Bei einem Satz mit Verberststellung steht das Verb am Anfang, bei Verbletztstellung hingegen am Ende.
- Wäre der Kaffee doch nur etwas wärmer! (= Der Kaffee ist in Wirklichkeit nicht warm genug.)
- Wenn der Kaffee doch nur etwas wärmer wäre! (= Der Kaffee ist in Wirklichkeit nicht warm genug.)
Der Wunschsatz wird in der Fachsprache auch Desiderativsatz genannt.
Welche Arten von Wunschsätzen gibt es?
Je nachdem, ob ein Wunsch noch erfüllbar oder nicht mehr zu erfüllen ist, wird zwischen zwei Arten von Wunschsätzen unterschieden:
(a) Potenzialis
(b) Irrealis
Der (c) Heischesatz wird heutzutage eher seltener verwendet, weshalb er weniger wichtig ist als die ersten beiden Typen.
Der Unterschied zwischen Potenzialis und Irrealis
Den Unterschied zwischen Potenzialis und Irrealis zu kennen, ist wichtig. Denn davon hängt das Verständnis der Wunschsätze ab.
1. Potenzialis
Ein Wunschsatz im Potenzialis bringt einen Wunsch zum Ausdruck, der noch erfüllt werden kann.
Mit dem Gebrauch eines Potenzialis wird jedoch oft der gegenwärtige Zustand von etwas bemängelt.
- Würde die kranke Patientin doch wieder gesund werden!
- Wären die Preise doch etwas geringer!
- Wäre die Person doch etwas vernünftiger!
Bei den Beispielen ist es also möglich, dass sich die bemängelten Dinge noch ändern (Patientin wird gesund, Preise sinken, die Person wird vernünftiger).
2. Irrealis
Ein Wunschsatz im Irrealis hingegen drückt einen Wunsch aus, der nicht mehr zu erfüllen oder zu wirklichkeitsfern ist.
Unerfüllbar kann der Wunsch auch dann sein, wenn die / der Sprecher*in sich wünscht, das bereits Geschehene nachträglich zu verändern.
- Hätte es den Zweiten Weltkrieg doch nie gegeben!
- Hätte es bloß mehr Regen gegeben!
Du siehst, dass man mit dem Satz einen Wunsch ausdrückt, der nie in Erfüllung gehen kann.
3. Heischesatz
Die heute eher selten gewordene Variante des Wunschsatzes heißt Heischesatz. Heischen bedeutet soviel wie befehlen, gebieten oder fordern.
Ein Heischesatz ist demnach ein Satz, mit dem du dir wünschen kannst, dass etwas geschehen soll.
- Möge der arme Mensch doch Nahrung bekommen.
- Sein Wunsch möge in Erfüllung gehen.
- Man verzichte nur auf Hohn und Häme.
Bildung von Wunschsätzen
Die Bildung eines Wunschsatzes hängt teilweise davon ab, ob du einen erfüllbaren oder eher einen irrealen Wunsch ausdrücken möchtest. Im Folgenden siehst du einige Möglichkeiten:
Wunschsatz mit Verberststellung
Im Falle der Verberststellung steht das Verb am Anfang des Satzes und an das Satzende wird ein Ausrufezeichen gesetzt. Das Verb steht entweder im Konjunktiv II Präteritum oder im Konjunktiv II Plusquamperfekt. Die Satzbildung mit einem Verb im Konjunktiv Präteritum wirkt heute veraltet; daher empfiehlt sich der Gebrauch der Konjunktiv-Form im Plusquamperfekt wie im Beispiel zu Irrealis.
Ebenso wichtig ist der Gebrauch von Partikeln wie doch, nur, bloß. Diese werden entweder einzeln gebraucht oder in Kombination miteinander. Auch der Gradpartikel wenigstens wird häufig mit doch gebraucht, wie in den folgenden Beispielen:
- Käme er doch wenigstens übermorgen etwas pünktlicher!
- Würde er doch wenigstens übermorgen etwas pünktlicher kommen!
- Hätte es diesen schrecklichen Unfall doch nie gegeben!
Der einzige Unterschied zwischen einem Entscheidungsfragesatz und dieser Variante vom Wunschsatz ist, dass das Verb beim Verberst-Wunschsatz im Konjunktiv II steht und das Ausrufezeichen als Satzzeichen dient.
Wunschsatz mit Verbletztstellung
Eingeleitet wird diese Variante meistens durch "wenn" und ausnahmsweise durch "dass".Das Verb kann entweder im Konjunktiv II oder im Indikativ stehen. Auch für diese Variante gelten dieselben Regeln beim Gebrauch von Ausrufezeichen und Partikeln.
- Wenn er doch wenigstens übermorgen pünktlicher käme / kommen würde.(= noch erfüllbarer Wunsch, also ein Potenzialis)
- Wenn er wenigstens übermorgen nicht zu spät kommt!
- Wenn es diesen schrecklichen Unfall doch nie gegeben hätte!(= unerfüllbarer Wunsch, also ein Irrealis)
Bildung von Heischesätzen
In den meisten Fällen steht das Verb eines Heischesatzes entweder in der 3. Person Singular oder 3. Person Plural. Das Verb steht immer im Konjunktiv I (auch Konjunktiv Präsens genannt) und der Satz wird mit einem Punkt abgeschlossen.
- Man verzichte auf Gewalt.(verzichte = Konjunktiv I, 3. Person Singular)
- Möge er lang leben.(Möge = Konjunktiv I, 3. Person Singular)
- Möge der Boden fruchtbarer werden.
In den Beispielen steht das Verb entweder an erster Position oder an zweiter Position im Satz.
Zweck von Wunschsätzen
Nicht nur zur Äußerung eines erfüllbaren oder unerfüllbaren Wunsches kannst du einen Wunschsatz gebrauchen. Auch eine Kritik an bestehenden Zuständen ist hiermit möglich. Mit einem Heischesatz im Wunschmodus dagegen kannst du eine etwas höflichere Aufforderung erteilen. Allenfalls ist der Zweck vom jeweiligen Typ des Wunschsatzes abhängig.
Wunschsatz - Das Wichtigste
- Insgesamt gibt es zwei Typen von Wunschsätzen: Potenzialis und Irrealis.
- Potenzialis steht für erfüllbare Wünsche, Irrealis hingegen für unerfüllbare Wünsche.
- Es gibt zwei Möglichkeiten zur Bildung eines Wunschsatzes: entweder mit einem Satz mit Verberststellung und / oder mit einer Verbletztstellung.
- Der Konjunktiv II ist die häufigste Verbform bei Wunschsätzen.
- Heischesätze werden heutzutage nur selten verwendet.
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Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.
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