritum, aber nicht im Imperativ)

    Eine feste Regel dafür, welche starken Verben ihren Imperativ mit Ablaut bilden, gibt es nicht. Du kannst sie auswendig lernen, kannst sie aber vor allem durch Gespräche im Alltag meist schnell einprägen.

    Verben, die einen Umlaut, also "ä", "ö" oder "ü", besitzen, verändern sich nicht bei der Bildung des Imperativs.

    Die letzte Ausnahme zur Bildung des Imperativs betrifft das Verb "sein". Dabei wird dem Imperativ der höflichen Sie-Form zur deutlicheren Aussprache ein "e" hinzugefügt:

    sein

    sei (du)

    seid (ihr)

    seien Sie

    Beachte, dass die konjugierte Verbform "seid" immer mit "d" geschrieben wird, während das Zeitwort "seit" auf "t" endet.

    Zweiteilige Verben

    Damit sind Verben gemeint, die trennbar sind, da sie aus zwei Wortteilen bestehen. Also Verben wie "aufhören", "mitmachen", "loslassen" etc. Bei der Bildung des Imperativs werden solche Verben getrennt:

    aufhören – Hör auf!

    mitmachen – Macht mit!

    loslassen – Lass los!

    Auch Kopulaverben ("sein", "bleiben", "werden" usw.) sind zweiteilig, da sie nur mit ihrem Bezugswort (Prädikativ) Sinn ergeben. Wenn Du den Imperativ eines Kopulaverbs bildest, musst Du also das Prädikativ mit in den Imperativsatz aufnehmen.

    Sei kein Feigling.

    Bleibt hier!

    Werdet erwachsen.

    Kopulaverben sind Verben, die erst in Verbindung mit einem Adjektiv, Nomen oder Prädikativsatz Sinn ergeben. Die wichtigsten Beispiele für Kopulaverben sind "sein", "bleiben" und "werden", aber auch "scheinen", "wirken", "aussehen" und "heißen" gehören dazu.

    Imperativ – Funktionen

    Mit dem Imperativ können nicht nur Befehle und Aufforderungen ausgedrückt werden. Vor allem durch das Hinzufügen von spezifizierenden Ausdrücken besteht die Funktion des Imperativs auch darin, Verbote und Bitten zu formulieren.

    Geh nicht weiter!

    Verlasst nicht das Haus.

    Bitte bleib hier!

    Singt bitte mit.

    Anderen Funktionen wird der Imperativ hauptsächlich durch die Betonung, mit der er gesprochen oder gelesen wird, zugeordnet. Der Satz "Hör auf zu weinen" kann je nachdem, wie er betont wird, als Bitte oder als Befehl gemeint sein. Dasselbe gilt z. B. für den Satz "Lass das lieber sein" – ob es sich hier um einen Ratschlag oder eine Drohung handelt, bestimmen die Betonung und der Kontext.

    Da Satzzeichen Hinweise auf die Betonung und Bedeutung eines Satzes geben, müssen Imperativsätze nicht unbedingt mit einem Ausrufezeichen enden. Ratschläge beispielsweise treten nicht als Ausrufe aus und enden deshalb mit einem Punkt.

    Klick Dich doch in die Erklärung "Ausrufezeichen", wenn Du mehr darüber erfahren möchtest.

    Zusammengefasst: Mit Imperativsätzen kannst Du Aufforderungen, Befehle, Appelle, Warnungen, Verbote, Ratschläge und Bitten ausdrücken.

    Imperativ – Befehlsformen in anderen Modi

    Es ist allerdings auch möglich, dass Aufforderungen, Verbote etc. mit anderen Mitteln als dem Imperativ ausgedrückt werden. Damit es dabei nicht zu Verwechslungen kommt, findest Du hier abschließend noch ein paar Beispiele.

    In Gebrauchsanweisungen und Verhaltensrichtlinien wird häufig der Infinitiv für Aufforderungen gebraucht.

    Eier schaumig schlagen.

    Ruhe bewahren.

    Für Befehle werden auch der Modus Indikativ und die Passivform eines Verbs mit besonderer Betonung verwendet.

    Du gehst jetzt sofort nach Hause.

    Hier wird nicht gelacht!

    Um die Botschaft möglichst kurzzuhalten, wird insbesondere bei Verbotsschildern das Kopulaverb eines Satzes weggelassen.

    Betreten verboten!

    Rauchen in gekennzeichneten Bereichen erlaubt.

    Einzelne Nomen reichen manchmal aus, um einen Imperativsatz zu ersetzen.

    Ruhe!

    Achtung!

    Adhortativ

    Der sogenannte Adhortativ stellt eine Sonderform der Aufforderung dar, die manchmal zu den Imperativformen dazugezählt wird. Damit drückst Du eine Aufforderung aus, in die Du Dich einbeziehst.

    Gehen wir nach Hause!

    Seien wir mal vernünftig.

    Der Adhortativ existiert also nur in der 1. Person Plural. Er wird mit dem Verb im Konjunktiv I gebildet, der allerdings häufig mit der Indikativform übereinstimmt. Auch hier ist es von der Betonung und den Satzzeichen abhängig, ob der Satz als Aufforderung oder Frage gemeint ist.

    Der Konjunktiv I wird vorwiegend in der indirekten Rede verwendet, also um wörtliche Rede wiederzugeben: "Er sagt, wir seien sehr freundlich." Wenn Du mehr darüber erfahren möchtest, klick Dich doch in die Erklärung "Konjunktiv I".In der Erklärung "Aufforderungssatz" kannst Du Dich eingehender über Aufforderungen auch unabhängig vom Imperativ informieren.

    Imperativ Das Wichtigste

    • Der Imperativ ist einer der drei Modi des Verbs – die anderen beiden sind Indikativ und Konjunktiv.
    • Mit dem Imperativ drückst Du Aufforderungen aus.
    • Er funktioniert nur in der direkten Anrede und in der Gegenwart.
    • Der Imperativ wird für die 2. Person Singular und Plural sowie für die Höflichkeitsform "Sie" aus dem Infinitiv oder Indikativ eines Verbs gebildet.
    • Manche Verben bilden ihren Imperativ mit einem Ablaut, dabei verändert sich der Vokal "e" zu "i" oder "ie": essen – iss.
    • Der Imperativ kann je nachdem, wie er betont wird, Befehle, Bitten, Verbote, Ratschläge und Warnungen ausdrücken.
    • Aufforderungssätze können auch ohne den Imperativ formuliert werden, z. B. kannst Du Dich mit dem Adhortativ in eine Aufforderung einbeziehen.

    Nachweise

    1. Duden.de: Bildung des Imperativs. (09.06.2022)
    2. Grammis.ids-Mannheim.de: Ablaut. (01.06.2022)
    3. Grammis.ids-Mannheim.de: Adhortativ. (01.06.2022)
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Imperativ

    Wie bildet man den Imperativ?

    Der Imperativ wird regelmäßig aus dem Infinitiv und dem Indikativ des Verbs gebildet.

    2. Person Singular: Infinitiv ohne Endung "-en"

    2. Person Plural: Indikativform

    Höflichkeitsform: Infinitiv + Sie

    Was sind Beispiele für einen Imperativ?

    Der Imperativ ist die Befehlsform eines Verbs.

    Beispiele: Geh! Hört auf! Lies!

    In welcher Zeitform steht der Imperativ?

    Der Imperativ steht immer im Präsens, da er nur in der direkten Anrede verwendet wird.

    Was ist ein Imperativ Plural?

    Der Imperativ kann in der 2. Person und in der Höflichkeitsform im Plural stehen. Also als "Geht!" und "Gehen Sie!".

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